Ein sympathischer Italiener war das in der F1. Von vielen schon vergessen, und viele, die diesen Namen noch nie gehört haben und nie hören werden.
Darum sei hier an den Mann aus Mailand erinnert.
Capelli begann als 15jähriger seine Motorsportkarriere, wie so viele andere auch, im Kart. Später ging er dann in die italienische Formel-3, wo er 1983 den Titel gewinnen konnte. Dann wechselte er mit Coloni in die europäische Formel-3-Meisterschaft. Die gewann er dann 1984.
1985 fuhr Capelli mit March in der europäischen Formel-3000, worauf er dann im selben Jahr in der Formel-1 debütierte. Dort fuhr er für Tyrrell.
1986 siegte er in der Formel-3000 und fuhr gleichzeitig auch mit den
Tourenwagen und dazu auch noch in der Formel-1 für das französische Team AGS.
1987 fuhr Ivan Capelli die erste richtige F1-Saison. Sein Team war Leyton-House-March, welche in den grünen Farben fuhren. Leyton-House war irgend so ne japanische Firma, die Anteile an dem Team hatte, darum der zusätzliche Name vor March.
1988 konnte Capelli in Estoril den zweiten Platz belegen, was für ihn und das Team natürlich ein riesengroßer Erfolg war. Das Auto von March wurde in dieser Zeit von keinem anderen konstruiert als Adrian Newey, der später zu Williams und noch später McLaren ging und dort verantwortlich für viele Titel sein sollte. Der March war von der Aerodynamik und der Form her eines der besten und schönsten Autos, wobei man auf besonders unebenen Strecken große Probleme hatte und sich teilweise nicht mal qualifizieren konnte. Dazu kamen unzuverlässige Motoren, die von Judd geliefert wurden.
Das Jahr 1988 verlief vielversprechend und 1989 sollte noch erfolgreicher werden. Doch das Jahr 1989 wurde zum Desaster für March und Capelli.
Das Auto mitsamt Motor stellten sich als sehr unzuverlässig heraus und konnte von 16 Rennen, ganze 2 beenden!
1990 war ähnlich schwierig, aber das Auto war wieder eines der schönsten im Feld, was sich aber leider nicht positiv auf die Leistungen auswirkte. Buckelpisten waren für das Auto einfach nicht gedacht und somit war die Karre auf manchen Strecken praktisch unmöglich abzustimmen.
Doch dann sollte die große Stunde und das letzte große Ergebnis für March kommen.
In Frankreich/Le Castellet lag der March perfekt auf der Piste und sowohl Capelli als auch der Brasilianer Gugelmin im zweiten March, fuhren das Rennen ihres Lebens. Beide (!!) March lagen lange Zeit in Führung, bis ja ein technischer Defekt Gugelmin zwang das Rennen unfreiwillig zu beenden. Sehr ärgerlich. Capelli fuhr währenddessen auf und davon und konnte den Rest des Feldes gut hinter sich lassen.
Doch dann machte sich kurz vor Schluss der March bei Capelli bemerkbar und es drohte der zweite bittere Ausfall des Tages! Alain Prost schaffte es noch Capelli einzuholen und gewann das Rennen vor dem Italiener, der seinen March noch mit Ach und Krach über die Ziellinie auf dem zweiten Platz retten konnte!
Anmerkung: Ich selber habe das Rennen nicht gesehen (war noch zu jung und kein Interesse an Motorsport), aber sogar heute im Nachhinein leide ich da richtig mit. Ganz genau so, wie bei Damon Hill 1997 in Ungarn!
Dieser zweite Platz sollte leider der letzte Platz für Capelli auf dem Treppchen sein, was aber bis dahin noch niemand ahnen konnte...
Das Rennen danach in Silverstone lief ähnlich gut, aber abermals machte die sehr besch...eidene Technik des March Ivan einen fetten Strich durch die Rechnung. Er lag auf Platz 3...
1991 verlief dann wieder nicht so gut. Wieder mal, wie könnte es auch anders sein, machte der March große Probleme im Bereich der Zuverlässigkeit. Trotzdem wurde Ferrari hellhörig und bot dem Italiener einen Platz für 1992 an. Der Traum für jeden Italiener.
Die letzten zwei Rennen 1991 verzichtete Capelli auf seine Teilnahme und ließ Karl Wendlinger den Vortritt, der March wichtiges Sponsorengeld mitbrachte. So bereitete sich Ivan auf seine große Aufgabe für 1992 vor.
Ein Italiener im Ferrari, was sollte da schiefgehen?
Doch 1992 wurde ein riesengroßes Desaster für Ivan Capelli und Ferrari.
Das Auto war eine Gurke auf vier Rädern und alles andere als konkurrenzfähig. Man musste sogar hoffen überhaupt Punkte holen zu können. Man fuhr nicht gegen Williams, McLaren oder Benetton um Siege, sondern gegen Footwork/Arrows, Minardi, Ligier etc. um Pünktchen!
Ivan konnte gerade mal 4 Punkte holen! Als man absehen konnte, dass sich die Situation nicht bessern würde, gab man Capelli die Entlassungspapiere und nach dem Rennen in Estoril/Portugal war der Traum Ferrari für Ivan ausgeträumt.
Trotzdem konnte sich Ivan Capelli irgendwie für 1993 noch ein Cockpit sichern - diesmal bei Jordan-Hart. Das erste Rennen in Südafrika beendete er mit einem Unfall, bei dem sein Jordan sogar Feuer fing, nachdem er hart in die Reifenstapel einschlug.
Dann das ruhmlose Ende:
Für das Rennen in Brasilien konnte er sich nicht mal mehr qualifizieren! Und das in einem Auto, mit dem man sich eigentlich qualifizieren musste.
Eddie Jordan hatte nicht so viel Geduld wie Ferrari 1992 und entließ Capelli direkt nach dem zweiten Rennen in Brasilien.
Ein trauriges Ende einer F-1-Karriere, welche zu Beginn so viel versprach.
Meine Gedanken und Fragen:
Warum war Capelli 1993 so chancen- bzw. lustlos im Jordan?
Was war der Grund für sein Scheitern bei Ferrari? Warum lief es im March so gut und danach nie wieder? Was denken die Leute, die ihn noch haben fahren sehen, über ihn und seine Fähigkeiten?
Ein weiteres Beispiel für einen Fahrer, der weit unter Wert verkauft wurde und mehr Talent hatte, als man ihm zugestand.