Ich hab ihn schon mal im Thread der ChampCar Meister und Formel-1 erwähnt, ich möchte ihm jedoch einen eigenen Thread widmenen und hoffe auf eine große Diskussion um Montoyas GP Karriere, die sicherlich einige Diskussionen zulässt. Ich hab auch noch seine GP Karriere komplett zu Ende geschrieben. Ich hoff, dass, wenn ich am Samstag wieder von meinem Skiurlaub zurückkehre, ich viel aus diesem Thread zitieren und kommentieren kann!
Juan Pablo Montoya wurde am 20. September 1975 in Kolumbien geboren. Kolumbien – ja Kolumbien, ein exotisches Land in Sachen Motorsport. Zur Verdeutlichung: In der Formel-1 gab es vor Juan Pablo Montoya nur 2 Kolumbianer: 1981 versuchte sich Ricardo Londono (exakter Name Ricardo Londono Bridge) auf einem Ensign Ford beim Brasilien GP. Dabei war er sogar im Aufgebot des Ensign Werkteams, als Teamkollege des Schweizers Marc Surer. Londono bekam allerdings keine Erlaubnis am Training teilzunehmen. Bereits zuvor fuhr Londono allerdings bei einem Nicht WM Rennen im Rahmen der Formel-1 Aurora Series in Silverstone. Dabei wurde er auf einem Lotus Ford hinter dem March Hart Fahrer Kim Mather 7. Zu beiden Engagements verhalf ihm Colin Bennett, der 1981 auch ursprünglich mit Londono und einem alten Williams ein eigenes Formel-1 Team machen wollte. Der 2. Kolumbianer, der je GP WM Rennen fuhr, war Robert Guerrero. Er fuhr insgesamt 21 WM Rennen 1982 und 1983 für Ensign Ford und Theodore Ford, konnte sich weitere 7-mal nicht zum Rennen qualifizieren. Und auch in der ChampCar war Montoya der erst 2. Kolumbianer! Vor ihm fuhr bereits Roberto Guerrero ChampCar und das recht erfolgreich: Er fuhr 120 ChampCar Rennen, gewann dabei 2 Rennen (jeweils 1987 in Phoenix vor Bobby Rahal und Arie Luyendyk und in Ohio vor Rahal und Danny Sullivan) und fuhr 6 Pole Positions ein. Er fuhr in der ChampCar für die Teams von Bignotti Cotter, Granatelli, Alex Morales, Patrick Racing, Budweiser King und Pegan March Ford, Lola Chevrolet, March Alfa Romeo, Lola Buick und Reynard Mercedes Rennwagen. Danach fuhr er weiter mit Pegan und Reynard Ford, Dallara Nissan, G Force Nissan, G Force Oldsmobile und Dallara Oldsmobile Rennen in der Indy Racing League (IRL). Vor der Formel-1 Karriere war Guerrero auch in der Formel-2 bei Maurer BMW aktiv.
Montoya war also der erste Kolumbianer, der im Motorsport und vor allem in der ChampCar und Formel-1 zur Elite dazuzählte. Als 1981 der erste Kolumbianer Formel-1 fuhr, war Montoya gerade 6 Jahre alt. Alt genug, um auch seine Karriere im Motorsport zu starten. Er gewann bis in die 90er Jahre viele Kartrennen und 1992 gelang Montoya der Sprung in die Formel-Renault. 1994 gewann Montoya die Formel N in Mexiko. Danach fuhr er erst einmal in Großbritannien Rennen und zwar 1996 auch in der britischen Formel-3. Dabei wurde er mit seinem Dallara Mitsubishi Gesamt-5., hatte mit 137 Punkten circa 50 Punkte weniger als der Meister und spätere Jordan Formel-1 Pilot Ralph Firman. In seiner jungen Karriere fiel Montoya vor allem deshalb auf, weil er bei fast jedem seiner Rennen von der Pole Position startete. Auch in der Formel-1 legte er 2002 eine beeindruckende Serie von Pole Positions hin. Montoya war einfach der Draufgänger, ein erfolgreicher Crashpilot und unglaublich schnell auf eine gezeitete Runde, im Rennen jedoch oft genauso unkonstant. 1997 fuhr er dann in der Formel-3000 und zwar im RSM Marko Team von Helmut Marko, der aktuell als Berater des Red Bull Formel-1 Teams im Gespräch ist und ebenfalls schon Formel-1 Rennen fuhr. Montoyas Karriere schien also europäisch zu verlaufen, er hatte also eher die Formel-1 im Auge als die ChampCar, denn die klassische ChampCar Nachwuchsserie war die Formel Atlantik, ein Pendant zur Formel-3000. Montoya wurde mit 1,5 Punkten weniger als Meister Ricardo Zonta (der Brasilianer fuhr für Super Nova) Vizemeister, gewann drüber hinaus die Rennen in Pau, Österreich und Jerez. Die Saison war beeindruckend und so nahm ihn das Williams Team als Testfahrer für 1997 und 1998 unter Vertrag. Damit war Montoya praktisch schon im besten Formel-1 Team jener Zeit, doch er war auch einer der besten Nachwuchsfahrer jener Zeit, was er 1998 mit dem Titel in der Formel-3000 bewies. Dabei fuhr er für Super Nova.
Für 1999 wäre der Schritt in die Formel-1 gekommen, doch Montoya, Williams und Chip Ganassi heckten einen anderen Deal aus: ChampCar Meister Alessandro Zanardi kommt zurück in die Formel-1 und bekommt ein Stammcockpit bei Williams Supertec in der Formel-1 und dafür darf Montoya ins absolute Topteam der ChampCar, ins Chip Ganassi Racing Team. Williams hatte jedoch eine Option auf Montoya, ihn wieder in die Formel-1 zurückzuholen. In der ChampCar war Montoya sofort bei der Musik dabei: Mit seinem Reynard Honda gewann Montoya die Rennen in Long Beach, Nazareth, Rio de Janeiro, Cleveland, Mid Ohio, Chicago und Vancouver. Das bedeutet auch, dass Zanardi in der Schlussabrechnung Meister in der ChampCar wurde – als Rookie! 2000 machte er einen Ausflug zum Indy 500. Er war weiter bei Ganassi in der ChampCar unterwegs, doch seit der Aufspaltung der Serie in ChampCar und IRL zählte das berühmte Indy 500 zur IRL, jedoch war es noch so populär, dass für dieses Rennen viele ChampCar Teams sich anmeldeten (war auch 2005 noch so – siehe Newman Haas). Die Bedingungen waren erschwert, denn Montoya fuhr das erste Mal mit jenem Auto, dennoch gewann er das Indy 500 im Jahre 2000! Williams saß in der Zwickmühle: Montoya hatte in den Staaten bereits alles erreicht und pochte nun auch auf die Formel-1, gleichzeitig hatte er mit Jenson Button aber auch einen talentierten Briten. Williams versprach Button, ihn eines Tage wieder zurück ins Team zu holen und schickte ihn zu Benetton Renault. Tatsächlich gab es mehrere gescheiterte Versuche, Button wieder zu Williams zu holen. Diese Versuche waren so peinlich, dass diese als Button Gate I und Button Gate II bezeichnet werden. Button verlor dadurch sein Ansehen: Für 2005 unterschrieb er einen Vertrag bei BMW Williams, doch der Vertrag mit BAR Honda war noch wasserdicht und so konnte Button nicht wechseln. Für 2006 dann unterschrieb er bei Williams neuerlich einen Vertrag und dieses Mal wollte Button nicht weg von (BAR) Honda und so musste er sich teuer aus dem Vertrag kaufen.
Montoya gab also 2001 für BMW Williams sein Formel-1 Debüt. Bereits beim 3. Rennen zeigte Montoya Siegesfähigkeiten: Er führte das Rennen an, es wäre der erste Sieg für Williams seit Jacques Villeneuve 1997 beim Luxemburg GP gewesen und der erste Sieg für BMW seit Gerhard Berger 1986 beim Mexiko GP auf Benetton BMW – und natürlich der erste GP Sieg für Montoya überhaupt. Doch beim Überrunden des Arrows Piloten Jos Verstappen kam es zur Kollision, bei der Verstappen über das Heck von Montoya kletterte. Ein Rennen später in Imola gewann Montoyas Teamkollege Ralf Schumacher das Rennen. Beim Spanien Grand Prix fuhr Montoya erstmals in die Punkte. Dabei wurde er 2. hinter Ferrari Pilot Michael Schumacher. Apropos Schumacher: Mit dem Deutschen hatte Montoya die ganze Formel-1 Karriere über einen Privatkrieg auf der Strecke, der sich in Form von vielen Überholmanövern, aber auch Kollisionen und Unfälle widerspiegelte. Beim bereits angesprochenen Brasilien GP beispielsweise entzauberte Montoya Schumacher mit einem Traummanöver, ein Rennen zuvor gerieten beide in Malaysia bereits aneinander. Die restliche Saison für Montoya war enttäuschend, weil er oftmals ausfiel, dennoch setzte er sich in Szene und es gelang ihm auch noch sein erster GP Sieg, der allerdings in den Schatten gestellt wurde von den Terroranschlägen 2001 und dem schweren Unfall von Alessandro Zanardi. Die Rede ist vom Italien GP 2001. Dennoch lässt sich das Formel-1 Debüt von Montoya sehen: 31 Punkte, WM-6.
2002 fuhr Montoya keinen einzigen Sieg ein, allerdings hatte er eine konstante Saison: nur 4 Mal schied er aus, dazu kommt noch ein 11. Platz beim Ungarn GP, ansonsten kam er bei jedem Rennen unter die ersten 5. 2003 kämpfte er mit seinem BMW Williams lange um den Titel. Seine Gegner waren dabei Michael Schumacher (Ferrari) und Kimi Räikkönen (McLaren Mercedes). Montoya war dabei der Außenseiter auf den Titel, die Titelchance kam auch nur zu Stande, weil BMW Williams mitten in der Saison in Höchstform war und dabei die Rennen dominierte. Zu Beginn der Saison enttäusche das Team und auch Montoya. Erst der Sieg beim Monaco GP bedeutete eine Kehrtwende. Bis zu den letzten 2 Rennen folgten nur Podestplätze und noch ein Sieg beim Deutschland GP. Beim USA GP, dem vorletzten WM Rennen vergab Montoya dann seine Chance auf den Titel, in dem er ausgerechnet mit seinem Freund, Brasilianer und Ferrari Piloten Rubens Barrichello kollidierte. Die Rennkommissare sahen in Montoya den Schuldigen und so musste er eine Strafe an der Box absitzen. Damit lief er nur auf dem 6. Platz ein, was nicht reichte. Montoya schloss die Saison als WM-3. ab.
Bereits im Dezember 2003 wurde dann bekannt: Für 2005 wechselt Montoya zu McLaren Mercedes! Schon während der Saison 2003 gab es viele Gerüchte um Montoya und McLaren, aber auch bei anderen Teams war Montoya auf der Wunschliste, etwa bei Toyota oder Renault. Allerdings gab es zu beiden Teams nur lose Kontakte. 2004 fuhr Montoya aber noch einmal bei BMW Williams und mit einer Revolution im Frontbereich (Hammerhai-Nase) sollte auch der WM Titel her. Diese Zielsetzung war Illusion, die großartige Erfindung erwies sich quasi als Schrott und vor dem Ungarn GP baute man wieder eine normale Nase an den BMW Williams, womit allerdings natürlich die Aerodynamik des Rennboliden nicht mehr ganz zusammenpasste. Die Saison wurde quasi zur Katastrophe, nur wenige Male sorgte Montoya für eine Überraschung, doch beim Brasilien GP, dem Saisonfinale 2004, galten offenbar andere Regeln: Er gewann sein letztes Rennen für BMW Williams! Siege beim letzten Rennen für ein Team kommen so häufig nicht vor in der Formel-1. Einer, der das neben Montoya noch schaffte war Nigel Mansell beim Australien GP 1994, ebenfalls für Williams Renault.
Im ersten Jahr für McLaren Mercedes musste Montoya erstmal klar eine Niederlage gegen seinen neuen Teamkollegen Kimi Räikkönen hinnehmen. Der Finne war quasi bei fast jedem Rennen besser als Montoya. Allerdings: Vor dem Bahrain GP hatte Montoya einen mysteriösen Unfall, der offiziell als Tennisunfall bei der Rennvorbereitung bekannt wurde, inoffiziell jedoch ein Motorradunfall war. Durch diesen Unfall fiel Montoya für 2 Rennen aus und zog sich den Unmut einiger Teammitglieder auf sich, allen voran Teamchef Ron Dennis. Erst nach Mitte der Saison wurde Montoya wieder richtig fitt und gewann auch noch ein paar Rennen: Er siegte beim Großbritannien-, Italien- und Brasilien GP. Allerdings saß Montoya auch im besten, wenn auch nicht zuverlässigstem Auto.
2006 verlief noch schlechter. Der McLaren Mercedes war nicht mehr das schnellste Auto, so wie das 2005 der Fall war und die Schwächen von Montoya wurden noch deutlicher. Montoya passte einfach nicht in das Team der Silberpfeile. Montoya kam nur zweimal auf das Podest: Beim Imola GP wurde er 3. und beim Monaco GP fuhr er auf den 2. Platz. Die blamablen Manöver häuften sich: Beim Australien Grand Prix drehte er sich in der Einführungsrunde, wodurch Startplatz 5 versaut war, beim Spanien GP drehte er sich erneut, was dieses Mal das Aus bedeutete, beim Kanada GP kollidierte er nach einem spektakulären Zweikampf mit Williams Cosworth Pilot Nico Rosberg und beim USA GP schickte er zuletzt Nick Heidfeld in einen Überschlag, bzw. war einer der Hauptverursacher der Massenkollision am Start, in Folge sich der deutsche BMW Sauber Pilot mehrfach überschlug. Genug für McLaren: Der USA GP war der letzte GP in der Karriere von Montoya. Montoya macht einen Schlussstrich unter das Kapitel Formel-1, das 94 Rennen, 7 Siege, 13 Pole Positions und 307 Punkte brachte. Montoya bekam für 2007 kein Angebot von einem Topteam. Williams bemühte sich, Montoya zurück zu holen und auch die beiden Red Bull Teams verhandelten mit Montoya, doch die Aussichten auf Erfolg in den Teams waren für Montoya zu gering. Mit Montoya ist eine schillernde Persönlichkeit, ein wirklicher Racer, egal wie lächerlich manche Aktionen waren, aus der Formel-1 ausgeschieden. Einen würdigen Nachfolger des Charakters von Montoya, kann es nicht geben.