Hier mal ein langer Beitrag zu James Hunt aus Achim Schlang´s "Die Formel 1 Asse unserer Zeit" (Motorbuch Verlag, 1984):
James Hunt
Mit den Millionen des Lords
Die Wege, die einen Rennfahrer in die Formel 1 führen, sind oft sehr merkwürdig. So hätte es der Brite James Hunt, der später immerhin Weltmeister werden sollte, nie geschafft, in der Formel 1 unterzukommen, wenn er >klassisch< hätte entdeckt werden müssen.
1972 trieb sich Hunt bereits im vierten Jahr in der Formel 3 herum, ohne es weiter gebracht zu haben als zum inoffiziellen Crash-König dieser Klasse. James >Shunt<, wie er deshalb bereits gerufen wurde, einen Formel 2 oder gar Formel 1 anzubieten, kam keinem der etablierten Team-Chefs in den Sinn. Der Traum von der großen Rennfahrerkarriere schien vorbei zu sein, bevor er begonnen hatte.
Im Sommer 1972 kam es dann jedoch zu einer Begegnung, die James Hunt alle Türen zum großen Motorsport öffnen sollte — er traf Lord Alexander, den dritten Baron von Hesketh. Seine Lordschaft, damals nicht älter als 21 Jahre, hatte gerade die Hesketh-Millionen geerbt, nachdem ein Onkel für immer die Augen geschlossen hatte.
Der junge Multimillionär fand Gefallen an dem Bruchpiloten James >Shunt<, dem dabei sicherlich erstmals die sündhaft teure Erziehung auf der >Wellington School< zugute kam. Schnell reiften Pläne heran, im folgenden Jahr gemeinsam ins Grand-Prix-Geschäft einzusteigen. Als Teammanager wurde >Bubbles< Horstley verpflichtet den seine Lordschaft schon aus den Tagen erster Gehversuche in der Formel 3 kannte. Dr. Harvey Postlethwaite heuerte als Ingenieur bei Hesketh an, nachdem er zuvor an der Seite Robin Herds sein Talent unter Beweis gestellt hatte. Bei John Surtees wurde ein Formel I-Kennwagen bestellt und schon war das neue Team fertig.
Als sich herausstellte, daß der Surtees nicht rechtzeitig geliefert werden würde, ließ Lord Alexander Top-Manager-Qualitäten durchblicken: Ein March wurde geordert. Um standesgemäß untergebracht zu sein, quartierte man das Team auf seiner Lordschafts Landgut in Towcester ein, einem ehrwürdigen Gemäuer, das von niemand geringerem, als Sir Christopher Wren, dem Architekten der St. Paul's Cathedrale, erschaffen worden war.
Im Juni 1973 war es soweit, in Monte Carlo gab das neue Team seinen Einstand. Es war das erste Rennen auf der >neuen< Strecke, und ließ im wesentlichen in den Bereichen Gasometerkurve, Tunnel und Schwimmbad kaum noch Vergleiche mit dem alten Kurs zu. Was Monte Carlo allerdings geblieben war, waren die unzähligen Möglichkeiten, einen Rennwagen unsanft an die Leitplanken anzulehnen. Daß James Hunt alias James Shunt keine dieser Möglichkeiten wahrnahm, seinen Wagen zu Schrott zu fahren, wurde von Insidern positiv vermerkt. Wenn der >neue Engländer< trotzdem nicht über die volle Distanz kam, so lag das an einem Motorschaden, der ihn in der 74. von 78 Runden stoppte.
Sportlich gesehen, war das Debüt also gelungen, aber auch abseits der Piste machte das Team von sich reden. Als Lord Alexander, ein großgewachsener Zwei-Zentner-Mann, eines Abends in sein Hotel zurückkehrte, mußte er erfahren, daß der Lift außer Betrieb war. Scheinbar mürrisch zückte der Spaßvogel eine 100-Franc-Note, steckte sie dem livrierten Überbringer dieser >Hiobsbotschaft< in die Tasche und knurrte: »Dann tragen Sie mich 'rauf! …
Schon der zweite Einsatz — Schweden hatte man ausgelassen — brachte erste WM-Punkte: James Hunt wurde Sechster in Le Castellet. In seinem Drang nach vorne war das junge Team kaum zu bremsen. In Silverstone — die Hesketh-Basis Towcester liegt in Hörweite der Rennstrecke — griff Hunt zur Freude des Publikums sogar in den Kampf um die Führung ein. Es war übrigens jenes Rennen, das nach einem Massen-Crash in der Eröffnungsphase abgebrochen werden mußte. Auch wenn ihm Revson, Peterson und Hulme im Finale das Nachsehen gaben, änderte dies nichts an der Tatsache, daß James Hunt an jenem 14. Juli der Durchbruch zum ernsthaften GPSieganwärter gelungen war: Vierter Platz mit nur 3,4 Sekunden Rückstand auf den Sieger, Fahrer der schnellsten Runde des Rennens und Gewinner des Journalisten-Preises für den einsatzfreudigsten Piloten.
Im nächsten WM-Lauf stand er dann bereits auf dem Treppchen — dritter Platz in Zandvoort. James >Shunt< war vergessen, und England träumte bereits vom ersten englischen Weltmeister seit Graham Hill.
Zeltweg brachte einen Ausfall in der vierten Runde, weil die Benzinpumpe streikte.
In Monza reiste das Team bereits nach dem ersten Training ab. James Hunt hatte >in Tradition gemacht< und in der Ascari-Schikane den March demoliert.
Im kanadischen Regen-Nebel-Reifenwechsel-Chaos-Rennen sprang dann immerhin ein siebter Platz heraus. Doch diese drei Rennen waren nur die Ruhe vor dem Saisonhöhepunkt für Hunt und seinen Lord.
In Watkins Glen wurde er, der noch ein Jahr zuvor als ewiger Formel 3-Fahrer zu versauern drohte, nur mit 0,6 Sekunden Rückstand auf Ronnie Peterson Zweiter. Zur Würdigung dieser Leistung muß man sich noch einmal verdeutlichen, daß dem relativ unerfahrenen Hunt diese blendende erste Formell-Saison am Steuer eines March 731 gelang. Dr. Harvey Postlethwaite hatte das Auto zwar in die Mangel genommen, doch wer behaupten will, Hunt hätte 1973 Materialvorteile gehabt, der irrt.
Für Lord Alexander Hesketh war es jedenfalls keine Frage, daß er auch 1974 mit einem eigenen Team dem Grand Prix-Sport treu bleiben würde. Um die Chancen seines Schützlings noch zu verbessern, gab der Lord seinem Konstrukteur den Auftrag, einen neuen Rennwagen zu bauen — der Hesketh-Ford entstand. Erst zum Race of the Champions, einem Rennen, das nicht zur Weltmeisterschaft zählt, wurde der Hesketh 308 fertig. Sein WM-Debüt gab er in Südafrika, nachdem die beiden südamerikanischen WM-Auftaktrennen der Saison in Argentinien und Brasilien noch mit dem alten March bestritten wurden.
Daß es doch ein großer Unterschied ist, ob man einen fertigen Wagen modifiziert, oder ob man ein vollkommen neues Projekt vom Reißbrett auf die Rennstrecke zu bringen versucht, wurde Hesketh und seinen Mannen wahrend der nächsten Rennen klar.
Die ersten Punkte im neuen Auto gab es in Schweden. Es war der fünfte 1insatz des 308, den James Hunt in Anderstorp knapp hinter den beiden Sechsrad 'Tyrrells von Scheckter und Depailler über die Ziellinie fuhr. Die Neukonstruktion hatte damit ihre Tauglichkeit unter Beweis gestellt, und so w,urn die dritten Plätze in Zeitweg und Watkins Glen weniger Uberraschung, als Bestätigung. Mit einem vierten Platz in Kanada kam Hunt 1974 auf insgesamt 15 Punkte, einen mehr als im Vorjahr.
Nach diesem verheißungsvollen Anfang fiel Lord Alexander die Entschcirhing leicht, weiterzumachen. James Ilunt, der aufgrund der gezeigten Leistungen auch in einem der Top-Teams untergekommen wäre, blieb seinem Mäzen treu. Daß diese Entscheidung richtig war, stellte sich bald heraus. In Argentinien wurde James Hunt Zweiter, nachdem er sich, in Führung liegend, gedreht hatte.
Die Saison 1975 umfaßte insgesamt 14 Wertungsläufe, die in zwei Gruppen á sieben Grand Prix eingeteilt waren. Zu den sechs Punkten von Argentinien kam in der ersten Saisonhälfte nur noch ein einziger Zähler hinzu, den sich der Engländer in Brasilien verdiente. Anschließend fiel Hunt ins Mittelfeld zurück, sieht man einmal vom Unglücksrennen in Barcelona ab, das ihn während der ersten sieben Runden in Front sah.
In der zweiten Saisonhälfte platzte dann jedoch endgültig der Knoten im Team des dicken Lords. Hunt fuhr 26 Punkte ein und war damit zweiterfolgreichster Pilot der >Rückrunde<, nur Niki Lauda erzielte mit 32,5 Punkten ein noch besseres Ergebnis.
In Zandvoort, es war der 21. Einsatz eines Hesketh in der WM, gelang sogar das Meisterstück, als er für sich und das Team den ersten Sieg herausfuhr. Dabei mußte er immerhin Niki Lauda auf den zweiten Platz verweisen, um die Schachbrett-Flagge als Erster zu sehen.
Obwohl das Team nach der großartigen zweiten Saisonhälfte mit 33 Punkten — die für James Hunt Rang Vier in der WM bedeuteten — erfolgreich Bilanz machen konnte, sperrte Lord Alexander Hesketh Ende 1975 seinen Rennstall zu. Zum einen hatte er sein hochgestecktes Ziel, einen Grand Prix zu gewinnen, erreicht, zum anderen verdarben ihm die hohen Kosten den Spaß am Grand Prix-Geschäft. Der lebenslustige Lord, der während des Trainings kein größeres Vergnügen kannte, als aus dem eigenen Hubschrauber heraus seinem Fahrer >auf die Finger< zu schauen, war nämlich ein kühler Rechner, der keineswegs gewillt war, sein Vermögen einem Hobby zu opfern.
Vor den Toren des Grand Prix-Zirkus stand mit Walter Wolf ein neuer Formel 1-verrückter Millionär, der Alexander Heskeths Teams aufkaufte und Dr. Harvey Postlethwaite gleich mit übernahm. Die Rennwagen hießen fortan nicht mehr Hesketh 308 C sondern FW 05. Die Regie an den Boxen übernahm Frank Williams, der branchenbekannte Hungerleider. Der Pilot James Hunt war allerdings nicht Bestandteil der >Konkursmasse<.
Da sich Emerson Fittipaldi nach zwei Jahren bei McLaren gerade in den Kopf gesetzt hatte, eine eventuelle dritte Weltmeisterschaft auf einem brasilianischen Wagen zu erreichen, und Teddy Mayer deshalb Ade gesagt hatte, brauchte James Hunt nicht lange nach einem neuen Arbeitgeber zu suchen.
Mit McLaren hatte James Hunt endlich ein großes Team im Rücken, das alle Voraussetzungen bot, nach der Weltmeisterkrone zu greifen.
Die Saison 1976 wurde zu einer der umkämpftesten in der Geschichte der WM. Erstmals verhärteten sich dabei die Fronten im Kampf um den Titel so sehr, daß wiederholt Entscheidungen auch neben der Piste gesucht und gefunden wurden.
Die Hauptrollen in dieser denkwürdigen Saison spielten Titelverteidiger Nikolaus Lauda, damals bei Ferrari unter Vertrag, und James Hunt.
Sechsmal standen im Verlauf der Saison der Österreicher und der Engländer gemeinsam in der ersten Startreihe. Obwohl Hunt Laudas Tempo also durchaus mithalten konnte, behielt der Titelverteidiger zunächst einmal die Oberhand. Lauda siegte in Brasilien und Südafrika, in Long Beach kam ein zweiter Platz hinzu.
In Spanien, wo der europäische Saisonteil begann, traten neue Bestimmungen in Kraft, die im Zeichen der Sicherheit des Piloten die Formel 1-Konstruktionsbestimmungen betrafen. Erstmals konnte sich Hunt — der erst sechs Punkte auf seinem Konto hatte — in der laufenden Saison gegen Lauda durchsetzen und den Österreicher mit 31 Sekunden Rückstand auf den zweiten Platz verweisen.
Die Freude über den Sieg währte aber nur kurze Zeit. Bei der Wagenkontrolle im parc ferme stellten die technischen Kommissare nämlich fest, daß James Hunts Auto gegen die neuen Bauvorschriften verstieß: Im Bereich der Hinterräder war der M 23/8 18 Millimeter breiter, als es die CSI erlaubte. James Hunt wurde disqualifiziert. In Jacques Laffite — der Heckflügel seines Ligier war drei Zentimeter zu weit hinten montiert — fanden die strengen, aber gerechten Kontrolleure noch ein zweites Opfer. Doch der Franzose grämte sich weit weniger als Hunt, hatte er doch nur Rang Zwölf belegt.
Zum ersten Mal in der WM-Geschichte schien also nicht der Erste, sondern der Zweite gewonnen zu haben. Die Atmosphäre im Grand PrixZirkus wurde kühl. Als am 5. Juli das Berufungsgericht der FIA in Paris einem Protest des McLaren-Teams nachgab, die Disqualifikation von Jarama aufhob und in eine Geldstrafe umwandelte, wurde offen von einem Skandal gesprochen.
Sollte man sich vorteilverschaffende Regelverstöße in Zukunft >kaufen< können? Niki Lauda wollte schon offiziell anfragen lassen, was es denn, bitte schön, koste, wenn man mit einem 4-Liter-Motor antrete. Der Österreicher nahm die Sache jedoch nicht allzu ernst, stand er doch nach der am 4. Juli in Frankreich abgeschlossenen ersten Saisonhälfte mit 52 Punkten an der Tabellenspitze — James Hunt kam mit 26 Zählern gerade auf die halbe Punktzahl und rechnete sich kaum noch Chancen auf den Titel aus.
Die zweite Saisonhälfte wurde mit dem britischen Grand Prix in Brands Hatch eröffnet. Kaum war das Rennen gestartet, kam es im Scheitelpunkt der Paddock-Hill-Kurve zu einer spektakulären Karambolage, in die Regazzoni, Lauda, Hunt und Laffite verwickelt waren. Nachdem es für kurze Zeit nach einem zweiten >Silverstone< ausgesehen hatte, verlief alles recht glimpflich. Laffites Ligier blieb auf der Strecke, Hunt verließ am Ende der Cooper-Geraden den Kurs und gab mit verbogener Spurstange auf, Regazzoni schlich mit seinem waidwunden Gefährt Richtung Boxen und Niki Lauda schließlich war gänzlich ungeschoren davongekommen.
Die Spitze war noch nicht wieder bei Clearways aufgetaucht, als der letzte Streckenposten besenschwingend die Unfallstelle räumte: Die Piste war klar. In vollkommener Fehlbeurteilung der Lage — erste Meldungen der Streckenposten hatten von einer mittleren Katastrophe gesprochen — ließ die Rennleitung bei Start und Ziel die rote Flagge zeigen, das Rennen war abgebrochen.
Lauda, Depailler, Andretti, Scheckter, Peterson und Brambilla überfuhren jedoch das Stopsignal und konnten erst im Verlauf der zweiten Runde von den Marshalls gestoppt werden. Im allgemeinen Durcheinander, das sich dem Abbruch anschloß, >vergaß< die Rennleitung dann, diese sechs Sünder zu disqualifizieren. Als über Lautsprecher bekanntgegeben wurde, daß zum Neustart über die volle Distanz nur diejenigen Fahrer zugelassen werden sollten, die vor dem Abbruch eine komplette Runde zurückgelegt hatten, drohte Brands Hatch aus den Fugen zu geraten. Die 100000 Fans, die angereist waren, James Hunt siegen zu sehen, wollten sich nicht mit der Tatsache abfinden, daß ihr Liebling vom Start ausgeschlossen werden sollte. Unter dem Druck der Zuschauer wurde beschlossen, die drei Startrunden-Geschädigten, Hunt, Laffite und Regazzoni, zum Neustart zuzulassen. Der Franzose und der Schweizer stiegen in die Reservewagen ihrer Teams um, bei McLaren hatte man die Unterbrechung genutzt, den M 23/8 wieder fit zu machen.
Die lange Wartezeit machte sich für die Fans bezahlt. James Hunt gab am Steuer seines reparierten Wagens Niki Lauda das Nachsehen und siegte mit großem Vorsprung. Zufrieden zog das Publikum nach Hause. Zwei Monate später war jedoch in der Zeitung zu lesen, daß in Wahrheit Niki Lauda der Sieger des 29. britischen Grand Prix geworden war. Ferrari, Tyrrell und Copersucar hatten gegen Hunts Teilnahme am Rennen protestiert und die FIA hatte ihnen Recht gegeben.
Es folgte der deutsche WM-Lauf, in dessen Verlauf sich Lauda schwerste Verletzungen zuzog. In der hierdruch bedingten Zwangspause, in Deutschland, Österreich und Holland wurden die Punkte ohne den Österreicher verteilt, machte Hunt Boden auf den Titelverteidiger gut. Als es in Monza wieder zu einem Aufeinandertreffen der beiden Rivalen kam, spielten auch die Italiener einen Trumpf am grünen Tisch aus. Um Lauda — oder besser vielleicht Ferrari — vor James Hunt, McLaren und der ganzen >britischen Formel 1-Mafia< zu schützen, untersuchten die Veranstalter das Benzin bei McLaren und Penske. Die Kontrolle bei Penske sollte die allzu auffällige Aktion wohl etwas verschleiern. 101 Oktan durfte der Sprit haben, bei McLaren protokollierte man 101,6 Oktan, bei Penske 105,7. Hunt, Mass und Watson verloren ihre im Training herausgefahrenen Startplätze und mußten ans Feldende rücken. Formel 11976, das war Kampf auf und neben der Piste.
Die Rechnung der Italiener ging auf, Lauda dankte die Unterstützung mit einem unerwarteten vierten Platz — James Hunt kam von der Strecke ab.
Die beiden folgenden Rennen in Nordamerika brachten Hunt 18 Punkte, während der nur langsam wieder zur alten Verfassung und Form zurückfindende Lauda >nur< vier Punkte einfahren konnte. Damit war der Vorsprung des Titelverteidigers auf magere drei Punkte zusammengeschmolzen.
Der Große Preis von Japan mußte die Entscheidung bringen. Strömender Regen verzögerte zunächst den Start. Mit mehr als 90 Minuten Verspätung - die Witterung ließ jetzt zumindest ein >normales< Regenrennen zu — wurde der Finallauf gestartet. Die Vorentscheidung fiel bereits nach zwei Runden - Niki Lauda streckte die Waffen. Die Erinnerung an den Nürburgring-Unfall mögen noch zu frisch gewesen sein, zusätzlich wurde er durch eine Verletzung am Augenlid beeinträchtigt — wie auch immer, es war Laudas persönliche Entscheidung, die man akzeptieren mußte.
Bedauerlich war nur die Tatsache, daß der Österreicher wieder einmal seine persönliche Meinung zum Gesetz machen wollte. Er vertrat jedenfalls die Ansicht, daß niemand hätte fahren dürfen, weil man nicht fahren konnte, ohne daß es Tote und Verletzte geben würde. Tatsächlich gab es nur einen einzigen >Unfall<, als Jochen Mass auf bereits abtrocknender Piste in die Leitplanken rutschte. Dieser für sich sprechenden Tatsache zum Trotz, fand Lauda wieder einmal zahllose unkritische Claqueure.
Durch Laudas Aufgabe hatte James Hunt die Weltmeisterschaft natürlich noch nicht gewonnen. Zunächst lief aber alles nach Maß für den Briten, er führte das Feld an. Dramatisch wurde es erst, als sich die Reifen an Hunts McLaren aufzulösen begannen. Er fiel auf Rang Drei zurück. Dieser Rang hätte zum Titelgewinn gereicht, doch dann löste sich der linke Vorderreifen vollends auf und vier Runden vor Ende des Rennens mußte Hunt an die Boxen. 27 Sekunden stand der McLaren an der Box, dann erst hatten die übernervösen Mechaniker vier neue Reifen montiert und Hunt konnte den Kampf wieder aufnehmen. Der Reifenwechsel hatte ihn auf Platz Fünf zurückgeworfen. Damit lag Lauda in der WM-Wertung wieder vorne. Neu >besohlt< gelang es Hunt jedoch, in den verbleibenden vier Runden Clay Regazzoni und Alan Jones niederzuringen und damit das Blatt noch einmal zu wenden. Eine dramatisch verlaufene zweite Saisonhälfte hatte mit dem Sieg des Glücklicheren ihr Ende gefunden.
Den 1976 so knapp verpaßten Titel holte sich Lauda in folgendem Jahr, während sich Hunt im Jahr der Titelverteidigung mit 40 Punkten und WM-Rang Fünf zufriedengeben mußte, obwohl er in Silverstone, Watkins Glen und Fuji durch Siege an >alten Zeiten< erinnern konnte. Gleichzeitig schuf er sich durch befremdende Starallüren — in Fuji nahm er nicht an der Siegerehrung teil — Gegner unter den Zuschauern, sein Stern begann zu sinken.
1978 ging es dann wirklich bergab. Auf dem bedingt konkurrenzfähigen M 26 war dies allerdings auch nicht sonderlich schwierig. Hunt tauchte nur noch ein einziges Mal, als Dritter in Le Castellet, auf dem Siegerpodest auf. Es waren die letzten WM-Punkte, die sich der Engländer gutschreiben lassen konnte. In Monza machte er allerdings noch einmal positiv von sich reden, als er sich todesmutig an der Bergung des schwer gestürzten Ronnie Peterson aus dem brennenden Lotus beteiligte.
Am Ende der verpfuschten Saison nahm Hunt Abschied vom McLarenTeam und wechselte zu Walter Wolf, dem rennbessesenen Ölmillionär. Im Team eines Mannes, der mehr Mäzen als herkömmlicher Team-Chef war, stieg Hunt in die F 1 ein, im Team eines solchen Mannes sollte er auch seine letzten Rennen fahren. Mitten in der Saison, am belgischen WM-Lauf hatte er noch teilgenommen, erklärte er unvermittelt seinen Rücktritt: »Das Risiko ist mir zu groß geworden!« Diese Erklärung war sicherlich keine >faule Ausrede<, mit dem Ausstieg aus laufenden Werbeverträgen dürfte James Hunt rund eine Million Schweizer Franken verloren haben...
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