MichaelZ hat geschrieben:
Das Formel-2 Team von Willi Kauhsen liebäugelte 1979 heftigst mit einem Einstieg in die Formel-1. Zunächst entstand der Plan, Kojima in die Pläne mit einzuspannen, Kojima baute ja bereits für die beiden Japan Grand Prix Rennen 1976 und 1977 schon Formel-1 Chassis. Der Kojima wurde dann auch schon getestet – von Gianfranco Brancatelli und Keke Rosberg. Später jedoch warf man die Kojima Pläne über den Haufen, man heuerte Klaus Kapitza an, der für Kauhsen einen eigenen Kauhsen F1 Wagen konstruierte. Nach dem sich Kauhsen gegen einen GP Einstieg entschied, verkaufte man den Kauhsen F1 an Arturo Merzario weiter, der mit seinem Team in die F1 einstieg.
Kauhsen ist wieder ein Thema nach meinem Geschmack
Ich kenne die Autos leider nur von Fotos ( wo stecken die eigentlich !!!!! ) aber das waren schon optische Sahnstückchen zumindest der Prototyp.
Kauhsen soll ja wohl ein ähnlicher Chaot wie Schmid gewesen sein nur auf die nettere Art .
Willibald Kauhsen war ja eigentlich Speditionsunternehmer und insbesondere in den 60er und 70er Jahren Hobbyrennfahrer im Touren- und Sportwagenbereich . Da baute er auch seine eigenen Autos . 1977 ist er dann in die F2 eingestiegen wobei er erst mal auf die ELF-Autos setzte .Was so ein richtiger Schrauber ist der baut natürlich um und an und neben dem Effekt das die Autos leider immer schlechter wurden trugen sie dann irgendwann auch den Namen Kauhsen-Renault. Wenn wir uns die Fahrerliste dieser autos ansehen so finden wir da sogar zukünftige Weltmeister wie Alain Prost .
Als Schmid dann mit seinem ATS Team in die F1 einstieg wollte es Kaushen besser machen .
Als dann 1978 Kojma die Nase voll hatte von der F1 bot sich ein Deal an . Kaushen wollte den KE 009 nach Deutschland holen und dann in altbekannter Manier "schneller" machen um ihn mit Brancatelli dann in der F1 einzusetzen . Rosberg ,den Kauhsen im Vorfeld ebenfalls angesprochen hatte ,lehnte dankbar ab .
Gleichzeitig zu den Plänen mit dem KE 009 begann Kauhsen aber auch schon mit dem Bau des ersten eigenständigen Prototypen .
Zu dem Zweck hatte er sich verbündete bei der TU Aachen geholt ,nämlich drei Proffesoren Namens H.J. Gerhardt ,C.Cramer und E.Jäger. Dazu kam noch der Österreicher Kapitzka für die Aerodynamik und drei Monteure aus dem Kauhsen Rennteam dazu .
In der Zwischenzeit hatte Kauhsen seine Ambitionen bezüglich des KE oo9 aus Japan verstärkt und Brancatelli war sogar schon nach Japan geflogen um dort Pressefotos mit dem Auto machen zu lassen . Als es dann zur Sache ging fehlte Kaushen aber das Geld ,um das Material von Japan nach Deutschland zu transportieren und das Projekt Kojima war gestorben .
Anfang 1978 kam der Chassisspezialist K.Chabek zu Kauhsen und dann gings los . Was heute eigentlich unvorstellbar ist ,damals bauten Chabek ,ein Spezialist vor Leichtmetallverarbeitung und drei Monteure den Prototypen in einer etwas größeren Doppelgarage .
Das Auto war natürlich ein Flügelauto und es wurde viel von Lotus abgekupfert . Trotzdem hatte das Auto durch seine aerodynamische Karosse eine unverwechselbare Form . Der Heckspoiler war mit der Karosse verbunden und über der Hinterachse platziert .Dadurch konnte auf den Frontspoiler verzichtet werden .Die Vorderradaufhängung wurde in ein aerodynamisches Flügelprofil verkleidet . Das Auto war relativ kurz was daraus resultierte das ein recht kleiner Tank zwischen dem Cosworth Motor und dem Cockpit eingebaut wurde .Da der nicht reichte wurden beidseitig Zusatztanks eingebaut .Vorteil war die Masseverteilung ,nachteil war das die Seitentanks natürlich das Flügelkonzept durcheinander brachten .
Da Kauhsen keinerlei Richtwerte in bezug auf die Belastungen des Chassis in einem F1 hatte wurde kurzerhand ein Probechassis gebaut ,auf die Richtbank gespannt und dann von allen Seiten gezerrt und gequetscht . Wenn das Material nachgab wurde es verstärkt wenns wohl zu dick war einfach dünner gemacht . Erst dann wurde nach den vorgaben der Richtbank das erste Chassis für den WK 1 gebaut .
Eigentlich war die konstruktion des WK 1 ihrer Zeit weit voraus .
In der TU Aachen wurde das ganze Projekt wissenschaftlich ausgearbeitet .es wurden Studien gemacht und und und ...
Alles Dinge die zur damaligen zeit alles andere als üblich waren .
Es gab auch einige techn. Highlights wie z.Bsp. die Möglichkeit der Verstellung der Stabis und der Bremskraftverteilung wärend der Fahrt .
Im Herbst 1978 war das Auto dann fertig und das Team um Kauhsen bestand immernoch nur aus den bereits erwähnten drei Mechanikern , Chabek,dem Alu -Spezialisten sowie den Professoren der TU Aachen ,die aber mit der praktischen Arbeit nicht konfrontiert waren .
Das ganze Gerät hat Kaushen zu dem Zeitpunkt gute 400.000 bis 500.000 DM ( da schwanken die Quellen ) gekostet und nun war die Portokasse leer . Sponsoren mussten her und Kauhsen begann damit einzelne Firmen zu umwerben ,von denen er sich Sponsorgelder erhoffte.
Darunter war auch Mäurer + Wirtz mit ihrer Marke TABAC
,die sich aber erst mal kategorisch sträubten ,mit zu machen .
Mittlerweile hatte Kauhsen sich aber bereits bei der FIA für die kommende Saison eingeschrieben und die FIA wollte dafür 30000 Dollar . Wie durch einen Wink des Schicksals stieß Kaushen zu dem Zeitpunkt auf P.Neve ,den Belgier der sich schon bei diversen F1 Rennställen versucht hat ohne dabei vom Erfolg verfolgt zu werden.
1978 trat er sogar in einem privaten March an allerdings ebenfalls ohne Erfolg . Erfolgreicher war der Belgier in der Sponsorensuche .Mit Marlboro Belgia und eingien Kleinsponsoren brachte Neve auch KINLEY mit und damit 800000 DM .
Das hätte die Rettung von Kauhsens F1 Plänen sein könenn und so griff der Willi ganz tief in die Trickkiste und machte dem Belgier und seinen Sponsoren vor, das er ebenfalls runde 8000000 DM von einem Sponsor zur Verfügung hätte und der wäre TABAC .
Neve und seine Sponsoren liesen sich täuschen und es kam zum Deal .
Kauhsen hatte zugesichert zu Saison beginn drei Autos und 6 motoren zur Verfügung zu haben obwohl er genau wusste das er das nie auf die Reihe bekommen würde.
Zu dem Zeitpunkt hatte er allerdings noch ein Problem ,Brancatelli der ja schon einen Vertrag hatte und nun wieder draussen war .
Als Neve dann zum ersten Mal bei Kauhsen war ,traute er seinen Augen nicht von den drei (!) Cosworth Motoren die Kauhsen hatte ,waren zwei mittlerweile von Brancatelli verschrottet worden ,
Dann kam auch noch Harald Ertl ins Spiel . Der Österreicher wollte oder sollte (da streiten sich die Quellen ) den WK testen und er machte das so gut das das Auto am Testende Schrott war.
Ertl sagte die Bremsen hätten versagt aber Kauhsen wollte davon nichts wissen .
Das Auto wurde wieder aufgebaut und Ende Nov. 1978 anlässlich der off. FOCA Testfahrten in Frankreich traf der WK erstmals auf die Mitbewerber .
Das Auto war nun in weiss mit einem Streifen in schwarz ,rot ,gold und den Sponsoren von Neve . Der WK war 3 sek .langsamer als der langsamste vor ihm und als dann auch noch die hintere Aufhängung bach war der Test zu ende .
Aber das war eigentlich das kleinere Übel den Kauhsen war so frech gewesen bei der FIA gleich zweimal mit ungedeckten Schecks bezahlen zu wollen .Das nahm die FIA dem Willi dann doch ein wenig krum und schloß ihn kurzerhand aus .
Mittlerweile hatte Kauhsen auch bei Neve kalte Füsse bekommen und mitgeteilt das sich der deutsche Sponsor überraschend zurück gezogen habe ,was natürlich nicht stimmte denn TABAC war ja eigentlich nie im Boot . Es kam dann so wie es eigentlich kommen musste und auch Neve samt Sponsoren und Geld verliesen das sinkende Schiff .
Trotzdem wollte Kauhsen sein F1 Propjekt nicht so einfach aufgeben
Ihm viel wieder Brancatelli ein ,den er ja wegen Neve hatte über die klinge springen lassen und Kauhsen machte eine Tingeltour durch halb Italien um mit dem Italiener italienisches sponsorgeld zu bekommen .
Auch in Deutschland war das Glück dem Willi hold und er fand in dem Häuslebauer Kaiser und dem Autoverleih Schors zwei "echte" deutsche Sponsoren .Es gab zwar auch bei diesen beiden Sponsoren im nachhinein einige Unstimmigkeiten aber zumindest kam erst mal Geld .
Ende Januar 1979 begann dann der Bau des dritten Autos (WK 1/003) .Ende März kam dann der WK 1/004 und jedes der Autos war im Prinzip eine eigenständige Konstruktion .Der WK1/004 hatte eine komplett andere Karosse ,andere Aufhängungen und war auch sonst vom Prototyp meilenweit entfernt .
Nun wurde das auto in schwarz in der Aurora Serie "getestet " um dann im April in Jarama zum ersten mal in einem Grand Prix gefahren zu werden . . Der GP war allerdings bereits nach dem Training fürs Team zu Ende und die FIA rächte sich erst mal für die ungedeckten Schecks indem sie die inzwischen gezahlten 30000 Dollar Garantieeinlage einfach einzog weil Kauhsen ja die ersten Rennen verpasst hatte .
Die Truppe hatte ja nicht mal für Spanien gemeldet und so hatte der Veranstalter dann auch keine Box für die Germanen zur Verfügung . Bernie hatte damals Chapman überredet das Lotus ihnen ne halbe Box abgetreten hat .
Nach spanien hatte man den WK1/004 und den brandneuen 005 eingepackt Der 005 war wiederum ein komplett anderes auto als der 004 .Der Tank war jetzt komplett hinter dem Fahrer ,dadurch war das Auto länger ,die Aufhängungen waren anders platziert und und und ...
Das Pech von Kauhsen war das sich 27 autos um die 24 Startplätze balgen mussten und mit knapp 9 sek. auf den PoleMan fuhr Brancatelli eindeutig mit dem Schlußlicht auf dem Heckspoiler .
Das alleine war aber nch nicht das abendfüllende Programm in der boxengasse . Der 004 ,das eigentliche Einsatzauto liess sich nicht starten also wurde der brandneue 005 fertig gemacht .Der hatte aber noch null km auf der Uhr und er brachte es auch nur auf zwei langsame runden ehe der Feuerlöscher im Auto hoch ging . Blöderweise war das ein Pulverlöscher und als Brancatelli das auto in einer Wolke zum stehen gebracht hatte glaubten die Streckenposten das Auto brennt und legten noch mal ein parr Kilo Löschpulver und schaum oben drauf .
Zwei Wochen spätter hatten Willis Jungs das Löschpulver wieder vom Auto gekratzt und diesesmal nur den 005 mit nach Zolder genommen . Dann brach im belgischen Regen die Kupplung und auch das schnell aus Aachen geholte Ersatzteil konnte das Wochenende nicht retten ,Kaum eingebaut brach das Teil daneben . Ersatzauto hatten die Jungs nicht dabei damit war das Rennen gegessen .
Chabek war mittlerweile Fahnflüchtig geworden und Kauhsen hatte den Glauben ins eigene Auto auch verloren und klopfte bei Chapman an ob der ihm nicht einen 79er verkaufen könne und wolle.
Aber der wollte nicht so recht und hatte auch mit Rebaque einen Vertrag das der alle gebrauchten Lotus zu Schrott fahren darf
Damit war die F1 Geschchte von Willi Kauhsen so schnell zu ende wie sie begonnen hatte.
Allerdings nötigt es mir bei all den Laienhaften Fehlern doch Respekt ab was eine so kleine Truppe doch auf die Beine stellen kann denn mal ganz im Ernst wo wurde schon mal ein F1 Rennwagen mit einer Handvoll Leute in einer doppelgarage gebaut ?
Kauhsen verkaufte sein Material an den Marlboro Man Merzario der ja gerade sein eigenes Team betrieb und desen Eigenkonstruktionen nicht viel besser waren als die WKs von Kauhsen .
Dallara baute dann den 005 in einen Merzario A 4 um womit auch das ende Merzarios als Teamchef besiegelt war