Ron Dennis, geboren und aufgewachsen in Woking bei London, verlässt die Schule mit 16 um als Mechaniker bei Thompson & Taylor zu arbeiten, einer Werkstatt in Byfleet in der Nähe der zerfallenen Brooklands-Rennstrecke. Nebenbei besucht er Kurse am Guildford Technical College. Als Thompson & Taylor von der Chipstead Group 'geschluckt' wird, ergibt sich die Gelegenheit zu Cooper Cars wechseln, die zu der Zeit ebenfalls zur Chipstead Group gehören und aus Kostengründen
1965 nach Byfleet verlegt werden. Mit 18 wird er so Mitglied des Cooper-Rennteams und arbeitet zu Beginn bei den Formel-2 und -3 Mannschaften; nichts Großes - er versorgt die Mechaniker mit Essen, hält die Werkstatt und die Boxen sauber, macht Botengänge, etc.
Nach einem Jahr stösst er zum Formel 1-Team, in das nun etwas mehr Geld investiert werden soll. Sein erstes Rennen als Mechaniker ist der Große Preis von Mexiko 1966. Und dort erlebt er den überraschenden Sieg von John Surtees. Er allerdings ist nur für den zweiten Mann zuständig - als Mechaniker bei Newcomer Jochen Rindt. In der damals noch wesentlich 'älteren' Welt der Formel 1 fällt der gerade 19-jährige aus dem Rahmen - kaum ein Mechaniker ist unter 30 - und selbst der von ihm betreute 'Nachwuchspilot' Rindt ist über 5 Jahre älter als er.
Na, habt Ihr die beiden erkannt? Rechts der skeptisch dreinblickender Jochen Rindt, links Ron Dennis - ungefährt 80000 Haare jünger; aufgenommen 1967 beim Race of Champions in Silverstone.
Zu Beginn ihrer Zusammenarbeit hat er wenig Vertauen in Rindts technischen Fähigkeiten. Rindt ist für ihn eher ein Mann fürs 'Grobe' - in den einfacheren Formel 2 Wagen eher zuhause als in einem sensiblen F1-Wagen - besonders wenn sie einen so schwierigen Motor wie den Maserati V12 im Heck tragen. Trotzdem folgt er ihm
1968 zu Brabham, was aber weniger an Rindt liegt, als an der Aussicht dort Chefmechaniker zu werden. Er betreut bei Brabham denn auch nicht mehr das Auto von Rindt, sondern ist für Teamboss Brabham tätig.
Rindts Wechsel zu Lotus 1969 mag er allerdings nicht mitmachen. Vielleicht ist der Grund auch die zu erwartende Zusammenarbeit mit ein gewisser Colin Chapman?! Er bleibt bei Brabham. Aus seiner Zeit bei Brabham stammt denn auch eine der bekanntesten Anekdote über ihn (die Jack Brabham in seiner aktuellen Biografie revidiert hat). Ich habe die Story der Einfachheit halber von TNF übernommen und nur übersetzt:
Das Ganze geschah beim GP von England 1970 in Brands Hatch; Ron Tauranac war Teilhaber und technischer Leiter des Brabham-Team und in dieser Position zuständig für die Kraftstoff-Kalkulation. Und die war so, dass am Ende des Rennens noch 2-3 Gallonen übrig sein mussten. Dennis (als Brabham-Mechaniker) füllte auch alles ordentlich sein, was er aber vergass war die Einstellung der Einspritzpumpe. Am Morgen beim Warm-up war es relativ kalt, und der Motor wurde auf fettes Gemisch gestellt. Dennis vergass, für das Rennen auf normal umzustellen, und darum reichte der Sprit nicht - und Brabham verlor so den Sieg auf den letzten Metern! 'Black Jack' musste das bereits während des Rennens gemerkt haben, denn das Ansprechverhalten eines warmen Motors bei fettem Gemisch ist ein anderes, und anscheinend wusste er deshalb genau, warum er kurz vor dem Ziel stehen geblieben war - und wer daran Schuld war.
Gerne wird dann die Geschichte erzählt, dass Jack Brabham bei seinem Weg zurück an die Box aus den Augenwinkeln sah, dass ein Brabham-Mechaniker (nämlich Ron Dennis) mit Werkzeug in der Hand zu dem abgestellten Auto schlich, davon ausgehend, dass der Boss ihn nicht sah. In voller Lautstärke und in bestem australischen Akzent schrie er ihm dann zu: "Don't even think about it!", soviel wie "Denk nicht mal dran!". Tatsächlich hat er ihm aber nur einen 'tödlichen' Blick zugeworfen!
30 Jahre hält ihm Jack Brabham für den Schuldigen dieses Mißgeschicks - und Ron Dennis sieht sich als Chef der Truppe wohl auch selbst in der Verantwortung und nimmt die Schuld auf sich. Bis 2002 der ehemaliger Mechaniker Nick Goozee seinem Chef bei einem Treffen die Schmach gesteht, dass nicht Dennis sondern er es war, der vergessen hatte die Einstellung umzustellen.
Trotz dieser Geschichte ist das Verhältnis zwischen Brabham, Tauranac und dem jungen Ron Dennis aber tatsächlich SEHR gut. Brabham erwähnt beispielsweise in seiner Biografie die umsichtige Vorgehensweise von Dennis bei seinem schweren Unfall 1969 (bei Reifentests für Goodyear) in Silverstone. Marshalls waren zu der Zeit bei Tests noch auf den Strecken nicht anwesend - statt dessen wird er vorbildlich von Ron Dennis abgesichert und aus seinem Wrack befreit.
Das Brabham-Triumvirat bei Testfahrten im Frühjahr 1970; links Konstrukteur Ron Tauranac, mitte Chef Jack Brabham im neuen BT 33, rechts Chefmechaniker (heute würde man wohl Teamleiter dazu sagen) Ron Dennis.
Ende 1970 treten große Veränderungen im Team Brabham aus; Jack zieht sich aus dem Geschäft zurück. So beschließt der damals 23-jährige, der zu der Zeit das Brabham-Team von vorne bis hinten managt, dass es Zeit wäre seine Energie in eine eigene Firma zu investieren. Er tut sich mit Brabham-Kollege Neil Trundle, Chefmechaniker des Indy-Teams, zusammen, um Rennwagen in Eigenregie einzusetzen. Man gründet das Team Rondel-Racing (quasi eine Art Verballhornung ihrer Namen); wobei manche Quellen den Namen Trundle auch Trundel schreiben - würde angesichts des Namens Ron
DEL auch Sinn machen. Kann aber auch sein dass man den Namen wählte, weil es den Begriff RONDEL in der englischen Sprache gibt. Na, ja - wer will das wissen. Ich habe mich hier auf jeden Fall für die wahrscheinlichere Variante - nämlich Trundle - entschieden).
Obwohl man nur sehr wenig Startkapital hat - manche Quellen sprechen von 2.000.- Pfund - geht's Ende 1970 los...
Das Rondel Team beim Line-up für die Saison 1971: links Ron Dennis, rechts Neil Trundle, im Auto hockt der langjährige Stammpilot, der Australier Tim Schenken.
Das (noch) kleine Rondel-Team in 'Action' 1971 bei Gold Cup Rennen in Schweden am Kinnekullering - hier wird gerade am Einsatzwagen von Graham Hill gewerkelt. Im Hintergrund der schon relativ ansprechende Transporter des Teams.
Von 'Mo' Gomm und seiner Firma Gomm Metal Developments (die Alu-Chassis für Porsche, Tyrrell, BRM, u.s.w. bauten) bekommt man in Old Woking Räume zur Verfügung gestellt. Über den Vater einer Freundin lernt Dennis den reichen Geschäftsmann Tony Vlassopoulo und dessen Freund Ken Grob kennen, als Reeder ebenfalls mit dickem Konto versehen, die sich bereit erklären, in das neue Rondel-Team zu investieren. Merkt Euch die beiden Namen - später werden sie in der Karriere von Ron Dennis noch wichtig!
Zurück zum Team: Bob Wollek wäre gerne für Dennis und Trundle gefahren, hat aber nicht genug Geld. Aus der Verlegenheit hilft ihm Graham Hill, der in der Formel 1 von Lotus zu Brabham für 1971 gewechselt war. Der schaut eines Tages mal bei den früheren Brabham-Angestellten vorbei, die gerade an F2-Brabham-Rennern basteln, die man von Ron Tauranac (der nach Brabhams Rückzug das Team seit 1969 allein leitet) bekommen hat. Tauranac stellt den beiden die Autos quasi als Semi-Werksteam ohne Anzahlung(!) zur Verfügung, bezahlt werden die Wagen erst NACH Saisonende - ein Zeichen wie hoch Tauranac Ron Dennis schätzt. Nur wenigen wurde solch eine Ehre zu teil. Dennis hat ihm das stets hoch angerechnet und sich Jahre später revanchiert...
Da Hill von der Arbeit des kleinen Teams angetan ist und zudem für 1971 noch keinen Formel 2-Vertrag hat, kommt man überein, dass Graham den einen Teil der Saison und Bob den anderen bestreiten soll. Der eigentliche Spitzen-Mann bei Rondel-Brabham ist der Australier Tim Schenken (der Ron Dennis & seinen diversen Teams übrigens bis 1975 treu bleibt). Die erste Saison gestaltet sich erfolgreich - besonders für ein Neulings-Team: Schenken wird 4. in der EM (dabei gewinnt er die London Trophy und erreicht mehrere 2. Plätze), Hill wird 2. bei seinem Rondel-Debüt in Hockenheim und gewinnt gleich darauf in Thruxton; lediglich Bob Wollek will absolut nichts gelingen.
Die Fahrer des Rondel-Teams 1971: Bob Wollek (oben, aufgenommen während der Temporada Ende des Jahres), Tim Schenken (mitte, bei seinem Rennen auf den 2. Platz in Mantorp Park) und der alte Haudegen Graham Hill (unten, beim Eifelrennen - mit einer auffällig anderen Farbmarkierung). Das Team ist noch weitgehend sponsorenfrei (man erkennt aber schon einen kleinen Motul-Sticker, der offenbar von Bob Wollek mit ins Team gebracht wurde), aber agiert als Quasi-Brabham Werksteam für die F2. Schenken und Hill sind ja auch Stammfahrer des damaligen Brabham F1-Teams...
So, jetzt mach' ich erst mal kurz Pause - die Story ist noch SEEEEEEHR lang...