MichaelZ hat geschrieben:
Ecurie Espadon: Ein weiteres schweizerisches Team. Dabei versuchte man sich vom Schweiz GP 1951-Schweiz GP 1953 bei 10 GP Rennen, wovon man letztlich auch 9 bestritt. In diesen 9 Rennen holte sich das Team auch erstaunliche 10 Punkte. Beste Platzierung war dabei ein 2. Platz beim Schweiz GP 1952 durch Rudolf Fischer. Ecurie Espadon benutzte bis auf eine Ausnahme Chassis und Motoren von Ferrari. Lediglich beim Schweiz GP 1951 startete Peter Hirt mit einem Veritas Meteor. Neben den Schweizer Fischer, Hrt, Rudolf Schoeller und Max de Terra fuhren auch die beiden Deutschen Hans Stuck, der in den 30er Jahren im GP Sport große Erfolge mit Auto Union erzielte, und Kurt Adolff für das Ecurie Espadon Team. Neben dem bereits angesprochenen 2. Platz beim Schweiz GP 1952 erreichte Fischer noch einen 3. Platz beim Deutschland GP 1952 und einen 6. Platz beim Deutschland GP 1951. Alle 10 Punkte fuhr also Fischer für das Team ein.
Statistiken sind leider "seelenlos", sie erzählen keine Hintergründe.
Rudolf Fischer (1912-1976) war der Besitzer des Züricher Nobelrestaurants "L'Espadon" (Der Schwertfisch), und sicherlich einer der talentiertesten Privatfahrer der frühen 50er Jahre. Er begann seine Karriere bereits 1935 mit einem Alfa-Romeo-Sportwagen, und setzte sie nach dem Krieg 1948 mit dem geliehenen Werks-Gordini #02GC fort. Der wurde dann gegen den Neubau #05GC eingetauscht, den Fischer bis Ende 1949 und dem Ablauf des Mietvertrages mit Gordini fuhr.
Fischer probierte in 1950 mal dieses und jenes. Kaum bekannt ist, dass er ernsthaft vorhatte, die beiden W165 (1.5-Liter-Tripolis-Rennwagen von 1939) zu kaufen, die 1944 von Mercedes in die Schweiz geschmuggelt und dort 1946 beschlagnahmt wurden. Sein Angebot an Neubauer: er kauft beide Autos vom Schweizer Staat, und Mercedes bringt sie wieder in rennfertigen Zustand, ein Auto für Fischer und eines für Mercedes. Neubauer lehnte ab.
Interessant auch sein SVA-Projekt, ein Rennwagen mit 820-ccm-Motor und Kompressor, der aber in keine Formel passte:
Er versuchte sich in 1950 auch mit einem OSCA und als sporadischer Werksfahrer im HWM-Team, aber ohne besondere Erfolge.
Nachdem das Mercedes-Projekt tot war kaufte er Anfang 1951 einen Ferrari Tipo 212 Chassis-Nummer 0110. Das war allerdings kein neues Auto, sondern ein recycelter Werkswagen von 1949. Der 212 hatte einen 2.5-Liter-Motor, war also für die F1 untermotorisiert. Enzo wollte ihm aber keinen der neuen 4.5-Liter-Motoren geben, und die 1.5-Liter-Kompressormotoren waren Fischer zu anfällig und reparaturintensiv. Zusätzlich kaufte er einen 2-Liter-Motor Tipo 166 für die Formel 2, die Motorblöcke waren identisch und die Motoren konnten nach Belieben ausgetauscht werden.
Obwohl reiner Hobbyrennfahrer nahm Fischer 1951 an vielen Rennen teil, die in den Statistiken aufgeführten WM-Läufe sind nur die Spitze des Eisbergs. F1, F2, oder Bergrennen, #0110 war von März bis Oktober fast jedes Wochenende im Einsatz.
Für 1952 kaufte er sich einen nagelneuen Ferrari Tipo 500 Chassisnummer #0184. Beim F1-Rennen in Turin durfte er sogar einen Werks-500er fahren, mit dem er den 3. Platz einfuhr. Wohlbemerkt - mit einem F2 bei einem F1-Rennen...! Ein Angebot von Enzo als Werksfahrer lehnte er allerdings ab, die Rennerei war zwar sein Hobby, aber sein Restaurant war ihm wichtiger.
Die Saison 1952 war Fischers beste überhaupt, obwohl er nicht an allen WM-Läufen teilnahm wurde er hinter den 3 Werks-Ferrari Vierter und damit mit Abstand bester Amateur. Auch der 500er wurde natürlich auch bei vielen Rennen ausserhalb der WM eingesetzt.
Der alte 212 - oder besser gesagt jetzt nur noch 166 - stellte Fischer seinem Freund Peter Hirt zur Verfügung. Der war Inhaber einer erfolgreichen Werkzeugmaschinenfabrik in Küssnacht bei Zürich, und unterstützte das Team finanziell. Hirt zog sich aber Mitte der Saison zurück.
Beim Eifelrennen wurde #0110 an Fritz Riess ausgeliehen, beim GP Deutschland an Rudolf Schoeller, und dann dür 3 Rennen im September an Hans Stuck vermietet.
Nach der Saison 1952 zug sich Rudi Fischer überraschend vom Rennsport zurück. Die beiden Autos wurden an Schoeller verkauft, der nach seinem Einsatz auf dem Nürburgring zwar eingestehen musste, dass er als Rennfahrer nichts taugte, der aber Gefallen an dem ganzen Drumherum gefunden hatte. Der 12-Zylinder #0110 wurde kaum noch eingesetzt, und der 4-Zylinder #0184 an den Deutschen Kurt Adolff vermietet, der ebenso wie Rudi Schoeller in der Textilindustrie zu Hause war. Gegen Ende der Saison ging aber allen Beteiligten Geld oder Lust oder beides aus, und die Ecurie Espadon hörte auf zu bestehen. Die Rennwagen wurden von Schoeller eingemottet und vergessen, bis sie dann in den 60er Jahren von den Brüdern Schlumpff für ihr Museum in Mulhouse gerettet wurden. Da kann man sie übrigens heute noch besichtigen.