Das Thema 'Überschlag des Sauber 1985 in Le Mans' hat mich wieder auf den Plan gerufen, mal etwas über die Vorzeit von Sauber (als er noch jung war, obwohl er - glaube ich - bereits bei der Geburt eine Glatze hatte!) und seinem Rennstall zu schreiben. Einige Male hatte ich ja bereits angesetzt, bin aber nie sehr weit gekommen, weil da halt ein bisschen Recherche fällig ist. Auch muss ich gleich vornweg schicken dass ich kein großer Sauber-Fan bin. Die Geschichte dieses Rennstalls ist aber interessant genug, um mal die frühen Jahre etwas näher zu beleuchten. Die F1-Geschichte seit 1993 ist ja bereits von Michael sehr gut beleuchtet worden - und zwar in diesem Thread: www.motorsport-magazin.com/forum/viewtopic.php?p=180827
Hier nun meine Anmerkungen (und ein paar Bilder) der Zeit von 1969-1991 - und der Sauber Autos C1-C291, darin enthalten - man höre und staune - auch eine enge Zusammenarbeit mit BMW in den späten 70er und frühen 80er Jahren:
Mit 24 (Sauber arbeitet zu diesem Zeitpunkt noch in der väterlichen Elektrobetrieb - übrigens den zweitgrössten der Schweiz) macht Peter Sauber an seinem Arbeitsort in Zürich-Riesbach Bekanntschaft mit einem Rennfahrer namens Arthur Blank, der gerade seine aufgemotzten VW-Käfer verkaufen will. Je nach Version des Erzählenden ist Sauber von dem Gefährt so beeindruckt, dass er es kauft - oder aber es wurde ihm vom flinken Blank aufgeschwatzt. Zu Werbezwecken lässt er sich für Rennteilnahmen am Sternenberg im Tösstal, am Kerenzerberg und in Gargellen einspannen. Etwas widerwillig, denn das Basteln hat ihm immer mehr Spass gemacht als das Fahren. An Autos interessieren ihm eher die technischen Belange.
So lässt er es sich auch nicht nehmen, den getunten Käfer weiter zu 'verfeinern'. Im Winter speckt er das Gefährt durch Verwendung von Polyester auf ca. 600 kg ab; mit Hilfe von Tuner Hegglin wird der Motor auf 110 PS gebracht. Kennzeichen ist ein Schnorchel auf dem Dach. Mit diesem Auto muss Sauber nun bei den Sportwagen antreten. 25 Rennen fährt er, darunter alle Läufe zur Schweizer Meisterschaft. Für die Saison 1969 schafft er eine eigene Kunststoffkarrosserie, die das Fahrzeug eher als Sportwagen identifizieren soll. 'Käseschnitte' wird das Gefährt spöttisch genannt - zur damaligen Zeit ist die Keilform der letzte Schrei im Rennwagenbau.
Der umgebaute Blank-VW mit dem Charme eine Jeeps, auch Käseschnitte genannt, war Saubers erstes Rennauto. Hier in seiner zweiten Saison 1969.
In diesem Jahr verlässt Sauber den väterlichen Betrieb, um bei Tuner Hegglin zu arbeiten. Als 'Mädchen für alles' beschäftigt, hat der Job für ihn eigentlich nie eine rechte Zukunft. Doch er bringt ihn auf die Idee, sich selbstständig zu machen und Sportwagen zu bauen. So macht er sich mit seinem Freund Bruno Wernli schon bald an die Arbeit. Die ersten beiden Fahrzeuge entstehen in seinem Kinderzimmer in der elterlichen Villa. Als die Autos fertiggestellt sind, muss sogar die Wand herausgebrochen werden, weil man die Autos sonst nicht aus dem Zimmer raus gebracht hätte!
Sein neues Hobby trifft nicht nur auf Begeisterung, seine Eltern waren alles andere als begeistert dass er in Rennwagen-Geschäft einsteigt. Auch seine Frau ist dagegen - und hält die Kinder von Anfang an konsequent von den Rennpisten fern.
Aber Sauber ist kein Fanatiker, er sieht das ganze eher als Geschäft. Jahre später erzählt er dass er zu Beginn null Ahnung vom Rennsport hatte, ja er habe nicht einmal vom Rennsportverbot in der Schweiz gewusst!! Schwer zu glauben, dass die Aussage vom derzeit bekanntesten Schweizer im internationalen Autorennsport stammt.
Mit dem C1 entsteht im Winter 1969/70 die erste professionelle Konstruktion. Das C steht - wie bei allen nachfolgenden Modellen - für den Anfangsbuchstaben von Peter Saubers Frau Christiane (ob die damals noch konsequent am Motorsport Desinteressierte über diese Bezeichnung begeistert war ist nicht überliefert). Als Motor wird der C1 mit einem Ford-Cosworth 998-ccm Hubraum, der 115 PS leistet, bestückt. Aufhängungsteile, Lenkung und die Kraftübertragung werden von zwei ausgedienten Brabham BT17 der F3 übernommen. Als Werkstätte dient nun der Keller des elterlichen Hauses. Drei Monate dauert dieser 'Umbau'. Und auch jetzt muss die Wand herausgeschlagen werden, um das Auto ins Freie zu befördern. Danach hat Papa Sauber endgültig die Schnauze voll vom 'Bauwahn' seines Sohnes und verfrachtet ihn in eine Werkhalle seines Elektrobetriebs in Hinwil.
Aus einem Formel 3 entstanden - der Sauber C1 - für 1970 sieht das Auto erstaunlich modern aus. Man sieht es dem Bild vielleicht an - das Auto ist winzig klein...
Im März 1970 gründet Sauber die PP Sauber AG (PP steht für Paucoplast, dem Zulieferer der die Karosserien baut). Gemeinsam mit Bruno Wernli setzt er seine Eigenkonstruktionen bei Rennen ein und gewinnt gleich im Frühjahr ein Rennen in Hockenheim. Es ist nur der Anfang einer Reihe von Siegen in dieser Saison. Das Jahr beendet Sauber als Schweizer Meister der Sportwagen. Jeder andere Fahrer würde sich nach einem solchen Erfolg zu Höherem berufen fühlen. Nicht so Peter Sauber. Nach wie vor fasziniert ihn die Technik weit mehr, und so beschliesst er, seine Energie nun ausschließlich für den Bau seiner Fahrzeuge aufzuwenden.
Am Genfer Salon 1970 versetzt er die Schweizer Fachwelt in Staunen, als er einen technisch ausgeklügelten C2 mit 1,8-Liter-Cosworth-Motor präsentiert. Dem erfolgreichen Konzept des C1 ist er treu geblieben. Diesmal hat Sauber aber Teile eines March 702 F2 verwendet und - im Gegensatz zum Vorjahresmodell - Motor und Getriebe als Träger des Hecks eingebaut. Mit seinem breiten Fahrgestell eignet sich das Auto vor allem für Einsätze in den Bergen. Die Aerodynamik ist noch nicht ausgereift, dennoch verspricht er sich von der Eigenkonstruktion Erfolg. SAR-Präsident Hans Kühnis zögert nicht lange und kauft einen. Als routinierter Fahrer weiss er das Potenzial des C2 eher auszuschöpfen als Peter Sauber und pilotiert den Sauber-Wagen zu manchem Klassensieg. Nur für den Meisterschaftsgewinn reicht's nicht.
Hansruedi Portmann mit dem C2 im Rahmen der Schweizer Sportwagenmeisterschaft 1972 - einer von drei enstandenen C2.
Mit Paul Keller aus Basadingen kann der Sauber 1972 einen talentierten jungen Fahrer verpflichten. Keller fährt mit dem zweiten produzierten C2 hervorragende Zeiten, aber auch er verliert den Kampf um den Schweizer Meistertitel - und zwar ausgerechnet an den ehemaligen C1-Piloten Benjamin Studer. In der Zwischenzeit ist in Hinwil eine modernere Werkhalle entstanden, die sich zur Hälfte der Produktion von Rennwagen und zur anderen Hälfte dem Service von Alfa Romeo- und Jensen-Fahrzeugen widmet. Im Herbst dieses Jahres beginnt Sauber im Auftrag von Hans Kühnis mit der Konstruktion des C3, von dem später drei Exemplare hergestellt werden. Es ist die erste Sauber-Konstruktion, die nicht auf einem eingekauften Chassis basiert. Der Rohrrahmenkonstruktion bleibt er aber treu - Paucoplast (wir erinnern uns: PP Sauber!) in Meilen fertigt die Karosserie an und ist fortan für das Kleid der meisten folgenden Sauber-Modelle verantwortlich. Auf dem C3 fährt Peter Sauber denn auch sein letztes Rennen am Hemberg.
Der C3 von Hans Kühnis, aufgenommen in Hockenheim 1973 - optisch sieht das wie ein 'Mini Can-Am' aus...
Auf den C3 folgt der sehr ähnlich aussehende C4, der vorwiegend bei den nationalen Rennen zum Einsatz kommt. Der mit einem 2-Liter-Cosworth-BDG-Motor ausgerüstete Wagen bleibt eine Einzelanfertigung. Es ist das erste Sauber-Modell, das in Monocoque-Bauweise hergestellt wird, wobei die wertvollen Erfahrungen von Edi Wyss in das Projekt einfliessen.
Manfred Schurti mit einem C4 mit 2-l-BMW Motor, aufgenommen in Hockenheim 1976.
In Kürze geht's dann weiter mit dem C5 - mit diesem Fahrzeug stieg Sauber von einem rein nationalen Phänomen zum einem internationalen Rennstall auf. ->