Langsam fahren konnte er nie, selbst im Kart nicht.
„Er ist sogar zickzack gefahren, und es hat nicht geklappt“, erinnert sich der damalige Jugendwart des Kart Club Kerpen.
Anfang der 50er bekommt ein Knirps Namens Rolf Schumacher den Mund nicht mehr zu.
„ich sah, wie ein paar Jungs aus der Nachbarschaft mit einem merkwürdigem Ding hantierten. Es war eine Karre, auf der hinten ein kleiner Motor installiert war. Die Jungs kippten Benzin in den Vergaser und sind tatsächlich ein paar hundert Meter weit gefahren.
Zwanzig Jahre später meldet sich die Erinnerung, der Vater schraubt seinem Sohn einen Mofamotor auf ein Tretkart, dieser knattert als 4-jähriger über die Gehwege und Parkplätze von Kerpen. Und hat seine Probleme mit dem Bremsen, er landet mit blutigem Knie am Fahnenmast. Wortlos schiebt der Junior das Ding nach Hause und ab zum Onkel Doktor.
Das Knie wird mit 7 Stichen genäht, der Kleine gibt keinen Ton von sich, er wusste genau, welchen Mist er gebaut hatte.
Daraufhin meldet ihn sein Papa beim Kart Club Kerpen an.
„Erst im Kontakt mit der Kartszene merkten wir, welchen Haufen Schrott wir da hatten. Dabei waren wir mächtig Stolz auf das selbstgebaute Gefährt“, erinnert sich Rolf.
Doch Schrott kann auch schulen, zumindest, wenn sich ein überdurchschnittliches Talent mit überdurchschnittlichem Willen und überdurchschnittlicher Disziplin damit auseinandersetzt.
Michael fährt und fährt und fährt.
Am liebsten im Regen, da fiel die Unterlegenheit nicht so auf. Ganz zu schweigen davon, das ihm das Schleudern und Driften ganz besonders viel Spaß machte.
Ein Jahr später holt er sich den 1. Sieg. Und weiß von da genau, was er werden will: „Polizist oder Rennfahrer. Da kann man überall schnell fahren.“
Im zarten Alter von 6 Jahren holt Klein Schumi 1975 zum 1. Mal die Clubmeisterschaft.
Familie Schumacher ist mittlerweile auf das Bahngelände Kerpen-Manheim umgesiedelt.
Die Eltern haben Michael im Blickfeld und Säugling Ralf saugt die Rennatmosphäre quasi mit der Muttermilch auf. Finanziell ist die Familie nach wie vor nicht auf Rosen gebettet.
Also kann auch der Kartsport nur mit begrenztem Schaum ausgeführt werden, er holt sich die gebrauchten Reifen der anderen Fahrer aus der Mülltonne – und weil er trotzdem schneller ist, fällt er natürlich auf.
Der Tapetenhändler Gerd Noack hat sich 79 auf der Kartbahn die Hand gebrochen und macht Vater Schumi ein Angebot:“ Ich gebe dir mein Kart, du gibst mir dafür deinen Zwerg und ich fahre mit ihm zu den Rennen.“
Doch die weitaus älteren Gegner mobben den 10jährigen, der offiziell noch gar keine Rennen fahren darf. Er muss von hinten starten, weil er sonst vorne weg fährt.
„Aber nach 2 Runden war er wieder an der Spitze, also brummten sie ihm ein Mindesgewicht auf“, erzählt Noack. „Wir haben alles, was schwer ist, auf dieses Kart getan, sogar einen Hammer und einen Stein, trotzdem war er nach 3 Runden wieder an der Spitze.“
„Rennfahren ist keine Mutprobe und ist kein Kraftakt. Man muss das Gefühl dafür haben, ob das Auto eine bestimmte Situation bewältigen kann oder nicht. Es liegt dann an einem selbst, richtig in die Kurve zu fahren“.
Auf engstem Raum, mit der unangenehmen Nähe zum direkten Gegner und aus einer dem Asphalt kaum noch näher zu bringenden Perspektive komprimieren sich Angriffslust, Fahrgefühl und Taktik zu einem Gemisch, das später als der berühmte „Schumi-Faktor“ in die Geschichte eingehen soll. Eine Schule, die Michael niemals missen will.
Schnell und gefühlvoll sind viele seiner Kollegen auch, aber die Fähigkeit, sich scheinbar aus dem Nichts heraus immer wieder in den Grenzbereich der Motivation zu katapultieren, ist seine Paradedisziplin. Die aus dem harten Kartsitz mitgebrachte Intuition mit der richtigen Information zu koppeln, macht später das Geheimnis seiner jahrelangen Überlegenheit aus.
Ein anderer Förderer ist der Automataufsteller Jürgen Dilk, mit ihm tingelt Schumi von 82 bis 88 zu den Rennstrecken. Mittlerweile kostet es viel Geld, Noack kann es nicht mehr finanzieren.
Aber der Erfolg gib ihm recht:
-1984 Deutscher Juniorenmeister
-1985 Deutscher Juniorenmeister
-1985 Vizeweltmeister Kartjunioren
Dieses Jahr endetet mit einem Schock für die Rennszene, das Supertalent Stefan Bellof verunglückt tödlich in Spa.
„Danach“, erinnert sich Jürgen Dilk, „fiel Michael in ein tiefes Motivationsloch. Er machte den Realschulabschluss und fuhr wochenlang keine Rennen mehr.“
Erst spät, im Sommer 86, steigt Michael wieder in ein Kart und fährt seine erste „Richtige“ Meisterschaft. Die Erfolge gehen weiter:
-1986 Dritter der Deutschen Kartmeisterschaft
-1987 Deutscher Kartmeister
-1987 Europäischer Kartmeister
-1987 Vizeweltmeister
1988 startet Michael gleich in 2 Meisterschaften, Formel Ford und Formel König,
wobei er in der Formel König souverän gewinnt, die Formel Ford schließt er als sechster ab.
Willi Weber wird in Salzburg auf ihn aufmerksam, bei einem Regenrennen. Der 19jährige startet von P7 und kommt mit 15 sec. Vorsprung aus der 1. Runde zurück.
W.W. ist begeister:“ Die Präzision, die Sauberkeit seiner Linie ist in jeder Runde identisch. Alles was er macht, wirkt so leicht, so spielerisch, so souverän.“
1989 sucht Mercedes nach deutschsprachigen Nachwuchsfahrern, Peter Sauber schaut sich die Rangliste an, findet ganz oben die Namen Wendlinger, Frentzen, Schumi, verpflichtet alle 3 sofort.
Bei den ersten Testfahrten steht ein fassungsloser Peter Sauber an der Boxenmauer und blickt immer wieder auf seine Stoppuhr. Die Jungs, allen voran Schumi, sind nicht nur schnell, sie legen ihre Rundenzeiten auch konstant hin. Eine Konstanz, die viele GP Piloten ihr Leben lang nicht erreichen.
Ebenfalls 1989 wird Schumi Vizemeister in der Formel Ford, einen Punkt hinter Wendlinger, punktgleich mit HHF.
Sein Teamkollege, der erfahrene Formel 3 Fahrer Frank Schmickler ist weit abgeschlagen. Willi Weber feuert ihn darauf hin.
„Schumi war sauer, das er den Titel nicht geholt hat“, erinnert sich WW. „Ich tröstete ihn: Jetzt hast du ein Ziel für das nächste Jahr. Und er versprach, den Titel zu holen.
1990 holte er sich dann prompt den Titel in der Formel Ford, seine Hauptgegner hießen Otto Rensing und Wolfgang Kaufmann.
Sie haben keine Chance gegen den Jungen aus Kerpen, ins Saisonfinal nach Hockenheim geht er bereits als Meister. Dort allerdings wird er von einem jungen Gastfahrer aus Finnland geschlagen. Er heißt Mika Häkkinen….
Der Kerpener brennt auf Revanche und bekommt sie bei den internationalen F3 Lüufen in Macau und Fuji. Beide Male gewinnt er, kollidiert jedoch in Macau mit Mika in der letzten Runde.
„Der hat doch nicht im Ernst geglaubt, das er in der letzten Runde vorbei kommt“, so Schumi damals.
1990 und 1991 startet er ebenfalls in der Gruppe C Sportwagen WM, belegt dort 90 mit 21 Punkten Rang 5, gemeinsam mit Wendlinger. Ein Jahr später schließt er die Sasion mit 43 Punkten als 9. ab, lediglich die beiden Finalläufe 90 und 91 gewinnt er.
Dach über dem Kopf und Schumi passen halt nicht zueinander.
Bei den DTM Gastfahrten machte er auch keine glückliche Figur, besonders nicht 1990 beim Finallauf in Hockenheim. Er schießt den bis dato führenden, Johnny Cecotto ab, Striezel Stuck wird daraufhin Meister.
Der Rest ist bekannt……
Nun, dann mal los, zereist den Artikel....
Quellen
-Schumacher (Buch)
-König Schumi (Buch)
-Mensch Schumi (Buch
-Formel Schumi (Buch)
-Danke, Schumi (Buch)
-Gespräch mit einem Kumpel von Schumi
-Gespräch mit dem 7fachen [/b]