Muss erst einmal einen eigenen Fehler korrigieren, ich hatte geschrieben, dass in der F2 ab 1948 neben 2-Liter-Saugmotoren auch 750-ccm-Kompressortriebwerke zugelassen waren. Das stimmt natürlich nicht, das Limit lag bei 500 ccm, die 750 ccm bezogen sich natürlich auf die Kompressoralternative der 2.5-Liter-Formel ab 1954.
Und damit sind wir auch beim Thema. Der Kompressorfaktor vor dem Krieg lag bei 1:1,5 (3000 s/c - 4500 u/s), und ab 1941 (kam ja nie zum tragen!) bei 1:3 (1500 s/c - 4500 u/s). Dieser Faktor war realistisch, was der Kampf zwischen der Alfetta 159 und dem Ferrari 375 ja deutlich gezeigt hat. Auch in der 1948 eingeführten F2 gab es eben die Kompressorvariante, allerdings mit einem Verhältnis von 1:4 (500 s/c - 2000 u/s), was dazu führte, dass es kaum jemand probierte. Ab 1954 war der Faktor in der F1 1:3,33 (750 s/c - 2500 u/s), und Mercedes als Kompressorspezialist plante ursprünglich einen 750er F1. Theoretische Berechnungen hatten ergeben, dass man ca. 260 PS benötigen würde, um gegen die zu erwartende Sauger-Konkurrenz bestehen zu können, und das wurde trotz (oder wegen?) der BRM-Erfahrungen als nicht realistisch ad acta gelegt.
DB Panhard war ein Kleinwagenfabrikant, und wollte deshalb den aufgeladenen 750er Motor als Werbeargument nutzen, genauso wie den Frontantrieb, den es ja auch bei den Serienautos gab. Da es sich aber um einen aufmotzten Serienmotor handelte, und man darüberhinaus über sehr wenig Erfahrung mit Aufladung verfügte, konnte da nicht viel bei herum kommen. Muss mal sehen, ob ich genauere Daten finde.
Aber der Panhard war nicht der einzige 750er, ein anderer war der Giaur von Berardo Taraschi. Muss mal sehen, was ich dazu noch finde, sobald ich etwas Zeit habe.
Und noch mal zum SVA: der Motor war mit Sicherheit für „Midgets“ geplant, ich wage allerdings anzuweifeln, dass der Rest des Autos bei Sandbahnrennen eine gute Figur gemacht hätte. Und als Versuchsträger für den Motor war der SVA sicherlich viel zu aufwendig (i.b.d.r.r.*) konstruiert.
Was die Mercedes-Pläne von Rudi Fischer angeht, so sind diese klar dokumentiert in verschiedenen Ausgaben von „Das Auto“ im Jahr 1950. Das ganze ist zeitweise sehr nationalistisch aufgebauscht worden, so nach dem Motto „deutsche Autos den Deutschen“, und die Weigerung von Mercedes in Sachen Unterstützung kam sicherlich auch unter dem Druck der Öffentlichkeit und der Medien zustande.
Anfang 1945, in den letzten Monaten des Krieges, versuchte man die beiden W165 von ihrem Lagerort in Dresden in die Schweiz zu verbringen. Der Hintergrund war klar, bereits 1939 war die neue Grand-Prix-Formel ab 1941 auf 1,5 Liter festgelegt worden, und man wollte für die neue Zeit gerüstet sein. Es wird gesagt, dass dieser Aktion eine persönliche Vereinbarung zwischen Rudolf Caracciola und dem 1942 verstorbenenen Daimler-Benz-Generaldirektor Dr. Wilhelm Kissel zugrunde liegen soll, nach der die beiden W165 Rudi geschenkt wurden. Ob das wirklich so war, weiss ich nicht, auf alle Fälle war der offizielle Importeur die Daimler-Benz Schweiz AG. Die war aber mittlerweile von den Schweizer Behörden konfisziert worden (nach langen Jahren exzellenter Geschäfte mit den Nazis musste man sich jetzt ja auf die kommende Zeit einstellen!), und somit gingen auch die beiden W165 in Eigentum der „Schweizerischen Verrechnungsstelle“ über, die für alle beschlagnahmten deutschen Werte zuständig war.
Rudolf Caracciola und seine Frau Alice klagten gegen diese Beschlagnahme, ein Prozess der sich durch mehrere Instanzen bis 1950 hinzog. Caracciola plante sogar eine Teilnahme in Indianapolis 1946 (er hatte ja mittlerweile die Schweizer Staatsbürgerschaft, war also nicht von dem internationalen Verbot der deutschen Fahrer betroffen), und sein ehemaliger Chefmechaniker Walz und ein Kollege reisten nach Zürich, um zumindest einen W165 rennfertig zu machen. Aber im letzten Moment wurde die bereits erteilte Freigabe von den Behörden zurückgenommen, interessanterweise basierend auf einem Einspruch des US Foreign Office, und die beiden W165 blieben „arrestiert“.
Nachdem Caracciola im Frühjahr 1950 den Prozess endgültig verlor, wurden die Wagen zur Versteigerung freigegeben mit einem Mindestgebot von SFR 100.000. Neben Rudi Fischer interessierten sich auch einige andere für die Rennwagen, die man aber überwiegend als Spinner abtun muss (einer fragte bei Mercedes an, ob man in der Lage wäre, ihm passende Kotflügel zu liefern!).
Letztendlich wurden beide Rennwagen für SFR 100.000 an Mercedes-Benz verkauft, allerdings ausschliesslich für Museumszwecke. Für die Schweizer ein schönes Geschäft, man konfisziert, und verkauft dann wieder an den Eigentümer! Allerdings hatte Mercedes-Benz nicht vor, die Teile ins Museum zu stellen! Noch am 15. Juni 1951 wurde ein Vorstandsbeschluss unterzeichnet für den Neubau von 5 W165 plus 5 Reservemotoren, und man kann davon ausgehen, dass die beiden Tripolis-Wagen unauffällig in diese „Neubauserie“ mit eingeflossen wären. Allerdings kam dann bekanntermassen der Beschluss der FIA, dass 1952 und 1953 die WM nach F2-Reglement ausgetragen wird, und das war dann das endgültige Ende des W165.
Und DNS und DNA? Wohl war, dahinter verbirgt sich manche interessante Geschichte!
* = ich boycottiere die Rechtschreibreform!