Lange Durststrecke mit McLaren
Häkkinen konnte auch die darauffolgenden Rennen Highlights setzen, wie Platz 3 beim Japan GP. Hinter Sieger Senna und Williams Renault Pilot Alain Prost holte er sich seinen ersten Podestplatz. Dieses Podest muss man sich Mal auf der Zunge zergehen lassen – Senna, Prost, Häkkinen! Die 3 Fahrer holten zusammen sage und schreibe 9 WM-Titel! Prost (4) und Senna (3) hatten ihre WM-Titel damals bereits eingefahren. Das wertete den Erfolg für Häkkinen auf, denn er stand mit den Größten der damaligen Szene auf dem Formel-1 Podest.
So viel versprechend die ersten Rennen mit McLaren waren, so lange dauerte, bis es durchschlagenden Erfolg gab. Mika Häkkinen und McLaren wurden auf eine Geduldsprobe gestellt. Das Jahr 1994 mit den Peugeot-Motoren war grauenhaft, mit Mercedes dauerte es auch seine Zeit, bis McLaren an alte Erfolge anknüpfen konnte. Es gibt mehrere Beweise, welche die lange Durststrecke von Häkkinen zeigen. Als Häkkinen seinen ersten F1-Sieg feierte, war er bereits in seinem 96. Formel-1 Rennen! So viele Rennen brauchte vor ihm noch keiner, bis er seinen ersten F1-Sieg einfuhr. Diesen Negativrekord wurde Häkkinen erst wieder im Jahr 2000 los, als Rubens Barrichello nach 124 F1-Rennen seinen ersten Grand Prix Sieg feiern konnte – bis heute ein Rekord. Es liegt in der Ironie des Sports, dass der heutige Honda Formel-1 Fahrer damals ausgerechnet vor Mika Häkkinen den Deutschland GP gewann.
Dass die Ehe Mika Häkkinen/McLaren Mercedes unter der langen Erfolglosigkeit litt, war deutlich sichtbar. Mehrmals stand Häkkinen kurz vor dem Absprung: In der Saison 1996 wurde spekuliert, dass Mika Häkkinen für 1997 zu Benetton Renault wechseln würde. Häkkinen war frustriert, weil ihm McLaren Mercedes kein vernünftiges Paket zur Verfügung stellte. Es gab kurze Gespräche mit Williams Renault, aber Frank Williams wollte sein Team nicht verändern. Die Variante Benetton schien für Häkkinen logischer, denn Benetton war sowohl mit Gerhard Berger, als auch mit Jean Alesi unzufrieden. Bei McLaren Mercedes standen die Fahrer als Häkkinen-Ersatz Schlange: Heinz-Harald Frentzen, den McLaren bereits als Ersatz für Nigel Mansell in der Saison 1995 verpflichten wollten, Frentzen aber nicht aus seinem Vertrag mit Sauber Petronas kam, Mika Salo oder der kanadische IndyCar Pilot Greg Moore waren die aussichtsreichen Kandidaten. Letztlich blieb Häkkinen McLaren aber treu. Weil Häkkinen aber nur einen Einjahresvertrag unterschrieben, kamen schnell Gerüchte auf, Häkkinen würde 1998 zu Jordan Mugen Honda wechseln.
Häkkinen rast dem Tod davon: Australien 1995
Zurück in die Saison 1994: Die Saison war geprägt von Ausfällen, und bei den Ausfällen war es zumeist ein Motorschaden. Beendete Häkkinen aber das Rennen, was immerhin 7-mal der Fall war, wurde es 6-mal ein Podestplatz. Das ist keine schlechte Statistik, die Häkkinen nämlich immerhin einen 4. Platz in der Weltmeisterschaft brachte. Die Saison 1995 war da schlechter. Und es sollte auch eine erschreckende Saison für Mika Häkkinen werden, in der er haarscharf dem Rennfahrertod entkam. Und das Haar war extrem dünn. Nach dem die Saison eh eher mau lief, mit nur zwei 2. Plätzen, war der Australien GP der klare Tiefpunkt.
Der Unfall war heftig: Nahezu ungebremst krachte Häkkinen nach einem Reifenplatzer in die Reifenstapel. Der Kopf des Finnen schlug dabei derart heftig auf das Lenkrad auf, dass Häkkinen sich die Nase brach. Als Häkkinen aus dem Wrack geboren wurde, war der Blick auf den Finnen schauderhaft: Sein Gesicht war blutverschmiert. Doch das war nicht das größte Problem: Tatsächlich entkam Häkkinen nur knapp dem Tod. Häkkinen verschluckte beim Aufprall nämlich die Zunge, ferner erlitt er eine Schädelfraktur. Nur ein Luftröhrenschnitt konnte Häkkinen das Leben retten, das bestätigte auch sein Teamchef Ron Dennis. Der Luftröhrenschnitt wurde von Jereme Lockings und Steve Lewis durchgeführt, die bereits 15 Sekunden nach dem Aufprall am Unfallort eintrafen. Man stellte sich auf eine lange Genesungspause von Mika Häkkinen ein. Deshalb arbeitete Dennis auch daran, Alain Prost als Ersatz für Häkkinen für die Saison 1996 zu verpflichten. Kaum jemand bei McLaren Mercedes glaubte, dass Häkkinen für den Saisonstart wieder fitt werden würde.
Doch Mika Häkkinen war beim Saisonauftakt 1996 wieder dabei – als Fahrer des McLaren Mercedes MP4/11. Dass der Auftakt der neuen Saison ausgerechnet in Australien stattfand, störte ihn nicht. Immerhin wurde nun ja in Melbourne gefahren statt in Adelaide. Die Saison war ganz respektabel. Mit Platz 5 in Australien zeigte Häkkinen, dass er sich von seinem schweren Unfall nicht einschüchtern ließ. Er sammelte weiterhin fleißig Punkte und kam am Ende auf Platz 5 in der Weltmeisterschaft. Und in der Saison 1997 gab es dann den angesprochenen ersten F1-Sieg für Häkkinen. Beim skandalösen Europa GP in Jerez, bei dem Ferrari-Pilot Michael Schumacher im WM-Kampf mit Jacques Villeneuve (Williams Renault) von der Strecke rammen wollte, gewann Häkkinen allerdings unter glücklichen Umständen: Villeneuve und Häkkinens Teamkollege David Coulthard ließen ihn überholen. Es folgten die beiden WM-Jahre von Mika Häkkinen, 1998 und 1999.
Häkkinens Seuchenjahr 2001
In der Saison 2000 verlor Mika Häkkinen also den WM-Titel. 2 Motorschäden zu Beginn der Saison warfen Häkkinen weit zurück, während der Kontrahent Michael Schumacher 4 Siege in Folge feiern konnte. Doch in der Mitte der Saison schlug das Pendel deutlich Richtung Häkkinen. Er gewann einige Rennen, während Schumacher 2-mal bereits am Start ausschied. Erst in einem spektakulären Schlussspurt konnte Schumacher das Blatt wieder wenden. Nicht Häkkinen holte 2000 seinen 3. WM-Titel, sondern Schumacher. Doch lieber eine Niederlage im Titelkampf, als ein solches Jahr voller Pleiten, Pech und Pannen, wie es die Saison 2001 war, die letzte F1-Saison für Mika Häkkinen.
Das Problem damals: Die Traktionskontrolle samt Startautomatik kehrte 2001 wieder zurück. McLaren Mercedes kam damit jedoch nicht so wirklich gut zurecht. Fast bei jedem Start wedelte ein McLaren-Pilot aufgeregt mit den Händen, was bedeutete, dass der Motor abgestorbnen war, der McLaren Mercedes bewegte sich am Start nicht vom Fleck. Das hatte die Konsequenz, dass sie an das Ende des Feldes zurück mussten. An Gewinnen war dann selbstverständlich nicht mehr zu denken. Doch es war ja nicht immer so. Aber wenn mal nicht, kam anderes Pech dazu, wie in Barcelona, als Häkkinen in der letzten Runde in Führung liegend ausschied! Das tat Häkkinen weh, das war bitter. Das absolute Highlight war der USA GP. Wenige Tage vor dem Rennen erklärte Häkkinen den Rücktritt und ausgerechnet dieses Rennen konnte er für sich entscheiden. Spätestens jetzt, am Ende seiner Karriere, hatte er fast alle Formel-1 Fans auf aller Welt in sein Herz aufgenommen und sie ihn.
Lange Zeit wollte Häkkinen der Welt verklickern, dass es nur ein Jahr Auszeit wäre, eine Babypause quasi. Doch bald wurde klar: Er hat sich für immer aus der Formel-1 zurückgezogen. Für immer bis 2004. Dann weckte kein geringerer als Frank Williams wieder Rennambitionen von Häkkinen: Nach dem Ralf Schumacher Unfall suchte Frank Williams fieberhaft nach einem Ersatzfahrer, noch für die Saison 2005. Williams hatte die Handynummer von Mika Häkkinen, also ruf er in Finnland an. Häkkinen lehnte das Angebot für 2004 ab. Für 2005 hatte er Interesse, aber ein Comeback noch 2004 war unmöglich. Der Finne war zu wenig trainiert. Aber den Anruf weckte Comebackgelüste und so verhandelte er auch mit BAR Honda für ein Vertrag für 2005. Doch Häkkinen hatte noch einen Werbevertrag mit McLaren Mercedes. Also wechselte Häkkinen zu Mercedes in die DTM.
Häkkinen fährt in der DTM hinterher
2005 feierte Mika Häkkinen also den Einstand in der DTM. Er war natürlich der Publikumsliebling, das Publikumsmagnet. Häkkinens Engagement tat vor allem der DTM gut. Doch auch der ehemalige F1-Weltmeister musste erkennen, dass Tourenwagenrennen ganz anders sind als Formel-Rennen. In den 31 Rennen, die Häkkinen bis zu seinem endgültigen Rücktritt Ende 2007 fuhr, erreichte er 3 Siege, 3 Poles, und 77 Punkte.
Alle DTM-Siege von Mika Häkkinen
Spa 2005: Häkkinen vor Mathias Ekström (Abt Audi)
Lausitz 2007: Häkkinen vor Paul die Resta (Persson Mercedes)
Mugello 2007: Häkkinen vor Mathias Ekström (Abt Audi)
Im Winter nach der F1-Saison 2006 testete Mika Häkkinen wieder einen F1-McLaren Mercedes. Bei McLaren war kein Platz mehr, aber Gerhard Berger wollte Häkkinen zu Toro Rosso Ferrari holen, weil er mit seinen Fahrern, Vitantonio Liuzzi und Scott Speed, unzufrieden war. Letztlich war Häkkinen zu alt für ein F1-Comeback.