Die kleine italienische Stadt Padua ist eine sehr alte Stadt, eine der ältesten überhaupt in Italien. 1184 vor Christus wurde sie vom Trojaner Antenor gegründet. Padua ist aber auch eine relativ kleine Stadt mit gerade mal 210 tausend Einwohnern. Doch unter diesen finden sich auch 2 Formel-1 Fahrer: Zum einen Giorgio Pantano, der 2004 für Jordan Ford einige erfolglose F1-Rennen fuhr und nach dem Sieg in Istanbul auch aktueller Spitzenreiter in der GP2 ist, wo er für Racing Engineering an den Start geht. Der 2. Fahrer aus Padua ist Riccardo Patrese, der dort am 17. April 1954 das Licht der Welt erblickte.
Patrese begann Anfang der 70er Jahren erste Titel in den höheren Klassen im Kartsport zu gewinnen. Während er sein Studium in Politikwissenschaft vorantrieb, gewann er 1972 die Meisterschaft seiner Klasse in Italien in einem Baroni-Parilla-Kart, 1974 wurde er Weltmeister in der Formel-K mit einem Birel-Komet. 1975 stieg Patrese in die Formel-Italia ein. Für die Scuderia Nettuno fuhr Patrese 3 Siege ein (in Vallelunga, Mugello und Imola). Mit nur 6 Punkten Rückstand wurde er Vizemeister hinter Bruno Giacomelli.
1976 wurde Patrese europäischer Formel-3 Meister (auch die italienische Ausgabe gewann er). Für das Trivellato-Team von Pino Trivellato fuhr er einen Chevron Toyota. Bereits beim Saisonauftakt auf dem Nürburgring wurde Patrese hinter Conny Andersson 2. Der Schwede fuhr in einem Werks-March-Toyota. Bald stellte sich heraus: Diese 2 Fahrer würden auch um den Titel fighten. Das Meisterschaftsduell blieb bis zum letzten Rennen im italienischen Vallelunga offen. Lokalmatador Patrese nützte dort den Heimvorteil aus und gewann die Meisterschaft. Seinen ersten F3-Sieg sicherte sich Patrese beim Rennen in Zandvoort. Er gewann vor Marc Surer, der für KWS einen March BMW chauffierte, und dem Deutschen Wolfgang Klein, der privat einen Ralt BMW einsetzte.
Alle Formel-3 Siege von Riccardo Patrese
Zandvoort 1978; europäische F3: Patrese vor Marc Surer (KWS; March BMW)
Enna 1978: europäische/italienische F3: Patrese vor Conny Andersson (March; March Toyota)
Monza 1978: europäische/italienische F3: Patrese vor Conny Andersson (March; March Toyota)
Kassel 1978: europäische/deutsche F3: Patrese vor Gianfranco Brancatelli (Speedprint; March Toyota)
Magione 1978: italienische F3: Patrese vor Lamberto Leoni (Everest; March Toyota)
Europäische F3-Meisterschaft 1976
1. Riccardo Patrese (ITA) 52 (Trivellato; Chevron Toyota)
2. Conny Andersson (SWE) 52 (March; March Toyota)
3. Gianfranco Brancatelli (ITA) 36 (Everest; March Toyota)
4. March Surer (SUI) 13 (KWS; March BMW)
5. Bertram Schäfer (GER) 12 (Valvoline; Ralt BMW)
6. Piercarlo Ghinzani (ITA) 11 (Angeleri; March Toyota)
7. Ulf Svensson (SWE) 7 (Ulf Svensson; Ralt Toyota)
8. Claes Sigurdsson (SWE) 7 (Dalsy Konfektion; Ralt Toyota)
9. Jac Nellemann (DEN) 7 (Texaco; Modus Toyota)
10. Giuseppe Bossoni (ITA) 6 (Brescia; March Toyota)
11. Thorkild Thyrring (DEN) 6 (Thunderball; Ralt Toyota)
12. Håkan Alriksson (SWE) 5 (Håkan Alriksson; Ralt Toyota)
13. Wolfgang Klein (GER) 4 (Wolfgang Klein; Ralt BMW)
14. Boy Hayje (NED) 4 (F&S Properties; Ralt Toyota)
15. Francesco Campaci (ITA) 3 (Everest; March Toyota)
16. Gaudenzio Montava (ITA) 3 (Gaudenzio Montava; March Toyota)
17. Henrik Spellerberg (DEN) 3 (Texaco; Van Diemen Toyota)
18. Jochen Dauer (GER) 2 (Jochen Dauer; Maco Toyota)
19. Lamberto Leoni (ITA) 2 (Everest; March Toyota)
20. Rupert Keegan (GBR) 2 (Ferries; Chevron Toyota)
21. Fernando Spreafico (ITA) 1 (Trivellato; Chevron Toyota)
22. Orazio Ragaiolo (ITA) 1 (Orazio Ragaiolo; March Toyota)
23. Jean Louis Schlesser (FRA) 1 (Modus; Modus Toyota)
24. Mats Nygren (NED) 1 (Mats Nygren; March Toyota)
25. Geoff Lees (GBR) 1 (Rob Roy; Chevron Toyota
1977 fuhr Patrese für Trivellato in der Formel-2. Geschickt schlich sich Patrese mit seinem Chevron BMW um F2-Siege herum, immerhin stand er aber 5-mal auf dem Podest und beendete die Saison als Gesamt-4., punktgleich mit Landsmann Bruno Giacomelli. Ferner wurde er Meister in der italienischen Formel-2. Riccardo Patrese fuhr aber 1977 nicht nur Formel-2: Plötzlich saß er im Formel-1 Renner von Shadow. „Die ersten Kontakte“, so erzählt Patrese, „gab es beim Formel-2 Rennen 1977 am Nürburgring, als ich im Qualifying der Schnellste war.“ Das alleine bringt einem natürlich noch kein Cockpit. Aber an diesem Wochenende war auch Alan Rees vor Ort. Der Brite, der für Roy Winkelmann und Cooper 1966 und 1967 insgesamt 3 WM-Rennen fuhr, war nicht nur Mitgründer von March und Arrows, sondern war zu dieser Zeit Teamchef bei Shadow. Und das amerikanische Team suchte nach einem Ersatz für Renzo Zorzi. Rees wurde durch die Pole auf Patrese aufmerksam. „Da passte es wunderbar ins Konzept, dass Shadow-Sponsor Ambrosio einen Italiener im Team wollte“, ergänzte Patrese. Der Rest ist Geschichte: Rees lud Patrese zu einem Test in Le Castellet in Frankreich ein, wo Patrese überzeugen konnte – ab dem Monaco GP saß Patrese am Steuer des Shadow Ford DN8.
Jedoch fuhr Patrese nicht die restliche Saison fertig, weil er seinen Verpflichtungen in der Formel-2 weiter nachging. Mit dem Trivellato-Team verband Patrese nämlich eine enge Partnerschaft – gemeinsam wurden sogar Formel-1 Pläne vorangetrieben. Patrese hatte bei Shadow keine einfache Zeit: „Das Problem war, das mein Englisch wohl nicht mal die Benotung ungenügend verdient gehabt hätte“, fasste sich Patrese humorvoll. „Das war ein wirkliches Problem, wenn es um technische Sachen ging.“ Auch ansonsten war die Saison eher ernüchternd mit vielen Ausfällen. Nur bei 2 Rennen kam Patrese ins Ziel, dafür sicherte er sich durch einen 6. Platz beim Japan GP gleich einen WM-Punkt, der ihn auf Rang 19 der Gesamtwertung führte.
F1-Qualiduelle von Riccardo Patrese
Riccardo Patrese – Alan Jones 3:6
Riccardo Patrese – Rolf Stommelen 13:0
Riccardo Patrese – Jochen Mass 22:4
Riccardo Patrese – Mike Thackwell 1:0
Riccardo Patrese – Manfred Winkelhock 1:0
Riccardo Patrese – Siegfried Stohr 13:0
Riccardo Patrese – Jacques Villeneuve sr. 2:0
Riccardo Patrese – Nelson Piquet 11:20
Riccardo Patrese – Eddie Cheever 20:12
Riccardo Patrese – Elio de Angelis 4:0
Riccardo Patrese – Derek Warwick 8:3
Riccardo Patrese – Andrea de Cesaris 12:3
Riccardo Patrese – Nigel Mansell 12:42
Riccardo Patrese – Martin Brundle 1:0
Riccardo Patrese – Jean Louis Schlesser 1:0
Riccardo Patrese – Thierry Boutsen 20:12
Riccardo Patrese – Michael Schumacher 0:16
Gesamt: Riccardo Patrese – Teamkollege 138:118
Ende 1977 hatte Patrese recht konkrete Gespräche mit Williams für ein Cockpit 1978. Er konnte sich zwischen Arrows und Williams entscheiden und entschied sich für Arrows. Das mag auf dem ersten Blick unverständlich sein, jedoch muss bedacht werden: Williams war zu dieser Zeit keinesfalls jenes Topteam, das man die Jahre danach kannte und beinahe ein Garant für einen WM-Titel war. Ursprünglich plante Patrese gemeinsam mit Trivellato und Chevron in die Formel-1 einzusteigen. „Ja, das stimmt“, bestätigt Patrese. „Aber ich glaube nicht, dass das Auto schon designed wurde.
Riccardo Patrese fuhr also für Arrows Ford. Die Saison hatte Highlights und Tiefpunkte. Der Höhepunkt: Beim Schweden GP wurde Riccardo Patrese 2. hinter Brabham Alfa Romeo Fahrer Niki Lauda. Damit stand der Italiener erstmals in der Formel-1 auf dem Podium. Dafür gab es aber auch einen erschütternden Tiefpunkt, ausgerechnet bei seinem Heimrennen in Italien. Der Italien GP 1978 geht in die Geschichte als Tragödienrennen ein, diverse Missgünste vereinten sich über der mystischen Strecke in Monza. Wenn man von Schutzengeln nach schweren Unfällen spricht, so muss im Fall von Monza 1978 genau das Gegenteil her. Beim Start gab es einen großen Massenunfall, bei dem mehrere Fahrzeuge ineinander fuhren und in Flammen aufgingen. Leider verlor Ronnie Peterson in der Flammenhölle sein Leben. Patrese wurde schnell als Schuldiger ausfindig gemacht, doch Jahre später befanden Richter: Patrese war unschuldig. Tatsächlich: Nicht Patrese löste den fürchterlichen Unfall aus, sondern niemand geringerer als James Hunt, der noch 2 Jahre zuvor Weltmeister war.
Patrese war nicht beliebt im Fahrerlager. Seine guten Leistungen brachten ihn dennoch bei einigen Teams auf den Beobachtungszettel, darunter bei den beiden italienischen Teams Alfa Romeo und Ferrari. Bei Alfa Romeo waren die Gespräche schnell beendet, war jedoch noch mal für 1981 im Gespräch. Ihm wurde dann aber Mario Andretti vorgezogen. Auch bei Brabham hatte Patrese gute Karten, doch einen 3-Jahresvertrag musste Patrese ablehnen, weil er noch die Chance hatte für Ferrari zu fahren. Patrese erinnerte sich: „Damals schrieb mir Enzo Ferrari sogar einen Brief. Ich sollte für Gilles Villeneuve fahren.“ Das leuchten in seinen Augen ist aber schnell dahin, wenn er mit der Geschichte fortfährt: „Der Wendepunkt war der Sieg von Villeneuve beim Kanada GP. Enzo sagte mir, dass ich mich aber nicht sorgen müsste, sollte sich das Fahrerlineup ändern, würde er mich anrufen.“ Natürlich kam der Anruf nicht. „Nach dem Rücktritt von Jody Scheckter Ende 1980 hoffte ich, aber dann nahmen sie Didier Pironi. Das habe ich nie verstanden“, knirscht Patrese heute. 1989 war Patrese wieder bei Ferrari im Gespräch. Und er enthüllt: „Sie wollten damals eine Fahrerpaarung aus Ayrton Senna und mir.“ Das klappte aber nicht, dieses Mal jedoch aus anderen Gründen. Denn Patrese saß in einem der besten Autos im Feld, genau wie Senna im Konkurrenz-McLaren. Der Ferrari war in diesen Tagen jedoch nicht mehr wert als Podestplätze. Dieses Mal gab Patrese Ferrari einen Korb.
Die Patrese-Karriere fand so weiter bei Arrows seinen Fortlauf. Doch die Saison 1979 war ernüchternd, nur ein 5. Platz beim Belgien GP ist erwähnenswert. Dafür gab es wieder viele Ausfälle. Riccardo Patrese fuhr 1979 beim inoffiziellen Macau GP, der Teil der südasischen Formel-Pazifikmeisterschaft war. Bei dem Rennen startete Patrese auf einem Werks-March, der von einem Ford Motor angetrieben wurde. Hinter Geoff Lees, der das Rennen in einem Ralt Ford des Theodore Racing Teams gewann, wurde Patrese starker 2.
1980 stellte er mit seinem Arrows Ford A3 sein bestes F1-Resultat in der Formel-1 ein: Beim USA-West GP wurde er neuerlich 2., dieses Mal hinter Nelson Piquet im Brabham Ford. Ansonsten fuhr Patrese nur ein weiteres Mal in die Punkte, und zwar als 6. beim Brasilien GP. Nach der Saison ging Patrese erst einmal wieder auf Verhandlungsjagd. Durch Sponsor Ragno war Patrese bei einer Vielzahl an Teams willkommen, etwa March, Fittipaldi, Tyrrell, oder Toleman. Mit Toleman und Brabham wurden die Gespräche sehr konkret und wären fast in einem Vertragsabschluss geendet. Aber er blieb noch einmal bei Arrows, für eine letzte Saison. Die Saison begann dann auch recht gut mit 2 Podestplätzen in den ersten 4 Rennen. In Brasilien wurde er 3., in Imola 2. Mehr Punkte gab es für den WM-11. (1980 wurde er sogar WM-9.) nicht, immer wieder verhinderte ihn die mangelnde Zuverlässigkeit auch am Punktesammeln. Vor allem das Motorenumfeld gestaltete sich als Problem.
1982 wechselte er zu Brabham BMW und war vorne dabei. Nur: Auch bei Brabham war die Zuverlässigkeit wenig weltmeisterlich. Nur 5-mal kam Patrese ins Ziel, davon wurde er in Holland 15., nachdem im Rennen gar nichts rund lief. Die restlichen 4 Mal beendete Patrese die Rennen aber in den Punkten. Klammert man noch den wenig spektakulären 5. Platz beim Großen Preis der Schweiz aus, bleiben noch 3 Podestplätze übrig. Patrese machte 1982 jede Stufe durch, das heißt, er wurde einmal 3., einmal 2. und gewann auch ein Rennen, nämlich den Grand Prix von Monaco – den Klassiker schlecht hin. Der Monaco-Sieg war der erste von insgesamt 6 Siegen von Riccardo Patrese in der Formel-1 Weltmeisterschaft.
Alle 6 F1-Siege von Riccardo Patrese
Monaco GP 1982: Riccardo Patrese vor Didier Pironi (Ferrari)
Südafrika GP 1983: Riccardo Patrese vor Andrea de Cesaris (Alfa Romeo)
Imola GP 1990: Riccardo Patrese vor Gerhard Berger (McLaren Honda)
Mexiko GP 1991: Riccardo Patrese vor Nigel Mansell (Williams Renault)
Portugal GP 1991: Riccardo Patrese vor Ayrton Senna (McLaren Honda)
Japan GP 1992: Riccardo Patrese vor Gerhard Berger (McLaren Honda)
In der Patrese-Siegesstatistik fällt auf: Zwischen dem Südafrika GP 1983 und dem Imola GP 1990 ist eine lange Lücke, in der Patrese kein Rennen schneller als die anderen beenden konnte. Genauer gesagt sind das 98 Rennen, oder 6,75 Jahre beziehungsweise 2402 Tage – das ist Rekord! Eine solche große Serie ohne Siege hat keiner vor ihm.
Rennen zwischen 2 F1-Siegen
1. Riccardo Patrese (ITA): 98 GP (Südafrika 1983 – Imola 1990)
2. Mario Andretti (USA): 81 GP (Südafrika 1971 – Japan 1976)
3. John Watson (GBR): 75 GP (Österreich 1976 – Großbritannien 1981)
4. Johnny Herbert (GBR): 67 GP (Italien 1995 – Europa 1999)
5. Bruce McLaren (NZL): 60 GP (Monaco 1962 – Belgien 1968)
6. Clay Regazzoni (SUI): 54 GP (USA 1976 – Großbritannien 1979)
7. Jack Brabham (AUS): 51 GP (Portugal 1960 – Frankreich 1966)
8. Nelson Piquet (BRA): 51 GP (Italien 1987 – Japan 1990)
9. Gerhard Berger (AUT): 49 GP (Deutschland 1994 – Deutschland 1997)
10. Niki Lauda (AUT): 48 GP (Italien 1978 – USA 1982)
Tage zwischen 2 F1-Siegen
1. Riccardo Patrese (ITA): 2402 (Südafrika 1983 – Imola 1990)
2. Bruce McLaren (NZL): 2198 (Monaco 1962 – Belgien 1968)
3. Jack Brabham (AUS): 2149 (Portugal 1960 – Frankreich 1966)
4. Mario Andretti (USA): 2059 (Südafrika 1971 – Japan 1976)
5. John Watson (GBR): 1798 (Österreich 1976 – Großbritannien 1981)
6. Johnny Herbert (GBR): 1477 (Italien 1995 – Europa 1999)
7. Niki Lauda (AUT): 1302 (Italien 1978 – USA 1982)
8. Pedro Rodriguez (MEX): 1252 (Südafrika 1967 – Belgien 1970)
9. Clay Regazzoni (SUI): 1203 (USA 1976 – Großbritannien 1979)
10. Nelson Piquet (BRA): 1141 (Italien 1987 – Japan 1990)
Außer dem Sieg in Südafrika lief 1983 nichts zusammen. 1984 wurde es noch weniger. In beiden Jahren zusammengerechnet kam Patrese gerade Mal bei 8 Rennen ins Ziel! 1984 hatte er bereits wieder einen Teamwechsel hinter sich und fuhr für Alfa Romeo, wo er auch 1985 blieb. Auch 1985 gab es nur 4 Zielankünfte, keine führte in die Punkte – es war bis dato die schlechteste Saison für Riccardo Patrese in der Formel-1! Eine Rückkehr zu Brabham änderte da nichts: Wieder nur 4 Zielankünfte. 1987 fuhr er beim Mexiko GP immerhin mal wieder auf das Podium. Brabham befand sich dennoch auf dem absteigenden Ast, die Triumphe der Vergangenheit waren fast schon vergessen. Bereits beim Saisonfinale 1987 in Australien saß Patrese im Williams Honda FW11B. Damals hatte sich Nigel Mansell verletzt und da Patrese für 1988 bereits einen fixen Vertrag hatte, konnten sich Williams und Brabham auf einen vorzeitigen Transfers Patreses einigen.
Bei Williams ging es endlich wieder aufwärts: Nach einer eher mauen Saison mit Judd-Motoren, ging Williams ab 1989 eine Partnerschaft mit Renault ein – die beflügelte das britische Team aus Grove und damit auch Riccardo Patrese. Von Mexiko bis Frankreich 1989 fuhr Patrese 4-mal in Folge auf das Podium, darunter 3-mal auf den 2. Platz. 2 weitere Podestplätze kamen hinzu. Insgesamt sammelte er 40 Punkte – damit war er WM-3. Die Saison 1989 war die bis dato erfolgreichste Saison. Aber es kamen noch 2 weitere sehr erfolgreiche Jahre. Das Jahr 1990 war keines davon. Zwar gewann Patrese in Imola nach langer Zeit mal wieder ein Formel-1 Rennen, aber exklusive dem Sieg gab es keinen einzigen Platz auf dem Stockerl.
Für Riccardo Patrese selbst war die Saison 1991 seine beste Saison. „An manchen Tagen war ich unschlagbar, etwa beim Grand Prix von Mexiko“, erinnert sich Patrese gerne. „Ich war auf einem Niveau mit Ayrton Senna und Michael Schumacher – und wer kann das schon von sich behaupten?“ Damit hat er Recht: Wie 1989 wurde er WM-3., dieses mal aber mit über 50 Punkten. Statistisch gesehen wurde das darauffolgende Jahr noch besser: Hinter Teamkollege Nigel Mansell wurde er Vizemeister. Williams räumte in der Saison ab und war das mit Abstand beste Team. Spektakulär trat Patrese beim Unfall mit Gerhard Berger in Erscheinung, beim GP von Portugal. Patrese flog dabei durch die Luft, blieb aber unverletzt.
1993 hätte er auch bei Williams bleiben können, aber er wechselte zu Benetton. Er dachte Nigel Mansell würde bei Williams bleiben. Nach dem auch Alain Prost schon unter Vertrag war, hatte er Angst auf der Straße zu sitzen, also unterschrieb er bei Benetton, was aber auch das F1-Aus bedeutete, weil Patrese von Michael Schumacher an die Wand gefahren wurde – als amtierender Vizemeister! Immerhin fuhr Patrese noch 2-mal auf das Treppchen, darunter wurde er in Ungarn 2. Danach fuhr Patrese kein F1-Rennen mehr.
Mit McLaren Peugeot liefen zwar für 1994 auch einige Verhandlungen, genauso wie mit Sauber Mercedes, doch zu einem Abschluss kam es nicht. Nach dem Imola GP 1994 und dem Tod von Ayrton Senna bot Frank Williams Patrese das vakante Cockpit an – mit einer Möglichkeit 1995 wieder voll Rennen zu fahren für Williams. Patrese lehnte jedoch ab, weil er schon aus dem Training heraus war. Außerdem zweifelte er nach dem Senna-Crash auch an der Sicherheit der Formel-1. „Und wenn man einmal solche Bedenken hat, ist es Zeit aufzuhören“, meinen viele Experten. Und so machte es Patrese auch.
Immer wieder fuhr Patrese das ein oder andere Tourenwagenrennen während seiner F1-Karriere. Und 1995 sogar eine ganze Saison – in der deutschen Supertourenwagenmeisterschaft in einem Ford des Schübel Teams. Der Erfolg war bescheiden. 2005 und 2006 feierte Patrese noch mal ein Comeback, als er in der Grand Prix Master Serie fuhr. Mit dem Delta Cosworth konnte Patrese auch beim ersten Lauf in Südafrika auf das Podest rasen: Hinter Nigel Mansell und Emerson Fittipaldi wurde er 3. Gefahren ist er für das Goldpfeil-Team. Als er GPM fuhr, wurde Patrese auch mit einer Rückkehr in die Formel-1 in Verbindung gebracht. Hätte Michael Schumacher seinen Vertrag über 2006 hinaus verlängert, wäre sein Rekord der meisten GP-Starts fällig gemacht. Patrese hing aber sehr an seinem Rekord und wollte bei Minardi in der Formel-1 ein Comeback feiern. Doch Schumacher verlängerte nicht, das Patrese-Comeback wurde fallen gelassen. Nun knackte Rubens Barrichello seinen Rekord.
F1-WM-Statistik: Riccardo Patrese
2550 Führungskilometer (Rang 33)
281 WM-Punkte (Rang 19)
255 Rennen (Rang 2)
37 Podestplätze (Rang 16)
28 Starts aus der ersten Reihe (Rang 18)
28 angeführte Rennen
14 Schnellste Rennrunden (Rang 18)
8 Pole Positions (Rang 30)
6 Siege (Rang 34)
5-mal knapp außerhalb den Punkterängen (Rang 43)
Pole Position Quote: 3,113% (Rang 66)
Siegquote: 2,353% (Rang 77)
Durchschnittlicher Rückstand auf Pole: 2,747% (Rang 83)
Durchschnittliche Startposition: 9,300 (Rang 88)
Ausfallquote: 51,373% (Rang 236)
GP für Teams
1. Williams (1987-’91): 91 GP
2. Brabham (1982/’83/’86/’87): 61 GP
3. Arrows (1978-’81): 56 GP
4. Alfa Romeo (1984/’85): 32 GP
5. Benetton (1993): 16 GP
6. Shadow (1977): 9 GP
Quellen: TNF, riccardopatrese.com, driverdb.com