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Mike Gascoyne

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Beitrag Mittwoch, 05. Juli 2006

Beiträge: 45812
Wir ham ja schon gerade im Quiz Thread eine Diskussion um Gustav Brunner. Jetzt habe ich einen kleinen Bericht über die Stationen von Gascoyne in der Formel-1 gemacht. Ich bin seit der Entlassung von Gascoyne bei Toyota im April 2006 etwas zurückhaltend, was Äußerungen über ihn betrifft. Ich empfand ihn immer als genial, aber er soll bei Toyota ja nicht unbedingt ein tolles Auftreten gehand habt haben. Faul und zu dominant waren nur einige kritische Äußerungen über ihn. Eure Meinungen und Diskussionen sind erwünscht, aber hier zunächst der Bericht:

Sein Geburtsort bestimmt eigentlich schon, dass der Brite in die Formel-1 kommen musste: Er wurde nur wenige Kilometer vom Lotus Werk geboren. Als außerordentlich begabter Student erhielt er einen Platz an der Cambridge Universität, studierte dort ab 1982 Fluid Dynamics. 6 Jahre verbrachte er dort, allerdings vollendete er seine Doktorarbeit nicht. 1988 arbeitete er für eine Helikopter Firma. 1989 wechselte er in den ersehnten Rennsport, zu McLaren, wo er unter der Leitung von Steve Nichols im Windtunnel arbeitete. Ende 1989 wechselte Nichols allerdings zu Ferrari und Gascoyne wechselte zu Tyrrell.

Dort arbeitete er mit einem der erfolgreichsten und bekanntesten Formel-1 Rennwagendesigner der Geschichte zusammen: Dr. Harvey Postlethwaite. Postlethwaite führte unter anderem 1990 bei Tyrrell die hohe Nase ein oder 1997 im gleichen Team die X- bzw. Tower Wings ein. 1999 leitete er dann die Vorbereitungen für das Honda Werksteam, doch als er starb, wurde das Projekt nach erfolgreichen Tests aufgegeben. Gascoynes Arbeiten bei Tyrrell beschränkten sich auf Arbeiten am Chassis, an der Dynamik, an Computer- Simulationen und Aerodynamik- mapping. Das ganze am Tyrrell 019, der ja doch recht außergewöhnlich war.

Postlethwaite war begeistert von Gascoyne und nahm ihn im Juni 1991 mit zu Sauber, wo an dem ersten Formel-1 Boliden der Schweizer gearbeitet wurde. Als Postlethwaite nur 6 Monate später zu Ferrari ging, arbeitete Gascoyne unter dessen Nachfolger, und der hieß wieder Nichols. Bis zum Formel-1 Einstieg von Sauber 1993, mit Motoren von Mercedes Ableger Ilmor, verabschiedete sich auch Nichols vom Team, doch Gascoyne blieb. Und der Wagen, der C13. war überraschend erfolgreich: Der Österreicher Karl Wendlinger und der Finne JJ Lehto erfuhren sich damit 12 Punkte und Rang 6 in der Konstrukteurwertung! Im Oktober 1993 holte Postlethwaite, der mittlerweile wieder zurück bei Tyrrell war, Gascoyne zurück ins Team, als Chefdesigner! Um das Fahrverhalten seiner Neuerungen herauszufinden, stieg Gascoyne 1997 im britischen Goodwood selbst in den Tyrrell und testete dort das Auto! Als Tyrrell vom Manager von Jacques Villeneuve, Craig Pollock, und dessen Geldgeber aufgekauft wurde und in BAR (British American Racing) umgetauft wurde, verließen sowohl Postlethwaite (fortan für Honda zuständig), als auch Gascoyne das Team.

Mike Gascoyne wechselte zu Jordan Mugen Honda, wo er Chefdesigner unter dem Technischen Direktor Gary Anderson wurde. Anderson verließ aber noch 1998 das Team, doch Gascoyne führte Jordan mit dem Deutschen Heinz-Harald Frentzen 1999 zur erfolgreichsten Saison des Teams im GP Sport. So konnte Frentzen aus eigener Kraft mit dem Frankreich GP und dem Italien GP 2 Rennen gewinnen und wurde hinter den absoluten WM Stars Mika Häkkinen (McLaren Mercedes) und Ferrari Pilot Eddie Irvine WM-3. Ende 2000 wurde Gascoyne dann bei Benetton Renault erstmals Technischer Direktor. 2002 wurde das Team ja dann von Renault komplett übernommen und Gascoyne war für den Erfolg 2003 verantwortlich. Er führte ein komplett neues System bei Renault ein, dass sich als erfolgreich herausstellte: Er teilte das Designer Team in 3 verschiedene Teams auf: Eines kümmerte sich um die Weiterentwicklung des aktuellen GP Renners, eine zweite für den Rennwagen der darauf folgenden Saison und eine dritte für langfristige Projekte.

2003 nahm er das erfolgreiche System mit zu Toyota über. 2005 war er für die sehr erfolgreiche Toyota Saison verantwortlich, doch völlig überraschend entließ ihn Toyota nach einem schwachen Saisonbeginn 2006. Nun sucht Gascoyne nach einem neuen Job. Er brauchte 11 Jahre, von seinem ersten F1-Engagement weg berechnet, um Technischer Direktor zu werden. Und er wurde es, weil er sich in der Formel 1 bewährt hatte. Weil er viele Erfahrungen sammeln konnte, weil er gelernt hat, Entscheidungen zu treffen. Das Beherrschen von diversen Programmen etc. ist dabei lediglich die nötige Grundvoraussetzung.

Beitrag Samstag, 08. Juli 2006

Beiträge: 273
Sehr interessant, danke :)
Pat Symonds: "Ich habe Massa gefragt: Morgen musst Du 53 Runden lang so fahren - wie willst Du damit klarkommen?"

Beitrag Samstag, 08. Juli 2006

Beiträge: 45812
bütte :D)


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