Senna 1988

Heute hat Senna ja einen Legenden-Ruf, fast durchweg positiv.

Ich lese aber gerade die Grand Prix Story 88 und da kommt Senna gar nicht so gut rüber. Er galt als "eiskalter Engel", zu aggressiv und brutal, kam mit keinem richtig aus ("Prost ist noch der Teamkollege, mit dem ich am besten auskomm"), sein Manöver in Estoril, als er Prost mit 300 gegen die Boxenmauer drückte wurde von vielen als Manöver ohne Menschlichkeit eingestuft und so weiter

Wie seht ihr das? Hat sich Sennas Ruf erst über die Jahre verbessert?

MichaelZ hat geschrieben:

Heute hat Senna ja einen Legenden-Ruf, fast durchweg positiv.

Ich lese aber gerade die Grand Prix Story 88 und da kommt Senna gar nicht so gut rüber. Er galt als "eiskalter Engel", zu aggressiv und brutal, kam mit keinem richtig aus ("Prost ist noch der Teamkollege, mit dem ich am besten auskomm"), sein Manöver in Estoril, als er Prost mit 300 gegen die Boxenmauer drückte wurde von vielen als Manöver ohne Menschlichkeit eingestuft und so weiter

Wie seht ihr das? Hat sich Sennas Ruf erst über die Jahre verbessert?

Hm, auch auf die Gefahr hin, daß ich jetzt gesteinigt werde: Ich behaupte mal, wenn Senna noch am Leben wäre, hätte er einen schlechteren Ruf als jetzt. Aus Pietätgründen läßt man eben die negativen Seiten weg, wenn man über Verstorbene spricht. Auch über Schumacher hätten viele eine andere Meinung, wenn er Sennas Schicksal geteilt hätte. Daß Senna sein Leben bei einem Rennen verlor, bei dem Millionen vor dem Fernseher saßen, steigert imo diese Betroffenheit noch.
Senna war ein Alpha-Tier, und diese Menschen polarisieren grundsätzlich. Bei einem solchen Schicksalsschlag jedoch, wird allen plötzlich bewußt, wie nichtig die Gründe waren, wegen denen man sich zuvor teilweise fast gehaßt hat.

Ja das hört man öfter das Argument, auch zum Beispiel in Zusammenhang mit Elio de Angelis.

Wo siehst Du den Widerspruch, Micha? Natürlich wird nach tödlichen Unfällen einiges glorifiziert, aber der "Mythos Senna" beruhte schon zu seinen Lebzeiten genau auf dem, was Du hier ansprichst - er war extrem ehrgeizig und erfolgshungrig, extrem kompromisslos und war auch bereit, dafür Risiken einzugehen. Er wollte diesen Titel 88 unbedingt und er wußte, dass er sich gegen Prost durchsetzen mußte... Und natürlich war er noch jung und machte Fehler. Sicher hätte er eine Aktion wie in Estoril später nicht mehr gebracht und er gab ja auch selber zu, dass das ein Lernprozess war und er selbst aus Niederlagen wie z.B. Monaco die richtigen Lehren zog...