Dies muß eine eigenartige Beziehung gewesen sein. Kann hier vielleicht jemand etwas mehr zu den Hintergründen sagen?
1946 war Wimille der herausragende Fahrer - nicht nur als Werksfahrer auf seiner Alfetta, sondern zwischendurch auch durch seine Einätze auf dem Alfa Romeo 308 der 'Ecurie Naphtra Course'. Von den 'Nicht-Alfa-Fahrern' hatte ihm 1946 nur Raymond Sommer gelegentlich etwas entgegenzuhalten.
Wimille war nach dem Krieg - obwohl Franzose - von Anfang an Alfa's Spitzenfahrer und somit auch gleich im ersten Rennen (9.6., Paris - St. Cloud) mit dabei, beide Autos schieden jedoch aus. Im GP der Nationen siegte Wimille im ersten Qualifikations-Rennen, wurde im Finale jedoch von Nuvolari abgeschossen und landete letztlich mit Rundenrückdtand hinter zwei anderen Alfettas auf Platz 3. Nuvolari, der seine Fahrt nach der Kollision ebenso fortsetzen konnte, wurde übrigens disqualifizert und mittels schwarzer Flagge aufgefordert, das Rennen zu beenden. Dies ignorierte er aber beharrlich und letztlich wurde er im offiziellen Schlußklassement wieder als vierter geführt. Überhaupt muß das ganze Rennen aus organisatorischer Sicht ein einziges Chaos gewesen sein. Zurück zu Wimille. Nächstes Rennen für 'Alfa Corse' war der GP von Turin. Varzi und Wimille dominierten das Rennen von Anfang an, und wechselten mehrfach die Plätze. Damit sollte wohl den Zuschauern Kampf um Platz eins vorgegaukelt werden. Tatsächlich hatte die Führung von Alfa jedoch im Vorhinein beschlossen, daß in diesem wichtigen Rennen ein 'all-italienischer' Sieg zu erzielen sei und sah Varzi als Sieger vor. Wimille gab zwar nach, demonstrierte aber mit der schnellsten Rennrunde, wer der schnellere der beiden war. Sein Abstand im Ziel: gemessene 8 Zehntel !!! Von wegen 'Stallregie gibt es erst seit Einführung der WM'. Wimille war scheinbar extrem verärgert und veranstaltete im Anschluß einen Mords-Zinnober. Vier Wochen später in Mailand war er jedenfalls nicht dabei. War das seine Entscheidung oder wollte das Team verhindern, daß er - wiederum in einem wichtigen italienischen Rennen - einen angedrohten Sieg wahrmachte?
Irgendwie legte sich über den Winter die Aufregung und Wimille war 1947 wieder von Anfang an mit dabei. Seine Überlegenheit über den inzwischen wieder völlig gesunden Varzi demonstrierte er eindrücklich mit einem Sieg im ersten Rennen - in der ersten 'Grand Epreuve' nach dem Krieg in Bremgarten. Für Spa war dann - aus welchen Gründen auch immer - wieder Varzi für den Sieg vorgesehen. Wimille setzte sich jedoch diesesmal darüber hinweg und siegte erneut. Vierzehn Tage später (in einem völlig unwichtigen Rennen in Bari - der Rest der motorsportlichen Elite traf sich am selben Tag in Pescara) war Wimille jedenfalls nicht mehr mit dabei. Dann kam der GP von Italien und Wimille durfte, obwohl offiziell genannt, nicht starten. der völlig unerfahrene Alfa-Mechaniker Gaboardi übernahm daher für dieses einzige Rennen Wimille's Alfetta. Eigenartigerweise nahm Alfa am folgenden GP de l'ACF nicht teil. Laut Sheldon waren dafür 'political reasons' verantwortlich. Zwei Alfettas waren für das Rennen genannt - allerdings (wieder laut Sheldon) nicht von Alfa Corse selbst sondern von der 'Ecurie Wimille'! Auch diesbezüglich wäre ich sehr an den Hintergründen interessiert. Hatte die Nichtteilnahme etwas mit den Unstimmigkeiten zwischen Wimille und Alfa (seit Spa) zu tun, oder waren andere Gründe ausschlaggebend?
1948 war - wie könnte es anders sein - Wimille wieder von Anfang an dabei! Das erste Rennen des Jahres, der GP von Europa in Bremgarten, war für Alfa Romeo ein sehr trauriges Ereignis. Im Training stürzte Varzi zu Tode. Letztlich entschied man sich - angeblich auf Drängen Varzi's Witwe - doch zum Start. Wimille führte vor Trossi, mußte dann aber einen unplanmäßigen Boxenstop einlegen, um Kühlwasser nachfüllen zu lassen. Er kämpfte sich wieder nach vorne, verzichtete dann aber - möglicherweise aufgrund der Umstände (im Rennen war auch noch Kautz tödlich verunglückt) - auf eine Schlußattacke und wurde mit zwei Zehntel (!!) Rückstand zweiter. In allen weiteren Rennen des Jahres, an denen Alfa teilnahm, siegte Wimille.
Angeblich soll sein Tod Anfang 1949 mit einer der Gründe für den Rückzug Alfa Romeo's aus dem GP-Geschehen gewesen sein. Er war eigentlich wiederum als Spitzenfahrer des Teams vorgesehen gewesen - kein Wunder, bei seiner über die letzten drei Jahre gezeigten Performance.
Wimille war wohl einer der ganz großen. Aber eben nie Weltmeister, daher heute 'statistisch' nicht mehr wichtig. Das Leben hat scheinbar wirklich erst 1950 begonnen.[br]----------------[br]