Der nächste No-Name: Luciano Burti. Quellen: driverdb.com, racing-database.com, motorsport-total.com, Wikipedia, grandprix.com, marco-schueler.de, speedsport-magazine.de
Luciano ist nicht der einzige rennfahrende Burti in seiner Familie. Auch Bruder Leonardo Burti ist im Motorsport unterwegs, fuhr 2005 in der argentinischen Tourenwagenmeisterschaft und nun 2007 in der brasilianischen Stockcarmeisterschaft, in der nun auch Luciano Burti unterwegs ist. Luciano Burti ist natürlich der bekanntere Bruder, weil Burti in der Formel-1 unterwegs war. Allein durch seine Erfolge hat Burti seiner Karriere nicht den Stempel aufgedrückt. Viel eher war in aller Munde, weil er 2001 mit 2 heftigen Unfällen für Aufsehen sorgte, darunter einer mit dem damaligen Weltmeister Michael Schumacher.
Schnelle Nachwuchskarriere
Luciano Pucci Burti wurde am 5. März 1975 in São Paulo geboren und kam 1996 nach einigen Jahren im Kart nach Europa. Er war im recht fortgeschrittenem Alter, dementsprechend schnell ging sein Aufstieg: Für Paul Stewart Racing gewann Burti 2001 die Formel-Vauxhall Winterseries, nachdem er 1995 neuseeländischer Formel-Ford Meister war. Auch wenn die Serie relativ unbedeuten ist, der Titel war ein entscheidender Schritt in seiner Karriere, weil er hier Paul Stewart überzeugt hat, der 1997 gemeinsam mit seinem Vater Jackie, ein 3-maliger F1-Weltmeister, mit einem eigenen Rennstall in die Formel-1 einstieg. Für Stewart machte Burti auch bei Testfahrten die ersten F1-Gehversuche und fuhr auch für das Team die ersten GP-Rennen, auch wenn zu diesem Zeitpunkt das Team bereits in Jaguar unbenannt wurde.
Im Sommer 1996 fuhr Burti in der Formel-Vauxhall Junior und wurde hinter den beiden Briten Tim Mullen und Dan Wheldon, ein späterer Indy 500 Sieger, Gesamt-3. Dabei startete Burti für Martin Donnelly Racing, dem Team des ehemaligen F1-Fahrers Martin Donnelly. Wie auch Burti ist Donnelly in der Formel-1 durch einen unglaublich spektakulären Unfall zur Berühmtheit gelangt: Beim Qualifying zum Spanien GP zerlegte Donnelly seinen Lotus Lamborghini in Staubstücke. Dabei wurde der Brite auf die Strecke geschleudert und erlitt schwere Verletzungen. Gott sei Dank, und wohl auch durch den Fortschritt der Sicherheit, gingen die beiden Unfälle von Burti 2001 glimpflicher aus.
Ab 1997 fuhr Donnelly ausschließlich für das Paul Stewart Racing Team, zunächst noch mal in der Formel-Vauxhall, 1998 auch in der britischen Formel-3. Burti, der 1997 unter anderem Justin Wilson als Teamkollege hatte, krönte sich 1997 auch zum Champion der F-Vauxhall, vor Rowan-Pilot Andrew Kirkaldy und Burtis Landsmann Wagner Ebrahim, der für das asiatische Meritus-Team fuhr. In der F3 klappte es nicht mit dem Titel, aber immerhin zu 7 Rennsiegen. Dazu wurde er 1998 Gesamt-3., 1999 Vizemeister.
Alle britischen Formel-3 Siege von Luciano Burti
Brands Hatch 1998: Luciano Burti vor Warren Hughes (Portman; Dallara Renault)
Pembrey 1998: Luciano Burti vor Mario Haberfeld (Paul Stewart; Dallara Mugen Honda)
Brands Hatch 1999: Luciano Burti vor Narain Karthikeyan (Carlin; Dallara Mugen Honda)
Oulton Park 1999: Luciano Burti vor Kristian Kolby (Fortec; Dallara Mugen Honda)
Snetterton 1999: Luciano Burti vor Marc Hynes (Manor; Dallara Mugen Honda)
Spa 1999: Luciano Burti vor Marc Hynes (Manor; Dallara Mugen Honda)
Thruxton 1999: Luciano Burti vor Kristian Kolby (Fortec; Dallara Mugen Honda)
Formel-1 Debüt im Jaguar
2000 war Luciano Burti Test- und Ersatzfahrer bei Jaguar Ford. Als Eddie Irvine, der vor der Saison als Vizemeister ins Team kam, beim Großen Preis von Österreich wegen Bauchschmerzen nicht antrat, sprang Burti ein. Burti erledigte dabei einen soliden Job: Er ließ das Auto heil und kam als 11. ins Ziel. Das brachte ihm einen Vertrag für 2001. Die ersten 4 Rennen fuhr Burti für Jaguar, dann wurde er bereits ausgewechselt. Jaguar bekam 2001 mit Niki Lauda einen neuen Teamkollegen und der hatte es eilig, wenn es um die Fahrerbekanntgabe für 2002 ging. Bereits im April 2001 entschied der ehemalige F1-Weltmeister: 2002 fahren Eddie Irvine und Pedro de La Rosa für Jaguar Ford. Luciano Burtis Name fiel nirgends. Die verfrühte Fahrerbekanntgabe trat eine Wechselwelle mitten in der Saison 2001 los: Bobby Rahal, ehemals Jaguar-Teamchef und Rennlegende in Amerika (er hielt große Stücke auf Burti), organisierte für Burti ein Prost Acer Cockpit, noch für 2001. Dort war Gaston Mazzacane in Ungnade gefallen. Während Mazzacane Testfahrer bei Arrows wurde, wechselte Burti zu Prost und De La Rosa kam noch 2001 zu Jaguar.
Die restliche Saison 2001 fuhr Burti also bei Prost Acer, bis zuletzt saß er aber auch nicht im blauen F1-Renner. Denn nach dem Belgien GP war seine F1-Karriere beendet. Burti geriet sich damals mit seinem ehemaligen Teamkollege Irvine ins Gehege und rauschte mit voller Wucht in die Reifenstapel. Es dauerte seine Zeit, bis Burti aus dem Wrack gerettet wurde, und noch länger, bis Burti wieder einen Fuß in einen F1-Renner setzte. Das war 2002, als er Testfahrer bei Ferrari wurde.
F1-Qualiduelle von Luciano Burti
Luciano Burti – Johnny Herbert 0:1
Luciano Burti – Eddie Irvine 0:4
Luciano Burti – Jean Alesi 3:5
Luciano Burti – Heinz-Harald Frentzen 0:2
Gesamt: Luciano Burti – Teamkollege 3:12
Bereits vor Belgien hatte Burti einen schweren Crash: Beim Deutschland GP. Damals hatte Ferrari-Pilot Michael Schumacher einen Defekt am Start. Der Deutsche rollte nur ganz langsam los. Während die meisten Fahrer im Feld der rollenden Gefahr ausweichen konnte, fand Burti keinen Weg an Schumacher vorbei: Der Brasilianer fuhr auf Schumacher auf, stieg raketenartig in die Luft, überschlug sich und rollte im Kiesbett aus. Während Schumacher beim Neustart wieder im Ferrari saß und besser startete, verletzte sich Burti am Arm und trat beim Re-Start nicht mehr an. Sucht man nach Erfolgen in der F1-Laufbahn von Luciano Burti, wird man auf keine Erfolge stoßen. Immerhin: In Australien 2001 und Kanada 2001 wurde er jeweils 8.
F1-WM Statistik: Luciano Burti
15 Rennen (Rang 223)
Ausfallquote: 40,000% (Rang 115)
Durchschnittlicher Rückstand auf Pole Position: 3,972% (Rang 169)
Durchschnittliche Startposition: 17,200 (Rang 371)
Rückkehr Burtis 2005
Es dauerte lange, bis Luciano Burti wieder bei großen internationalen Rennen auftrat. Das liegt nicht nur am Unfall in Belgien, denn 2002 war er ja Ferrari-Testfahrer und fuhr auch passable Rundenzeiten, ganz ohne Angst. Und 2003 meldete er Ansprüche wieder Rennen zu fahren und sich 2004 ein Cockpit zu sichern. Burti teilte den Medien stolz mit: Es lägen ihm 3 Angebote für die Saison 2004 vor. Eine Möglichkeit sollte BAR Honda gewesen sein, wo Burti neben Takuma Sato, Björn Wirdheim und Darren Manning im Gespräch war. Eine 2. eine Rückkehr zu Ferrari als Testfahrer. Während bei BAR von einem Ausscheidungstest die Rede war, sollte bei Ferrari Burtis Freund Rubens Barrichello nachhelfen. Der Platz von Felipe Massa wurde frei, denn der wechselte zu Sauber Petronas. Burti kehrte letztlich auch zu Ferrari zurück.
Erst 2005 kam er aber wieder als Stammfahrer in einer renomierten Rennserie unter, in der brasilianischen Stock Car Meisterschaft. Bis zuletzt blieb er dieser Serie treu. Zuletzt fuhr er für Cimed Racing einen VW. 2005 testete er im Rahmen eines solchen Rennens auch im BMW Williams. Übrigens hat Luciano Burti, der Ayrton Senna als großes Vorbild hatte, auch ein Ritual: Wegen seines starken Aberglaubens steigt er ausschließlich nur von der rechten Seite aus in seinen Rennwagen. Ob ihm das in Belgien 2001 vor Schlimmeren bewahrte?