Obwohl die Frage ja noch offen ist, kann ich mir nicht verkneifen, einige Worte zu den “Bentley Boys” zu schreiben. Die „Bentley Boys“ war eine Gruppe von illustren Personen, die eines miteinander verband - einen Lebenswandel, den man vorsichtig ausgedrückt mit „bon vivant“ beschreiben kann, und die Liebe zum Rennsport, vor allem mit den „schnellsten Lastwagen der Welt“, wie Ettore Bugatti die Bentleys einmal genannt hatte.
Anführer der „BB“ war Captain Woolf Joel Barnato, steinreicher Erbe des Van-Beers-Diamanten-Imperiums in Südafrika, und bekanntester Mitstreiter war Sir H.R.S. "Tim" Birkin, ein früherer Kampfpilot im 1. Weltkrieg, der durch seine Heirat mit der Millionenerbin Dorothy Paget ebenfalls über unbegrenzte finanzielle Mittel verfügte. Dazu gehörten auch der Australier Bernard Rubin, der Physiker Dr. Dudley 'Benjy' Benjafield, und Sydney Charles Houghton Davis, ein Autojournalist, bekannt als „Sammy“, sowie einige andere, die mir im Moment namentlich nicht einfallen.
Nach dem Le-Mans-Sieg 1927 feierte man sage und schreibe eine ganze Woche lang, erst in Le Mans, dann in Paris, und letztendlich zu Hause in London in Savoy Hotel mit einem 11-Gänge-Dinner, wobei man ununterbochen bemüht war, den Alkoholpegel nicht unter ein kritisches Mass abfallen zu lassen. Zum Abschluss der Fete fuhr Benjy Benjafield das Siegerauto durch die Halle des Savoy bis ins Restaurant!
Eine andere nette Geschichte ist die Wettfahrt gegen den „Blue Train“, einen Expresszug, der die Cote d’Azur über Paris mit London verband. Bei einem abendlichen Besäufnis - wie sonst? - in Cannes wettete Barnato, dass er mit seinem Bentley schneller in London wäre, als der Blue Train in Calais. Nach knapp 17 Stunden war er in Calais, und nach weiteren 5 Stunden parkte er den Bentley vor dem Londoner „Conservative Club“, genau 4 Minuten bevor der Blue Train in Calais einlief! Heute ist eine solche Fahrt nichts Besonderes, aber bei den Strassen der 20er Jahren durchaus eine Wahnsinnsleistung.
Den „Bentley Boys“ und vor allem Woolf Barnato hatte es W.O. Bentley zu verdanken, dass es seine Firma überhaupt noch gab. Bentleys waren in Kleinserie gefertigte qualitativ erstklassige Autos, und obwohl zum Stückpreis eines Einfamilienhauses verkauft, machte man dennoch Verluste. Barnato steckte immer wieder Geld in die Firma, nur um weiterhin mit den „grünen Riesen“ Rennen fahren zu können, und am Ende war er sogar Mehrheitsaktionär und Geschäftsführer. Auch Birkin war mit dem Geld seiner Gattin nicht gerade kleinlich, er zog seine finanzielle Unterstützung allerdings zurück, als W.O. sich weigerte, für ihn einen Bentley mit Kompressor zu bauen. Er gründete daraufhin in Welwyn in Hertfordshire eine eigene Firma, in welcher er 4.5-Liter-Bentleys mit Kompressoren ausrüstete. Einer dieser „Blower Bentleys“ ist auf dem Rätselbild zu sehen, ein anderer - oder vielleicht sogar derselbe? - mit Monoposto-Karosserie auf dem Brooklands-Photo.
Kompressor-Gegener Bentley rüstete weiter auf, erst auf 6.5 Liter, und dann sogar auf 8 Liter. Aber irgendwann geht auch der schönste Spass einmal zu Ende, und auch Barnato hatte es satt, immer wieder Geld in die Firma zu stecken, und verkaufte seine Mehrheitsanteile an den grössten Konkurrenten, Rolls Royce. RR hatte mit Motorsport nichts am Hut, und die Ära der „Bentley Boys“ und der „schnellsten Lastwagen der Welt“ war zu Ende.
Ein anderer Bentley-Monoposto war der „Barnato Special“, der von Walter Hassan auf der Basis eines Serien Speed Six aufgebaut wurde.