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José Dolhem

Das Formel 1 Forum früherer Tage...
Beitrag Dienstag, 20. November 2007

Beiträge: 45834
Ich beschäftige mich gerade mit José Dolhem, dem Halbbruder von Didier Pironi. 2 Fragen habe ich:

1. Wieso wurde er beim F2-Rennen (4. Lauf der brasilianischen F2) mit seinem March Ford disqualifiziert (1971)?
2. Hat jemand mehr Details über den Unfall beim F2-Rennen in Rouen 1973, bei dem sich Dolhem verletzte? Was war das für ein Unfall? Welche Verletzungen hatte er?

Beitrag Dienstag, 20. November 2007

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Interessant, da Pironi angeblich durch seinen Halbbruder mit dem
Rennbazillus angesteckt wurde. Aus Dolhem hätte etwas werden
können, Sponsoren, Shell, GPA, (franz. Helmfirma), FINA, Vertrag
bei Pozzi, beim franz. Ferrari Importeur in Le Mans. Ausserdem
hatte Dolhem 1974 einen Vertrag mit Matra für Le Mans.
Er startete zusammen mit Jean Pierre Jaussaud und Bob Wollek.
(Schieden aber nach 9h mit Motorschaden aus).

Komme später noch genauer auf ihn zurück, habe sehr viel
Arbeit :roll:

Beitrag Dienstag, 20. November 2007

Beiträge: 45834
@torino: Arbeit geht natürlich vor!
Ich geh jetzt dann erstmal auf ne Party! :wink:

Beitrag Dienstag, 20. November 2007

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MichaelZ hat geschrieben:
@torino: Arbeit geht natürlich vor!
Ich geh jetzt dann erstmal auf ne Party! :wink:


Viel Spass! :wink:
Zuletzt geändert von torino am Mittwoch, 21. November 2007, insgesamt 2-mal geändert.

Beitrag Dienstag, 20. November 2007

Beiträge: 945
MichaelZ hat geschrieben:
Ich beschäftige mich gerade mit José Dolhem, dem Halbbruder von Didier Pironi. 2 Fragen habe ich:

1. Wieso wurde er beim F2-Rennen (4. Lauf der brasilianischen F2) mit seinem March Ford disqualifiziert (1971)?
2. Hat jemand mehr Details über den Unfall beim F2-Rennen in Rouen 1973, bei dem sich Dolhem verletzte? Was war das für ein Unfall? Welche Verletzungen hatte er?


Habe einen sehr ausführlichen Bericht über das F2-Rennen in Rouen ausgegraben, das vom Tod des jungen Schotten Gery Birrell überschattet wurde. Leider ist hier zwar der Unfall von Dolhem erwähnt, jedoch ohne genauere Angaben. Vielleicht kannst Du dennoch etwas damit anfangen.

http://www.forix.com/8w/rouen-73.html

Beitrag Mittwoch, 21. November 2007

Beiträge: 4967
Ich werde mal meine franz. Quelle wegen Dolhem anzapfen, auf die Antwort
müssen wir warten, so wie immer :wink:

Beitrag Mittwoch, 21. November 2007

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Vielleicht bekomme ich auch noch was raus, ich recherchiere noch ein wenig!

Beitrag Mittwoch, 21. November 2007

Beiträge: 4967
MichaelZ hat geschrieben:
Vielleicht bekomme ich auch noch was raus, ich recherchiere noch ein wenig!


Das finde ich gut, ich schaue dann ein wenig im franz. Google
rum. :wink:

Beitrag Mittwoch, 21. November 2007

Beiträge: 45834
Sehr gut. Hab zwar französisch als 2. Fremdsprache, aber ich meide meistens französische Texte :wink:

Beitrag Mittwoch, 21. November 2007

Beiträge: 45834
Dolhem mit Halbbruder
Verwandtschaften im Motorsport sind nicht selten. Zuletzt begeisterten die Brüder Schumacher die Formel-1 ein. Während Michael Schumacher bereits Ende 2006 seinen Rücktritt erklärte, muss nun auch der jüngere und nicht so erfolgreichere Bruder Ralf um seine Zukunft in der Formel-1 bangen. José Dolhem hatte ebenfalls einen Bruder in der Formel-1, einen etwas jüngeren. Und er trug einen anderen Namen. Ganz einfach deshalb, weil es nur sein Halbbruder war. Die Rede ist von Didier Pironi! Pironi kam durch seinen Halbbruder Dolhem (beide wuchsen gemeinsam auf) mit dem Motorsport in Berührung, wurde aber der bessere Fahrer. Pironi gewann 3 Formel-1 WM-Rennen. Bekanntheitsgrad erlangte Pironi 1982 durch das bitterharte Stallduell bei Ferrari mit dem Liebling der Tifosi, mit Gilles Villeneuve. Pironi und Dolhem waren nicht nur Halbbrüder, sondern auch Cousins. Beide haben mit Louis Dolhem zwar den gleichen Vater, doch mit Eliane und Ilva 2 verschiedene Mütter, die jedoch Schwestern waren!

Dolhem war der weniger Erfolgreichere der beiden. Doch der Franzose (geboren am 26. April 1944 in der französischen Hauptstadt Paris) verstand den Motorsport auch anders. Für Dolhem war der Motorsport eine wunderschöne Plattform für Partys und Spaß. Er war ein Playboy wie James Hunt. Dolhem wurde aber auch immer wieder durch schwere Unfälle, sowohl auf der Strecke, als auch abseits der Strecke, um große Chancen gebracht.

Und einen Unfall überlebte Dolhem nicht: Am 16. April 1988 stürzte er bei St. Etienne mit seinem Ultraleichtflugzeug ab. Tragisch: Damit starb Dolhem (mit 44 Jahren) nur wenige Monate, nachdem Pironi verstarb. Pironi verunglückte 1987 tödlich bei einem Bootrennen. 1986 wechselte er nämlich in die Powerboatszene. 1987 wurde er beim Rennen vor der Isle of Wight mit seinem Offshore-Rennboot Colibri von einer Welle erfasst. Das Boot überschlug sich, Pironi überlebte den Crash nicht.

Dolhems Weg in die Formel-1
1964 begann Dolhelm mit dem Motorsport. Zunächst fuhr er jedoch nur sporadisch nationale Rennen mit Lotus Super Seven. Der Grund: Dolhem konzentrierte sich hauptsächlich auf sein Studium. Er studierte unter anderem Wirtschaft. Nachdem Ende des Studiums 1969 kehrte Dolhem zum Rennsport zurück und gewann den Voland Shell Award (Dolhem fuhr nebenher auch in der Formel-France für Martini), also ein Nachwuchsrennen von Shell. Shell, aktuell natürlich als Benzinlieferant bei Ferrari bekannt, förderte daraufhin Dolhem beim weiteren Karriereverlauf. Die Gelder von Shell waren auch dafür verantwortlich, dass Dolhem Ende 1974 einen Vertrag im Surtees für die Formel-1 und Formel-2 unterschrieb. Das Surtees-Team von Rennlegende John Surtees, dem es bisher als einziger Fahrer gelungen ist, sowohl auf dem Motorrad, als auch im Formel-1 Renner Weltmeister zu werden, war finanziell schwach bestückt. Die Shell-Gelder kamen sehr gut an.

Der Sieg beim Shell-Nachwuchsrennen nützte zunächst nichts. 1970 tauchte er nur bei einem einzigen Profirennen auf! Er bestritt in Le Castellet ein Formel-3 Rennen mit einem Tecno. 1971 fuhr Dolhem in der Formel-3 für Ecurie Voland Shell, dazu fuhr er auch ein Formel-2 EM Rennen für das Siffert Racing Team, ein Team des ehemaligen Formel-1 Fahrers Jo Siffert. Gefahren hat Dolhem dabei einen Chevron Ford. Beim 4. und letzten Lauf der brasilianischen Formel-2 Serie (das Rennen wurde aber ironischerweise in Argentinien ausgetragen) bekam Dolhem zudem eine Chance für das Team von Frank Williams zu fahren. Das Williams-Team ist nach Ferrari und McLaren mittlerweile das 3. erfolgreichste Formel-1 Team der Geschichte, das auch aktuell noch unterwegs ist. Dolhem wurde mit seinem March Ford jedoch disqualifiziert.

1972 bekam José Dolhem einen Stammfahrervertrag im Shell Arnold Team in der Formel-2. Das Team, 1968 von Marcel Arnold gegründet und zunächst in der Formel-3 aktiv, fuhr in der Formel-1 Weltmeisterschaft immerhin bei einem Rennen, nämlich beim Italien GP 1971 mit Jean Pierre Jarier als Fahrer. Für den Franzosen war es zudem auch das Debüt in der F1-WM. Gefahren ist er mit einem March Rennwagen, mit Ford Motor. Einen March Ford setzte Dolhem auch 1972 in der Formel-2 ein. Als beste Platzierung sprang ein 6. Platz beim Rennen zur brasilianischen Formel-2 in Interlagos heraus, was ihm Rang 11 in der Gesamtwertung einbrachte. In der F2-Europameisterschaft wurde Dolhem Gesamt-26., mit immerhin 2 Punkten. Die schöpfte er aus dem Rennen zu Hause in Rouen. Zwar wurde er nur 8., doch 3 Fahrer vor ihm, namentlich Emerson Fittipaldi, Francois Cevert und Graham Hill, waren aufgrund ihrer Erfolge in der Formel-1 in der Formel-2 nicht mehr punktberechtigt. Und so rückte Dolhem auf Rang 5 vor, was 2 Punkte ergab. Bei den 3 Formel-2 Rennen in Brasilien konnte sich Dolhem mit dem späteren GP-Star Clay Regazzoni messen, denn der Schweizer durfte 2 der 3 Rennen fahren, schnitt auch besser ab als Dolhem. Regazzoni wurde beim 3. Lauf in Sao Paulo sogar 3. Beim 2.Rennen, bei dem Dolhem einen Punkt eroberte, war Regazzoni nicht am Start. Stattdessen fuhr ein Lokalmatador: Der Brasilianer Chico Lameiro.

Surtees: Als Sprungbrett zur Formel-1
John Surtees wurde auf Dolhem aufmerksam, also verpflichtete er ihn für die F2-Saison 1973. Die Saison wurde für Dolhem recht kurz: In Rouen verunglückte Dolhem schwer und musste aufgrund seiner Verletzungen lange paussieren. Beim gleichen Rennen verunglückte Chevron Hart Pilot Gerry Birrell tödlich. Zuvor fuhr er aber auch 2 Sportwagenrennen, zum einen das 1000 Kilometerrennen von Monza für das Team des Schweden Jo Bonnier (das Team und den Fahrer gab es auch lange Zeit in der Formel-1) und einem Lola Ford. Das Rennen konnte er nicht beenden, doch beim 24 Stundenrennen von Le Mans wurde er auf einem Ferrari von Charles Pozzi 9. Der Franzose Pozzi wollte 1950 mit einem privaten Talbot Lago beim Frankreich GP antreten, nachdem er bereits vor der Weltmeisterschaftsära der Formel-1 bei einigen Grand Prix Rennen startete. Gemeinsam mit Alain Serpaggi, ebenfalls aus Frankreich, fuhr Dolhem das Le Mans Rennen.

Das Le Mans Rennen dürfte auch ein Ausschlag dazu gegeben haben, dass Surtees Dolhem für die letzten 3 Rennen der F1-Saison 1974 für sein F1-Team verpflichtete. Zuvor bestritt er 1974 aber auch noch einige Formel-2 Rennen für Surtees. Dabei wurde er beim Rennen im österreichischen Salzburg starker 3. Vor Dolhem kam Jacques Laffite (BP Racing, March BMW) und David Purley (Harper; Chevron Ford) ins Ziel. Dadurch wurde Dolhem mit seinem Surtees BMW EM-14., punktgleich mit Masami Kuwashima. Für Matra fuhr Dolhem auch bei den 24 Stunden von Le Mans.

In der Formel-1 gab es keine Erfolge: Nachdem es Dolhem in Frankreich und Italien nicht in die Startaufstellung schaffte, qualifizierte er sich beim USA GP als 26. Vom Rennen hatte er nicht fiel: Nach dem tödlichen Unfall seines österreichischen Teamkollegen Helmut Koinigg zog sich das Team zurück. Der Unfall passierte in Runde 10. Der Crash war äußerst grausam: Sein Surtees Ford crashte in die Leitplanken, rutschte jedoch zwischen 2 Leitplankenschienen durch. Koiniggs Kopf jedoch ragte heraus – er wurde so zu sagen geköpft! Doch es kam für Dolhem noch mehr Pech hinzu: Im Winter verletzte er sich beim Skifahren am Nacken. Die gesamte Saison 1975 konnte Dolhem nicht fahren. Surtees löste natürlich den Vertrag mit dem Franzosen aus.

Karriereknick durch Skiunfall
Für 1976 kam José Dolhem bei Fred Opert Racing unter. Er machte dabei einen Schritt zurück in die Formel-2 EM. Bereits ab dem Sommer 1975 trainierte Dolhem für sein Renncomeback. Beim Rennen der Formel-Atlantik im kanadischen Trois Rivières am 31. August 1975 startete er für das Fred Opert Racing Team. Das Team setzte 3 Fahrer ein, Dolhem war der Schlechteste, wurde aber mit seinem Chevron Hart noch solider 4. Jean Pierre Jarier und Jean Pierre Jaussaud kamen auf den Plätzen 2 und 3 ins Ziel, direkt hinter dem Sieger Vittorio Brambilla, der einen March Ford für Doug Shierson Racing fuhr. In der Formel-2 setzte Dolhem 1976 übrigens auch einen Chevron-Boliden ein, allerdings mit einem Hart Motor. In der Formel-2 holte Dolhem 1976 keinen einzigen Punkt. Nebenher fuhr er mit einem Alpine auch beim 24 Stundenrennen von Le Mans. 1977 fuhr er nur 2 Formel-2 Rennen, mit einem Kauhsen Renault des deutschen Willi Kauhsen Teams.

1978 und 1979 fuhr José Dolhem in der Formel-2 für das französische AGS-Team. Dabei fuhr er auch den ersten AGS-F2-Renner, nachdem AGS jahrelang Formel-France, Formel-3, Formel-Junior und so weiter herstellte. Erfolge blieben rar, ganz anders bei den Sportwagen: In Le Mans 1978 erreichte Dolhem für die Ecurie Calberson und einem Alpine Renault den 4. Platz. Ende 1979 beendete Dolhem seine Fahrerkarriere.

Beitrag Mittwoch, 21. November 2007

Beiträge: 45834
Formel-1 WM Statistik: José Dolhem
2 Nichtqualifikationen (Rang 139)
1 Rennen (Rang 563)
Durchschnittliche Startposition: 26 (Rang 689)
Durchschnittlicher Rückstand auf Pole Position: 4,292% (Rang 192)

Beitrag Donnerstag, 22. November 2007

Beiträge: 759
Cool, wusste gar nicht, dass ich einen Halbbruder habe.

Danke für die Infos.
Gegen fanatische und engstirnige Rotkäppchen im yesterday-Forum!

Euer pironi

Beitrag Donnerstag, 22. November 2007

Beiträge: 45834
Kein Problem! :wink:


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