Noch ein Nachtrag: Wenn man Fullers Buch liest (und ich habe gerade nochmals nachgelesen) erscheint es einem gar nicht so abwegig - fast schon natürlich & zwanghaft - daß Alberto Ascari genauso wie sein Vater reagierte & geantwortet hat. Hier ein kurzer Ausschnitt aus diesem faszinierenden Buch, daß etliche Seiten über Alberto Ascari enthält:
Obwohl weder die technischen noch die "magischen" Theorien Ascaris Unfall erklären, spricht alles dafür, daß er psychisch determiniert war. Antonio Ascari war der größte Rennfahrer seiner Zeit gewesen, und Alberto hatte ihn oft zu den Rennen begleitet. Wenn er gesiegt hatte, setzte der Vater den Kleinen für die Pressefotos in den Fahrersitz seines Alfa Romeo. Begreiflicherweise erschütterte Antonios dramatischer Tod seinen siebenjährigen Sohn zutiefst. Pritchard schreibt: "Kein Vater ist je von seinem Sohn höher geachtet worden, und Alberto hatte nur den einen Wunsch der Größe seines Vaters nachzueifern°" (Pritchard, 1972). Wie vorauszusehen war, durchdrang Albertos °Vaterkomplex" alle Aspekte seines Erwachsenenlebens. Abgesehen von seiner zwanghaften Entschlossenheit, Rennen zu gewinnen, entwickelte Alberto Ascari einen beinahe unterwürfigen Respekt vor großen, mächtigen und berühmten Männern. "Wenn man einen Mann nach seinen Freunden beurteilen könnte", schreibt Bentley, "würde Ascari immer ein Platz unter den Größten sicher sein" (Bentley, 1959). Als ihn Enzo Ferrari einmal fragte, warum er so streng zu seinen Kindern sei, antwortete Alberto Ascari: "Ich möchte nicht, daß sie mich allzu gern haben. Eines Tages komme ich vielleicht nicht zurück und dann leiden sie weniger, wenn ich sie immer ein wenig auf Abstand halte."
Albertos Familie - widersetzte sich zunächst seinem Entschluß, Rennfahrer zu werden, aber er hatte nur wenig andere Interessen. Der Krieg hinderte ihn dann aber daran, seinen Wunschtraum zu verwirklichen, und erst 1947, als er schon 29 Jahre alt war, konnte er sich dem Rennsport widmen. In seiner ersten Saison erwies er sich als hoffnungsvolles Talent. Ein Jahr später, 1948, verunglückte Achille Varzi, ein erstrangiger Alfa Romeo-Fahrer tödlich und Ascari wurde aufgefordert, die Lücke in dem Team zu füllen, für das einst schon sein Vater gefahren war. Seine außergewöhnlichen Fähigkeiten wurden rasch erkannt. Später ging er zu Ferrari, und als Ferrari-Fahrer gewann er zweimal die Weltmeisterschaft.
Ascaris Erfolg wurde der Beherrschtheit zugeschrieben mit der er fuhr. Seine kühle Präzision war legendär, und er nahm die Kurven vorbildlich. Sobald er einmal die beste Methode, eine bestimmte Kurve zu meistern, errechnet hatte, konnte er Runde um Runde seine optimale Leistung wiederholen. Entgegen dem üblichen Brauch setzte sich Ascari gern unmittelbar nach dem Start an die Spitze und hielt diese Position während des ganzen Rennens.
Doch wie Bentley schrieb, war "Alberto Ascaris Leben untrennbar verwoben mit abergläubischen Vorstellungen und seltsamen Vorzeichen, und er hielt sich an eine Numerologie, die einen unheimlichen Einfluß auf seinen frühen Tod hatte" (Bentley, 1959). Er bestand darauf, daß seine gesamte Rennausrüstüng blau war. Er sagte alle seine Verpflichtungen auf der Stelle ab, wenn ihm auf der Fahrt zur Rennbahn eine schwarze Katze von rechts nach links über den Weg lief, und änderte seine Meinung nur wenn er noch eine zweite Katze sah, die von links kam. Seine ständigen abstrusen "kabbalistischen" Berechnungen, betrafen auch sein eigenes Todesdatum und führten dazu, daß er, sich weigerte, an bestimmten Tagen, von denen mehrere, eine Beziehung zum Todestag seines Vaters hatten, Rennen zu fahren.
In manchen alltäglichen Situationen reagierte Ascari mit einer Angst, die in keinem Verhältnis zu den wirklich drohenden Gefahren stand. So überquerte er beispielsweise als Fußgänger keine Straße, ohne vorher wie ein kleiner Junge, all das auszuführen, was man ihm bei der, Verkehrserziehung eingedrillt hatte - ein bemerkenswerter Zug an einem Grand-Prix-Fahrer. (Peter Fuller, Die Champions, 1976)