Bevor die Karriere von Johnny Cecotto aufgezeigt wird, kurz ein Blick auf Fahrer aus Venezuela. Venezuelaner sind äußerst selten im Motorsport, doch es gibt welche. Neben Cecotto fuhr auch schon ein anderer ein WM Rennen, nämlich Ettore Chimeri. Er fuhr beim Argentinien GP 1960 einen privat eingesetzten Maserati Renner, beendete das Rennen jedoch nicht. Ein weiterer Venezuelaner, der seine Karriere eben erst begonnen hat, ist der Sohn von Cecotto, Johnny Cecotto jr. 1989 geboren tauchte er 2005 bei den ersten höheren Motorsportrennen auf, das heißt bei Formel-BMW Rennen, aber auch in der italienischen Formel-Junior und in der 2,0 Liter Formel-Renault. 2006 fährt Cecotto II in der Formel-3000 Euroserie einen Lola Zytek für das Coloni Rookie Team (wie auch der Italiener Frankie Provenzano und Bianca Steiner aus Österreich), in der deutschen Formel-3 für Ombra und Target (gewann bereits ein Rennen) und noch wenige Formel-Renault Rennen. 2002 tauchte in der Formel-Nissan World Series eine Fahrerin aus Venezuela auf, nämlich Milka Duno, die 2007 auch IRL fahren soll. Sie fuhr 3 Rennen für das Vergani Team (für das Andre Couto Gesamt-7. und Felix Porteiro Gesamt-18. wurde) einen Dallara Nissan. Seit 4 Jahren fährt der Venezuelaner Alex D. Garcia in der Formel-Atlantik für Transnet Racing. Beste Saison war 2003, als er Gesamt-11. wurde. Venezuelas Zukunft heißt auch Rodolfo González, der nach der Formel-Renault nun für T-Sport einen Dallara Mugen Honda in der britischen Formel-3 fährt. Bereits über Formel-1 Erfahrung verfügt Pastor Maldonado, denn er fuhr 2004 Testfahrten für Minardi. Nebenher fuhr er wie bereits auch 2003 in der Formel-Renault. 2005 fuhr Maldonado 8 Rennen für DAMS in der Formel-World Series by Renault und wurde Gesamt-25. (für DAMS fuhren auch der Schwede Alx Danielsson, der Italiener Ferdinando Monfardini, der Italiener Raffaele Giammaria, der Brite Alex Lloyd und der Franzose Nicolas Prost, Sohn des 4-fachen Formel-1 Weltmeisters Alain Prost). Obwohl Maldonado nur 4 Rennen in der italienischen Formel-3000 fuhr (fuhr einen Lola Zytek für das Sighinolfi Team), wurde das die erfolgreichere Serie 2005, denn er gewann sogar ein Rennen, wurde Gesamt-9. und war der beste Sighinolfi-Fahrer (es fuhren auch der Österreicher Bernhard Auinger, der Italiener Gabriele Lancieri und der Spanier Emilio de Villota jr. für das Team). 2006 fährt er neben dem Tschechen Tomas Kostka für das Draco Team in der Formel-World Series by Renault und gehört zum Sieganwärter. Luis Schiavo fuhr 2006 erste Rennen in der Formel-Atlantik, ebenso Ricardo Vassmer.
Nun aber zu Johnny Cecotto selbst: Geboren wurde Cecotto am 25. Januar 1956 in der Venezolanischen Hauptstadt Caracas im Bundesstaat Miranda. Während seine Formel-1 Karriere vergleichsweise von kurzer Dauer war, ist Cecotto im Motorsport kein unbekannter Name: Cecotto gewann einen Motorradtitel und mehrere Meisterschaften im Tourenwagensport. Mit 16 Jahren begann Cecotto mit dem Motorradsport. Yamaha wurde rasch auf das Talent aufmerksam und nahm ihn unter Vertrag. Er wurde Meister der venezolanischen Meisterschaft in der Klasse 350-cm³. Cecotto, der in seiner Karriere im Profimotorradsport immer wieder verletzungsbedingt ausfiel, startete 1975 seine internationale Karriere und wurde auf Anhieb Meister in der 350-cm³-Klasse. Es folgten einige Rennsiege in den folgenden Jahren. Sein Titel 1975 (er setzte sich unter anderem durch die Motorradlegende Giacomo Agostini – in der Formel-1 gescheitert – durch) bedeutete, dass Cecotto der jüngste Fahrer mit einem Titel bei der Motorrad-WM aller Zeiten war. 1978 gewann er gegen Kenny Roberts den Titel in der 750er Klasse.
1980 stieg Alberto Johnny Cecotto dann von 2 auf 4 Rädern um. Weil Cecotto schon ein beachtliches Alter hatte, ließ er die kleineren Formel-Serien aus, sofort wurde er vom Mike Earl Team für die Formel-2 verpflichtet. Das Team genoss Unterstützung von March und startete demnach auch mit March BMW Renner. In den 3 Rennen blieb Cecotto punktlos, wie auch sein Teamkollege, der Italiener Riccardo Paletti. 1981 fuhr er neuerlich einen March BMW Formel-2 Renner. Allerdings wechselte er in das Horag Hotz Racing Team. Er sammelte als einziger Fahrer des Teams Punkte, seine zahlreichen Teamkollegen blieben punktlos. 6 Punkte waren es insgesamt, die Cecotto verbuchen konnte, Gesamtrang 14 war das Resultat. Die beste Platzierung der Saison war ein 4. Platz beim 3. EM-Rennen im britischen Thruxton. Cecotto schrammte also knapp am Podium vorbei, das die beiden Maurer BMW Piloten Roberto Guerrero und Eje Elgh, sowie March Onyx BMW Pilot Paletti belegten.
1982 gehörte Cecotto zu den Titelanwärtern, dieses Mal fuhr er einen Werks-March mit BMW Motor. Sein Konkurrent um den Titel war sein Teamkollege, Corrado Fabi, der sich auch mit einem Punkt Vorsprung (57 zu 56) durchsetzen konnte. Cecotto aber wurde mit 3 Siegen (Thruxton, Pau und Mantorp) Vizemeister. Die Entscheidung um den Titel war mehr als knapp, eigentlich galt vor dem letzten EM-Rennen in Misano Cecotto schon als sicherer Meister. Er führte mit 56 Punkten vor Thierry Boutsen (Spirit Honda), der 50 Zähler hatte und Fabi mit 48 Punkten. Nach einem völlig verpatzten Rennen kam Cecotto nur auf Rang 15 und blieb damit punktlos, derweil siegte Fabi, auch Boutsen fuhr keinen Punkt mehr ein.
Die überzeugende Saison brachte Cecotto 1983 in die Formel-1. Im 4. Jahr im Monoposti-Sport landete er damit in der Königsklasse des Motorsports. Cecotto fuhr einen 2. Theodore Ford für das Theodore Team, Roberto Guerrero aus Kolumbien war sein Teamkollege. Guerrero und Cecotto fuhren etwa auf einem Niveau, Guerrero machte aber die etwas bessere Figur. Beim GP-Debüt fuhr Cecotto auf seinem heimischen Kontinent in Südamerika; ausgetragen wurde der Brasilien GP. Cecotto lief als 14. ein, Startplatz war die 19. Stelle. Damit kann man einen guten Eindruck gewinnen, wie auch die restliche Saison verlief. 4 Nichtqualifikationen, 3 technische Ausfälle, der Rest war Zielankünfte, meist knapp in oder außerhalb den Top 10. Bei seinem 2. Rennen, dem USA West GP, fuhr Cecotto überraschend auf Rang 6. Das hieß ein WM Punkt, der zu WM Rang 19 langte, den einzigen Punkt in der Formel-1 Karriere Cecottos.
1984 wechselte Cecotto zu Toleman Hart. Im britischen Rennstall traf er auf keinen geringeren als Ayrton Senna, dem 3-fachen Formel-1 Weltmeister und in vielen Augen den besten Rennfahrer aller Zeiten. Mit der Erwähnung, dass Senna dreifacher Formel-1 Weltmeister wurde und Cecottos beste Platzierung ein 6. Platz war, ist auch die Frage überflüssig, wer im Stallduell die Nase vorne hat. Oder doch nicht? Zumindest zu Beginn war Senna gar nicht so überlegen: Beim Brasilien Grand Prix, dem Heimrennen von Senna, startete Senna von Platz 16, Cecotto von 17, beide schieden mit einem Defekt am Turbolader aus. Beim Belgien GP, dem 3. WM-Lauf, startete Cecotto sogar 3 Plätze vor Senna, aber danach wurde deutlich, dass der Brasilianer deutlich die Oberhand hat, als Vorzeigerennen dient der Kanada GP, als sich Senna mit der Toleman-Gurke für Platz 9 im Grid qualifizierte, Cecotto jedoch nicht über den 20. Startplatz hinauskam. Im Ziel wurde Cecotto dann 9., die einzigste Zielankunft 1984. Doch recht viel mehr Möglichkeiten hatte der Venezolaner auch nicht mehr: Nach den beiden Amerika Rennen verunfallte er im Training des Großbritannien GP schwer. Cecotto paussierte in der Folge des Crash bis 1987, die GP-Karriere war damit nach 18 Rennen (+ 5 weitere Meldungen) beendet. Bei dem Unfall zog sich Cecotto schwere Beinverletzungen zu.
Seine Rückkehr in den Motorsport feierte Cecotto dann ’87 in der Tourenwagenweltmeisterschaft im CiBiEmme Team. Mit seinem BMW gewann er sogar ein Rennen und wurde punktgleich mit seinem Teamkollegen, dem Italiener Gianfranco Brancatelli, Gesamt-8. 1988 wechselte er in die DTM, fuhr für Mercedes 3 Siege heraus, 1989 waren es für BMW immerhin noch deren 2. 1990 wurde er hinter dem Deutschen Hans Joachim Stuck Vizemeister, um alle Chancen um den WM Titel wurde er nach einem Startunfall in Hockenheim mit Gaststarter Michael Schumacher geraubt. 1991 und 1992 kamen noch insgesamt 5 Siege in der Deutschen Tourenwagenmeisterschaft DTM hinzu. Neben seinen zahlreichen DTM Rennen fuhr Johnny auch fallweise in der italienischen Tourenwagenmeisterschaft. Auch über die DTM hinaus fuhrt Cecotto weiter für BMW: 1993 wurde Cecotto vor dem Dänen Kris Nissen mit einem BMW des Warthofer Teams Meister der ADAC GT Meisterschaft. Bis Ende der 90er Jahre fuhr er weiter Tourenwagenrennen, 1998 muss man einen Werksstart für BMW beim 24 Stundenrennen von Le Mans hinzuzählen. 2001 und 2002 wurde er für das Irmscher Motorsport Team Meister der deutschen V8-Star, 2002 kehrte er ferner für 2 Rennen mit einem Opel in die DTM zurück.