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Simtek F1 Team

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Beitrag Samstag, 01. April 2006

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Das Simtek Team stieg 1994 in die Formel-1 ein. Simtek ist eine Abkürzung für Simulation technology. Das Team wurde 1989 von Nick Wirth, der dann auch Designer der Simtek Rennwagen war, und vom heutigen FIA Chef Max Mosley gegründet.

Zunächst war Simtek kein Team, das im Motorsport fuhr. Vielmehr war Simtek Zulieferant. Man half Ligier in der Formel-1, vielen Teams in der ChampCar und Formel-3000 und 1991 baute man für BMW einen Formel-1 Rennwagen. Damals planten die Münchner Motorenbauer einen Einstieg mit einem Werksteam in der Formel-1. Doch das Projekt platzte. Da aber Simtek bereits ein Auto designed hatte, trat man es an das Andrea Moda Judd Team ab, die damit 1992 in der Formel-1 fuhren, allerdings erfolglos. Der Brasilianer Roberto Moreno schaffte es nur beim Monaco GP den S921 (der BMW von 1991 hieß S911) das Auto in die Startaufstellung zu bringen. Von Rang 26 gestartet schied er allerdings mit Motorschaden aus. Ansonsten schafften es die Andrea Moda Fahrer Moreno, die Italiener Alex Caffi und Enrico Bertaggia, sowie der Brite Perry McCarthy es nie, den Wagen für das Rennen zu qualifizieren.

Das Chassis wanderte als S193 für 1993 zum spanischen Bravo Judd Team. Das Team von Pierre Mosnier wollte 1993 in die Formel-1 einsteigen. Teammanager war der ehemalige spanische Formel-1 Pilot Adrian Campos. Als Fahrer nahm man den Italiener Nicola Larini, sowie den Spanier Jordi Gené (der ältere Bruder des heutigen Ferrari Testfahrers Marc Gené) unter Vertrag. Die beiden Spanier Pedro de La Rosa und Ivan Arias heuerten als Testfahrer an. Doch das Geld ging noch vor der Saison 1993 aus und das Team bestritt nie ein GP Rennen.

Das Auto wanderte wieder zu Simtek zurück. Es war die Basis des Simtek Ford S941, mit welchem das britische Simtek Team 1994 in die Formel-1 Einstieg. Als Fahrer verpflichtete das vom Fernsehsender MTV finanzierte Team den Australier David Brabham, sowie den Österreicher Roland Ratzenberger. Brabham verpflichtete man zwecks der Tatsache, dass sein Vater und 3-maliger Formel-1 Weltmeister Jack Brabham mit für das Team arbeitete. Ratzenberger dagegen brachte Sponsoren mit. Mit 33 Jahren war er bei seinem Formel-1 Debüt aber bereits alt. Zuvor wurden Einstiege von Ratzenberger immer wieder verhindert, sowie bei Jordan 1991. Brabham brachte immerhin etwas Formel-1 Erfahrung mit: 1990 fuhr er für das Brabham Team und 1992, sowie 1993 war er Testfahrer bei Footwork Arrows.

Aber alles von Beginn: Im August 1993 wurde das Simtek Formel-1 Team gegründet. Sofort wurden Jack und David Brabham mit an Bord geholt. Brabham begann auch mit den Testfahrten noch ab Oktober. Währenddessen suchte das Team nach einem 2. Fahrer. Bevor man Roland Ratzenberger verpflichtete, gab es noch viele weitere attraktive Kandidaten. Nur eins war klar: Geld musste derjenige Fahrer auf jeden Fall mitbringen, denn bei den ersten Tests mit David Brabham war auf dem damals blau-schwarzem Renner kein einzige Sponsorenaufkleber. Man nahm Kontakt mit dem Italiener Andrea de Cesaris auf, der nochmal ein Formel-1 Comeback starten wollte. Er wäre nicht nur wegen den Sponsorengeld von Marlboro für Simtek perfekt gewesen, denn De Cesaris hatte auch einige Jahre GP Erfahrung. Von Amerika drückte ein weiterer Kandidat in das Simtek Cockpit: Der Brasilianer Gil de Ferran, heute Sportchef bei Honda. Doch beide waren auch schnell wieder aus dem Simtek Transferkarussell heraußen und nach dem auch die Verpflichtung des Franzosen Jean Marc Gounon scheiterte, wurde für die ersten 5 Rennen Ratzenberger in die Formel-1 gehievt.

Beim Auftakt in Brasilien schaffte es Ratzenberger aber nicht in die Startaufstellung. David Brabham dagegen wurde immerhin 26. Im Rennen kam er als 12. ins Ziel. Beim Pacific GP qualifizierten sich beide, allerdings in der letzten Startreihe. Während bei Brabham der Motor platzte, wurde Ratzenberger immerhin 11. Doch beim Imola GP gab es die Katastrophe: Im Qualifying brach bei Ratzenberger der Frontflügel. Er fuhr mit vollem Tempo in die Streckenbegrenzung und verstarb an tödlichen Nackenverletzungen. Erstmals seit 1986, als Elio de Angelis bei Testfahrten in LeCastellet verstarb, gab es in der Formel-1 wieder einen tödlichen Unfall. Doch der Höhepunkt des schwarzen Wochenendes in Imola 1994 war der tödliche Rennunfall von Ayrton Senna in seinem Williams Renault. Trotz des Ratzenberger Crash startete Brabham im Rennen, hatte aber nach einem Plattfuß ebenfalls einen Unfall. In Monaco fuhr Simtek Ford mit Brabham nur mit einem Auto. Nach einem Aufhängungsschaden gab es aber wieder einen Crash. Für den Spanien GP verpflichtete man den Italiener Andrea Montermini. Doch das Pech hing dem Team und dem 2. Auto am Fuß hängen. Im Training verunglückte Montermini schwer und verletzte sich vor allem an den Beinen. Brabham fuhr mit Rang 10 immerhin das bis dato beste Ergebnis der Teamgeschichte in der Formel-1 ein. In Kanada fuhr Simtek wieder nur mit Brabham. Man hatte keinen Ersatz für den verletzten Montermini gefunden. Erst beim Frankreich GP kam dann jener Gounon ins Team, den Simtek schon vor der Saison verpflichten wollte. Nach einem 14. Platz in Kanada schied Brabham in Frankreich mit Getriebeschaden aus. Gounon wurde bei seinem Simtek Debüt aber gleich 9. Beim Großbritannien GP erreichten erstmals beide Simtek Ford das Ziel. Brabham wurde vor Gounon 15. Beim Deutschland GP folgte der Doppel- Ankunft aber gleich ein Doppel- Ausfall. Bei Brabham gab es einen Kupplungsschaden und bei Gounon einen Getriebeschaden. In Ungarn und Belgien gab es jeweils einen 11. Platz und einen Ausfall. Zunächst wurde in Budapest Brabham 11. und Gounon schied wegen mangelndem Handling aus, in Spa dann erreichte Gounon den Zielstrich und Brabham schied aus. Die Ausfallursache war ein verlorenes Rad. Beim Italien GP folgte wieder ein Doppelausfall. Beim Portugal GP wurde Gounon 15. Es blieb aber sein letztes Rennen, denn für den Europa GP hatte Simtek Ford bereits den Italiener Domenico Schiattarella verpflichtet. Währenddessen kollidierte Brabham mit dem Ferrari Piloten Jean Alesi. Schiattarella wurde bei seinem Simtek Einstand 19., während Brabham aufgrund eines Motorschadens die schwarz-weiß karierte Flagge nicht sehen konnte. Beim Japan GP fuhr an Stelle von Schiattarella der Japaner Taki Inoue, doch beim 1994er Saisonfinale in Australien fuhr wieder Schiattarella den 2. Simtek Ford. Die Position von Brabham im Team war unbestritten. Auch ein spektakulärer Testunfall im britischen Silverstone im Juli, bei dem er sich überschlug, gefährdete seine Einsätze 1994 nicht. In Japan wurde er nochmal 12., während Takachiho Inoue wegen eines Unfalls ausschied. In Australien erreichte kein Simtek das Ziel.

Für 1995 war kaum Besserung in Sicht: MTV stieg als Hauptsponsor aus. Mit Schiattarella hatte man daher einen Bezahlfahrer verpflichtet bzw. dessen Vertrag verlängert. Als 2. Fahrer brachte der Benetton Renault Teamchef Flavio Briatore den Holländer Jos Verstappen im Simtek Ford S951 unter. Verstappen ließ auch die eigentliche Leistung des Autos aufblitzen. So kämpfte er beim Argentinien GP lange mit Ferrari Pilot Gerhard Berger um Positionen. In Argentinien stellte er auch seinen Simtek auf Startplatz 14. Testfahrer der Saison 1994 war übrigens der Japaner Hideki Noda. Der Auftakt der Saison 1995 in Brasilien begann für Simtek Ford schlecht. Beide fielen mit technischen Defekten aus. Danach kam das angesprochene gute Rennen von Verstappen in Argentinien, bei dem Schiattarella immerhin am Ende 9. wurde. In Imola gab es wieder einen Doppelausfall: Schiattarella verunfallte nach einem Aufhängungsschaden und Verstappen hatte einen Getriebedefekt. Beim Spanien GP kam Verstappen als 12. und Schiattarella als 15 ins Ziel. Beim Monaco GP fuhr Simtek dann zum letzten Mal. Nach dem Unfall beim ersten Start waren beide Renner aber auch draußen.

So ging die Simtek Formel-1 Karriere bereits nach 21 Rennen zu Ende. David Brabham fuhr für Simtek 16 Rennen, Gounon 7, Schiattarella 6, Verstappen 5, Ratzenberger 3 (1), Inoue 1 und Montermini 1 (0).

Beitrag Sonntag, 02. April 2006

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Nick Wirth ist ein interessanter Ingenieur.
1987 arbeitete er zusammen mit Adrian Newey am March 881.
1988 bekam er ein Angebot von Guy Ligier als Chefdesigner.
Er lehnte ab und blieb bei March bzw. Leyton-House.
Beim Nissan Le Mans Projekt war er Track-Engineer, und bastelte
an einer aktiven Radaufhängung.

Nach den Simtek Zeit ging er zu Benetton. Sauber und Ferrari
wollten ihn auch verpflichten. Ende 1999 verliess er Benetton
frustriert, und beschäftigt sich heute mit Industrierobotern.

Genaueres weiss ich auch nicht. :?


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