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Selbstlose Taten im Rennsport

Das Formel 1 Forum früherer Tage...
Beitrag Freitag, 09. Juni 2006

Beiträge: 759
Hallo Freunde!

Aufgrund der Berichte über David Purley und dessen verzweifelten Rettungsversuch beim Unfall von Roger Williamson habe ich mir überlegt, wann es ähnliche oder andere Aktionen selbstloser Taten gab. Mir fällt hier spontant die Rettungsaktion von Niki Lauda am Nürburgring ein, den Arturo Merzario, Brett Lunger, Guy Edwards und Harald Ertl aus dem brennenden Wagen zogen.

Aber große Bewunderung erhält für mich Peter Collins, der 1956 Weltmeister werden konnte und in Monza auf dem Weg zu diesem war, doch selbstlos wie er war, dem bereits ausgeschiedenen Juan Manuel Fangio seinen Wagen übergab, damit dieser Weltmeister werden konnte.
Hier ein Auszug aus Wikipedia

[...]Damit war im eigentlichen Sinne die Tür für den Erfolg Peter Collins weit aufgestoßen. Ein zweiter Rang und eine schnellste Rennrunde, also insgesamt sieben Punkte, waren absolut im Bereich des Möglichen. In der 35. Runde fuhr er zum obligatorischen Reifenwechsel und sah den völlig demoralisierten 45-jährigen Champion, der sich mit versteinertem Gesich nicht traute, ihn um seinen Wagen zu bitten.

Daraufhin bot ihm Collins in seiner für ihn charakteristischen, offenen Weise den Wagen an. Er selbst sei noch jung - schließlich ist er zu diesem Zeitpunkt zwanzig Jahr jünger als der Argentinier - und habe bestimmt noch weitere Chancen auf eine Weltmeisterschaft in den kommenden Jahren. Fangio soll es nach eigenem Bekunden fast peinlich gewesen sei, wechselte das Fahrzeug, um somit die Weltmeisterschaft zu gewinnen, was er dem jungen Briten stets hoch anrechnete, der sich seinerseits in seinen Hoffnungen getäuscht sah. Diese "Fair-Play"-Geste rechneten Collins ebenfalls der "Commendatore" und die italienische Fans hoch an, bei denen er dadurch zum Publikumsliebling wird.


Leider verstarb Collins zwei Jahre später am Nürburgring (Streckenabschnitt Pflanzgarten).
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Euer pironi

Beitrag Freitag, 09. Juni 2006

Beiträge: 1192
Es war sehr selbstlos von Collins! Nicht nur den Weltmeistertitel, auch den Vizeweltmeistertitel vergab er(Vize wurde Stirling Moss).

Dann gab es noch jemanden(ich komm nicht auf den Namen), der Clay Reggazzoni in Kyalami 1973(?) aus dessen brennenden Wrack rettete.
Frage an euch Experten: Wer war das?
Heinz-Harald Frentzen: "Tanja und ich, wir werden Papa!"

Formel 1-Tippspielteam: Hansa-Rostock-Ferrari-YouTube-Team

Beitrag Freitag, 09. Juni 2006

Beiträge: 759
CaoCao hat geschrieben:
Dann gab es noch jemanden(ich komm nicht auf den Namen), der Clay Reggazzoni in Kyalami 1973(?) aus dessen brennenden Wrack rettete.
Frage an euch Experten: Wer war das?


Mike "The Bike" Hailwood war das. Komisch, viele, die zu diversen Unfällen zu Hilfe kamen, sind später selber auf tragische Weise gestorben (Hailwood, Purley, Ertl...), ein Zufall?
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Euer pironi

Beitrag Freitag, 09. Juni 2006

Beiträge: 45812
Interessantes Thema. Wir hatten schon Mal eine Diskussion über Fahrer, die anderen aus Unfallwracks halfen. Hier der Thread:

https://www.motorsport-magazin.com/forum/viewtopic.php?t=10844

Beitrag Dienstag, 13. Juni 2006

Beiträge: 8060
CaoCao hat geschrieben:
Es war sehr selbstlos von Collins! Nicht nur den Weltmeistertitel, auch den Vizeweltmeistertitel vergab er(Vize wurde Stirling Moss).

Collins Tat wird immer gerne als selbstlos bezeichnet, aber so ganz sicher bin ich mir da nicht. Soweit ich weiss wurden auch Castellotti und Musso aufgefordert ihre Autos Fangio zu überlassen, aber die Italiener wollten das natürlich nicht machen - bei ihrem Heimrennen auch logisch.

Und man darf nicht vergessen dass Fangio (für viel Geld) bei Ferrari eingekauft wurde um den Titel zu holen. Daher war es eigentlich nur logisch das alles getan wurde um ihn zu unterstützen. Und in dem Fall ging es ja wirklich nur darum ob Collins den Titel FÜR FERRARI holt oder ob Fangio den Titel FÜR FERRARI holt - also war es logisch dass man sich für den 'teueren' Fangio entschied (siehe auch der Fall Irvine 1999 bei Ferrari).

Fangio war übrigens ziemlich sauer auf Musso und Castellotti - nicht weil sie ihm ihre Autos nicht überliesen, sondern weil sie sich in einem Kampf gegeneinander und gegen Moss aufrieben - und Materialschäden erlitten. Der Argentinier hierzu: "Diese Burschen (Castellotti und Musso) verloren das Rennen, und man kann mit gewissem Recht sagen, es lag an ihnen, dass auch ich es verlor. Ich war eindeutig dafür gewesen, das Rennen auf der sicheren Seite durchzuziehen, ohne uns auf einen solchen Kampf einzulassen."

Beitrag Dienstag, 13. Juni 2006

Beiträge: 759
Alfalfa hat geschrieben:
CaoCao hat geschrieben:
Es war sehr selbstlos von Collins! Nicht nur den Weltmeistertitel, auch den Vizeweltmeistertitel vergab er(Vize wurde Stirling Moss).

Collins Tat wird immer gerne als selbstlos bezeichnet, aber so ganz sicher bin ich mir da nicht. Soweit ich weiss wurden auch Castellotti und Musso aufgefordert ihre Autos Fangio zu überlassen, aber die Italiener wollten das natürlich nicht machen - bei ihrem Heimrennen auch logisch.

Und man darf nicht vergessen dass Fangio (für viel Geld) bei Ferrari eingekauft wurde um den Titel zu holen. Daher war es eigentlich nur logisch das alles getan wurde um ihn zu unterstützen. Und in dem Fall ging es ja wirklich nur darum ob Collins den Titel FÜR FERRARI holt oder ob Fangio den Titel FÜR FERRARI holt - also war es logisch dass man sich für den 'teueren' Fangio entschied (siehe auch der Fall Irvine 1999 bei Ferrari).

Fangio war übrigens ziemlich sauer auf Musso und Castellotti - nicht weil sie ihm ihre Autos nicht überliesen, sondern weil sie sich in einem Kampf gegeneinander und gegen Moss aufrieben - und Materialschäden erlitten. Der Argentinier hierzu: "Diese Burschen (Castellotti und Musso) verloren das Rennen, und man kann mit gewissem Recht sagen, es lag an ihnen, dass auch ich es verlor. Ich war eindeutig dafür gewesen, das Rennen auf der sicheren Seite durchzuziehen, ohne uns auf einen solchen Kampf einzulassen."


Du hast zum Teil Recht, allerdings hätte sich Collins auch quer stellen können, die anderen beiden Fahrer (Musso, Castellotti) hatten keine Chance mehr auf den Titel, der Brite schon, daher sehe ich das ein wenig anders.
Bist du dir sicher, dass Ferrari Collins aufgefordert hat, den Wagen zu übergeben oder kam es aus eigenen Stücken?

Eine andere Frage: wer war das damals, der in den 60er Jahren zur Box zurücklief um einen Schraubenzieher zu holen und damit seinen Kollegen aus dem verunfallten Wagen zu befreien? Hill? Ich habe es irgendwann mal gelesen, kann mich aber nur noch schlecht daran erinnern.
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Euer pironi

Beitrag Dienstag, 13. Juni 2006

Beiträge: 8060
pironi hat geschrieben:
Bist du dir sicher, dass Ferrari Collins aufgefordert hat, den Wagen zu übergeben oder kam es aus eigenen Stücken?

Also soweit ich weiss machte das Collins aus freien Stücken - wie man an den beiden Italienern sieht ließen die sich in keiner Weise nicht zwingen.

Aber ihm (Collins) war auch klar dass Fangio auf den Titel 'angesetzt' (und wie bereits erwähnt - sehr gut dafür bezahlt) war - und er wusste was sich gehört - schließlich wollte er beim Top-Team der damaligen Zeit (Ferrari) bleiben.

Trotzdem war es natürlich eine feine Geste von ihm.

Beitrag Dienstag, 13. Juni 2006

Beiträge: 3303
Alfalfa hat geschrieben:
CaoCao hat geschrieben:
Es war sehr selbstlos von Collins! Nicht nur den Weltmeistertitel, auch den Vizeweltmeistertitel vergab er(Vize wurde Stirling Moss).

Collins Tat wird immer gerne als selbstlos bezeichnet, aber so ganz sicher bin ich mir da nicht. Soweit ich weiss wurden auch Castellotti und Musso aufgefordert ihre Autos Fangio zu überlassen, aber die Italiener wollten das natürlich nicht machen - bei ihrem Heimrennen auch logisch.

Und man darf nicht vergessen dass Fangio (für viel Geld) bei Ferrari eingekauft wurde um den Titel zu holen. Daher war es eigentlich nur logisch das alles getan wurde um ihn zu unterstützen. Und in dem Fall ging es ja wirklich nur darum ob Collins den Titel FÜR FERRARI holt oder ob Fangio den Titel FÜR FERRARI holt - also war es logisch dass man sich für den 'teueren' Fangio entschied (siehe auch der Fall Irvine 1999 bei Ferrari).

Fangio war übrigens ziemlich sauer auf Musso und Castellotti - nicht weil sie ihm ihre Autos nicht überliesen, sondern weil sie sich in einem Kampf gegeneinander und gegen Moss aufrieben - und Materialschäden erlitten. Der Argentinier hierzu: "Diese Burschen (Castellotti und Musso) verloren das Rennen, und man kann mit gewissem Recht sagen, es lag an ihnen, dass auch ich es verlor. Ich war eindeutig dafür gewesen, das Rennen auf der sicheren Seite durchzuziehen, ohne uns auf einen solchen Kampf einzulassen."



Ich weiss nicht ob ich deine These so teilen kann . In verschiedenen
Büchern habe ich gelesen das der damalige Ferrari Rennleiter Eraldo Sculati nicht sonderlich daran interessiert war ,das Fangio geholfen wurde .
Nachdem Fangio wegen einem Schaden an der Lenkung vier Runden an der Box verloren hatte ,sah er wohl keinen Sinn mehr darin mit dem Wagen weiter zu fahren .Der Rückstand war einfach zu groß. also überlies er seinen reparierten Wagen dem bereits in Runde neun ausgefallenen Castelotti der natürlich gern sein Heimrennen zu Ende fahren wollte . Fangios Manager Marcello Giambertone forderte daraufhin Eraldo Sculati auf ,Musso rein zu holen damit Fangio dessen Wagen übernehmen kann . Sculati hatte aber scheinbar kein sonderliches Interesse an der Umsetzung dieser Idee und fragte bei Musso erst nach ,nachdem dieser zum Reifenwechsel in die Box kam .Musso lehnte ab und damit war die Sache für Ferrari wohl erledigt . Giambertone fragt daher einige Runden später ,also Collins
Reifen wechselte selbst bei ihm nach ob er eventuell mit Fangio tauschen würde und Collins steigt aus dem Auto gibt es Fangio .

Das an der Geschichte was wahres dran sein muss belegen die Statistiken . Fangio ist mit dem Lancia D50 ( Chassis 0010) St.Nr. 22 gestartet. Castellotti hatte Chassis Nr. 0009 und St.Nr. 24 ,Collins fuhr mit Chassis Nr. 0008 und St.Nr. 26 .
Im Zieleinlauf wird der Lancia D50 Chassis Nr. 0008 /St.Nr. 26 auf P 2 geführt und Collins /Fangio als Fahrer eingetragen . Der Wagen mit der St.Nr. 22 (Chassis 0010) wird auf P 9 geführt mit der Faherpaarung Fangio/Castellotti. Der Lancia Chassis Nr. 0009/St.Nr. 24 wird mit Runde 9 als Ausfall gemeldet . Also muss die Geschichte das Castellotti den Fangio Lancia übernommen hat stimmen und somit kann man Castellotti auch schlecht gefragt haben ob er mit Fangio tauschen möchte .Der schwarze Peter bleibt da wohl allein an Musso hängen .

Der Vergleich mit Irvine ist nicht schlecht nur deute ich ihn gerade andersrum. Mit Fangio wurde wohl einer Weltmeister den Ferrari nicht (mehr) als weltmeister sehen wollte .
Ich gehe nämlich nicht davon aus das der Ferrari Rennleiter ohne Anweisungen von Enzo gehandelt hat .
Da Fangio für die folgende Saison bei Erzfeind Maserati unterschrieben hatte und auch sonst über die Saison nicht sonderlich zimperlich mit der Ferrari Truppe ins Gericht gegangen ist ,stand er in Maranello wohl mehr oder weniger auf der schwarzen Liste .
Ein gutes Beispiel dafür wie glücklich man mit Fangio als Weltmeister war ist die Tatsache das 1956 alle Ferrari Fahrer auf Grund der doch sehr erfolgreichen Saison eine goldene Medaille von Enzo bekamen . Alle bis auf einen und dieser eine ist der Weltmeister .
Fangio hat die Medalie dann zweimal angefordert aber nie eine Antworet ,geschweige denn eine Medaille erhalten .

Beitrag Dienstag, 13. Juni 2006

Beiträge: 8060
Du bist erstaunlich gut informiert.

Gerade dieses Rennen hat mich immer sehr interessiert.

Danke für die Castellotti-Info. Ich werde der Sache auch noch aml nachgehen.

Musso soll schon in Argentinien stinksauer gewesen sein als er Fangio sein Auto überlassen musste - insofern kann ich mir seine Weigerung schon lebhaft vorstellen.

Ich kenne die Geschichte von der Abneigung Fangio/Ferrari - aber ich habe NIE daran geblaubt dass sich beide beim Kampf um die WM sabotieren - da waren sie wirklich zu abgebrüht & clever dazu. Das ganze war eine Zweckpartnerschaft - und eine teure noch dazu. Bei Ferrari gab es nie einen anderen Kandidaten auf den WM-Titel als Fangio - auch wenn Ferrari Collins sehr mochte und ihn auch immer wieder lobend erwähnte.

Beitrag Dienstag, 13. Juni 2006

Beiträge: 3303
Alfalfa hat geschrieben:
Du bist erstaunlich gut informiert.

Gerade dieses Rennen hat mich immer sehr interessiert.

Danke für die Castellotti-Info. Ich werde der Sache auch noch aml nachgehen.

Musso soll schon in Argentinien stinksauer gewesen sein als er Fangio sein Auto überlassen musste - insofern kann ich mir seine Weigerung schon lebhaft vorstellen.

Ich kenne die Geschichte von der Abneigung Fangio/Ferrari - aber ich habe NIE daran geblaubt dass sich beide beim Kampf um die WM sabotieren - da waren sie wirklich zu abgebrüht & clever dazu. Das ganze war eine Zweckpartnerschaft - und eine teure noch dazu. Bei Ferrari gab es nie einen anderen Kandidaten auf den WM-Titel als Fangio - auch wenn Ferrari Collins sehr mochte und ihn auch immer wieder lobend erwähnte.



Die Statiikdaten habe ich aus P.Sheldon " F1 Register" sowie aus Lang "Grand Prix" und aus dem eigenen "Archiv" ,die Story mit dem Rennleiter und Fangios Manager stand mal im "Auto Jahr" sowie in einer Fangio Biografie und irgendwo (wenn ich nur wüsste wo ) hab ich sie vor garnicht so langer Zeit mal in einer deutschsprachigen Neuerscheinung eines Nachschlagewerkes lesen ..
Aber auch bei mir geht das Gedächtnis langsam in Rente 8-)


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