@uechtel:
habe mal wieder schnell mein OCR-Programm angeworfen und einige Tafeln eingescannt. Hier mal die Ergebnisse soweit sie das Buch im Anhang beschreibt. Ich habe auch mal die Jahre bis 1952 mit angehängt, vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen. Für umfangreichere Ergebnisse fehlt mir jetzt leider die Zeit.
Sachsenring, 25.09.1949
8,731 km, ca. 300.000 Zuschauer
Rennen 8
6 Runden = 52,386 km
Rennwagen bis 2.000-ccm ohne Kompressor (Formel 2), Lizenzfahrer:
1. (64) Adolf Brudes, Eisenach, BMW 340, 26:58 = 113,58 km/h
Ausweisfahrer:
1. (62) Kurt Baum, Hainspitz, BMW, 28:49 = 109,07 km/h
Kleinstrennwagen bis 750 ccm, Ausweisfahrer:
1. (37) Weber, Heiligenstadt, BMW-Eigenbau, 32:50 = 95,73 km/h
2. (35) Bennecke, Braunschweig, BMW, 36:17
Rennen 9
6 Runden = 52,386 km
Klasse G, Sportwagen bis 1.100-ccm, Lizenz- und Ausweisfahrer:
1. (45) J. Kulzer, Velden, Fiat, 30:17 = 103,79 km/h
2. (21) Neuber, Neukirchen, NSU-Fiat, 33:30, Lizenzfahrer
3. (25) Kurt Baum, Hainspitz, Adler-Fiat, 33:51, Ausweisfahrer
4. Reder, Zwickau, IFA-DKW
Rennen 10
6 Runden = 52,386 km
Klasse E, Sportwagen bis 2.000-ccm, Lizenz- und Ausweisfahrer:
1. (4) Toni Ulmen, Düsseldorf, BMW-Veritas, 24:44 = 127,08 km/h, Lizenzfahrer
2. (6) Theo Helfrich, Mannheim, Veritas, 24:44,2, Lizenzfahrer
3. (3) Arthur Rosenhammer, Dessau, BMW-Intertyp, 25:17, Lizenzfahrer
4. Helmut Niedermayr, Berlin, BMW-Reif
5. Adolf Brudes, Eisenach, BMW-Eisenach S1
Seriensportwagen bis 2.000-ccm:
1. (5) Paul Greifzu, Suhl, BMW 328, 26:59 = 116,45 km/h
Klasse F, Sportwagen bis 1.500-ccm:
1. (29) Helm Glöckler, Frankfurt, BMW-Veritas, 25:55 = 121,28 km/h
2. (24) Heinz Mölders, Offenburg, BMW-Veritas, 27:45
3. Eduard Gräske, Mannheim, Veritas
Schnellste Zeit des Tages - Automobile:
Toni Ulmen, Düsseldorf, BMW-Veritas, 127,08 km/h
Kurze Zusammenfassung: Nach dem Lauf der Kleinstrennwagen bis 700-ccm, den Carl Weber aus Heiligenstadt gewann und den Lauf der Formel 2 mit einem Sieg von Brudes auf BMW S1, brach die Dämmerung herein. Die Lautsprecher an der Strecke funktionierten schon lange nicht mehr, und viele Zuschauer hielten das Rennen für beendet und marschierten schon auf der Rennstrecke nach Hause. Heinz Flach, der Rennleiter, ließ drei Rennwagen in langsamer Fahrt eine Runde absolvieren als Zeichen, daß es weitergeht. Und mitten in die Dämmerung hinein starteten dann die schnellen Sportwagen für eine Distanz von sechs Runden. Als Held des Tages stach auf jeden Fall der Düsseldorfer KFZ-Meister Toni Ulmen, der damals erfolgreichste deutsche Autorennfahrer, mit seinem Zweiliter-Veritas-Sportwagen hervor. Gefolgt von Theo Helfrich aus Mannheim, fuhr er als erster ein. Das Sachsenringrennen 1949 gelang in jeder Beziehung, auch in finanzieller. Der Reingewinn lag bei 180.000 Mark. Der Kulturbund bezahlte seine Schulden, durfte noch 20.000 Mark Rücklagen bilden, und der Rest wurde dann an alle anderen Organisationen verteilt, die vorher die Durchführung des Rennens abgelehnt hatten.
Sachsenring, 27.08.1950
8,731 km, ca. 480.000 Zuschauer
Rennen 4
10 Runden = 87,31 km
Klasse G, Sportwagen bis 1.100-ccm:
1. (44) Kranke, Wittenberg, VW-Eigenbau, 93,48 km/h
2. (54) Katzer, Weimar, VW-Eigenbau
3. Neuber, Neukirchen, NSU-Fiat
4. Früngel, Osterburg, BMW
Rennen 6
12 Runden = 104,772 km
Rennwagen Formel 2 bis 500-ccm mit Kompressor oder bis 2.000-ccm ohne Kompressor:
1. (125) Toni Ulmen, Düsseldorf, Veritas, 133,39 km/h
2. (121) Fritz Rieß, Nürnberg, AFM
3. (102) Kurt Baum, Hainspitz, BMW-Baum-Eigenbau
Rennen 8
10 Runden = 87,31 km
Kleinstrennwagen bis 750-ccm, mit/ohne Kompressor:
1. (87) Willy Lehmann, Bitterfeld, BMW-Eigenbau, 116,67 km/h
2. (35) Weber, Heiligenstadt, BMW-Eigenbau
3. Weiser, Eisenach, BMW-Eigenbau
4. Eugen Müller, Güsten, BMW-Eigenbau
Rennwagen Formel 3 bis 500-ccm, ohne Kompressor:
1. (150) Toni Kreuzer, München, Cooper, 113,62 km/h
2. Willy Arnolds, Recklinghausen, Scampolo
3. Willy Rentrop, Lüdenscheid, Scampolo
Rennen 9
12 Runden = 104,772 km
Klasse E, Sportwagen bis 2.000-ccm:
1. (14) Fritz Rieß, Nürnberg, Veritas, 118,99 km/h
2. Helmut Niedermayr, Berlin, Reif-BMW
3. Theo Helfrich, Mannheim, Veritas
Klasse F, Sportwagen bis 1.500-ccm:
1. (30) Kurt Baum, Hainspitz, BMW, 110,68 km/h
2. Rolf Kühn, Zeitz, BMW
3. Ernst Klube, Weißenfels, BMW
Kurze Zusammenfassung: Nach dem Riesenerfolg, als den man das Sachsenringrennen 1949 nur bezeichnen konnte, stand es außer Zweifel, daß 1950 wieder Rennen auf dem Sachsenring über die Bühne gehen werden. An der Stelle des "Kulturbundes der demokratischen Erneuerung Deutschlands" als Veranstalter trat der Deutsche Sportausschuß Berlin, die Gesamtaufsicht führte die Motorsportkommission, und die Durchführung des Sachsenringrennens oblag der Motorsportgemeinschaft am Sachsenring. Neue Fachstrukturen waren also für den Motorsport entstanden und griffen ins Geschehen ein, trotzdem bleibt dem Kulturbund die Ehre, eine Pioniertat am Sachsenring vollbracht zu haben, allen voran Heinz Flach, dem Rennleiter. 1950 agierte der Kulturbund anläßlich des Sachsenringrennens gleich viermal hintereinander auf der Bühne des Gesellschaftshauses mit der bunten Veranstaltung "Rennfieber" mit Charlotte Schädrich und Hans Felder von den Städtischen Bühnen Chemnitz, dem Kulturorchester unter Leitung von Hans Rother, dem Tanzorchester Armin Günther und last not least mit Hans Krug und Hubert Schmidt-Gigo. Vom tatsächlichen Rennfieber gepackt, strömten allerdings die Zuschauer an den Ring und das bereits am Donnerstag, denn es gab 1950 drei Trainingstage. Der damalige Bürgermeister Gerhard Berndt ließ in der Zeitung einen Aufruf erscheinen, das Sachsenringrennen zu besuchen. Sonderzüge rollten wieder heran, so aus Zwickau, Chemnitz, Crimmitschau, Adorf und Altenburg. Über 480.000 Zuschauer fanden schließlich den Weg zum Sachsenring, um die spannenden Rennen, die insgesamt 120 DDR- und 105 westdeutsche Fahrer als ersten und einzigen gesamtdeutschen Meisterschaftslauf austragen sollten, mitzuerleben.
Das Formel-2-Rennen entschied der Vorjahressieger Toni Ulmen wieder klar für sich. Fritz Rieß aus Nürnberg sicherte sich den zweiten Platz vor Kurt Baum aus Hainspitz und Theo Fitzau auf BMW. Im Rennen 8 starteten die Kleinstrennwagen bis 750-ccm und die Klasse der Formel 3 bis 500 ccm. Bei den Kleinstrennwagen hatte der Bitterfelder Willy Lehmann die Nase vorn. Bobby Kohlrauch, der sich seinen 121. Sieg schon ausgerechnet hatte, verlor ein Hinterrad und war damit aus dem Rennen. Die Formel-3-Konkurrenz entschied Toni Kreuzer auf seinem Cooper klar für sich. Die Sieger der noch folgenden drei Sportwagenrennen hießen Kranke auf VW, Rieß auf Veritas und Kurt Baum auf BMW.
Sachsenring, 29./30.09.1951
8,731 km, ca. 250.000 Zuschauer, DDR-Meisterschaftsendlauf
1. Tag, Rennen 3
10 Runden = 87,310 km
Klasse G, Sportwagen bis 1.100-ccm:
1. (55) Kathrein, Lorsbach, Porsche, 44:10,1 = 118,61km/h
2. (66) Bobek, CSR, Skoda, 44:37,8
3. (44) Sieper, Chemnitz, Fiat-Eigenbau, 44:56,4
1. Tag, Rennen 5
10 Runden = 87,310 km
Kleinstrennwagen bis 750-ccm:
1. (81) Weber, Heiligenstadt, BMW, 46:30,8 = 112,63 km/h
2. (86) Müller, Gasten, BMW-Eigenbau, 50:11,0
3. (87) Reußner, Bad Doberan, BMW-Eigenbau, 1 Runde zurück
Formel 3 bis 500-ccm:
1. (156) Lang, Bamberg, Cooper, 44:15,9 = 118,34 km/h
2. (144) Kuhnke, Braunschweig, Cooper, 44:16,3
3. (167) Glöckler, Frankfurt, Deutsch-Bonnet, 44:49,5
2. Tag, Rennen 6
12 Runden = 104,772 km
Klasse E, Sportwagen bis 2.000-ccm:
1. (5) Straubel, Weimar, DAMW, 49:16,8 = 127,56 km/h
2. (12) Karch, Ludwigshafen, Veritas, 50:47,9
3. (19) Helfrich, Mannheim, Veritas, 1 Runde zurück
Klasse F, Sportwagen bis 1.500.ccm:
1. (40) Baron deBarry, München, Simca, 51:53,1 = 121,17 km/h
2. (24) Mölders, Heidelberg, Veritas, 53:38,5
3. (30) Baum, Hainspitz, Eigenbau, 55:02,8
2. Tag, Rennen 8
12 Runden = 87,310 km
Rennwagen Formel 2:
1. (100) Greifzu, Suhl, BMW-Eigenbau, 46:31,1 = 135,13 km/h
2. (147) Stuck, Obergrainau, AFM, 47:42,5
3. (119) Helfrich, Mannheim, Veritas, 48:34,9
Kurze Zusammenfassung: Sportwagen der Klasse G bestritten am ersten Tag (Samstag) das erste Autorennen, ein als DDR-Meisterschaftsendlauf ausgeschriebenen Wettbewerb. Hermann Kathrein aus Lorsbach ging mit seinem Porsche für den ADAC an den Start. Die besten Trainingszeiten hatte er für sich verbucht, und im Rennen ließ er keinem anderen die Chance auf den Sieg. 20 Sekunden vor dem sich wacker schlagenden Tschechoslowaken Bobek auf seinem Skoda ging er über den Zielstrich. Dritter wurde August Sieper aus Chemnitz. Die Formel-3-Rennwagen bis 500-ccm brachten da schon andere Geschwindigkeiten auf die Strecke, so fuhr Kurt Kuhnke aus Braunschweig, die schnellste Runde auf seinem Cooper mit 122 km/h. Aber es reichte nicht zum Sieg, den nahm ihm Adolf Lang aus Bamberg ebenfalls auf Cooper ab, die 750er Klasse bestritt Carl Weber aus Heiligenstadt erfolgreich.
Durchaus spannend, ja teils dramatisch gestalteten sich die Rennen der Sportwagen am nächsten Tag. In der Zweiliterklasse ging Theo Helfrich auf Veritas an die Spitze, führte 5 Runden, dann gab das linke Vorderrad seinen Geist auf, Boxenaufenthalt war angesagt. Wertvolle Zeit ging verloren, während der Aufholjagd drehte er die schnellste Runde seiner Klasse mit 139,68 km/h. Kurt Straubel kam der zeitweilige Ausfall von Helfrich zu passé, es reichte dem Mann vom Kollektiv Johannisthal zum Sieg, Oswald Karch auf Veritas ging auf Platz 2 ein und Helfrich kam trotz einer Runde Rückstand noch auf Platz 3. Veritas war in diesem Rennen ausgesprochen erfolgreich, denn Theo Fitzau, der 5., gehörte auch zu den Veritasfahrern, allerdings machte sich kurz vor dem Ziel sein linkes Hinterrad selbständig, aber es gelang ihm noch, den Wagen über die Ziellinie zu schieben. Bei den 1.500-ccm-Sportwagen kämpfte Arthur Rosenhammer mit der Technik, schließlich brach noch der Schalthebel weg, aber der Platz 7 blieb ihm. August Sieper, zeitweise in 3. Position, verlor das Hinterrad. Der Münchner Gast Baron de Barry siegte vor Mölders aus Heidelberg und Kurt Baum, der als Dritter damit die Punkte für den Gesamtsieg als DDR-Meister nach Hause fuhr. In der Formel-2-Klasse siegte Paul Greifzu vor Hans Stuck und Theo Helfrich. Die "Volksstimme" kommentiert die erfolgreiche motorsportliche Bilanz aus ihrer Sicht: "Hohenstein-Ernstthal ist mehr gewesen als ein großes Sportereignis, Hohenstein-Ernstthal war eine gewaltige Demonstration zur Erhaltung des Friedens..."
Sachsenring, 07.09.1952
8,731 km, ca. 200.000 Zuschauer
Rennen 2
10 Runden = 87,310 km
Rennwagen Formel 3 500-ccm, Lizenzfahrer:
1. (169) Lang, Bamberg, Cooper, 45:52,8 = 114,22 km/h
2. (151) Lehmann, Bitterfeld, BMW-Eigenbau, 46:08,8
3. (153) Zschoche, Zörbig-Eigenbau, 47:55,5
Rennen 7
12 Runden = 104,772 km
Rennwagen Formel 2 2.000-ccm, Lizenzfahrer:
1. (101) Barth, Herold, IFA, 48:08,7 130,6 km/h
2. (123) Heeks, Bocholt, AFM, 48:18,8
3. (111) Klodwig, Berlin, BMW-Eigenbau, 1 Runde zurück
Klasse E, Sportwagen bis 2.000 ccm - Lizenzfahrer
1. (1) Straubel, Berlin, IFA, 51:42,5 - 121,61 km/h
2. (12) Karch, Ludwigshafen, Veritas, 52:12,2
3. (133) Blees, Düsseldorf, Veritas, 53:24,8
Rennen 8
10 Runden = 87,310 km
Klasse F, Sportwagen bis 1.500-ccm, Lizenzfahrer:
1. (27) Rosenhammer, Berlin, IFA, 42:15 = 124,02 km/h
2. (33) Klube, Weißenfels, BMW-Eigenbau, 1 Runde zurück
3. (22) Müller, Güsten, GMG, 1 Runde zurück
Klasse G, Sportwagen bis 1.100-ccm, Lizenzfahrer:
1. (56) Trenkel, Bündheim, Porsche, 46:22,2 = 115,46km/h
2. (49) Finke, Helmstedt, VW-Eigenbau, 46:42,3
3. (45) Latarius, Hartha, ISH, 46:42,8
Kurze Zusammenfassung: Vom Pech verfolgt, erwischte es auch Toni Ulmen mit einem Sturz. In der leichten Linkskurve nach dem Guthrie-Stein geriet er mit seinem Formel-II-Rennwagen von der Piste, überschlug sich und wurde aus dem Wagen geschleudert. Mit einigen Prellungen war er davongekommen, doch sein schneller Flitzer nahm argen Schaden. Bei diesem Sturz muß er seine Uhr verloren haben. Ein ehrlicher Finder hatte sie später an der Unfallstelle gefunden und in die Rennleitung gebracht, denn aus eingravierten Initialen ging eindeutig Toni Ulmen als Besitzer hervor. Toni Ulmen, unerkannt danebenstehend, schenkte ihm kurzerhand die Uhr. Dafür konnte er sich im übernächsten Rennen der Formel 2 bis 2.000-ccm, dem "Paul-Greifzu-Gedächtnislauf" den Sieg vor Ernst Klodwig und Heeks auf AFM sichern. Kurt Straubel vom IFA-Rennkollektiv siegte vor Karsch und Blees - beide auf Veritas - bei den 2.000-ccm-Sportwagen. Theo Helfrich, der zunächst führte, fiel durch mehrere Boxenaufenthalte weit zurück. Platz vier belegte Thiel aus Eisenach auf einem BMW-Intertyp und Platz 5 der Dresdner Heinz Melkus. Zwei Läufe für Sportwagen standen im letzten Rennen des Tages noch an, bei den Anderthalbliterwagen siegte Arthur Rosenhammer und bei den 1.100ern Richard Trenkel aus Bündheim auf Porsche. Übrigens gab es 1952 den vermutlich ersten Hochsitz am Sachsenring, einen drehbaren "Zweisitzer", neben dem Zielturm, und die HO sorgte für die Hungrigen, sogar mehrere Schweine und ein Kalb wurden am Spieß gebraten, in Zeiten streng bemessener Lebensmittelkarten wahre Leckerbissen.