Der am 30. Januar 1917 geborene Belgier Paul Frère – geboren eigentlich in Le Havre in Frankreich – machte in Motorsportzeitschriften und Motorsportbücher Schlagzeilen. Weniger kam er dabei aber selbst vor, sondern er schrieb sie viel mehr selbst. Frère ist bis heute nämlich Motorsportjournalist, einen Job den er bereits seit den 50er Jahren ausübte. Das Schreiben gefiel ihm, so ließ er einige Vollzeitjobs sausen, doch das Fahren und den Kick brauchte er auch. Ein beeindruckender Typ aufgrund einer beeindruckenden Einstellung zum Motorsport.
Bereits als Kind las er Motorsportzeitschriften. 1948 war er beim 24 Stundenrennen von Spa zugegen, 1949 war er selbst gemeldet. Bekannt wurde Paul Frère bei jenem Rennen jedoch nicht. Jock Horsfall, sein Partner, war ein verrückter Motorsportler, verrückt genug um alle 24 Stunden durchzufahren! Frère sah das ganze Rennen über nur zu.
Bei HWM Alta kam er auch zu seinen ersten Grand Prix Rennen, 1952 auch im Rahmen der Weltmeisterschaft. Nachdem die WM eigentlich 1952 und 1953 von der Formel-2 ausgetragen wurde, fuhr er sein erstes Formel-1 WM Rennen erst 1954, doch selbstverständlich zählen auch die Rennen ’52 und ’53 zur Statistik und einfach wegzulassen sind die für Frère sicher nicht: Beim Belgien GP 1952 holte er mit Rang 5 nämlich seinen ersten WM Punkt. Ein Rennen, nämlich den Holland GP, bestritt er für die Ecurie Belge und einem Simca Gordini. Gordini war die Anlaufstelle für Frère 1954, er fiel jedoch bei allen 3 GP-Rennen aus.
Frère hätte zu diesem Zeitpunkt der Karriere mehr machen können: Ein Engagement bei Mercedes scheiterte knapp, ein Ferrari-Angebot lehnte er wegen seiner journalistischen Bedürfnisse und aufgrund seiner Familie ab. So wurde er nur Ferrari-Testfahrer, gab aber zu verstehen: Sollte Not am Mann sein, springt er ein. Ein Luxus, den sich auch nur Frère leisten konnte. Die Scuderia Ferrari und der Teamboss Enzo Ferrari griffen auf das Angebot gerne zurück: Beim Monaco- und Belgien GP saß er hinter dem Ferrari Steuer und wurde in Belgien sensationell 4. – hinter den großen 3 Juan Manuel Fangio, Stirling Moss (beide Mercedes Benz) und Giuseppe Farina (Ferrari). Noch besser lief es jedoch bei seinem letzten WM Rennen, beim Belgien GP 1956, als er hinter seinem Teamkollegen Peter Collins sensationell 2. wurde. Auf dem Zenit seiner GP-Karriere stieg er in den Sportwagensport ein.
Bei den Sportwagen war er nicht über eine ganze Saison gebunden, also konnte er weiter Journalist sein. Dennoch hatte er auch auf der Strecke was drauf: 2. Plätze beim 24 Stundenrennen von Le Mans beim Katastrophenrennen 1955, sowie 1959 sind eine gute Bilanz. Nach seinem Sieg 1960 in Le Mans (mit Olivier Gendebien) und ein paar Formel-2 Rennen für die Ecurie Belge (Cooper Climax) zog er sich aus dem Rennsport als Fahrer zurück, nicht jedoch als schreibende Zunft.