So - jetzt aber (speziell für ganz hartgesottene McLaren-Fans - und solche die noch nicht 'versilbert' sind...):
Bruce McLaren hatte sein eigenes Team bereits 1963 gegründete - ursprünglich um ein Cooper-Team in den tasmanischen Rennen einzusetzen. Sein erster eigener Wagen war ein sogenannter Zerex Special, ein Sportwagen der in Zusammenarbeit mit Elva enstand. Danach konstruierte er den ersten eigentlichen McLaren, den M1A Rennsportwagen von 1964. In kleiner Serie baute ihn die Firma Trojan. Ihm folgte 1965 der M1B, später der M1C. Diese waren - besonders in amerikanischen Rennserien, sehr beliebt und erfolgreich. Die genaue Anzahl der M1A, M1B und (in Linzenz gebauten) M1C ist mir unbekannt - sie liegt aber deutlich im zweistelligen Bereich.
McLaren konnte man also schwerlich einen Anfänger nennen, als er am Ende des Jahres mit dem Cooper-F1-Team brach und zusammen mit dem US-Amerikaner Teddy Mayer seinen eigenen Rennstall mit Sitz in Colnbrook zu gründen - und diese kleine Firma rasch in die Formel 1 führte.
Der erste McLaren-Einsitzer, der M2A, wurde von Robin Herd (den wir später von March kennen) entworfen und speziell als Firestone-Testfahrzeug gebaut (aber auch für andere Testzwecke verwendet - siehe unten). Das Chassis bestand aus dünnen Alu-Platten mit Mallite, einem Balsaholz-Produkt, als Füllung dazwischen. Material und Konstruktionsmethode stammten aus der Luftfahrt. Ein solches Monocoque besaß eine ausgezeichnete Torsionssteifheit. Der Antrieb bestand aus einem 4,5-l-Traco-Oldsmobile-V8. Konstrukteur Robin Herd hatte sich zuvor bereits als Ingenieur bei der Royal Aircraft einen guten Ruf erworben. Kein Wunder dass man an dem Auto auch bereits mit aerodynamischen Hilfsmitteln arbeitete...
Das 'Testmobil' M2A in der McLaren-Werkstatt. Man beachte den Heckflügel - die ersten Versuche mit aerodynamischen Hilfsmitteln. Der M2A war von Anfang an nur als Testfahrzeug gedacht...
Der M2A wurde leider 1969 bei einem F5000-Rennen zerstört - und zwar durch den wohl dümmsten Unfall den man sich für einen Rennwagen vorstellen kann. Jugendliche warfen Feuerwerkskörper in die Boxen von Dave McCloy (dem Eigentümer des Wagens), wobei das Auto Feuer fing und komplett abfackelte. End of the story!
Aber wir interessieren uns ja in erster Linie für den ersten F1, den M2B. Dessen Geschichte geht folgendermaßen weiter...
Vom Prinzip her folgte der M2B dem Chassis des M2A - siehe Beschreibung oben. Für den Antrieb gewann McLaren die amerikanische Marke Traco (Travis & Coon) zum Bau einer Dreiliter-Version des 4,2-Liter-V8-Ford Indy-Motors mit doppelter obenliegender Nockenwelle. Er wurde in zwei Dreiliter-Variationen erprobt und schließlich mit 95,3 x 52,4 mm Hub (2.995-ccm) verwendet. Die (optisch) kolossale Maschine gab relativ bescheidene 300 PS bei 9.000 U/min. ab und bot nur ein vergleichsweise schmales nutzbares Drehzahlband. Die Beigeisterung im Team hielt sich darüber in Grenzen. Das wenig erfreuliche Debüt der Marke in Monaco wurde oben bereits von MichaelZ und Phantom geschildert; es war die Geburt des McLaren-F1-Teams.
Riesige Maschine - bescheidene Leistung: der modifizierte Indy-Ford-Motor im Heck des ersten McLaren 1966 in Monaco
McLaren wechselte sofort danach (genaue Gründe des Deals sind mir nicht bekannt, aber Phantoms Mutmaßung würde ich als nahe an der Realität ansehen, denn 1966 gab's akuten 3-l-Motoren-Mangel) zu einem M166 genannten Serenissima V8 über, an dem auch der legendäre Alf Francis mitgearbeitet hatte; die italienische Firma hatte Ambitionen in der Formel 1 und 1969 gab es sogar Gerüchte über einen Serenissima-Formel 1-Wagen! Ich glaube wir hatten auch schon mal Bild in einer Diskussion darüber. Diese Maschine gab NOCH weniger Leistung ab, man sprach von ca. 260 PS, war aber kompakter als der Indy-Ford. In Belgien brachte man den Motor während des gesamten Wochenendes nicht ordentlich zum Laufen und verzichtete folglich auf den Start.
Der in Spa erstmals eingesetzte Serenissima V8 zeichnet deutlich kleiner - hatte aber auch (noch) weniger Leistung als der Ford - und brachte es nicht mal zu einem Start...
Bruce McLaren holte sich jedoch mit dieser Maschine beim britischen Grand Prix einen Punkt. Später im Jahr kehrte er zum überarbeiteten Ford V8 (mit Chrysler Hemi-Einlaßtrakt und Leistungssteigerung auf 321 PS bei 9.500 U/min.) zurück und schaffte damit im amerikanischen Grand Prix einen fünften Platz. Ein immer wieder angekündigtes (und gemeldetes) zweites Exemplar für Amon kam jedoch nie zum Einsatz. McLaren Landsmann verbrachte ein äußerst frustierendes Jahr, das nur durch zwei 'Leiheinsätze' für Cooper (in Reims) und Parnell (in Monza - als 'Nakamura-Double') aufgelockert wurde.
In Monza soll Amons privater ex-Walker-Brabham, lackiert wie ein McLaren, einen Nakamura darstellen. Im Rennen simuliert dann Reg Parnells Lotus 33 (mit Mike Spence am Steuer) den Nakamura - und fährt mit Amons Startnummer 32. Alles klar? Ich hoffe jetzt sind die Yesterday-Leser nicht vollends verwirrt...
Glaubt man der McLaren Historie wurden drei M2B gebaut - allerdings nur zwei fertiggestellt. Zwei wurden eingesetzt - jeweils eines mit dem Ford-Indy und Serenissima-Motor. Amon guckte - wie bereits erwähnt - ständig in die Röhre.
Was passierte mit den drei (zwei fertigen, einen halbertigen) M2B? Das gesamte Material wurde 1968 an einen gewissen Ken Sheppard verkauft und ein Auto (M2B/2) fuhr 1968 vereinzelt Rennen mit der alten Climax-Godiva-Maschine. Eines der Autos (welches?!?) hat heute seine Heimat in der Donnington Collection gefunden , keine Ahnung wo die beiden anderen geblieben sind.
Ach ja! Und dann gab es da noch den M3 (eigentlich waren das ja auch 3), das berühmte Kamera-Auto für den MGM-Film 'Grand Prix' (das ich vorhin irrtümlich dem M2A zugeschrieben hatte). Wie bereits erwähnt wurde mindestens ein Auto davon im Laufe des Jahres für die Produktion dieses Filmes eingesetzt, die Fahrer waren Phil Hill und F1-Urgestein Nino Farina.
'Altmeister' Nino Farina am Steuer eines M3A - er diente als Berater und Fahrer beim MGM-Film 'Grand Prix'. Leider verunglückte er tödlich auf der Anreise zum GP in Reims...
Noch ein 'Altmeister' mit dem M3A - diesmal Phil Hill, der das Kamerafahrzeug 1966 in Belgien fuhr - er durfte sogar eine Runde offiziell mitfahren, ehe er sich aus dem Rennen zurückziehen musste. Er lieferte eindrucksvolle Bilder, die man heute noch im Film bewundern kann!
Der M3A/1 wurde später von Peter Bonner lange Zeit bei Bergennen eingesetzt. Der M3A/2 wurde - mit einem Chevy V8 - an Rennamazone Patsy Burt verkauft, die ebenfalls Bergrennen, aber auch Sprintrennen, damit fuhr - und die Karre wohl heute noch besitzt. M3A/3 - das war das Phil Hill/MGM-Kameraauto - ging an David Bridges, der damit FL-Rennen fuhr - Fahrer war der bekannte Brian Redman. Später ging die Karre nach Südafrika, wo es zwei Jahre (1968 und 1969) im Besitz von Bob Olthoff war, später ging es an Jackie Pretorius.
Der Patsy Burt-McLaren fährt heute noch Bergennen - hier mit Tony Harrison am Steuer.
So, das war's erst mal von meiner Seite - für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung. Das Thema ist - ich habe es bei der Recherche gemerkt - komplizierter als zuerst gedacht. Aber vielleicht auch eine Interessante Lektüre für McLaren-Fans die bislang nur Kimi & Mika kannten...