Foren-Übersicht / Formel 1 / Historisches

Könich Vollgas - Rennfahrer jenseits der Piste

Das Formel 1 Forum früherer Tage...

Beiträge: 38
Liebe Freunde des Gaspedals,

das Forumsmitglied "Oph" hat Interesse an der Story von Nigel Mansell und Alain Prost in Rio bekundet.

Ich nehme das zum Anlaß, diesen Thread zu eröffnen.
Wie der Titel schon sagt, soll es um Geschichten von Rennfahrern und auch Anderen, am Renngeschehen beteiligt sind gehen, die sich jenseits der Rennstrecken abgespielt haben. Ob das jetzt im Restaurant, bei einer Party, im öffentlichen Straßenverkehr, oder sonstwo gewesen ist, ist egal. Es geht einfach darum uns die Rennfahrer, Mechaniker, Teammanager, etc. als Menschen jenseits der Piste näherzubringen.

Den letzten "Skandal" hat Lewis Hamilton mit seinem "burnout" in Australien geliefert. Ich bin mir sicher, das wird in die Geschiche der Formel 1 eingehen (so lächerlich uns das heute erscheinen mag) und spätere Generationen werden sich Story mit Bewunderung erzählen.

Schreibt Geschichen, die Euch einfallen nieder. Ich bin mir der Brisanz des Copyrights (wenn aus Büchern abgeschrieben wird) durchaus bewußt, denke aber, wenn die Quellen angegeben werden, sollte kein Journalist etwas dagegen haben, wenn er dadurch ein paar Bücher mehr verkaufen kann.

Deshalb legt bitte die Quellen offen. Der Ein oder Andere wird sich das Buch dann bestimmt gerne kaufen wollen.

Ich erhoffe mir eine rege Teilnahme.


Beiträge: 38
Zwickl schreibt über Nigel Mansell:

Einmal fuhr ich mit ihm von der Jacarepagua Rennstrecke nach Rio zurück ins Hotel. Und wie es der Teufel haben wollte, liefen wir bei einem anderen Mietwagen auf, den Alain Prost chaffierte. Neben ihm sein Freund Laffite (damals waren sie noch Freunde, später hat ihm Prost die Frau ausgespannt...) Nigel zog auf gleiche Höhe, man winkte sich zu, die Ampel sprang auf Grün. Das Rennen war eröffnet.

Plötzlich verstellten uns zwei schwer mit Sand beladene Lastwagen den Weg, windschiefe Wracks, Lawinen von Sand streuend, fuhren sie nebeneinander in der Strassenmitte ihr Privatrennen. Ein LKW - Senna duellierte sich mit einem LKW - Piquet.
Wir hatten etwa 120 Sachen drauf. Prost war links hinter uns und man weiß, im dichten Verkehr war er auf der Rennpiste eher ein Weichei, daher zögerte er auch diesmal. Nigel hingegen strömte zwischen den beiden Lastwagen durch, die gerade im Begriff waren, seitlich näher zu rücken.
Auf meiner Seite fetzte es den Außenspiegel weg. Hinter uns schloß sich der Kanal wie das rote Meer hinter Moses. Prost sah kein Durchkommen mehr. Wir rasten dann auf einen Kreisverkehr zu. Prost hatte aufgeholt, er hatte einen Mietwagen der nächsthöheren Preis-Kategorie, damit war er schneller. Im Kreisverkehr liefen wir auf ein mit Blaulicht fahrendes Polizeiauto auf, es war alt und gebrechlich. Nigel nahm es nicht zu ernst, zumal das Blaulicht schon an war, bevor wir das Polizeiauto zusammenschnitten. Prost kam von außen rein, wir von innen, Ausgangs waren wir beide im quitschenden Drift, die Polizei war so verschreckt, dass sie die Ausfahrt versäumte und eine Zusatzrunde fahren mußte.
Der Nachmittagsverkehr hatte auf der Hauptstrasse soeben eingesetzt. Nigel fuhr mit 150 Slalom, Prost versuchte auf der Nebenfahrbahn einen Vorstoß. Ich mußte Nigel ständig über die Position von Prost informieren.
Plötzlich kroch von rechts aus einer Tankstelle ein Tankwagen in die Nebenfahrbahn, Prost konnte mit einer Vollbremsung gerade noch eine Kollision vermeiden. Laffite zog seine lässig aus dem Fenster baumelnde Hand ins Innere zurück.
Prost kam wieder näher. Er hatte den höheren Topspeed. Als er nur noch ein paar Wagenlängen hinter uns war, retteten uns ein Tunnel und ein Autobus. Nigel stieß zwischen dem Bus und der Tunnelwand durch, ich rechnete fest damit, dass uns dieses Manöver nur noch im paketiertem Zustand wie aus der Schrottpresse entlassen würde und zog geistesgegenwärtig den Gurt straff. Mit einem hässlichen Geräusch schabten wir die Tunnelwand entlang, der andere Außenspiegel flog auch weg. Prost mußte sich hinter dem Bus anstellen.
Damit waren wir auf dem Weg zum Sieg. Vor dem Interconti war die Ziellinie, wir gewannen mit 15 Sekunden Vorsprung auf Prost. Nigel bekam die höchste Mietwagen-Rechnung seines Lebens, denn das Auto war auf der rechten Seite ein Wrack.

Quelle: Helmut Zwickl - Die wilden Jahre der Formel 1 - Egon Theiner Verlag 2007

0ph 0ph

Beiträge: 1356
Sehr geile - ich kanns nicht anders ausdrücken - Geschichte :D
Danke ;)

Also heute würde soetwas warscheinlich Kreise ziehen, dass selbst die Nachfahren keine Superlizenz mehr bekämen.
Aber es passt einfach in die Zeit finde ich.


Beiträge: 45812
Find den Thread auch gut.

Abseits der Pisten da fällt mir natürlich auch Betrand Gachot ein, vor allem jetzt, wo der Belgien GP ausgetragen wird. Der Belgier muss sich vor dem Belgien GP 1991 mit einem Taxifahrer angelegt haben, ihm dabei Pfefferspray ins Auge gesprüht haben. Dafür wanderte Gachot in den Knast und plötzlich war mitten in der Saison ein begehrtes Cockpit frei. Michael Schumacher bekam den Vortritt vor Fahrern wie Stefan Johansson oder Keke Rosberg und gab im Jordan Ford sein F1-Debüt.


Beiträge: 802
Beim Belgien GP 1991 hatte Eric van de Poele einen Crash (Freitagstraining) und musste ins Krankenhaus und eigentlich passt es besser in den Sprüche-Thread aber da du schon Bertrand Gachot erwähnt hast, hier ein Zitat von einem Streckenposten bei diesem GP:

Es könnte nicht schlimmer sein. Von den drei belgischen Fahrern ist einer im Krankenhaus, einer sitzt im Gefängnis und einer ist in einem Ligier (Thierry Boutsen).

:D
Quando você quer alguma coisa, todo o universo conspira para que você realize o seu desejo.
- Paulo Coelho


Beiträge: 0
ich weiss nicht ob das zum Thema passt, aber eigentlich schon.

Anfang 1987 war Arnoux auch abseits der Rennpiste schnell unterwegs. In einer mittelfranzösischen Kleinstadt, wo 60 km/h erlaubt waren, raste er mit 242 km/h durch eine Radarkontrolle und musste seinen Führerschein abgeben.

Also das nenn ich mal eine Geschwindigkeitsüberschreitung. 4 mal so schnell wie erlaubt...

Keine Ahnung, ob jemand mal schneller war und geblitzt wurde.


Beiträge: 45812
Schneller nicht, aber Hamilton musste 2007 auch mal den Führerschein abgeben, weil er in Frankreich mit 170 statt 80 geblitzt wirde. Australien 2010 war nicht sein erstes Vergehen im Straßenverkehr.


Beiträge: 38
Berger, Alesi und der Lancia....

Jean Alesi und ich schlenderten zu den geparkten Direktionsfahrzeugen, um einen Wagen zu finden, mit dem wir die knapp tausend Meter vom Werksgelände hinüber zur Teststrecke Fiorano fahren konnten. Es gab nur Lancias und Fiats, und einer der Lancias stand offensichtlich für uns parat, der Schlüssel steckte.
Ein paar Autos daneben sah ich einen besonders hübschen Lancia Integrale, der gefiel uns irgendwie am besten aus der ganzen Reihe, und der Schlüssel steckte auch. Also nahmen wir den.
„Wer fährt?“
Alesi opferte sich und ich hatte das Gefühl, dass er das neue Jahr sehr ambitioniert beginnen könnte. Vielleicht würde er sein weltmeisterliches Können schon auf der Anfahrt nach Fiorano aufblitzen lassen. Jedenfalls stellte ich meinen Sitz auf die letzte Raste, wegen der Kraft der gestreckten Beine, und legte den Gurt an.
Wir hatten zuletzt zwar wenig Rennen gewonnen, aber wir sind ziemlich gut, wenn wir gemeinsam fahren, zum Beispiel: Alesi am Gas, Berger an der Handbremse.
Jean glühte wie ein Bescheuerter aus dem Haupttor und baute genügend Speed auf, um die erste Rechtskurve im Drift zu nehmen, wobei ich ihn an der Handbremse unterstützte. Er war absolut voll am Gas, und auch die mittlerweile voll gezogene Handbremse hinderte den Lancia nicht wirklich am Fortkommen. Ich liess die Bremse nach, er blieb mit vollem Hammer drauf, das Tor von Fiorano war offen, und wir schafften wieder einen Superdrift, der dank Handbremse geradezu perfekt wurde. Der Integrale schob elegantissimo über alle vier Räder hinaus.
Plötzlich kriegte ein einziges Vorderrad Grip und leitete die anmutigste Bewegung ein, deren ein Auto fähig ist: Seitlich übers Vorderrad.
Wir merkten es daran, dass wir in der Luft sassen, Jean noch mehr als ich, weil er nicht angeschnallt war. Der Wagen rollte gleichzeitig kopfüber und seitlich ab, wir konnten nichts tun ausser quietschen und blöd lachen. Dann prackte es den Integrale mit unheimlicher Wucht aufs Dach, verkehrt rutschte er mit vollem Zahn weiter und knallte in die Mauer. Es machte einen Riesentuscher. Alesi war völlig verdreht und hatte die Knie beim Fenster draussen, das Dach war praktisch flach, und unsere Nasen steckten zwischen den Sitzen, zehn Zentimeter Nase an Nase. Überall war Rauch und auslaufendes Öl, ich kriegte die Panik, dass wir gleich zu brennen anfangen würden. Wir hatten ja keine Chance, uns zu befreien, unsere Köpfe steckten im stockfinsteren Bereich zwischen Flachdach und Handbremse.
Dabei waren wir fast schon am Ziel gewesen. Wir waren den Mechanikern, die sich mit dem Aufwärmen unserer Formel-1-Autos beschäftigten, praktisch vor die Füsse gefallen. Sie zerrten uns an Händen und Füssen durch die schmal gewordenen Fensteröffnungen raus, rundherum dampfte es, alles grammelte und schmurgelte.
Die Show wurde noch besser, als der Krankenwagen angerast kam. Bei jedem Testtermin seit 25 Jahren steht ein Krankenwagen an der Strecke, immer mit zwei Ärzten, die seit 25 Jahren nichts zu tun hatten, weil selten wer abfliegt und die Auslaufzonen in Fiorano eigentlich ausreichend sind. Die Leute waren natürlich überglücklich, dass die endlich eine sinnvolle Beschäftigung hatten, und rannten um ihr Leben, um uns schnell zu bergen und in den Krankenwagen zu stopfen.
Ich sagte gleich, mir fehlt nix, denn ich hatte mir nur das Kreuz geprellt, aber bei Jean sahen sie eine Chance auf die grosse Operation, weil ihm Blut über den Kopf und die Beine rann und ihm irgendwelche Glassplitter im Knie steckten.
Alesi indes sagte, „ich hau hier lieber ab und fahr nach Haus“, und ob ich die ganze Renndistanz fahren könnte?
„Klar, Jean, kein Problem, ich setz gleich den Helm auf und nehm ihn nimmer runter, bis hier alles fertig ist.“
Die Mechaniker drehten den platten Integrale um, kehrten den ganzen Scherbenhaufen weg und schrubbten die diversen Öl- und Wasserlacken auf, dann schoben sie das Wrack zur Seite und deckten es ab.
Alesi war inzwischen abgehauen, ich spulte meine Runden im Formel 1 ab. Als ich das erste Mal zum Nachjustieren an die Box kam, bogen Montezemolo und Jean Todt um die Ecke.
Oje!
Ich wusste nicht, ob sie schon informiert waren.
Die Mechaniker werkten herum, Todt stand neben mir. Ich fragte ihn zaghaft:
„Did you hear it already?“
“What did I hear?”
“So you didn’t hear anything?”
Man muss bedenken, dass die Grammatik etwas vernachlässigt wird, wenn sich ein Franzose und ein Tiroler auf Englisch unterhalten:
„No, what you mean?“
„So you didn’t hear that the car falls over?“
“What do you mean: The car falls over?”
Ich sagte: “Yeah, the car falls over”, und Jean schaute angestrengt auf den Formel-1-Wagen, an dem noch immer die Mechaniker etwas einstellten.
Jean Todt: „Come on, tell me, what do you mean: The car falls over?”
Ich sagte ihm, dass Jean und ich mit einem Lancia herübergefahren waren – „and the car suddenly gets grip and rolls.“
„What do you mean: The car rolls?“
“Well, Jean and myself, we come here, maybe a bit quick, the car suddenly gets grip, and it falls over.”
Sagte Jean Todt: “Okay, Gerhard, I understand the car gets grip, but what means: falls over?”
“It lands on the roof.”
Jean schaute mich von oben bis unten an.
„Did you hurt yourself?“
„No.“
„And Jean?“
„Not really.“
„What means not really?“
„he just had some glass in the hand and went home, because he didn’t feel good.”
Jetzt kapierte er endlich den Vorfall und wurde wütend, weil er zwei Vollidioten von Fahrern hatte, die drauf und dran gewesen waren, sich zwei Wochen vor dem ersten Rennen der Saison im Doppelpack zu eliminieren. Er schimpfte und hielt mir eine Predigt. Er hätte uns gescheiter eingeschätzt und das ganze Zeug, dass ein Vater halt seinem dummen Buben erzählt. Ich schaute möglichst verknirscht.
Auf einmal sagte er:
„And where ist he car?“
Ich deutete um die Ecke, er ging hin und sah die Abdeckung für eine niedrigen Klumpen Metall. Er hob die Abdeckung und kriegte einen wirklich bedauerlichen Anfall.
So begriff ich, dass es sich um Jean Todts eigenes Auto handelte. Das tat mir natürlich schrecklich leid, aber bevor ich ihm das erklären konnte, musste ich schnell den Helm aufsetzen und den Rest der Renndistanz fahren.
Dann hatten alle die grösste Angst, dass die Journalisten davon erfahren und die ganze Firma zur Schnecke machen würden, aber es war einer der ganz raren Fälle, wo im Hause Ferrari alle dichthielten.


Diese Story habe ich gestern im Internet gefunden.

Die Geschichte ist wahrscheinlich aus:
Gerhard Berger - Zielgerade - Ed. Autorevue


Beiträge: 297
Als ich das in dem Buch gelesen hatte vor ein Paar Jahren,hab ich mich schief gelacht.

Vor allem die Konversation zwischen Berger und Todt.

Ich hätte gerne gehört,was Ferrari der Presse erklärt hätte,wenn die beiden sich dabei verletzt hätten...
ABC,die Katze lief im Schnee


Beiträge: 45812
John Howett, Ex-Teampräsident von Toyota, hat es sich auch nicht nehmen lassen nach dem Rückzug einmal im TF110 zu klettern, den Toyota 2010 eingesetzt hätte. Vor dem Firmengelände in Köln verschrottete er aber den Boliden...


Beiträge: 38
Die Scherze, die Berger mit Senna trieb


Australien 1990, etliche Tage vor dem Rennen. Nach dem Abendessen haben wir begonnen, die Leute samt Gewand in den Pool zu schmeissen, und ich hab mich gut gewehrt und bin nicht reingeflogen, aber etliche andere sehr wohl. Senna lief davon, damit wir ihn nicht erwischen. Wie ich dann an seinem Zimmer vorbeigegangen bin, hat er mich ganz verschämt und neckisch mit einem Glas Wasser angeschüttet. Als Tiroler wirst du da nicht einmal feucht, aber immerhin, es war sein Zeichen dass er mitspielen wollte. Somit war er dran.

Mit einem Schlauch bastelten wir eine Verlängerung eines Feuerlöschers, und die führten wir ihm um drei Uhr früh unter der Tür ein. Wir hatten noch ein paar Zuschauer eingeladen und drückten dann ab. Senna kam beim Fenster raus wie eine Rakete. In dem Zimmer hat´s ausgeschaut wie wenn eine Bombe eingeschlagen hätte. Es gab einen Riesenwirbel, die Leute sind aufgewacht und haben Senna zusammengeschissen, weil er soviel Lärm macht. Dem war das unglaublich peinlich.
Am nächsten Tag hielt er mir einen Vortrag, dass da Chemikalien drin sind und er sterben hätte können. Aber immerhin hat er sich zur Revanche aufgerufen gefühlt und manchmal wieder einen neckischen kleinen Scherz probiert, wofür ihn jeweils die hundertfache Rache traf.
Hübsch war die Käsegeschichte von Mexiko. Zur Vorbereitung auf die Höhenlage waren wir schon ein paar Wochen vorher dort, also konnte man die Sache mit aller Liebe aufbauen. Karlheinz Zimmermann besorgte einen passenden Fisch und einen besonders streng riechenden Käse, beides ließ ich eine hübsche Weile in der Sonne liegen. Es hat so brutal gestunken, das kann sich kein Mensch vorstellen. Das Zeug haben wir dem Senna unters Bett gelegt, aber ein paar Extraportionen noch in den Lüftungsschächten verteilt. Natürlich ist er auf das Zeug unterm Bett draufgekommen und hat es weggetan, den weiteren Gestank hielt er für eine Nachwirkung, die bald abnehmen würde. Aber klarerweise hat es genauso brutal weitergestunken. Selbst draußen am Gang wurden die Hotelgäste blas. Das Hotel war absolut voll, Senna konnte nicht einmal ausziehen. Obendrein hatte ihm jemand gesagt, Mexiko sei das Land der schwarzen Magie, und als Brasilianer hielt er es daher für schlauer, nachts die Fenster nicht offen zu lassen. Für kurze Zeit war er ziemlich beleidigt, aber im großen und ganzen gewöhnte er sich an eine abwechslungsreiche Art des Umgangs miteinander.
Etwa, wie er sein Zimmer im australischen Port Douglas voller Frösche fand, Frösche im Bett, in jeder Schublade, in jeder Tasche. Du bist ein richtiges ooooops, sagte er in der Früh, ich hab die halbe Nacht nichts anderes getan, als die Kröten ins Freie zu bringen. "Und wo war die Schlange?" So fand er auch die nächsten Nächte wenig Ruh.

Die Nummer, die Senna am meisten verblüffte, weil sie einfach in seinen Kopf nicht reinging, war die Aktenkoffer-Ex-Hubschrauber-Sache. Wir wohnten wie üblich in der Villa d`Este am Comer See und hatten einen Helikopter für den Flug nach Monza. Ron Dennis und Senna waren stundenlang beieinandergehockt, hatten unter großen Schmerzen ihren neuen Vertrag ausgetüftelt und unterschrieben. Senna steckte diese Papiere in einen 8.000 Dollar - Aktenkoffer. Er war sehr stolz auf seinen Koffer, und wir alle wussten, dass er achttausend Dollar gekostet hatte und dass es in Amerika eine Fernsehwerbung gab, bei der man einen Elefanten draufsteigen ließ. Senna flog den Helikopter selbst, sonst waren noch Ron Dennis, seine Frau Lisa und ich an Bord. Als wir mit dem Landeanflug auf Monza begannen, machte ich die Tür auf und schmiss den Koffer raus. Senna kriegte das gar nicht mit, die anderen waren völlig entgeistert und brachten keinen Mucks raus. Ich machte die Tür wieder zu und schaute dem Aktenkoffer nach, wie er 150 Meter unter uns aufschlug und eine kleine Staubwolke produzierte. Der Einweiser vom Heli - Landeplatz in seinem orangen Overall dachte offensichtlich, der Hubschrauber hätte was verloren, und rannte zu der Aufschlagstelle. Mittlerweile landeten wir, Senna suchte seinen Koffer und lachte, so wie er halt lachte, dem man seinen Aktenkoffer versteckt hat. Die beiden anderen stellten sich tot, Senna ging rund um den Hubschrauber und suchte den Koffer. Da hörte man schon das Geschrei des orangen Mannes von weit her, er kam mit dem Aktenkoffer angerannt. Plötzlich kapierte Senna, dass das sein Koffer war, und er schaute abwechselnd auf den Koffer, in die Luft und auf mich und konnte es einfach nicht packen. Es stellte sich allerdings heraus, dass das Ding tatsächlich noch intakt war, da war ich wiederum perplex und stand als Verlierer da. Beim Aufmachen sah man aber, dass die Füllfedern und die Kugelschreiber explodiert waren und eine Riesensauerei angerichtet hatten, insofern war die Aktion kein totaler Flop.
Senna jammerte zwar über die achttausend Dollar (denn unbrauchbar war das Zeug allemal), aber er war nicht wirklich angefressen. Irgendwie beschäftigte es ihn, dass jemand so durchgeknallt sein konnte, Ayrton Senna´s Aktenkoffer aus dem Heli zu schmeißen.

Ich muss dazu sagen, dass ich heute keine Aktenkoffer mehr aus dem Hubschrauber fliegen lassen würde, es war einfach typisch für die damalige Zeit und wie wir einander mit Blödsinnigkeit überboten.


Diese Story habe ich auch im Internet gefunden.

Die Geschichte ist wahrscheinlich auch aus:
Gerhard Berger - Zielgerade - Ed. Autorevue


Beiträge: 45812
Sehr interessant, danke!


Beiträge: 87
Ich muss irgendwie gestehen, von den Berger-Geschichten glaub ich maximal die Hälfte. Sicher war damals der Umgang der Fahrer untereinander anders und sicher war grade Berger als Scherzkeks bekannt, aber gerade die Lancia-Geschichte nehm ich ihm nicht ab.

Todt und Montezemolo sind beide bei Testfahrten vor Ort
Todt stellt sein Auto mit steckendem Zündschlüssel vor's Werkstor
Unangeschnallt, mit Glas in offenen Wunden und halb aus dem Auto hängend fährt Alesi einfach nach Hause?

Genauso die Hubschrauber Geschichte.

Berger macht die Tür vom Hubschrauber auf und der Pilot (Senna) kriegt es nicht mit?
Bild

0ph 0ph

Beiträge: 1356
AndreLei hat geschrieben:
Ich muss irgendwie gestehen, von den Berger-Geschichten glaub ich maximal die Hälfte. Sicher war damals der Umgang der Fahrer untereinander anders und sicher war grade Berger als Scherzkeks bekannt, aber gerade die Lancia-Geschichte nehm ich ihm nicht ab.

Todt und Montezemolo sind beide bei Testfahrten vor Ort
Todt stellt sein Auto mit steckendem Zündschlüssel vor's Werkstor
Unangeschnallt, mit Glas in offenen Wunden und halb aus dem Auto hängend fährt Alesi einfach nach Hause?

Genauso die Hubschrauber Geschichte.

Berger macht die Tür vom Hubschrauber auf und der Pilot (Senna) kriegt es nicht mit?



Zu der Heli Geschichte, hatte Senna sich damals auch geäußert. Es soll sie wirklich gegeben haben. Im Notfall: Nimm Kontackt mit Ron Dennis bzw Lisa Dennis auf ;)

Zu der Lancia Geschichte kann ich natürlich nix sagen. Vlt hier und da ausgeschmückt, aber ich gehe einfach mal davon aus, dass es in etwa so passiert ist.


Beiträge: 45812
AndreLei hat geschrieben:
Ich muss irgendwie gestehen, von den Berger-Geschichten glaub ich maximal die Hälfte.


Wäre ja nicht der erste Fahrer, der in seiner Biografie ein paar sehr erfinderische Amekdoten verpackt hat, wenn man sich mal Neubauer ansieht.

Und auch bei Lauda wirds einem manchmal schwindlig, was der teilweise für Stuss erzählt, wenn er bei RTRL über die Vergangenheit reflektiert...


Beiträge: 87
Genau, seh ich auch so.
Bild

AWE AWE

Beiträge: 13287
Also mit dem Koffer das scheint zumindest zu stimmen . Den hat Senna als Beweisstück A irgendwann mal vor der Presse auf den Tisch gestellt . Ob da nun der ominöse Vertrsg drinn war ,konnte man natürlich nicht mehr feststellen .
Aber Ende der Achziger/Anfang der Neunziger waren solche Jungen-Streiche eigentlich an der Tagsordnung . Ich bin jetzt zu Faul nachzulesen aber irgendwann haben sie ( wahscheinlich Berger) dem Senna in Budapest auch schon mal zwei Mädels ins Bett gelegt . Das muss sogar noch vor der Zeit gewesen sein ,als die beiden zusammen bei McLaren gefahren sind denn ich kann mich noch erinern wie die pseudoprüden Sportfunktionäre in Ostberlin was von menschenverachtend sabberten .
1990 oder 1991 hab ich auf dem Parkplatz vorm Fahrerlager zwei Mietwagen gesehen ,die mit Planen abgedeckt waren .
Damals war die F1 noch nicht so weit das jeder Fahrer seinen persönlichen Parkplatz mit Namensschildchen und Teppich in der Teamfarbe hatte sondern damals stand der noch am Eingang der zuerst kam . Alle Welt rätselte was das mit den Planen sollte bis irgendwann der Abschlepper kam und die Autos abholte .Da hatten sich zwei auf dem Weg zur Strecke ein Rennen geliefert und die Blechkaltverformung war erheblich . Das Gerücht machte die Runde in dem einen hätte Senna gesessen im anderen Berger :-)


Senna war natürlich das perfekte Opfer für Streiche jeder Art .
Er ,der alles so furchtbar ernst nahm und an Dinge glaubte wie
Ehre , Vertrauen und Ehrlichkeit ,bot sich da quasi an .

0ph 0ph

Beiträge: 1356
AWE hat geschrieben:
Alle Welt rätselte was das mit den Planen sollte bis irgendwann der Abschlepper kam und die Autos abholte .Da hatten sich zwei auf dem Weg zur Strecke ein Rennen geliefert und die Blechkaltverformung war erheblich . Das Gerücht machte die Runde in dem einen hätte Senna gesessen im anderen Berger :-)



Gibts weitere Details zu diesem Gerücht? :D


Beiträge: 238
NIVOLA hat geschrieben:
Zwickl schreibt über Nigel Mansell:

Einmal fuhr ich mit ihm von der Jacarepagua Rennstrecke nach Rio zurück ins Hotel. Und wie es der Teufel haben wollte, liefen wir bei einem anderen Mietwagen auf, den Alain Prost chaffierte. Neben ihm sein Freund Laffite (damals waren sie noch Freunde, später hat ihm Prost die Frau ausgespannt...) Nigel zog auf gleiche Höhe, man winkte sich zu, die Ampel sprang auf Grün. Das Rennen war eröffnet.

Plötzlich verstellten uns zwei schwer mit Sand beladene Lastwagen den Weg, windschiefe Wracks, Lawinen von Sand streuend, fuhren sie nebeneinander in der Strassenmitte ihr Privatrennen. Ein LKW - Senna duellierte sich mit einem LKW - Piquet.
Wir hatten etwa 120 Sachen drauf. Prost war links hinter uns und man weiß, im dichten Verkehr war er auf der Rennpiste eher ein Weichei, daher zögerte er auch diesmal. Nigel hingegen strömte zwischen den beiden Lastwagen durch, die gerade im Begriff waren, seitlich näher zu rücken.
Auf meiner Seite fetzte es den Außenspiegel weg. Hinter uns schloß sich der Kanal wie das rote Meer hinter Moses. Prost sah kein Durchkommen mehr. Wir rasten dann auf einen Kreisverkehr zu. Prost hatte aufgeholt, er hatte einen Mietwagen der nächsthöheren Preis-Kategorie, damit war er schneller. Im Kreisverkehr liefen wir auf ein mit Blaulicht fahrendes Polizeiauto auf, es war alt und gebrechlich. Nigel nahm es nicht zu ernst, zumal das Blaulicht schon an war, bevor wir das Polizeiauto zusammenschnitten. Prost kam von außen rein, wir von innen, Ausgangs waren wir beide im quitschenden Drift, die Polizei war so verschreckt, dass sie die Ausfahrt versäumte und eine Zusatzrunde fahren mußte.
Der Nachmittagsverkehr hatte auf der Hauptstrasse soeben eingesetzt. Nigel fuhr mit 150 Slalom, Prost versuchte auf der Nebenfahrbahn einen Vorstoß. Ich mußte Nigel ständig über die Position von Prost informieren.
Plötzlich kroch von rechts aus einer Tankstelle ein Tankwagen in die Nebenfahrbahn, Prost konnte mit einer Vollbremsung gerade noch eine Kollision vermeiden. Laffite zog seine lässig aus dem Fenster baumelnde Hand ins Innere zurück.
Prost kam wieder näher. Er hatte den höheren Topspeed. Als er nur noch ein paar Wagenlängen hinter uns war, retteten uns ein Tunnel und ein Autobus. Nigel stieß zwischen dem Bus und der Tunnelwand durch, ich rechnete fest damit, dass uns dieses Manöver nur noch im paketiertem Zustand wie aus der Schrottpresse entlassen würde und zog geistesgegenwärtig den Gurt straff. Mit einem hässlichen Geräusch schabten wir die Tunnelwand entlang, der andere Außenspiegel flog auch weg. Prost mußte sich hinter dem Bus anstellen.
Damit waren wir auf dem Weg zum Sieg. Vor dem Interconti war die Ziellinie, wir gewannen mit 15 Sekunden Vorsprung auf Prost. Nigel bekam die höchste Mietwagen-Rechnung seines Lebens, denn das Auto war auf der rechten Seite ein Wrack.

Quelle: Helmut Zwickl - Die wilden Jahre der Formel 1 - Egon Theiner Verlag 2007

In welchem Jahr geschah dies?


Beiträge: 87
Wenn Senna UND Lafitte dabei sind, muss es zwischen 1984 und 1986 gewesen sein.
Bild


Beiträge: 38
NickH hat geschrieben:
In welchem Jahr geschah dies?
Helmut Zwickl scheibt leider nicht, in welchem Jahr sich die Herren ein Privatrennen in Rio's Strassen gönnten. Ich weiß es auch nicht.
AndreLei hat geschrieben:
Wenn Senna UND Lafitte dabei sind, muss es zwischen 1984 und 1986 gewesen sein.
Senna wird in dem Zusammenhang nicht erwähnt und kommt als Kriterium nicht in Frage.

Da hilft nur die Statistik, (oder Zwickl) zu befragen.
Der GP von Brasilien fand in Jacarepagua in den Jahren statt:
1978, 1981-89
Die beteiligten Fahrer Lafitte, Prost und Mansell haben in den Jahen gemeinsam am GP teilgenommen:
1981-86
Das ergibt die Jahre:
1981-86

Da, zum Trost ein Bild vom "Weichei" und Sieger von 1984:
http://b.f1-facts.com/ul/a/3987


Beiträge: 87
NickH hat geschrieben:
NIVOLA hat geschrieben:
Zwickl schreibt über Nigel Mansell:

Einmal fuhr ich mit ihm von der Jacarepagua Rennstrecke nach Rio zurück ins Hotel. Und wie es der Teufel haben wollte, liefen wir bei einem anderen Mietwagen auf, den Alain Prost chaffierte. Neben ihm sein Freund Laffite (damals waren sie noch Freunde, später hat ihm Prost die Frau ausgespannt...) Nigel zog auf gleiche Höhe, man winkte sich zu, die Ampel sprang auf Grün. Das Rennen war eröffnet.

Plötzlich verstellten uns zwei schwer mit Sand beladene Lastwagen den Weg, windschiefe Wracks, Lawinen von Sand streuend, fuhren sie nebeneinander in der Strassenmitte ihr Privatrennen. Ein LKW - Senna duellierte sich mit einem LKW - Piquet.
Wir hatten etwa 120 Sachen drauf. Prost war links hinter uns und man weiß, im dichten Verkehr war er auf der Rennpiste eher ein Weichei, daher zögerte er auch diesmal. Nigel hingegen strömte zwischen den beiden Lastwagen durch, die gerade im Begriff waren, seitlich näher zu rücken.
Auf meiner Seite fetzte es den Außenspiegel weg. Hinter uns schloß sich der Kanal wie das rote Meer hinter Moses. Prost sah kein Durchkommen mehr. Wir rasten dann auf einen Kreisverkehr zu. Prost hatte aufgeholt, er hatte einen Mietwagen der nächsthöheren Preis-Kategorie, damit war er schneller. Im Kreisverkehr liefen wir auf ein mit Blaulicht fahrendes Polizeiauto auf, es war alt und gebrechlich. Nigel nahm es nicht zu ernst, zumal das Blaulicht schon an war, bevor wir das Polizeiauto zusammenschnitten. Prost kam von außen rein, wir von innen, Ausgangs waren wir beide im quitschenden Drift, die Polizei war so verschreckt, dass sie die Ausfahrt versäumte und eine Zusatzrunde fahren mußte.
Der Nachmittagsverkehr hatte auf der Hauptstrasse soeben eingesetzt. Nigel fuhr mit 150 Slalom, Prost versuchte auf der Nebenfahrbahn einen Vorstoß. Ich mußte Nigel ständig über die Position von Prost informieren.
Plötzlich kroch von rechts aus einer Tankstelle ein Tankwagen in die Nebenfahrbahn, Prost konnte mit einer Vollbremsung gerade noch eine Kollision vermeiden. Laffite zog seine lässig aus dem Fenster baumelnde Hand ins Innere zurück.
Prost kam wieder näher. Er hatte den höheren Topspeed. Als er nur noch ein paar Wagenlängen hinter uns war, retteten uns ein Tunnel und ein Autobus. Nigel stieß zwischen dem Bus und der Tunnelwand durch, ich rechnete fest damit, dass uns dieses Manöver nur noch im paketiertem Zustand wie aus der Schrottpresse entlassen würde und zog geistesgegenwärtig den Gurt straff. Mit einem hässlichen Geräusch schabten wir die Tunnelwand entlang, der andere Außenspiegel flog auch weg. Prost mußte sich hinter dem Bus anstellen.
Damit waren wir auf dem Weg zum Sieg. Vor dem Interconti war die Ziellinie, wir gewannen mit 15 Sekunden Vorsprung auf Prost. Nigel bekam die höchste Mietwagen-Rechnung seines Lebens, denn das Auto war auf der rechten Seite ein Wrack.

Quelle: Helmut Zwickl - Die wilden Jahre der Formel 1 - Egon Theiner Verlag 2007

In welchem Jahr geschah dies?
Bild


Zurück zu Historisches

cron