Nelson Souto-Maior wurde am 17. August 1952 in Rio de Janeiro geboren. Der Name Souto-Maior klingt nicht wirklich nach einem Rennfahrer eines Kalibers, wie es Piquet war. Tatsächlich verbirgt sich dahinter jedoch jener Nelson Piquet, der 3-F1-Weltmeisterschaften gewinnen konnte. Souto-Maior nahm für seine Rennfahrerkarriere den Nachnamen seiner Mutter an. Fortan kannte ihn jeder nur noch unter Nelson Piquet. Piquet ist nicht durchweg Brasilianer. Seine Wurzeln sind deutsch, französisch und indianisch. Piquets Vater war ein Profispieler im Tennis und wollte, dass auch Nelson Tennis spiele. Vergeblich, denn seine Welt waren schon immer die schnellen Autos.
Piquets Feinde
Nelson Piquet sagte immer, was der dachte. Das brachte ihm zum einen viel Kritik ein, zum anderen aber auch Feinde. Besonders gegen seinen Williams-Stallgefährten Nigel Mansell, sowie gegen Landsmann Ayrton Senna, war sein Verhältnis so gut, wie zwischen einer unschuldigen Straßenmaus und der Nachbarskatze. Mansells Frau beschimpfte er als „hässlich“, über Senna wusste er, dass er schwul sei. Legendär auch der Spruch „Nelson Piquet ist der schnellste Vollidiot auf der Welt.“ Piquet hasste Mansell. Piquet war froh, als 1986 Alain Prost Weltmeister wurde und nicht Mansell. Er stellte während des Rennens die Frequenz um und hörte Mansells Funk ab.
Freilich kam die Rivalität wegen des teaminternen Kampfes auf. Doch das hatte auch Hintergründe: Nelson Piquet war bei Brabham so beliebt wie eine frische Dusche an heißen Sommertagen. Seine Brabham-Mechaniker gründeten sogar eigens einen Nelson-Piquet-Fanclub. Er war der Star der Mannschaft und die unumstrittene Nummer 1. Bei Williams wehte ihm jedoch ein anderer Wind um die Ohren. Kein #1-Status, ein offenes Teamkollegenduell mit Nigel Mansell. Das belastete die Beziehung zu Mansell. Die Gründe, wieso Piquet bei Brabham so beliebt war, war sein Humor. Das lenkte jedoch nicht von seiner Arbeit ab. Wie ein Verrückter tüftelte er, um die BMW-Turbomotoren bei Brabham endlich einsatzbereit zu machen. Und viele sind sich sicher: Frank Williams stellte Piquet tatsächlich den #1-Status in Aussicht. Nur wurde das Team zu der Zeit, als Piquet an Bord kam, nicht von Williams selbst geführt wurde, weil dieser ja seinen schweren Autounfall hatte.
Die Rivalität mit Ayrton Senna kam ebenfalls wegen eines internen Kampfes. Dieses Mal ging es nicht um den #1-Status in einem gemeinsamen Rennteam, sondern um den #1-Status bei den brasilianischen Fans. Beide waren unterschiedlich, nur in der Anzahl der gewonnen WM-Titel haben sie was gemeinsam. Nelson Piquet nutzte die Umgebung der Formel-1 zu Partys, wilde Flirtereien mit hübschen Mädchen. Um es auf den Punkt zu bringen, muss die Szene nach seinem schweren Unfall beim Indy 500 in den 90er Jahren herhalten. Als Piquet geschockt seine Mechaniker anbrüllte mit den Worten: „Hey, Jungs! Ich erwarte im August ein Kind, und ein anderes im Oktober!“ Ayrton Senna war ganz anders: Er konzentrierte sich nicht zu 100 Prozent auf den Motorsport, sondern zu 200%. Frauen hatten da keinen Platz mehr in seinem Leben. Daher Piquets Vermutung, Senna liebe eigentlich Männer und keine Frauen. Piquet übrigens war vor allem zu Beginn seiner Karriere alles andere als fitt. Zu Beginn schaffte er körperlich nur selten eine Renndistanz und war über einen technischen Ausfall froh.
Natürlich hatte Piquet auch Freunde im Fahrerlager. Einer davon war Roberto Moreno. Die beiden fuhren bereits zu jungen Jahren gemeinsam in Brasilien Rennen. Aus den jungen Jahren stammt auch folgende Anekdote: Piquet und Moreno schraubten gemeinsam an einem Formel-Renner. Der Weg von der Bastelgarage zur Rennstrecke war lang. Weil Piquet für das Rennen am nächsten Tag fitt sein wollte, übergab er Moreno Piquets Wagen. Moreno fuhr, während Piquet auf der Rückbank ein Nickerchen hielt. Das Problem: Moreno hatte zum damaligen Zeit noch keinen Führerschein, ein Straßenauto ist er noch nie gefahren. Nach einigen Minuten weckte Moreno Piquet mit der Frage: „Wie kann ich eigentlich den Gang wechseln?“
Piquets Humor
Piquet war für seinen Humor bekannt – mehr noch, gefürchtet. Auf einer Pressekonferenz staunten die Anwesenden nicht schlecht, als Piquet sich als Popelgenießer entpuppte. Die Wahrheit war, dass Piquet die Pressewelt nur auf den Arm nehmen wollte. Tatsächlich steckte Piquet sich einen Finger in die Nase, in den Mund kam jedoch ein anderer – und zwar so geschickt, dass die Journalisten sich ihrer Sache sicher waren: Piquet hat gepopelt und diesen genüsslich verzehrt. Piquet behielt auch in der Niederlage Humor. Zum Ende seiner Brabham-Zeit ereilte ihm eines Tages ein Defekt. Piquet kam an die Box, informierte seine Mechaniker aber nicht über das Problem. Er deutete auf die vorderen Räder, die Brabham-Jungs wechselten diese in Windeseile. Als sie fertig waren, stieg Piquet aus dem Wagen, lachte sich schief – er ließ die Räder absichtlich wechseln, obwohl er wusste, dass sein Rennen bereits vorbei sein würde. Die Brabham-Jungs waren aber nicht sauer, sie liebten Piquet genau deshalb. Nur so wurde Piquet ganze 103 GP-Rennen alt mit Brabham, so viele Rennen hat kein Fahrer für das von Jack Brabham gegründete Team gefahren. Und hinzu kommt: Piquet hat auch so viele Rennen gewonnen, wie kein anderer für Brabham, und so viele Poles geholt, wie kein anderer oder andere.
GP für Brabham
1. Nelson Piquet (BRA): 103 (1978-’85)
2. Jack Brabham (AUS): 87 (1956/’62-’70)
3. Carlos Reutemann (ARG): 66 (1972-’76)
4. Riccardo Patrese (ITA): 61 (1982/’83/’86/’87)
5. Carlos Pace (BRA): 39 (1974-’77)
6. John Watson (GBR): 35 (1973/’77/’78)
7. Stefano Modena (ITA): 32 (1987/’89/’90)
8. Dan Gurney (USA): 30 (1963-‘65/’68)
9. Niki Lauda (AUT): 29 (1978/’79)
10. Martin Brundle (GBR): 28 (1989/’91)
Siege für Brabham
1. Nelson Piquet (BRA): 13
2. Jack Brabham (AUS): 7
3. Carlos Reutemann (ARG): 4
4. Dan Gurney (USA): 2
5. Dennis Hulme (NZL): 2
6. Jacky Ickx (BEL): 2
7. Niki Lauda (AUT): 2
8. Riccardo Patrese (ITA): 2
9. Carlos Pace (BRA): 1
Poles für Brabham
1. Nelson Piquet (BRA): 18
2. Jack Brabham (AUS): 8
3. Dan Gurney (USA): 2
4. Jochen Rindt (AUT): 2
5. Jacky Ickx (BEL): 2
6. Carlos Reutemann (ARG): 2
7. John Watson (GBR): 2
8. Carlos Pace (BRA): 1
9. Niki Lauda (AUT): 1
10. Riccardo Patrese (ITA): 1
Ein weiterer Witz von Piquet (von dem auch folgendes Zitat stammte: „Formel-1 Fahren in Monaco ist so wie Motorradfahren im Wohnzimmer.“): Als Keke Rosberg eine Pressekonferenz abhielt, in der er seinen Rücktritt aus der Formel-1 bekannt gab, folgte ihm Piquet mit einer Pressekonferenz nur wenig später. Dabei wiederkäute Piquet die aller selben Sätze, die Rosberg bereits für seinen Rücktritt verwendete. Nur: Piquet verneinte alles und gab damit bekannt: Er trete nicht zurück.
Piquets Weg in die Formel-1
1974 wagte Nelson Piquet seine ersten Schritte im Formel-Sport. In der brasilianischen Formel-Super-Vee fuhr er auf Platz 4 in der Gesamtwertung, hinter Meister Marcos Troncon, Francisco Lameirão und Ingo Hoffmann, alles Landsmänner von Piquet. Die Jahre 1975 und 1976 fuhr er etwas unter ferner liefen, aber ab 1977 trumpfte er nachhaltig auf. Denn 1977 kam Piquet über den so genannten großen Teich nach Europa. Erste Station in Europa: ER fuhr für die Scuderia Mirabella in der europäischen Formel-3, gewann fort 2 Rennen und wurde Gesamt-3. Besser waren nur Piercarlo Ghinzani, der heutige Chef des italienischen A1 GP-Teams, und Anders Olofsson. 1978 fuhr Piquet schon seine ersten 5 F1-Rennen. Hauptsächlich fuhr er jedoch noch Formel-3 in Großbritannien und wurde auch Meister! Mit seinem Ralt Toyota gewann er 8 Rennen.
Piquets Formel-1 Karriere
Beim Großen Preis von Deutschland 1978 fuhr Nelson Piquet sein erstes WM-Rennen in der Formel-1. Ensign Ford entschloss sich einen 2. Rennwagen einzusetzen, in dem nahm der Brasilianer Piquet Platz. Piquet, von Startplatz 21 gestartet, schied mit Motorschaden aus. Doch im gleichen Jahr fuhr er 3 Rennen für BS Fabrications. Das amerikanische Team von Bob Sparshott, einem ehemaligen Ingenieur bei Lotus, setzte Kundenchassis von McLaren Ford ein. Damit wurde Piquet solider 9. beim Italien Grand Prix. Das Saisonfinale bestritt Piquet für ein 3. Team (festgehalten: 3 Teams in einer Saison!), nämlich Brabham. Brabham setzte einen 3. Brabham Alfa Romeo ein, extra für Piquet. Die beiden Stammfahrer waren Niki Lauda und John Watson, 2 etablierte Spitzenfahrer. Piquet, der das gesamte Wochenende über klar langsamer war, als Lauda und Watson, kam als einziger der 3 Fahrer ins Ziel und wurde 11.
F1-Qualiduelle von Nelson Piquet
Nelson Piquet – Harald Ertl 1:0
Nelson Piquet – Brett Lunger 0:3
Nelson Piquet – John Watson 0:1
Nelson Piquet – Niki Lauda 6:8
Nelson Piquet – Ricardo Zunino 9:0
Nelson Piquet – Hector Rebaque 21:0
Nelson Piquet – Riccardo Patrese 20:11
Nelson Piquet – Teo Fabi 12:0
Nelson Piquet – Corrado Fabi 2:1
Nelson Piquet – Manfred Winkelhock 1:0
Nelson Piquet – François Hesnault 4:0
Nelson Piquet – Marc Surer 11:1
Nelson Piquet – Nigel Mansell 12:17
Nelson Piquet – Satoru Nakajima 29:4
Nelson Piquet – Alessandro Nannini 9:5
Nelson Piquet – Roberto Moreno 10:3
Nelson Piquet – Michael Schumacher 1:4
Gesamt: Nelson Piquet – Teamkollege 158:48
Brabham gab Piquet eine Chance und verpflichtete ihn als Stammfahrer. Es folgte eine lange Karriere bei Brabham, die bis Ende 1985 dauerte. Erst dann trennten sich die Wege von Brabham und Piquet. 2-Mal gab es bereits Gerüchte, Piquet würde Brabham verlassen: 1981 verhandelte er mit McLaren und seinem späteren Arbeitgeber Williams, 1983 sprach er bei Renault und Ferrari vor. Renault suchte einen großen Namen und war nicht nur hinter Piquet her, sondern auch hinter Niki Lauda. 1983 testete er sogar jenen RAM, mit dem sich Eliseo Salazar abmühte, sich zu qualifizieren. Die beiden gerieten beim Deutschland GP handgreiflich aneinander, Nach dem Test war Piquet überzeugt: Der RAM ist genauso schnell wie sein Brabham! Beide Male entschied sich Piquet letztlich für Brabham, wo er 2 seiner 3 Weltmeistertitel gewinnen konnte.
1979 war er vom Gewinn des WM-Titels aber weit weg. Das lag nicht nur an Piquet selbst, denn der Brabham Alfa Romeo BT48, und auch der Brabham Ford BT49, der die letzten 2 Rennen zum Einsatz kam, waren äußerst unzuverlässige Rennwagen. Über die gesamte Saison hinweg, sah Piquet nur 3-mal die Zielflagge! Wenigstens zeigte das Auto im Qualifying seinen Speed, denn in Watkins Glen startete Piquet immerhin von Platz 2 aus. Punkte gab es durch den 4. Rang beim Grand Prix von Holland. Der BT49 konnte über den Winter zuverlässig gemacht werden. Und so war Piquet von heute auf morgen ein ernsthafter WM-Kandidat! Piquet kämpfte bis zum Schluss, musste den Titel jedoch dem Australier Alan Jones überlassen, der die erste Weltmeisterschaft für Williams holte. Piquet wurde Vizemeister. Ein Australier und ein Brasilianer auf den Plätzen 1 und 2 – von den Europäern war keine Spur. Bedeutend für Piquet war der USA-West GP jenen Jahres: Dort gewann der Brasilianer vor Riccardo Patrese im Arrows Ford und Emerson Fittipaldi im Fittipaldi Ford sein erstes Rennen. Das gesamte Wochenende wurde von Piquet dominiert: Pole, Sieg, Schnellste Rennrunde! Es folgten 1980 noch 2 weitere Siege, am Ende seiner F1-Karriere hatte er 23 Siege auf seinem Konto.
Alle 23 F1-Siege von Nelson Piquet
USA-West GP 1980: Nelson Piquet vor Riccardo Patrese (Arrows Ford)
Holland GP 1980: Nelson Piquet vor René Arnoux (Renault)
Italien GP 1980: Nelson Piquet vor Alan Jones (Williams Ford)
Argentinien 1981: Nelson Piquet vor Carlos Reutemann (Williams Ford)
Imola GP 1981: Nelson Piquet vor Riccardo Patrese (Arrows Ford)
Deutschland GP 1981: Nelson Piquet vor Alain Prost (Renault)
Kanada GP 1982: Nelson Piquet vor Riccardo Patrese (Brabham Ford)
Brasilien GP 1983: Nelson Piquet vor Niki Lauda (McLaren Ford)
Italien GP 1983: Nelson Piquet vor René Arnoux (Ferrari)
Europa GP 1983: Nelson Piquet vor Alain Prost (Renault)
Kanada GP 1984: Nelson Piquet vor Niki Lauda (McLaren Porsche)
USA GP 1984: Nelson Piquet vor Elio de Angelis (Lotus Renault)
Frankreich GP 1985: Nelson Piquet vor Keke Rosberg (Williams Honda)
Brasilien GP 1986: Nelson Piquet vor Ayrton Senna (Lotus Renault)
Deutschland GP 1986: Nelson Piquet vor Ayrton Senna (Lotus Renault)
Ungarn GP 1986: Nelson Piquet vor Ayrton Senna (Lotus Renault)
Italien GP 1986: Nelson Piquet vor Nigel Mansell (Williams Honda)
Deutschland GP 1987: Nelson Piquet vor Stefan Johansson (McLaren Porsche)
Ungarn GP 1987: Nelson Piquet vor Ayrton Senna (Lotus Honda)
Italien GP 1987: Nelson Piquet vor Ayrton Senna (Lotus Honda)
Japan GP 1990: Nelson Piquet vor Roberto Moreno (Benetton Ford)
Australien GP 1990: Nelson Piquet vor Nigel Mansell (Ferrari)
Kanada GP 1991: Nelson Piquet vor Stefano Modena (Tyrrell Ford)
1981 sicherte sich Nelson Piquet dann aber seinen ersten WM-Titel, im 3. vollen F1-Jahr, und im 4. insgesamt. Das ist eine Parallele zu Michael Schumacher, der ebenfalls in der 3. kompletten F1-Saison und der 4. insgesamt seinen ersten WM-Titel gewann. Der Vergleich kommt nicht von ungefähr, denn viele vergleichen Piquet gerne mit Schumacher. Denn Piquet warf immer ein Auge darauf, wer sein Teamkollege sein würde. Einen zu starken Teamkollegen ließ er nur selten zu. Auch spaltete Piquet die Meinungen nicht weniger als Schumacher: Manche finden seine Titel (besonders 1981 und 1983; wie bei Schumacher (Schummel-Schumi) Vorwurf des illegalen Autos) ungerechtfertigt, die anderen sind von seiner Begabung völlig überzeugt und lieben seine humorvolle Art. Wieder andere finden Piquet arrogant wie kaum einen anderen F1-Fahrer. Die anderen kontern: Fast alle Topfahrer sind arrogant, angefangen bei Ayrton Senna, über Piquet, bis hin zu Schumacher.
1981 fuhr Nelson Piquet auch ein Rennen in der australischen Formel-Pazifik, und zwar beim inoffiziellen Australien GP. Dabei wurde er in einem Ralt Ford hinter Roberto Moreno, der ebenfalls einen Ralt Ford fuhr (für Graham Watson Racing), 2. Auch 1982 trat er bei diesem Rennen an, kollidierte jedoch beim Überrunden mit Graham Watson (Ralt Ford) und Peter Williamson (Toleman Toyota).
1982 verlor Piquet seinen WM-Titel aber schon wieder. Grund dafür war die erdrückend schwache Zuverlässigkeit seines Brabham BMW BT50. Für wenige Rennen griff er deswegen sogar auf das Vorgängermodell BT49D zurück, in dessen Heck noch ein Ford-Cosworth-Motor schnurrte. Vom Speed her war Piquet durchaus dabei, auch wenn er sich beim US-Detroit GP nicht mal qualifizieren konnte. Piquet gewann dafür das Rennen in Kanada, und sah auch beim Heimrennen in Brasilien die schwarz-weiß-karrierte Zielflagge als 1. Doch die Rennkommissare entdeckten Unregelmäßigkeiten an der Bremskühlung seines Brabhams; sie war illegalerweise mit Wasser gekühlt. Piquet und Brabham wurden aber schon 1983 wieder konkurrenzfähig, es folgte der 2. Titelgewinn.
Eine Titelverteidigung gelang Piquet 1984 nicht. Dafür war sein Brabham neuerlich zu unkonstant und unzuverlässig. Schnell war der Bolide durchaus: Bei 6 Zielankünften gab es 2 Siege und insgesamt 4 Podestplätze. 1985, in seiner letzten Saison für Brabham, ging dann gar nichts mehr zusammen. Piquet wurde nur enttäuschender WM-8. und begab sich früh in Verhandlungen mit anderen Teams. Er führte einige Gespräche mit McLaren, aber letztlich dockte er bei Williams an und es begann das unerbitterliche Duell mit Nigel Mansell. 4 Siege alleine 1986 – bereits in der ersten Williams-Saison kämpfte Piquet eindeutig um den Titel. Der Williams Honda FW11 entpuppte sich als klarer Favorit unter den Boliden der 86er Generation. Piquet und Mansell schnappten sich aber gegenseitig die Punkte weg, Alain Prost profitierte. Der McLaren Porsche Fahrer holte sich den WM-Titel. 1987 wurde eine noch deutlichere Williams-Saison, und eine von Nelson Piquet – Der Brasilianer gewann seinen 3. WM-Titel.
In der Saison 1988 fuhr Piquet also für Lotus. Das Team mit dem großen Namen war 1988 aber längst nicht mehr so groß, wie zu den Glanzzeiten. Lotus fuhr im Schatten des Teamnamens und darin auch Nelson Piquet. Über einen 3. Platz als bestes Resultat kam Piquet in der Saison 1988 nicht hinaus. Immerhin erreichte er diese Position gleich 3-mal. Er sammelte immerhin 22 Punkte, und wurde damit WM-6. Wer glaubte, schlechter ginge es nicht, der irrte. Denn 1989 bekam Lotus die Gurkenmotoren von Judd. Piquet hatte nicht selten ernste Mühen sich überhaupt für die jeweiligen Grand Prix Rennen zu qualifizieren. Beim Belgien waren die Mühen zu groß: Der Brasilianer konnte bereits am Samstag nach dem Qualifying die Heimreise antreten.
Piquet flüchtete von Lotus und ging zu Benetton. Bei Benetton ging es auch wieder aufwärts. Insgesamt gab es 3 Siege, 1990 wurde er sogar starker WM-3. Von wegen, Benetton wurde erst in der Ära Flavio Briatore oder Ära Michael Schumacher zum Sieg- und WM-Anwärter. 1991 sah Piquet gegen Schumacher aber schon aus, wie ein Frührentner. Und das wurde er auch. Nelson Piquet wollte eigentlich auch 1992 weiter für Benetton fahren. 2 Tatsachen hinderten ihn daran: Erstens hatte er mit Michael Schumacher einen sehr starken Teamkollegen, und Piquet konnte mit starken Teamkollegen nicht so gut fahren. Und zweitens: Als bekannt wurde, dass Tom Walkinshaw Racing TWR mit Benetton zusammenspannen würde, war klar: Martin Brundle wird ein Benetton-Cockpit bekommen. Es machten sogar Gerüchte die Runde, Brundle ersetze Piquet noch 1991. Dafür wollte Ferrari Piquet für 1992 verpflichten, was letztlich jedoch scheiterte.
F1-WM-Statistik: Nelson Piquet
7606 Führungskilometer (Rang 8)
484,5 Punkte (Rang 7)
203 Rennen (Rang 9)
60 Podestplätze (Rang 6)
58 angeführte Rennen
44 Starts aus der ersten Reihe (Rang 6)
24 Pole Positions (Rang 8)
23 Schnellste Rennrunden (Rang 8)
23 Siege (Rang 9)
6-mal knapp außerhalb der Punkteränge (Rang 37)
3 WM Titel (Rang 4)
3 Tripples (Rang 13)
2 Disqualifikationen (Rang 14)
2 Nichtqualifikationen (Rang 139)
Siegquote: 11,330% (Rang 25)
Durchschnittliche Startposition: 6,676 (Rang 33)
Pole Position Quote: 11,594% (Rang 35)
Durchschnittlicher Rückstand auf Pole Position: 2,096% (Rang 51)
Ausfallquote: 39,409% (Rang 105)
GP für Teams
1. Brabham (1978-’85): 103 GP
2. Benetton (1990/’91): 32 GP
3. Williams (1986/’87): 31 GP
4. Lotus (1988/’89): 31 GP
5. BS Fabrications (1978): 3 GP
6. Ensign (1978): 1 GP
Piquets IndyCar-Karriere
Nach seinen Jahren in der Formel-1 ging Nelson Piquet zurück nach Amerika, dieses Mal aber auf den Nordteil des Kontinents und fuhr in den Vereinigten Staaten in der amerikanischen Formel-1, in der IndyCar. An der Meisterschaft selbst hatte Piquet kein Interesse, im Gegensatz zu Nigel Mansell, der 1993 IndyCar-Meister wurde, oder Landsmann Emerson Fittipaldi. Piquet fuhr nur 1992 und 1993 jeweils das Indy 500, das berühmteste und prestigeträchtigste Rennen im Formel-Sport. 2-mal trat er dabei für das Menard-Team an, beide Male versagte er. Danach fuhr Piquet noch einige Sportwagenrennen, darunter beim 24 Stundenrennen von Le Mans. In der GT1-Klasse wurde er 1996 in einem McLaren BMW 6.
Piquets Karriere als Teamchef
Um die Karriere von Sohnemann Nelson Angelo Piquet voran zutreiben, gründete Piquet ein eigenes Rennteam, das sich Piquet Sports nannte. 2007 fuhr Piquet Sports in der GP2, dem Sprungbrett zur Formel-1. Man spannte dabei die Kräfte mit der Truppe von Giancarlo Minardi zusammen und nannte sich in Minardi Piquet um. Minardi hat jahrelange Erfahrung im Motorsport: Seit nahezu 30 Jahren besteht das Team, fuhr Formel-3, dann Formel-2 (also GP2), kam dann 1985 in die Formel-1. Das F1-Team wurde an Red Bull und Gerhard Berger verkauft, Minardi ging wieder zurück in die Formel-3000 in Italien, danach wieder in die GP2, eben zu Piquet.
Piquet Sports startete zunächst in Südamerika in der Formel-3. 2005 stieg man in die Formel-3000 ein, die sich genau just 2005 erstmals GP2 nannte, also Grand Prix 2. Derzeit besteht das Team unter anderem aus Teamchef Felipe Vargas (er ist bereits seit 2000 bei Piquet Sports, leitete zuvor von 1993 bis 1999 ein anderes Team in der südamerikanischen Formel-3), General Director Tancredi Pagiaro (er gründete 1997 das GP Racing Team in der F3000), die Ingenieure Roberto Costa, Paul Davison und Giuseppe Callea, und die Mechaniker Stefano Bellinato, Simone Muraro, Michele Tisato und Maurizio Fanton.
Nelson Piquet machte nie eigene Sache, wenn es um sein Rennteam ging. Bereits vor der Saison 2007 hatte er in der GP2 2005 und 2006 die Unterstützung von HiTech Racing. Das britische Team, das nach wie vor in der britischen Formel-3 an den Start geht (seit 2003), wurde von Dennis Rushen und David Hayle gegründet. Hayle hat eine Erfahrung aus vielen Jahren im Motorsport. Anfang der 80er kam er als Techniker und Ingenieur in das Team von Eddie Jordan, das mittlerweile in der Formel-1 als Force India F1 an den Start geht. Danach ging er zunächst in die Rallye-Szene und arbeitet seit 1997 in der Formel-3 in England. 2007 wurde Marko Asmer aus Estland für HiTech Meister der britischen Formel-3. Piquet Sports, HiTech Piquet Sports oder Minardi Piquet Sports konnte noch keine Titel gewinnen. 2006 war Nelson Piquet Junior knapp dran. Er wurde Vizemeister hinter Lewis Hamilton, der derzeit für McLaren Mercedes in der Formel-1 unterwegs ist. Bislang gewann Piquet Sports 5 Rennen in der GP2, allesamt mit Piquet jr. am Steuer. Alexandre Negrão fuhr mit 64 die meisten GP2-Rennen für das Team, Piquet folgt mit 43, Roldán Rodriguez aus Spanien kommt auf 21.
Alle 5 GP2-Siege von Piquet Sports
Spa 2005: Nelson Piquet II vor Ernesto Viso (BCN; Dallara Mécachrome)
Valencia 2006: Nelson Piquet II vor Lewis Hamilton (ART; Dallara Méachrome)
Ungarn 2006: Nelson Piquet II vor Timo Glock (iSports; Dallara Méachrome)
Ungarn 2006: Nelson Piquet II vor Lewis Hamilton (ART; Dallara Méachrome)
Türkei 2006: Nelson Piquet II vor Lewis Hamilton (ART; Dallara Mécachrome)
Quellen: TNF, oldracingcars.com, wikipedia, champcarstats.com, gp2-series.com, research-racing.de