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Minardis Anfänge

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Beitrag Dienstag, 03. Oktober 2006

Beiträge: 45691
Im Zusammenhang mit der Nachricht, dass es 2007 in der GP2, ehemals Formel-2 und Formel-3000, wieder ein Minardi Team geben wird (zusammen mit dem Team von Nelson Piquet), hab ich ein bisschen was zur Formel-2 und Formel-3000 Karriere von Minardi geschrieben. Ich finde das sehr interessant:

1985 entstand aus der internationalen Formel-2 die internationale Formel-3000 und daraus entstand 2005 die GP2. 2007 fährt Minardi wieder in dieser Serie zusammen mit dem Team vom dreimaligen Formel-1 Weltmeister Nelson Piquet. Die Karriere des Teams begann aber 1980 in der Formel-2.

Fahrer für Minardi in der Formel-2 EM Saison 1980 war der Argentinier Miguel Angel Guerra und der Italiener Bruno Corradi. Gefahren sind beide mit dem Minardi BMW, Modell GM75. Das Debütrennen war das 1. EM Rennen im britischen Thruxton. Guerra verunfallte bereits in der 2. Runde mit dem Merzario BMW Pilot Arturo Merzario und Corradi fuhr letztlich doch nicht im Rennen. Beim 2. Rennen in Hockenheim wurde Guerra schon 7. In Vallelunga, dem 4. EM Lauf, fuhr dann erstmals auch Corradi im Rennen und wurde 13. Dies entsprach dem letzten Platz, während Guerra, wie im Rennen zuvor 8. wurde. Die ersten Punkte gab es für das Team dann in Pau, wo Guerra 5. wurde und damit 2 Punkte bekam. Insgesamt 10 sollten es am Ende sein, was für den Gesamtrang 9 reichte. In Silverstone wurde er 6. Dazu bekam er mit dem Italiener Beppe Gabbiani einen neuen Teamkollegen. Dieser wurde 14. In Zolder lieg Guerra wieder als 5. ein, in Mugello wurde er als einziger Minardi Pilot sogar 4.! In Zandvoort bekam Guerra wieder einen neuen Teamkollegen. Man verpflichtete den Venezuelaner Johnny Cecotto (eigentlich heißt er Alberto Cecotto). Cecotto war ein besonderer Fahrer bei Minardi, denn er stieg eben vom Motorrad in die Monoposti Abteilung des Motorsports um. Außerdem handelt es sich bei Fahrern aus Venezuela um absolute Raritäten. In der Tat war Cecotto bisher der einzige Fahrer in der Formel-1 aus Venezuela, der auch bei einem WM Rennen fuhr. Später, genauer im November 2005, testete mit Juan Càceres wieder ein Venezuelaner für Minardi und das in der Formel-1. Càceres fuhr 2006 auch für Minardi in der italienischen Formel-3000, ist mittlerweile aber als Ersatz für den Mexikaner Mario Dominguez bei Dale Coyn in der ChampCar gelandet. Bei seinem ersten Minardi Rennen 1980 in Zandvoort fuhr Cecotto auf Rang 13. In Rimini wurde Guerra mit dem von bayrischen BMW Motoren angetriebenem Minardi 5. Als sein Teamkollege kehrte Corradi wieder zurück.

Für die Saison 1981 verpflichtete Minardi neben Cecotto einen talentierten Italiener: Michele Alboreto! Dieser allerdings fuhr ab dem Imola GP für Tyrrell Ford auch in der Formel-1. Der neue Minardi für die beiden Fahrer hieß Minardi Fly 281. Im Heck des Renners ertönte ein BMW Motor von Mader. Es liefen allerdings auch Gespräche von Minardi mit Ferrari. Minardi wollte einen Dino Motor von Ferrari. Tatsächlich tauchte in der Meldeliste für das erste EM Rennen in Silverstone ein Minardi Ferrari auf, allerdings unbesetzt, also ohne Fahrer und letztlich fuhr sowohl Cecotto, als auch Alboreto mit Minardi BMWs. Ein alter Minardi GM75 wurde indes an das DAC Sport Racing Team verkauft. Den Vorjahres Minardi fuhr für das Team der Italiener Guido Daccò. Während er in Silverstone 17., wurde, fuhr Alboreto auf Rang 11 und Cecotto auf den 14. Platz. In Hockenheim wurde Alboreto immerhin schon 8. Die bisher beste Platzierung von Guerra aus Mugello 1980 stellte Cecotto dann in Thruxton ein: Auch er wurde 4.! Ab Vallelunga fuhr Minardi nur noch mit einem Auto, meist besetzt mit Alboreto. In Enna verpflichtete Minardi mit dem Italiener Paolo Barilla wieder einen 2. Fahrer. Dabei fuhr Alboreto mit Rang 3 hinter Thierry Boutsen (March BMW) und Huub Rothengatter (March Ford für das Lister Racing Team). Es war das erste Podium in der Formel-1 für einen Minardi Fahrer und für das Minardi Team! Auch das Rennen von Barilla war durchaus interessant, denn er fuhr einen Minardi Ferrari, fiel aber in der 5. Runde mit Elektronikschaden aus. Es war der erste Minardi Ferrari der Geschichte. Von Ferrari bekam Minardi in der Formel-1 noch 1991 V12 Motoren. Auch 1996 und 1997 wollte Minardi mit Ferrari Motoren fahren, letztlich kam der Deal allerdings nicht zu Stande und es ist ja durchaus möglich, dass das Minardi Nachfolgerteam Toro Rosso 2007 in der Formel-1 mit Ferrari Aggregaten an den Start rollt. An Donington konzentrierte sich Alboreto dann auch seinen Formel-1 Job bei Minardi. Nach dem auch Barilla in Misano nicht fuhr, holte sich Minardi 2 neue Fahrer: Zum einen kehrte Guerra (er fuhr im Minardi Ferrari) und dazu fuhr der Italiener Roberto Farnetti. In der Gesamtwertung schloss Alboreto als bester Minardi Fahrer die Saison als 8. mit 13 Punkten ab.

Für die Saison 1982 baute Minardi keinen komplett neuen Minardi, sondern modifizierte den Vorjahreswagen zum Minardi BMW Fly181B. Man fuhr zudem mit 2 Italienern: Barilla kehrte ins Team zurück und daneben fuhr Alessandro Nannini. Notabene: Wie auch Barilla (1989 und 1990) und Alboreto (1994) fuhr auch Nannini später in der Formel-1 für Minardi. Dies war 1986 und 1987 der Fall. Daccò fuhr in der Formel-2 noch immer mit dem Minardi BMW GM75, allerdings 1982 für das Brambilla Team (gegen Ende der Saison fuhr den Minardi Aldo Bertuzzi, allerdings war er oftmals nur als Fahrer gemeldet;). Für das Minardi Werksteam aber begann die Formel-2 Saison 1982 gleich mit Punkten: Nannini wurde 5., während Barilla – außerhalb der Punkteränge – als 7. ins Ziel kam. Die Saison lief sehr schleppend. Man kam häufig zwar ins Ziel, aber nicht in den Punkten. Nebenher lief nach wie vor das Projekt mit Ferrari: In Mugello setzte Minardi mit dem Italiener Siegfried Stohr (der 1981 Formel-1 Erfahrungen mit Arrows Ford sammeln durfte) einen 3. Minardi ein, der von einem Ferrari Motor angetrieben wurde. In Runde 3 war aber mit Motorschaden Schluss. Auch in Vallelunga wurde Stohr auf einem Minardi Ferrari gemeldet, fuhr aber nicht im Rennen. Eine insgesamt doch schlechte Saison endete für Minardi aber noch mit einem versöhnlichen und für die Zukunft hoffnungsvollem Highlight: Nanni wurde in Misano hinter dem March Werksfahrer Corrado Fabi 2. und fuhr damit die bis dato beste Platzierung des Teams in der Formel-2 ein!

Die Formel-2 Saison 1983 begann für Minardi mit nur einem Fahrer. Nach Miguel Angel Guerra 1980 kam 1983 mit Oscar Larrauri (exakter Name ist Oscar Rubén Larrauri) wieder ein Argentinier ins Minardi Team. Auch in der Formel-1 fuhren später 2 Argentinier (Esteban Tuero 1998 und Gaston Mazzacane 2000). Der Auftakt in die Formel-2 Saison in Silverstone endete für Larrauri auf Rang 7. In Thruxton fuhr dann auch Nannini für Minardi den neuen Minardi BMW M182. Außerdem verkaufte Minardi 2 aktuelle M282 an das Sanremo Racing Team, das eigentlich in Thruxton mit Bertuzzi und Barilla fahren wollte, es letztlich aber nicht tat. In Hockenheim fuhr dann zumindest mal Bertuzzi. Während dessen fuhr Nannini mit Rang 5 die ersten Punkte für Minardi in der Saison 1983 ein. Danach stand das wohl spektakulärste Rennen auf dem Kalender: Das Rennen auf der Nordschleife des Nürburgrings. Das Rennen wurde für Minardi erfolgreich: Nannini wurde 2. Er durfte – aus Minardi Sicht – einen alten bekannten zum Sieg gratulieren: Beppe Gabbiani gewann auf einem March BMW für das Onyx Team. Für das Rennen in Jarama verpflichtete Minardi – passend zum Rennen – einen Spanier: Emilio de Villota. Der in der Formel-1 glücklos gebliebene (1976 begann seine WM Karriere mit einem Brabham Ford für RAM, danach fuhr er meist mit einem eigenen Team mit McLaren und Williams Renner, 1982 aber bekam er nochmals eine Chance beim March Team; Erfolge feierte er nur bei F1 Rennen außerhalb der WM und da besonders in der F1 Aurora Series) verunfallte 3 Runden vor Schluss, wurde aber noch als 13. gewertet. In Misano war für das De Vilotta Cockpit bei Minardi schon wieder ein Ersatz gefunden: Der Italiener Pierluigi Martini begann fuhr erstmals für Minardi und wurde Jonathan Palmer (Ralt Honda) gleich 2.! Martini fuhr in der Formel-1 WM nicht weniger als 107 GP Rennen für Minardi. Trotz des Erfolges fuhr in Enna für Martini der spätere Coloni Gründer Enzo Coloni. Coloni blieb als Team in der Formel-1 glücklos. 2006 tat sich Coloni mit dem Renault Formel-1 Fahrer Giancarlo Fisichella zusammen und es entstand das FSM Team, das 2006 mit dem Türken Jason Tahinci (er fuhr am Rande des Türkei GP 2005 im Jordan Ford Demorunden), dem Italiener Giorgio Pantano (er fuhr 2004 für Jordan Ford und testete auch für Renault, BMW Williams, BAR Honda u.a.) und zu Beginn dem Italiener Luca Filippi (der übrigens, so schließt sich immer wieder ein Kreis, 2005 für Minardi Formel-1 Tests bestritt). Diese Woche testete für FSM übrigens auch der ehemalige Jaguar und Williams F1 Pilot Antonio Pizzonia. Am 1. Testtag wurde er 13., während Pantano für das Campos Racing Team (das Team ist vom ehemaligen F1 Minardi Fahrer Adrian Campos) Tagesbestzeit fuhr. Zurück aber zu Enna 1983 und Enzo Coloni, der bei diesem Rennen 8 wurde. In Zolder kehrte als Teamkollege von Nannini wieder Barilla zurück. In Mugello, wo neben Nannini Larrauri und Bertuzzi für Minardi fuhren, wurde Nannini 4. Mit 11 Punkten wurde Nannini bester Minardi Fahrer in der Gesamtwertung, als 7.

1984 fuhren für Minardi im Minardi BMW M283 Nannini und der Italiener Roberto Del Castello. Das Emco Sports Team währenddessen fuhr mit 2 Kunden Minardis, ebenfalls die Vorjahres M283. Fahrer für das Team waren der Italiener Lamberto Leoni und der Österreicher Friedrich Glatz. Doch das Team hatte nicht lange Bestand 1984. Nannini begann die Saison in Silverstone mit Rang 9. In Hockenheim toppte Del Castello dieses Ergebnis und wurde 8., während Friedrich (auch Fritz genannt) Glatz 3. Minardi Fahrer war. In Thruxton, wo Leoni 3. Minardi Pilot war, kam Minardi den Punkten wieder einen Schritt näher: Nannini wurde 7. Es dauerte aber noch bis Hockenheim bis man auch Punkte machte. An jenem 24. Juni wurde Nannini 4. und Del Castello 6. In Enna fuhr Nannini sogar auf das Podest und musste sich als 3. nur den beiden Ralt Mugen Honda Fahrer Mike Thackwell und Roberto Moreno geschlagen geben. 9 Punkte ergaben sich dann daraus und Nannini wurde Gesamt-12.

Überraschend schnell, dafür auch reichlich ungeschickt kam Minardi schon 1985 in die Formel-1. Fahrer war Minardi, der nur unwesentlich mehr Erfahrung Formel-1 Erfahrung hatte: 1984 fuhr er beim Italien GP für Toleman Hart, konnte sich aber für das Rennen nicht einmal gewinnen. Die Motoren von Motori Moderni wurden erst spät fertig und so fuhr man die ersten beiden 2 Rennen mit Ford Aggregaten. Mit Nannini und dem italienischen Landsmann Stefano Livio plante man eigentlich noch eine Saison in der von Formel-2 in Formel-3000 umbenannte Serie. Der Minardi M185, von Giacomo Caliri gezeichnet und konstruiert, war eigentlich auch für die Formel-3000 vorgesehen. Beim Rennen auf dem Nürburgring sollte Fulvio Ballabio tatsächlich für Minardi F3000 fahren, aber das ganze war nur eine unvollendete Idee und wurde nie Realität. Die Formel-1 Saison wurde schwierig, doch der überraschend starke 8. Rang beim Saisonfinale in Australien von Martini gaben Minardi Zuversicht und das Denken, man würde locker neben dem Formel-1 Abenteuer nebst ein Formel-3000 Team stellen. Das Team hatte dafür auch Partner und so trat 1986 ein Minardi Team Adolfo in der Formel-3000 an. Fahrer waren für Minardi alt Bekannte: Bertuzzi und Corradi. Das Team war aber leistungsmäßig der reinste Reinfall.

Die Formel-3000 blieb danach für Minardi erstmal ein Fremdwort, bis das Team 2001 vom Australier Paul Stoddart übernommen wurde. Der kam auf die reizende Idee, in der Formel-3000 ein Juniorteam zu gründen. Ganz ungewöhnlich war das nicht: Auch Prost, Arrows, McLaren und einige andere hatten zu dieser Zeit in der Formel-3000 ein Team für Nachwuchsstars. Ende 2005 trieb Red Bull dieses Denken an die Spitze und machte aus dem Minardi Team ein Red Bull Juniorenteam, das den Namen Toro Rosso trägt. Für das Minardi Formel-3000 Team fuhren 2001 der Belgier David Saelens, der Italiener Andrea Piccini und der Südafrikaner Tomas Scheckter, Sohn des ehemaligen Formel-1 Weltmeisters Jody Scheckter. Saelens und Piccini bekamen Tests für Minardi in der Formel-1, Scheckter brachte es zu Tests bei Jaguar Ford und brach eine IRL Karriere an, die allerdings nicht weit fortgebildet wurde. In Interlagos und auf dem Nürburgring wurde Saelens immerhin 4. und bekam am Ende der Saison 10 Punkte zusammen, was für Rang 10 in der Gesamtwertung langte. Das Engagement von Minardi in der Serie ab 2001 entschied wesentlich von dem in den 80er Jahren, denn man baute dafür keine eigene Chassis, denn das mussten sie auch erstmal in der Formel-1 zu Stande bringen. Man verwendete Lola Ford Renner. 2002 gab es einige Fahrer für Minardi: Neben Saelens fuhren der Deutsche Alex Müller, der Brasilianer Alexandre Sperafico, der Brite Justin Keen und der Däne Kristian Kolby. Punkte gab es nicht. 2007 geht es nun in eine neue Runde!

Beitrag Mittwoch, 04. Oktober 2006

Beiträge: 0
Toller Text. Danke :wink:

Beitrag Mittwoch, 04. Oktober 2006

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Ja hat Spaß gemacht das zu recherchieren. Was sollte man sonst an einem verregneten Tag der Deutschen Einheit machen. :wink:

Beitrag Mittwoch, 04. Oktober 2006

Beiträge: 0
MichaelZ hat geschrieben:
Ja hat Spaß gemacht das zu recherchieren. Was sollte man sonst an einem verregneten Tag der Deutschen Einheit machen. :wink:


Also ich "durfte" zur Schule gehen. :wink:

Beitrag Mittwoch, 04. Oktober 2006

Beiträge: 45691
Man hast du Glück :D

Beitrag Donnerstag, 05. Oktober 2006

Beiträge: 0
MichaelZ hat geschrieben:
Man hast du Glück :D


Na ja Glück nenn ich was anderes :? :wink:

Beitrag Donnerstag, 05. Oktober 2006

Beiträge: 45691
Ja, war ironisch gemeint. Aber wir schweifen vom Thema ab. :wink:

Beitrag Donnerstag, 05. Oktober 2006

Beiträge: 0
MichaelZ hat geschrieben:
Ja, war ironisch gemeint. Aber wir schweifen vom Thema ab. :wink:


Weiß ich doch. :wink:

Aber wie gesagt, ich als Minardi Fan denke schon, das sie wieder zurück kommen.


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