Um das Forum einigermaßen sauber zu halten, stell ich hier mal eine Frage von Eckelstein herein:
Ekelstein hat geschrieben:
Hallo
Das Thema wurde ja im Zusammenhang mit Prost sowie Ligier oder Walkinshaw angesprochen. Was dabei auffällt ist ja, dass es kein Foto gibt, keine Bilder, die auch nur einen Mitarbeiter in Teamkleidung, einen Team-Truck, Teile oder sonstiges zeigen. Und das kann nicht sein. Nicht im 21. Jahrhundert. Heutzutage wird das Internet schon bei einer simplen Neulackierung mit Bildern überflutet, was wäre denn bei einem neuen Team los? Ich habe mal gehört, dass im Fernsehen mehrmals das geschlossene Tor der Box gezeigt wurde und dass Heinz Prüller(?) sagte, dass das Team mit Autos dabei war. Kann das jemand bestätigen? Oder noch besser: War jemand beim GP von Malaysia 2002 dabei, hat irgendwer Bilder in seinem Archiv oder weiß sonst jemand vielleicht, ob die Geschichten über das Team überhaupt stimmten? Kurz: Wer hat irgendwelche Hinweise für die tatsächliche Existenz des Teams?
Timo
Ich hab mich mittlerweile recht intensiv mit dem Phoenix-Team beschäftigt. Viele Mechaniker hatte das Team nicht (nur so ca. 20), denn der Einsatz lief ja mehr oder weniger über TWR und Arrows ab.
Hier mal eine kleine Ausführung zur Prost-Pleite meinerseits:
Nach der F1-Saison 2001 sah es für das Prost-Team düster aus. Viele Sponsoren sprangen ab, Schulden mussten gemacht werden, die Zukunft schien gefährdet. Alain Prost holte damals zum Rundumschlag aus: „Die Partnerschaft mit Peugeot war die Hölle und letztlich auch ein Grund des Scheiterns. Auch viele Sponsoren erfüllten die Verträge nicht. Von der französischen Regierung gab es nicht den Hauch an Unterstützung.“ Der damalige Sportdirektor des Teams, John Walton sah das anders: Alain Prost wollte einfach keinerlei Macht abgeben. Es habe durchaus Interessenten gegeben, die das Team retten wollten. Einer von ihnen war der ehemalige F1-Pilot Pedro Diniz. Der Brasilianer besaß seit 2000 mit seinem Vater Abílio Diniz, ebenfalls ein ehemaliger Rennfahrer, 40% des Prost-Teams und wollte mit der Übernahme der restlichen 60% auch die Schulden tilgen. Prost lehnte ab, weil er somit entmachtet worden wäre. Prost selbst sieht das freilich anders: „Diniz war doch keinesfalls seriös.“ Gespräche mit 2 amerikanischen Investoren versandeten, der Scheich Prinz Khaled al-Waleed, der zuvor schon das Minardi-Team übernehmen wollte und in den 80er Jahren bei Williams Sponsor war, zog sein verlockendes Angebot kurz vor knapp zurück – angeblich wegen den Auswirkungen der Terroranschläge des 11. Septembers 2001. Eine Übernahme des Prost-Teams durch Craig Pollock, der bereits das BAR-Team mitgründete und ein Jahr später auch den Arrows-Rennstall kaufen wollte, scheiterte aus gleichen Gründen wie jene durch Diniz. Auch mit der kanadischen Firma Vector Motor Sport von Marc Bourdeau, die schon 2000 das Team übernehmen wollten und an einem F1-Motor arbeiteten, kam es zu keiner Übereinkunft.
Am 28. Februar 2002 um 11 Uhr lief die Frist zur Rettung der Prost-Firma ab. Prost war insolvent und die Reste des Teams wurden von Charles Nickerson aufgekauft, der das Team in Phoenix umbenannte und damit 2002 als neues Team an den Start gehen wollte. Er kaufte die neuen Chassis, die Prost 2002 einsetzen wollte, sowie auch die Chassis aus dem Jahr 2001, dazu auch die F1-Rechte von Prost, also die Einschreibung für die F1-WM 2002, sowie die Rechte auf Gelder aus dem F1-Einnahmetopf. Der Verkauf wurde zunächst von Virginie Papin (Prost-Pressesprecherin), um 15 Uhr gleichen Tages auch vom Handelsgericht in Versailles bestätigt. Der Insolvenzverwalter Cosme Rogeau sah das offenbar anders und wollte die Einzelteile des Teams lieber versteigern. Derweil wurden die Drahtzieher des Phoenix-Teams bekannt: Tom Walkinshaw, der bereits das Arrows-Team besaß, und dessen Rennteam TWR (Tom Walkinshaw Racing) hat sich mit Nickerson zusammen getan und will das Team an den Start bringen. Offenbar gab es hinter den Kulissen auch Gespräche mit dem Automobilhersteller Skoda. Beim Australien GP jedenfalls fehlte das Team. Walkinshaw war aber zuversichtlich zumindest für Brasilien, oder sogar schon zum 2. Rennen in Malaysia mit dem neuen Team antreten zu können.
Natürlich gab es einige Probleme: Ferrari kündigte an, dass man dem Team keinen Motor zur Verfügung stellen würde. Arrows wollte die eigenen Motoren, die man 1999 einsetzte und auf noch älteren Hart-Motoren basierten, zur Verfügung stellen, aber das war dann doch zu abenteuerlich. Niki Lauda, nicht nur 3 Mal F1-Weltmeister, sondern damals F1-Teamchef von Jaguar und damit auch der Ford-F1-Kasse, erklärte, dass man nicht abgeneigt sei, das Team mit Motoren zu versorgen. Als Fahrer waren Gaston Mazzacane und Tarso Marques, sowie als Testfahrer Tomas Enge aufgeboten. Walkinshaw und Nickerson kümmerten sich um alles, nur um eines nicht: Sie fragten weder beim Automobilweltverband FIA, noch bei F1-Boss Bernie Ecclestone nach, ob die Verträge des ehemaligen Prost-Rennstalls mit der F1 noch Gültigkeit besitzen, denn nachdem sich Walkinshaw dem Ganzen annahm, existierte das Team faktisch nicht mehr. Denn Walkinshaw, der schon 1995 und 1996 Anteilseigner im Team war, als es noch Ligier hieß, ließ alles andere auflösen und nahm nur die Autos mit. Besonders Paul Stoddart, Besitzer des Minardi-Teams stellte sich den Plänen Walkinshaw quer. Der Australier wollte Prost ebenfalls kaufen, aber nur um damit sein Minardi-Team zu bereichern. Als er erkannte, dass die Handlungen Walkinshaws dem Concorde Agreement widerstrebe, drohte er mit Gerichtsverfahren. Die FIA prüfte die Unterlagen für Nickerson, der in Malaysia an den Start gehen wollte und kam zum Ergebnis: Er habe lediglich die Prost-Fahrzeuge gekauft, nicht aber die Rechte. Logische Schlussfolgerung: „Das Phoenix-Team werde weder beim Malaysia GP, noch beim Rest der Saison an der F1-WM teilnehmen.“ Das Phoenix-Team war damit Geschichte.
Weitere Informationen gibt es auch in diesem Thread!
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