Schumis Karriere vor der F1
Michael Schumacher baute sich seine Karriere selbst auf, er arbeitete hartnäckiger als so manch anderer, das fängt bereits mit der Fitness an. Martin Brundle, der Teamkollege von Schumacher bei Benetton 1992 dazu: „Michael konnte dich mental begraben. Ich zählte mich damals zu einer der fittesten GP Fahrer im Feld, doch Michael gab dir die Grenzen auf. Sein Vorteil ist, dass er kaum schwitzt, während ich nach Stunden im Fitnessraum durchgeschwitzt in Michaels Gesicht schaute, sah ich einen fitten Mann ohne einen einzigen Schweißfleck. Natürlich war er auch fertig, aber diese psychischen Spiele beherrschte er perfekt – unglaublich dieser Mann.“ Trevor Forster, Renningenieur 1991 bei Jordan von Schumi ergänzt: „Michael war unglaublich fitt. Wenn die Zeiten langsamer wurden, wusste er, dass es an den Reifen, dem Motor, den veränderten Streckenverhältnissen lag, einfach an allem, nur nicht an ihm.“ Am Anfang seiner Karriere gab Schumacher alles, danach wurde ihm das Leben leicht gemacht. Bei Ferrari verdiente er ein galaktisches Gehalt und konnte sich seine Teamkollegen oder eher Wasserträger selbst aussuchen. Ein Eddie Irvine kam selten an die Leistungen eines Schumachers heran und Rubens Barrichello bleibt die ewige Nummer 1B. Schumacher hat Neider und Kritiker wegen seiner Teamkollegen, doch wieder gilt: Der Erfolg gibt ihm Recht! Auch einige seiner Fahrerkollegen waren nie besonders begeistert von der Fahrweise Schumis. „Es stimmt, dass ich mir auf der Rennstrecke selten Freunde gemacht habe,“ weiß Michael, „Aber warum sollte ich? Wenn ich die Kritik anderer Piloten höre, so bedeutet das für mich auch, dass ich die Dinge richtig gemacht habe.“
Am 3. Januar 1969 wurde Michael Schumacher in Hürth in Nordrhein Westfalen geboren – als Sprössling von Vater Rolf und Mutter Elisabeth. Bereits mit 5 Jahren begann Schumacher mit dem Kartsport, doch das war anfangs gar nicht so einfach. Zwar musste die Familie Schumacher nicht ums Überleben kämpfen, doch keinesfalls hatte man Geld im Überschuss und so konnte sich die Kartkarriere von Schumi nur frei entfalten, weil es immer wieder finanzielle Unterstützung von anderen gab und weil seine Eltern an der Kartbahn in Kerpen arbeiteten. So konnte Rolf Schumacher dem kleinen „Mischael“ ein Kart bauen, bestehend aus einem Ketcar. Michael Schumacher und bald auch sein Bruder Ralf Schumacher fuhren immer mehr Kart in Kerpen und später in der neugebauten Kartbahn in Mannheim. Zu Meisterschaftsrennen durfte Michael Schumacher erst 1983 antreten, denn dann bekam er erst die Lizenz.
Die ersten Erfolge kamen dann 1984. Er gewann wie auch ein Jahr später (dann wurde er jedoch zusätzlich Junioren-Vizemeister in Le Mans) die deutsche Juniorenmeisterschaft im Kartsport. 1986 fuhr er dann in der deutschen Kartmeisterschaft und wurde Gesamt-3. Meister wurde Dino-Pilot Gerd Munkholm aus Dänemark. Auch bei der Europameisterschaft wurde er 3. 1987 holte sich Schumacher seinen zwischenzeitlich größten Triumph: Er gewann im Kartsport sowohl die deutsche Meisterschaft, als auch die Europameisterschaft. Mit seinem Kali Parilla Kart eroberte in Italien den Titel vor dem Italiener Alessandro Zanardi.
Damit begann 1988 die Formel-Karriere von Michael Schumacher. Eufra Teamchef Jürgen Dilk holte Michael Schumacher in sein Formel-Ford Team und ließ ihn auch eine Saison in der Formel-König fahren. Dilk war in der Karriere von Schumacher eine sehr wichtige Person. Er unterstützte den Deutschen bereits während seiner Tage im Kart. Dilk, ein Freund der Familie, erwartete von ihm als Gegenleistung nur Siege und die konnte Schumacher liefern. Mit Meik Wagner hatte Schumacher einen ernstzunehmenden Teamkollegen, der ihm tatsächlich immer wieder Paroli bieten konnte, zumindest in Deutschland. Wagner, der nach 3 mauen Jahren in der deutschen Formel-3 Ende 1991 aus der Ebene des hohen Profimotorsports verschwand, als gerade Schumachers Formel-1 Karriere begann, konnte – mit einem Jahr Formel-Ford Erfahrung – mit seinem Van Diemen den deutschen Titel in der Formel-Ford holen, auf Europa-Ebene musste er sich jedoch Schumacher geschlagen geben. Während Michael in Deutschland nur auf Rang 6 im Endklassement kam, gewann er in Europa 2 von 4 Rennen, fuhr 3-mal aufs Podest und einmal auf Pole Position. So wurde Schumacher Vizemeister, hinter dem Finnen Mika Salo, der auch in Finnland und Norden Europas die Saison dominierte. In der Formel-König ließ Schumacher sein Talent noch viel deutlicher aufblitzen, zwar startete er bei 10 Rennen nur ein einziges Mal von der Pole Position, jedoch beendete er alle auf dem Podest und gewann 9 davon, das bedeutete natürlich den Titelgewinn – vor einem gewissen Deutschen namens Georg Hutter.
1989 kam Schumacher von einem Förderer zum nächsten: Willi Weber entdeckte das Talent in Michael Schumacher und verpflichtete ihn für 1989 und 1990 in seinem Formel-3 Team WTS. Das Team war das Spitzenteam der deutschen Formel-3 zu diesem Zeitpunkt und gewann 1988 mit Joachim Winkelhock die Meisterschaft. Weber ging mit Schumacher ein Risiko ein, denn er selbst sorgte für die eine Millionen Demark, die Schumacher für die F3 Saison brauchte. Doch Weber wurde nicht der einzige Förderer von Schumacher, auch Mercedes Benz holte ihn damals ins Nachwuchsprogramm. 1990 durfte er deshalb auch 3 Sportwagenrennen für Sauber Mercedes bestreiten. Mit ihm im Förderprogramm mit Starfahrer Jochen Mass, der den jungen vor allem Abstimmungsarbeiten und Technikverständnis beibrachte, waren der Österreicher Karl Wendlinger und der Deutsche Heinz-Harald Frentzen. Peter Sauber, Chef des damaligen Sportwagenteams Sauber Mercedes, der mit seinem Team 1993 in die Formel-1 einstieg zur damaligen Zeit: „Michael war nicht unbedingt der Schnellster der beiden, Heinz-Harald war da ein Tick schneller, doch Michael arbeitete unglaublich. Er war in allem interessiert, wollte noch Daten analysieren, als die Techniker eigentlich schon schlafen sollten.“ Sauber ging damals ebenfalls ein großes Risiko ein, denn eigentlich wollte er keine jungen Fahrer. „Die Idee von Mercedes auf die 3 jungen zu setzen, war mir anfangs nicht geheuer, das stimmt. Obwohl uns Mercedes Benz unterstützte waren wir damals ein Team, das auch nicht unbegrenzt viele finanzielle Mitteln zur Verfügung hatte, deshalb war ich anfangs in erster Linie froh, dass die Autos heil geblieben sind, erst auf dem 2. oder 3. Blick merkte ich, welch unglaubliche Grundschnelligkeit die 3 hatten und Michael auch die Professionalität.“
Die Aussage von Peter Sauber, wonach Michael Schumacher nicht unbedingt der schnellsten der 3 jungen Nachwuchspiloten war, kann man auch anhand Fakten und Statistik aufzeigen: Mit seinem Reynard VW kam Schumacher in 12 Rennen nur auf 2 Siege und wurde nur Gesamt-3. – hinter Wendlinger und Frentzen. Meister Wendlinger fuhr einen Ralt Alfa Romeo für das RSM Marko Team des heutigen Berater des Red Bull Formel-1 Teams, Helmut Marko, der ebenfalls bereits in der Formel-1 Rennen fuhr. Wendlinger war damals der erste und bislang auch einzige Österreicher, der die deutsche Formerl-3 für sich entscheiden konnte. Die Entscheidung um den Titel war jedoch sehr knapp: Wendlinger fuhr 164 Punkte ein, Frentzen und Schumacher je 163. Der Deutsche Frank Schmickler, Teamkollege von Schumacher bei WTS, wurde nur Gesamt-11. Schmickler war damals keinesfalls ein unbekannter, denn er fuhr schon 1986 und 1987 (’87 sogar für WTS) Formel-3. Beim F3-Klassiker in Macau kam Schumacher jedoch nichts ins Ziel. 1990 konnte er das Macau Rennen mit seinem Reynard VW gewinnen, als erster Deutscher. Später gewannen noch folgende Deutsche die Traditionsveranstaltung: 1993 Jörg Müller auf einem Dallara Fiat, 1994 Sascha Maassen auf einem Dallara Opel und 1995 Ralf Schumacher auf einem Dallara Opel. Hinter Schumacher kamen übrigens Mika Salo, Schumachers Ersatz 1999 nach dessen Beinbruch, und Eddie Irvine, Stallgefährte von Schumacher von 1996 bis 1999, ins Ziel.
Ferner gewann Schumacher 1990 den Titel in der Formel-3. Seine Statistik in den 11 Meisterschaftsläufen: 5 Siege, 6 Poles, 7 Podiums = Meisterschaft vor Otto Rensing und Wolfgang Kaufmann, beide ebenfalls aus Deutschland. In der Sportwagen WM mit Sauber Mercedes siegte Schumi bei einem Rennen – mit Mass in Mexico City, und wurde WM-5. Gemeinsam mit den anderen Sauber Mercedes Fahrer Mass, Frentzen, Wendlinger, Mauro Baldi und Jean Louis Schlesser sicherte sich Schumacher für den Markentitel. 1991 fuhr Schumacher in mehreren Serien, überstrahlt wird die Saison natürlich vom GP Debüt mit Jordan. Doch auch in anderen Serien war Schumi ’91 aktiv. Eigentlich wollten Weber und Schumi nie, dass er in der Formel-3000 fährt, doch bei einem Rennen taucht Schumacher 1991 in der japanischen Formel-3000 auf, also in jener Serie, die Bruder Ralf 1996 gewann. Schumacher fuhr ein Rennen auf einem Ralt Mugen des Le Mans Teams, also jenem Team, für dass der US Amerikaner Ross Cheever hinter Ukyo Katayama Vizemeister wurde und auch Johnny Herbert fuhr, der ja 1994 und 1995 Teamkollege von Michael Schumacher bei Benetton war. Schumacher beendete das Rennen als 3. auf dem Podest – überzeugte also bei seinem Gastauftritt. Punktgleich mit dem 1996 bei einem ChampCar Unfall tödlich verunglückten Jeff Krosnoff und dem Japaner Keiji Matsumoto wurde Schumi Gesamt-12. Schumacher fuhr 1991 aber auch wieder 8 Sportwagenweltmeisterschaftsrennen und gewann davon auch eines. Ferner hatte er 4 Gaststarts in der DTM, für das Zakspeed Mercedes Team. Bei seinen 4 Rennen fuhr Schumacher unauffällig, bekannt wurde er nur durch einen Startcrash in Hockenheim, bei dem er Johnny Cecotto ins Aus schickte, der damit auch alle Meisterschaftshoffnungen begraben musste.