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Maserati 250F

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Beitrag Sonntag, 09. Oktober 2011

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Der Rennwagen wurde ja jahrelang in der F1-WM eingesetzt. Wieso hat sich der Wagen so lange gehalten. Wurde er über die Jahre auch ein bisschen weiterentwickelt. Kann dazu jemand was Genaues sagen?

Beitrag Sonntag, 09. Oktober 2011
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Der Maserati 250 F entstand auf der Basis des Zweiliter F2 Rennwagens von 1952/53 . Die 5 vorhandenen A6GCM wurden 1954 auf
250 F umgestrickt und als Ersatzwagen vorbereitet .
Insgesamt wurden 29 250 F Rennfahrzeuge gebaut . Daneben gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von Nachbauten und Replicas .
Ursprünglich plante Maserati den 250F ( oder 250/F1 ,wie er ursprünglich heissen sollte nachdem 6C/2500 vom Tisch war ) als reines Kundenfahrzeug zu bauen ,also kein eigenes Werksteam zu haben . Wie wir wissen kam es allerdings anders .
Wärend der Herstellungsphase des 205F gab es eine ganze Reihe von
Veränderungen . Es gab die "Piccolos" mit extrem kurzem Radstand und Leichtbau extrem . die Karosse wurde mit jedem neuen Auto schlanker .1955 versuchte man eine Stromlinienkarosse ,versetzte Cockpits wurden eingeführt ..Der Rahmen wurde mehrfach modifiziert und die Einbaulage des Motors verändert . Praktisch wurde an fast jedem neuen 250F was verändert und alte 250 F wurden nachgerüstet .
Die privaten veränderten ihre 250 F auch noch mal . Owen Racing baute auf Scheibenbremse um , der Moss Maserati hatte eine Benzin-Einspritzung . Ein neuer V12 Maserati Motor war bereits auf dem Prüfstand und sollte die Karriere des 250 F1 verlängern . Aber dann machte Maserati das Werksteam dicht und baute für 1958 nur noch drei 250 F für Kunden .
Es gab inEngland einige Versuche ,eine komplette Chassis -Liste mit allen Daten zu erstellen aber keiner weiss so 100 % ob das alles so stimmt denn bei Maserati wurden die Chassis-Nr. schneller geändert und umgestanzt als die Fahrgestellnummern von Audi A8 in Weisrussland . Dazu kommt noch ein umfangreiches Ersatzteil-Sortiment aus dem im Nachhinein der eine oder andere 250F entstanden sein soll und es gab direkte Nachbauten des Fahrzeuges .

Beitrag Sonntag, 09. Oktober 2011

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Entscheidend für die Einsatzdauer war wohl die Zeit und die Firmenphilosophie von Maserati.

Im Gegensatz zu Ferrari, die zwar auch Wagen unter privater Nennung zuließen, und meist Vorjahres-Wagen verkauften, war der Maserati 250F frei verkäuflich, also ein regelrechtes Kundenauto.

Das beweisen die Zahlen, denn obwohl nur bei 43 Rennen von 1954 bis 1960 am Start bringt es der Fahrzeugtyp auf 248 Starts.

1954 in Argentinien traten nur Fangio und Marimón damit an, Fangio gewann, aber bereits beim GP Rom (Nicht-WM-Lauf) und dort gingen bereits vier 250er an den Start.

In Belgien waren es gar sechs und Fangio holte sich den zweiten Sieg und legte damit den Grundstein für seinen späteren Weltmeistertitel, den er ja bekanntlich auf Maserati u n d Mercedes holte.

Das Fahrzeug wurde immer weiterentwickelt und sieht man sich die Fotos im Buch Maserati 250F von David McKinney an, so sieht man, dass es eine Reihe verschiedener "Bodyworks" oder besser Karrosserieformen gab.

Selbst als Ende 1957 die Rennabteilung Maseratis geschlossen wurde,
wurden neben Europa in Neuseeland und den USA Rennen mit dem als sehr zuverlässig geltenden Wagen gefahren.

Bis heute bei historischen Rennen zu sehen. Die Echtheit ist an dem Typenschild (im Cockpit) zu erkennen, denn jeder Originalwagen hat eine Chassisnummer die mit 25 beginnt und der Siegerwagen des Rennens Argentinien 1954 trägt z.B. die Bezeichnung 2505.

Eine Systematik, die auch Ferrari pflegt, woran man ablesen kann, das diese beiden Marken Tradition haben und sich von den "englischen Bastelbuden" unterscheiden. Dieses aber ist in anderes Thema

Die Sieger:
1954
GP Argentinien, Juan Manuel Fangio
Rom, Onofre Marimon
GP Belgien, Juan Manuel Fangio
Oulton-Park, Stirling Moss
Pescara, Luigio Musso
Daily Telegraph,Aintree, Sti[i]rling Moss
F Libre Aintree, Stirling Moss
GP Neuseeland, Prince Bira

1955
GP Pau, Jean Behra
GP Bordeaux, Jean Behra
International Trophy, Peter Collins
GP Albi, André Simon
Oulton-Park, Stirling Moss
1956
GP Neuseeland, Stirling Moss
Glover Trophy, Goodwood, Stirling Moss
Aintree, Stirling Moss
GP Monaco, Stirling Moss
GP Caen, Harry Schell
GP Italien, Stirling Moss
Australien GP, Stirling Moss

1957
GP Argentinien, Juan Manuel Fangio
Buenos Aires, Juan Manuel Fangio
GP Pau, Harry Schell
GP Monaco, Juan Manuel Fangio
GP Frankreich, Juan Manuel Fangio
GP Deutschland, Juan Manuel Fangio
GP Marokko, Jean Behra


1958
Straßenrennen Dunedin, Ross Jensen*
Buenos Aires, Juan Manuel Fangio
Teretonga, Ross Jensen*

Rennen zählte nicht zur WM
* neuseeländischer Fahrer ohne F1-Bezug

Beitrag Sonntag, 09. Oktober 2011
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formel-kh hat geschrieben:
Bis heute bei historischen Rennen zu sehen. Die Echtheit ist an dem Typenschild (im Cockpit) zu erkennen, denn jeder Originalwagen hat eine Chassisnummer die mit 25 beginnt und der Siegerwagen des Rennens Argentinien 1954 trägt z.B. die Bezeichnung 2505.

Eine Systematik, die auch Ferrari pflegt, woran man ablesen kann, das diese beiden Marken Tradition haben und sich von den "englischen Bastelbuden" unterscheiden. Dieses aber ist in anderes Thema



Also ich finde das System der Chassis-Nummerierung bei den meisten
englischen Bastelbuden weit sinnvoller und einfacher als das von Maserati oder Ferrari .
Der von dir genannte 2505 ist aktuell z.Bsp. ein 2500 ,weil irgendwann umnummeriert .

Beitrag Sonntag, 09. Oktober 2011

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Danke ihr beiden. Gab es eigtl mehr solche Kundenautos, die über Jahre eingesetzt wurden?

Beitrag Sonntag, 09. Oktober 2011
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MichaelZ hat geschrieben:
Danke ihr beiden. Gab es eigtl mehr solche Kundenautos, die über Jahre eingesetzt wurden?



Eine komplette Aufstellung aller 250F incl.aller Besitzwechsel usw. aufzustellen ,ist eine Arbeit für einen der Vater und Mutter erschlagen hat.
Nur um es mal am Beispiel des bereits genannten #2505 zu zeigen .

1954 als Werkswagen gebaut .Gefahren 1954 im Werkseinsatz von Fangio, Mantovani ,Marimon , Ascari,Musso Mieres

September 1954 abgegeben an Harry Shell für 2 Rennen (Aintree u. Pedralbes ) - eine Art Leasing

November zurück zu Maserati wo der Wagen mit der St.Nr. 26 beim GP
Argentinien 1955 eingesetzt wurde. Zuvor wurde der neue genietete Tank eingebaut

Danach wurde der Wagen verkauft an Andre Simon der ihn zweimal privat einsetzte und dann in die Ecurie Rosier einbrachte .
Dort wurde er 1955 zwei weitere Rennen und 1956 anlässlich des GP Frankreich eingesetzt .
Dann ging das Auto in die Hände der Scuderia Centro Sud wo es 1957 dreimal eingesetzt wurde .

Danach übernahm Joackim Bonnier das Auto und setzte es bei dem GP de Reims 1957 dem bristischen GP 1957 ein .

Nun übernahm Simon das Auto wieder und setzte es mit dem Vorbesitzer im GP de Caen 8 Tage nach dem britischen GP ein .

Dann stand das Auto einige Monate rum ,ehe sich Bonnier erbarmte und es erneut übernahm . Er setze es nochmals beim 58er GP Argentinen ein und dann wurde das Auto eingemotet .

1959 wurde das Auto dann "umnummeriert " und bekam Chassis Nr. 2500 . Ob das daran lag ,weil es das einzige Auto war das in seiner
Ursprungsform ohne Umbauten (ausser dem Tank) erhalten wurde ,ist nicht überliefert . Es soll angeblich das einzige Auto sein ,wo die org. 54er Karosse erhalten blieb .
1960 wanderte das Auto ins Turiner Biscaretti Museum ,wo es bis vor etwa 10 Jahren stand . Dann übernahm es ein privater Sammler .

Beitrag Sonntag, 09. Oktober 2011

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Nein, ich meinte, ob es noch ähnliche solche Kundenautos gab wie dem Maserati 250F, die über Jahre eingesetzt wurden?

Beitrag Sonntag, 09. Oktober 2011
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MichaelZ hat geschrieben:
Nein, ich meinte, ob es noch ähnliche solche Kundenautos gab wie dem Maserati 250F, die über Jahre eingesetzt wurden?




Lotus 18 ,18/21,25,33,49 , Cooper, BRM .March aber alle nicht in den Stückzahlen wie Maserati .

Beitrag Donnerstag, 17. November 2011

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Noch mal ein paar weitere Fakten zum Maserati:

Der Bolide sollte wie AWE schon schrieb, lediglich für Kundenteams sein und weil die mit beschränkten Mitteln agierten, wurde der Bolide auch sehr einfach gestaltet.

Das 250 bei 250F steht für den Hubraum 2500cm³.

Die Konstrukteure des Maserati 250F waren Vittorio Bellentani (zu dem mir bisher nähere Informationen fehlen), sowie Gioacchino Colombo. Letzterer war schon in den 20er und 30er Jahre bei Alfa Romeo und Ferrari (betreute damals die Alfa-Romeo-Werkseinsätze) ein erfolgreicher Konstrukteur, hatte seine Stärken vor allem im Motorbereich und konstruierte einen Motor, den Ferrari über 15 Jahre lang bei Sportwagenrennen zum Éinsatz brachte. Es war also sowas wie der berühmte Cosworth-Motor DFV in der Formel-1, der über 10 Jahre lang GP-Rennen gewann. Colombo wechselte noch vor dem Ende der Fertigstellung des Maserati 250F zu Bugatti.

Der Maserati 250F war ein Sechszylinder und war besonders deshalb auch praktisch, weil er für Fahrer mehr Platz bot als andere Fahrzeuge jener Jahre. Die Karosserie, die das ermöglicht, kam vom italienischen Hersteller Fantuzzi, der später auch mit der Scuderia Serenissima und De Tomaso zusammenarbeitete.

1956 war die größte Änderung wohl die Bosch-Einspritzung, mit der auch Mercedes schon experimentierte, Maserati in seinen Sportwagen aber noch vor Mercedes.

1957 gab es dann einen neuen Gitterrohrrahmen mit dünnen Stahlrohren. Andere Verbesserung wie die Neupositionierung und Gestaltung der Auspuffrohre (2011 lässt grüßen...) und die Modifizierung der Trommelbremsen ermöglichten Fangio mit dem Maserati 250F den WM-Titel.

Quelle: Wikipedia

Beitrag Donnerstag, 17. November 2011

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Auch Alberto Massimino und Valerio Colotti waren bei der Konstruktion des Maserati 250F involviert. Colotti war für den Rohrrahmen verantwortlich. Der Italiener gründete später eine eigene Firma, die 1959 einen eigenen Rennwagen an den Start brachten beim USA GP (mit Fritz d'Orey am Steuer), der Tec-Mec Maserati. Der Rennwagen hielt nur sechs Runden. Mit 50 Kilometer während eines F1-WM-Rennens hat man aber noch mehr als Andrea Moda, die mit 36 Kilometer Schlusslicht sind (sieht man vom Indy-500-Entry von Del Roy ab).

Beim Frankreich GP 1956 wurde auch eine Stromlinienvariante eingesetzt.

Gleich das erste Rennen in Argentinien 1954 konnte der Maserati 250 F gewinnen, mit Fangio am Steuer.


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