Alfalfa hat geschrieben:
Ich denke die Frage geht an mich - da ist mir gerade etwas eingefallen: welchem Auto wurde bei seinen insgesamt drei Auftritten jedesmal(!) der Start verweigert?
Nun, da der Andrea-Moda-Coloni-Dallara-Judd wohl außerhalb des gesuchten Zeitraums liegt (und ich glaube, der hat es sowieso auch nur auf zwei "Verweigerungen" gebracht), bleibt eigentlich nur der berühmt-berüchtigte Doppelchassis-Lotus 88(B) übrig, oder?
Da hätten wir 1981 die GP USA 1 (Long Beach) und Brasilien (Jacarepagua), wo Elio de Angelis jedesmal bereits im ersten Zeittraining die Schwarze Flagge gezeigt bekommen hat, und dann der dritte Versuch, natürlich beim Heim-GP in Silverstone (Harry Schell läßt grüßen...), wo das Auto tatsächlich ohne Beanstandung am Donnerstag durch die technische Abnahme gekommen ist. Am Freitag gab´s dann aber den obligatorischen Protest der FISA-Teams und den WM-Status wollten die Veranstalter dann doch nicht riskieren. Und so mußte sich Mansell den GP von draußen anschauen.
Obwohl, so ganz richtig ist die Antwort nicht, denn ich hab den 88B sogar mit eigenen Augen schon im legalen (von der FIA abgesegneten!) Renneinsatz gesehen! Das war 2001, beim Thoroughbred-GP für historische Formel 1-Rennwagen. Hat dabei eine ziemlich gute Figur gemacht, ist dann aber leider ausgefallen.
Die Frage lädt zum Weiterdenken ein, ich hab versucht, mich mal dran zu erinnern, wer denn noch so alles in der langen Grand Prix-Geschichte mal ausgeschlossen worden ist. Hier sind die Fälle, auf die ich dabei gekommen bin:
Paradefall ist natürlich das Tyrrell Team, das 1984 an den letzten vier Rennen wegen dieser Bleikugelgeschichte nicht hat teilnehmen dürfen. Und ich glaube an den drei Rennen davor durften sie nur außer Konkurrenz starten, nachdem sie die Teilnahme per einstweiliger Verfügung durchgesetzt hatten.
Dann hätte ich noch wie gesagt das Andrea Moda Team, die 1992 bei den ersten Rennen mit zwei Colonis mit Dallara-Antriebseinheit antreten wollten, anstatt wie vom Reglement gefordert eine echte Eigenkonstruktion zu bringen. Später dann ja noch der Ausschluß des Teams von der WM wegen "Formel 1-Unwürdigkeit", obwohl man ja mittlerweile mit legalen Autos unterwegs war, die bei Simtek gebaut worden waren.
1988 habe ich dann den Osella FA1L, der beim ersten Rennen in Brasilien als "illegale Modifikation des Vorjahresautos" ab- und disqualifiziert worden ist (keine Ahnung, was das für eine Regel gewesen sein soll, die Arrows haben ihren Vorgängermodellen auch ziemlich ähnlich gesehen).
Ein Beispiel aus jüngster Zeit wäre das Phönix-Prost-Ligier-Team, dessen Versuche, 2001 an den Start zu kommen, eher nicht mehr so richtig ernst genommen werden konnten und wohl nur in der Absicht erfolgt sind, an die FOCA-Fernsehgelder heranzukommen.
1981 habe ich dann noch einen Fall, als die Veranstalter des GP Spanien gerne Emilio de Villota mit seinem privaten Williams FW07 am Start gesehen hätten, aber die Startplätze alle eigentlich schon unter den Teams vergeben waren (und selbst da war schon bereits erfolgreich Druck auf ATS und RAM ausgeübt worden, ihre Nennung auf ein Auto zu reduzieren). So hätte beinahe das ATS-Team komplett dran glauben müssen, mit der Begründung, man sei zu spät zur technischen Abnahme erschienen, deswegen habe das Team um Günter Schmid sein recht auf einen festen Startplatz verloren. Nach einigem Hin und Her und der Androhung legaler Schritte hat man dann aber do9ch alles nochmal überdacht und letztendlich war es dann doch de Villota, der nicht mitfahren durfte.
Um die vorhandenen Startplätze ist öfters mal gerangelt worden, direkt beim Rennen zuvor, Belgien 1981, durfte ATS schon auch nur ein Auto an den Start bringen und auch Tambay auf dem Theodore mußte warten, bis das Toleman-Team Warwicks Auto zurückgezogen hatte, bevor er wenigstens zum Training auf die Piste durfte. Oder Kanada 1979, als Späteinsteiger Alfa Romeo einen der festen Plätze haben wollte und man sich weigerte, zur Vorqualifikation anzutreten. Der Kompromiß war, daß dann Brambilla ab Samstag morgen mitmachen durfte und Giacomelli ganz zugucken mußte. Oder Monaco 1977, als auch der Verweis auf die große Tradition dem BRM-Rennstall bei der Verteilung der Startplätze fürs Training nix genützt hat.
Solche Probleme hatten die Veranstalter des Französichen und des Belgischen GP lange Zeit vermieden, denn bis 196x wurden dort überhaupt nur Nennungen von offiziellen Werksteams akzeptiert, und wer nicht das Glück hatte, einen kooperativen Hersteller zu finden (Maserati, Talbot-Lago), der ihn vorübergehend unter die Fittiche genommen hat, hat´s gar nicht erst zu versuchen brauchen. Eines der letzten Opfer dürfte Bob Anderson 1966/67 mit seinem privaten Brabham BT11 gewesen sein.
Sofern es sich um Franzosen gehandelt hat, gab´s allerdings auch mal ein paar Ausnahmen...
Kurios in diesem Zusammenhang auch mal eine Regel beim GP Schweden von 1974, die besagt hat, daß Skandinavische Fahrer unabhängig von der erzielten Trainingszeit automatisch fürs Rennen qualifizert waren. Zum Ausgleich hat man die Nennungen von Amon / Amon, Schenken / Trojan, Pryce / Token und Nicholson / Lyncar gar nicht erst akzeptiert.
Nicht überall hat das mit dem Heimbonus aber immer so gut funktioniert, z.B. 1976 in Österreich (wo auch sonst, gell Egon?), die beiden Österreicher Otto Stuppacher (Tyrrell 007)und Karl Oppitzhauser (March 761) durften nicht mitmachen, was wohl hauptsächlich an der fehlenden fahrerischen Eignung gelegen hat. Immerhin hätte Stuppacher in Italien dann fast mitmachen dürfen, nachdem man die Trainingszeiten von Hunt, Mass und Watson gestrichen hatte. Aber als er die glückliche Nachricht erfahren hat, ist er schon auf dem Heimweg gewesen. In Kanada hat man ihm nach dem ersten Training dann endgültig ans Herz gelegt, auf weitere Formel 1-Einsätze doch zu verzichten.
Auch aus Deutschland kann ich was anbieten: 1972, als Migault mit seinem Connew abgewiesen wurde mit der (für mich sogar nachvollziehbaren) Begründung, der Nürburgring wäre für Anfänger nicht der richtige Ort. Die Aussage war dabei sowohl auf den Fahrer als auch auf das Auto gemünzt.
Weiter zurück wird´s dann langsam schwierig zu unterscheiden, herauszufinden, wer wann wo mal ausgeschlossen worden ist und wer zu welchem Rennen "freiwillig" nicht erschienen ist oder erst gar keinen Nennungsversuch unternommen hat. Meistens ging´s dabei wohl ums Startgeld, das die Teams damals noch mit den Veranstaltern jeweils direkt ausgehandelt haben.
Fallen jemand von euch noch ein paar Beispiele ein?