Naja ich bring jedenfalls mal das, was ich zu Lotus gefunden habe. Quellen: Ungefähr 25 Seiten im Netz, AWE, Yesterday allgemein, TNF usw usw., keine Buchquelle (da nicht im Besitz und ich keine Doktorarbeit machen will):
Der Lotus-Gründer: Colin Chapman
Dieser Colin Chapman war ein Mann mit zwei Gesichtern. Und dazu gesellen sich noch unzählige Gerüchte, Spekulationen und Verschwörungstheorien um Colin Chapman und dessen Lebenswerk. Vielleicht sind es auch gerade diese Theorien, die Chapman überhaupt zwei Gesichter verleihen.
Das eine Gesicht ist allen im Motorsport bekannt. Es ist das Gesicht des vielleicht genialsten Technikers der Formel-1, sicher aber der Gründer eines Rennstalls, der mehrmals F1-Geschichte schrieb – sowohl bei den Resultaten, als auch bei den technischen Innovationen. Kein Journalist kann es trefflicher formulieren wie einige Zeitzeugen. Jack Brabham sagte zum Beispiel: „Eigentlich musste man nur auf seinen nächsten Geniestreich warten und ihn dann stabiler nachbauen und prompt hat man ein WM-Auto.“ Brabham spricht damit schon zwei Punkte an: Chapman machte Erfindungen, welche die Formel-1 revolutionierten. Er lieferte die Ideen, seine Techniker setzten sie um. Allerdings nicht sorgfältig genug, oder eben zu sorgfältig, denn oft bastelte Chapman und seine Mannschaft zu viel drum herum, die Autos wurden instabil und unzuverlässig. Genau das war auch Chapmans Motto, ein Rennauto musste unmittelbar nach der Ziellinie in seine Einzelteile zerfallen, ansonsten war der Bolide nicht am Limit genug gebaut. Dass die Lotus-Renner oft aber schon vor der Ziellinie kaputtgingen, war eine Folge davon, die mehreren Lotus-Fahrern das Leben gekostet hat.
Damit ist auch schon das zweite Gesicht angerissen: Chapman ist für viele ein Mann, der über Leichen ging. Zu leichte Bauweise, zu wenig Sicherung, alles auf den Erfolg ausgerichtet. Die Haltung ist hart, aber es gab sie. Ein Zitat, das seit Jahrzehnten immer und immer wieder überliefert wird: „Entweder du wirst Weltmeister im Lotus, oder du stirbst im Lotus.“ Inzwischen wurde das Zitat von Sarkasten erweitert mit „Jochen Rindt schaffte beides.“ Der Österreicher holte sich in ein und demselben Lotus-Boliden 1970 die Weltmeisterschaft, aber auch den Rennunfalltod. Er ist nicht der einzige Fahrer, dessen Leben in einem Lotus-Rennwagen fatal endete. Aber die Haltung ist deshalb zu hart, weil Chapman den Unfalltod nie herbeigewünscht hat und sicherlich davon ausging, dass seine Konstruktionen sicher genug sind. Dass sicher genug damals anders definiert wurde, als heute, steht dabei auf einem anderen Blatt Papier. Damals war der Tod der ständige Begleiter der Formel-1. Zu sagen, der Tod gehörte zum Tagesgeschäft, ist übertrieben, aber die Unfälle gingen damals weit weniger glimpflich aus, als heute – egal ob in einem Lotus oder nicht. Ob sich die Fahrer dessen wirklich bewusst sind, oder die Gefahr lediglich verdrängten – wer weiß das schon? Im Fall Lotus wussten die Fahrer aber offenbar über die Gefahren, Lotus hatte einen gewissen Ruf. Ein weiteres Zitat aus der damaligen Zeit von einem Rennfahrer: „Wenn dich dein Hinterrad überholt, weißt du, dass du in einem Lotus sitzt.“
Die zwei Gesichter Chapmans, sie zeigten sich auch in anderen Situationen: Die Liebe zu seiner Frau Hazel Chapman war wohl besonders stark. Er nannte seine Rennboliden nach der Lotus-Blume, die Lieblingsblume seiner Frau. Und er hörte für seine Hazel mit der Rennfahrerei auf. Hazel war dafür eine besondere Stütze für Colin, reiste oft mit zu den Rennen und involvierte sich phasenweise auch im Team, besonders nach seinem Tod 1982. Auch Colins Sohn Clive Chapman engagiert sich im Motorsport und leitet heute das Classic Team Lotus, das alte Lotus-Rennwagen wieder aufbereitet und bei historischen Rennen oder anderen Veranstaltungen zur Schau stellt. Ihm stehen einige ehemalige Lotus-Mitarbeiter zur Seite. Colin und Hazel haben außerdem noch zwei Töchter.
Seine negative Seite soll sich vor allem im Umgang mit seinen Mitarbeitern gezeigt haben. Er soll sie wie Sklaven behandelt haben. Auch hier schwingt aber eine große Portion Übertreibung mit. Chapman war eine Persönlichkeit, die eben polarisierte. Bis heute halten sich Verschwörungstheorien über seinen Tod, eine plötzliche Herzattacke. Angeblich soll Chapman in Südamerika untergetaucht sein, eine Aussage, die übrigens von Mario Andretti kommen soll. Die US-amerikanische Rennlegende wurde 1978 mit Lotus F1-Weltmeister. Die Verschwörungstheorien sprudelten deshalb aus dem Boden, weil Chapman für Lotus einen Auftrag zum Bau der DeLorean-Sportwagen an Land gezogen hat. Die britische Marke schrieb aber Rote Zahlen, wurde daraufhin von der britischen Regierung und von privaten Investoren bezuschusst. Das Geld soll jedoch veruntreut worden sein, darunter von Colin Chapman. Auch Rauschgift soll ein Thema gewesen sein, zumindest bei John DeLorean konnte das auch nachgewiesen werden.
Geboren wurde Chapman am 19. Mai 1928 in London. Beim Studium für Bautechnik und vor allem Luftfahrtechnik lernte er die Liebe für die Aerodynamik. Für Chapman führte der Weg zum besten GP-Boliden über die Aerodynamik, ganz anders tickte sein damaliger Gegenspieler Enzo Ferrari, für den der Motor der Stein der Weisen war. Nun könnte man sagen, der beste GP-Bolide wäre ein Lotus Ferrari gewesen – ein solcher tauchte in der WM aber nie auf. Die Luftfahrttechnik begeisterte Chapman derart, dass er auch selbst Pilot wurde, unter anderem auch beim Militär.
Danach wurde er Pilot auf der Piste. Bei einigen Clubrennen setzte er 1948 seinen ersten Eigenbau ein, den Lotus MK1. Er entstand auf Basis eines Austins. Lotus wurde erst 1952 gegründet, das Rennteam gar erst 1954. Der Bau des ersten Formel-Rennwagens erfolgte 1956 mit dem F2-Auto, das 1957 auch in den Rennen eingesetzt wurde. Bereits ein Jahr später stieg Chapman mit Lotus in die Formel-1 auf. Bereits damals war Chapman besonders vielfältig: Er war bei Lotus nicht nur Teamchef, sondern immer wieder auch Fahrer. Um sich Geld, Erfahrung und erste Sporen zu verdienen, arbeitete er außerdem auch für andere Rennteams: In der Formel-1 half er Vanwall 1956 bei der Konstruktion des Bolidens, ähnliches leistete er danach auch für BRM.
Die guten Kontakte zu Vanwall brachten den Rennstall dazu, Chapman für den Frankreich GP 1956 als dritten Fahrer zu melden. Tatsächlich blitzte das Talent von Chapman auf, immerhin qualifizierte er sich als Fünfter. Allerdings – nicht geht bei Chapman ohne Verschwörungstheorien – gab es auch diesbezüglich wilde Spekulationen, dass das Auto gar nicht von Chapman selbst, sondern von Mike Hawthorn auf Rang fünf gefahren wurde. Einen ähnlichen Trick wendete auch der heutige F1-Boss Bernie Ecclestone ein paar Jahre zuvor bei seinem F1-WM-Rennen in Monaco an. Die Rennkommissare schauten damals offenbar noch nicht so genau hin, obschon der heutige Helmschutz deutlich mehr die Gesichtszüge des Fahrers verschleiert, als damals.
Ob Chapman seinen Vanwall nun auf Startplatz fünf fuhr oder nicht, auf jeden Fall fuhr er seinen Vanwall in den von Hawthorn. Beide wurden dabei derart zerstört, dass bis zum Rennen nur noch ein Vanwall wieder aufgebaut werden konnte. Den bekam freilich Stammfahrer Hawthorn, Chapman musste daher zuschauen und fuhr bei seiner einzigen WM-Meldung im Rennen nicht mit. Ein zweites F1-Rennen absolvierte Chapman bereits zwei Jahre zuvor, als er beim nicht zur WM zählenden F1-Rennen BRDC International Trophy in Silverstone mit einem Emeryson Aston Martin fuhr, allerdings nicht die Zielflagge sah. Bei BRM testete Chapman 1957 zweimal in Goodwood und Folkingham, aber wohl eher mit technischen Hintergründen. Am Rande des Großbritannien GP 1960 gewann Chapman ein Tourenwagenrennen mit einem Jaguar. Bald darauf hing er auf Bitten seiner Frau den Helm an den Nagel. Fortan widmete er sich mit viel Geschick und vor allem Intelligenz der Technik und Teamführung bei Lotus.