MichaelZ hat geschrieben:
Zum Abarth: das Formel-1 Projekt von Carlo Abarth war ein großes Thema Ende der 60er Jahre. Recht konkret wurden die Pläne dann 1967 und 1968, als man mit dem Bau eines eigenen Formel-1 Renners begann. Abarth ist auch als Autotuner und Hersteller bekannt und arbeitete schon mit Fiat und Simca zusammen, weshalb auch diese beiden Gruppen immer wieder mit dem Abarth F1 Projekt in Verbindung gerieten. Bereits 1964 entstand bereits ein Abarth Formel-2 Renner, welches auch als Basis für den GP Boliden dienen sollte. Als Motor kamen immer wieder Fiat, Simca und andere Hersteller in Frage, letztlich hieß es jedoch, dass Abarth jenen 2 Liter V8 Motor auf 3 Liter aufmotzen würde, denn man bereits bei Sportwagen verwenden würde. Warum das Formel-1 Projekt letztlich scheiterte, ist nicht überliefert.
Noch ein paar Worte von mir zu dem obskuren Abarth-F1-Projekt. Renn-Einsitzer von Abarth sind eigentlich eine echte Rarität. Es gab z.B. Gerüchte über ein F2-Projekt mit V8-Maschine und obenliegender Doppel-Nockenwelle, das für 1959 geplant war sowie das bereits von Michael zitierte F1-Projekt in der zweite Hälfte der sechziger Jahre. Der Wagen sollte offenbar eine 3-Liter-Version des 2-Liter-V8 sein, der tatsächlich in Sportwagen und bei Bergfahrten eingesetzt wurde (würde gerne mehr über diese Einsätze wissen - aber das ist wohl etwas für Spezialisten des absoluten Randwissens - mir ist über derartige Fahrten nix bekannt).
Der bekannteste Abarth-Monoposto war der 1-Liter F2, der 1964 herauskam, nicht zuletzt weil Abarth die freie Auswahl unter den 1-Liter-Maschinen auf Fiat-Basis hatte (er hatte seit 1960 einen Vertrag mit Fiat über die Entwicklung von Motoren - 1970 wurde seine Firma dann von Fiat übernommen). Der Typ 232 F2 wurde für das Frühjahr 1964 angekündigt und schien vielversprechend. Er hatte einen stabilen Gitterrohr-Rahmen, eine Radaufhängung nach englischem Muster und eine klare Karosserieform. Die 995-ccm Maschine brachte angeblich 120 PS und wurde durch ein Sechsgang-Getriebe geschaltet. Eine Leistung dieser Größenordnung musste auf das Fahrgestell abgestimmt sein, das fand Abarth auf seinem Weg in die Welt der Formel-Rennen bald heraus, und tatsächlich war der Wagen auf der schnellen Avus ein wenig besser als auf dem Nürburgring. Aber mit 'einem Geki' am Lenkrad schaffte man es natürlich nicht. Er konnte sich nicht mit einem Jim Clark messen, und die italienischen 'Pferde' waren denen von Cosworth nicht gewachsen. Das Projekt blieb ein Flop.
Einer der 232 wurde mal (in privater Hand) mit einem riesigen 4.7-l-Ford-Indy-Motor gesichtet - ein Zeichnen dass man (wenn man wollte) schon recht viel an/in dem Auto unterbringen konnte. Das Fahrverhalten stelle ich mir allerdings mehr als abenteuerlich vor.
Zwei Bilder des Abarth 232, oben der formschöne Ur-F2, 1964 am Nürburgring mit 'Geki' am Steuer, unten in irrwitziger Einsatz eines Privatiers bei einem Bergrennen Ende der 60er Jahre mit einem Ford-Indy-Motor!
Zu dem immer wieder gerne zitierten F1-Projekt von 1967 habe ich nicht viel gefunden - aber in einem zeitgenössischen Artikel über Carlo Abarth fand ich dann das Folgende:
'Gegen Ende der Saison 1967 kamen Gerüchte auf, dass sich Carlo Abarth mit einem F1 beschäftigte. Abarth fügte sich rasch in das Unvermeidliche und sprach Mitte Januar in einem Interview mit Auto-Italiana selbst von diesem Plan, während er kurz in Sizilien weilte, um Fahrer und Wagen für die am 5. Mai statt findende Targa Florio in Augenschein zu nehmen; damit überraschte er die Welt des Motorsports: "...Wir haben bis Silvester an unserem Formel 1-Auto gearbeitet. Der Entwurf eines Monoposto verlangt viel Arbeit, eine Menge Geld und viel Zeit. Ich kann jetzt aber bestätigen, dass wir gute Fortschritte gemacht haben ... Wir werden die ersten Testfahrten im Mai durchführen können. Wir werden den Wagen auf der Straße mit einem Dreiliter-Motor erproben. In seiner endgültigen Form wird das Auto aber einen neuen Motor haben, mit dessen Entwurf wir vor einiger Zeit begonnen haben. Die endgültige Version wird im Februar fertig sein. Es wird ein Achtzylinder sein."
Auf die Frage, weshalb er einen Formel 1-Wagen entwerfen und die Welt der Grand Prix betreten wolle, antwortete er: "Im Grunde aus zwei Gründen, glaube ich: die Politik, die Ferrari auf diesem Gebiet in letzter Zeit verfolgt - zu viele Probleme und nichts Konkretes -, ist auch der Grund, weshalb die Formel 1 unter den von der CSI geplanten Rennkategorien die Einzige ist, die den Herstellern eine gewisse Kontinuität in den Regeln garantiert. Noch heute zahle ich gewissermaßen den Preis dafür, dass ich einen Prototypen entwickelt habe. Ich habe meine ganze Fabrik in den Dienst dieses Projektes gestellt. Und als wir dann zu 90% fertig waren, beschloss die CSI nach Le Mans, ein Hubraumlimit einzuführen. Das war ein schwerer Schlag für meine Firma".'
Das angesprochene Projekt war der riesige V12-6-l-Sportwagen (intern T140 genannt), der Abarth im Jar 1967 wahnsinnig viel Geld kostete und schließlich sang- und klanglos (wegen Regeländerung) begraben werden musste. Warum man dann aber - trotz seiner vollmundingen Versprechungen - von dem F1 nie mehr etwas gehört hat, verwundert mich.
Na ja, auch doch wieder nicht. Vielleicht war das nur eine kurzfristige Trotz- oder Frustreaktion.
Das totgeborene T140-Projekt - der Motor mit über 600(!) PS war bereits fertig, hier das 1:1 Modell des konzipierten Rennwagens. Das Teil hätte bei weitem alles in den Schatten gestellt was Abarth bis dahin gefertigt hatte - aber wie gesagt... Pustekuchen durch Regeländerung...