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Historie zum Kubica-Sieg

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Beitrag Donnerstag, 12. Juni 2008

Beiträge: 45703
Robert Kubica gewann den Kanada GP 2008 – ein historischer Triumph. Bisher gab es nämlich noch keinen Fahrer aus Polen, der einen Grand Prix im Rahmen der F1-WM gewinnen konnte. Das liegt daran, dass in der Weltmeisterschaft außer Kubica noch keinen gab. Das gilt jedoch nicht für die GP-Rennen, die außerhalb der WM stattfanden. GP-Rennen gibt es schon seit 1906, erst 1950 fasste man einiger dieser Rennen zu einer Meisterschaft zusammen – voilà: Die Formel-1 war geboren. Zur Weltmeisterschaft zählte der Großbritannien GP, der Monaco GP, der Frankreich GP und einige mehr. Genau diese Grand Prix gab es auch schon zuvor. Und genau bei diesen GP-Rennen fuhren auch schon Fahrer aus Polen, etwa Count Maurycy Potocki oder Count Louis Zborowski. Einen namhaften GP gewann keiner der polnischen Fahrer, außer man geht ins Detail: Hans Stuck, In der WM noch 3 Grand Prix alt geworden, ist in den meisten Listen als Deutscher zu finden. Die Wurzeln Stucks reichen jedoch nach Polen, wo Stuck auch geboren ist. Und Stuck gewann einige GP-Rennen: Auf Auto Union gewann er beispielsweise 1934 die GP von Deutschland, Schweiz und Tschechoslowakei. 1935 siegte er beim Italien GP. Stuck fuhr bei bedeutungslosen Rennen auch mit polnischer Lizenz, vor allem in der Zeit, als Deutsche im höheren Motorsport als Konsequenz des Dritten Reichs verboten waren. Teilweise startete Stuck auch als Österreicher oder Schweizer. Seine Eltern stammen nämlich aus der Schweiz. Offiziell ist Kubica also der erste GP-Sieger aus Polen. Damit gab es in der Weltmeisterschaft bislang 20 Nationen, die einen siegreichen F1-Fahrer hervorbrachten. Kanada brachte bereits 1978 eine neue Nation als F1-Sieger hervor: Ausgerechnet Kanada selbst, mit Ferrari-Star Gilles Villeneuve. Die letzte neue siegreiche F1-Nation war Spanien beim Ungarn GP 2003 mit Fernando Alonso, der wie heute damals in einem Renault fuhr.

Debütsieg der Nationen in der F1-WM
Italien: Giuseppe Farina (Alfa Romeo) beim Großbritannien GP 1950
Argentinien: Juan Manuel Fangio (Alfa Romeo) beim Monaco GP 1950
USA: Johnnie Parsons (Kurtis Kraft Offenhauser) beim Indy 500 1950
Großbritannien: Mike Hawthorn (Ferrari) beim Frankreich GP 1953
Frankreich: Maurice Trintignant (Ferrari) Monaco GP 1955
Australien: Jack Brabham (Cooper Climax) beim Monaco GP 1959
Schweden: Jo Bonnier (BRM) beim Holland GP 1959
Neuseeland: Bruce McLaren (Cooper Climax) beim USA GP 1959
Deutschland: Wolfgang Graphe Berghe von Tripps (Ferrari) Holland GP 1961
Mexiko: Pedro Rodriguez (Cooper Maserati) beim Südafrika GP 1967
Belgien: Jacky Ickx (Ferrari) beim Frankreich GP 1968
Schweiz: Jo Siffert (Rob Walker Lotus Ford) beim Großbritannien GP 1968
Österreich: Jochen Rindt (Lotus Ford) beim USA GP 1969
Südafrika: Jody Scheckter (Tyrrell Ford) beim Schweden GP 1974
Brasilien: Emerson Fittipaldi (Lotus Ford) USA GP 1975
Kanada: Gilles Villeneuve (Ferrari) beim Kanada GP 1978
Finnland: Keke Rosberg (Williams Ford) beim Schweiz GP 1982
Kolumbien: Juan Pablo Montoya (BMW Williams) beim Kolumbien GP 2001
Spanien: Fernando Alonso (Renault) beim Ungarn GP 2003
Polen: Robert Kubica (BMW Sauber) beim Kanada GP 2008

Mit Robert Kubica gibt es nun übrigens 99 Sieger bei einem F1-WM-Rennen. Der bislang letzte neue GP-Sieger vor Kubica war Lewis Hamilton, der – ironischerweise – seinen ersten GP-Sieg ebenfalls in Kanada errang, im Vorjahr.

Die letzten 10 neuen F1-Sieger
Ralf Schumacher (BMW Williams) beim Imola GP 2001; 6 Siege
Juan Pablo Montoya (BMW Williams) beim Italien GP 2001; 7 Siege
Kimi Räikkönen (McLaren Mercedes) beim Malaysia GP 2003; 17 Siege
Giancarlo Fisichella (Jordan Ford) beim Brasilien GP 2003; 3 Siege
Fernando Alonso (Renault) beim Ungarn GP 2003; 19 Siege
Jarno Trulli (Renault) beim Monaco GP 2004; 1 Sieg
Jenson Button (Honda) beim Ungarn GP 2006; 1 Sieg
Felipe Massa (Ferrari) beim Türkei GP 2006; 7 Siege
Lewis Hamilton (McLaren Mercedes) beim Kanada GP 2007; 6 Siege
Robert Kubica (BMW Sauber) beim Kanada GP 2008; 1 Sieg

Der Sieg von Robert Kubica ist Historie pur. Mit dem BMW-Sauber-Team gewann zum Beispiel das 36. Team in der F1-WM-Geschichte, das 3. aus Deutschland und das erste neue Siegerteam seit dem Stewart-Team, dass beim Europa GP 1999 durch Johnny Herbert einen GP-Sieg errang. Welche Teams aber, feierten bei ihrem Sieg auch gleich einen Doppelsieg? Das schafften vor BMW Sauber erst 3 Teams: Beim ersten F1-WM-Rennen überhaupt schaffte Alfa Romeo sogar einen Dreifachsieg, beim Großbritannien GP 1950. Der Alfa Romeo 158 war damals das klar dominierende Auto. Das Unglaubliche: Der Rennwagen wurde bereits 1937 vom Italiener Gioacchino Colombo designt und gewann bereits Ende der 30er Jahre Grand-Prix-Rennen! In Großbritannien 1950 waren die erfolgreichen 3 Fahrer der spätere Weltmeister Giuseppe Farina, GP-Veteran Luigi Fagioli, sowie Reg Parnell. Beim Frankreich GP 1954 gewann Daimler Benz mit den mächtigen Stromlinien-Fahrzeuge Mercedes Benz W196 mit Juan Manuel Fangio und Karl Kling ebenfalls im Doppelpack – und das erste WM-Rennen des Teams. Ganz ohne GP-Erfahrung waren die Deutschen aber nicht: Gemeinsam mit Alfa Romeo, Auto Union und Ferrari prägte man die 30er und 40er Jahre des GP-Sports, auch wenn es damals noch keine Weltmeisterschaft gab. Neben Alfa Romeo, Daimler Benz und BMW Sauber schaffte das Kunststück, beim ersten Sieg in der Formel-1-Weltmeisterschaft gleich einen Doppelsieg zu landen auch das Jordan-Team, und zwar beim Chaos-GP 1998 in Belgien. Damals gewann Ex-F1-Weltmeister Damon Hill vor Ralf Schumacher. Wie in Kanada 2008 Nick Heidfeld, war in Belgien vor 10 Jahren der deutsche Landsmann Schumacher ebenfalls nicht zufrieden: Im Gegensatz zu Heidfeld hatte Schumacher nämlich realistische Chancen den Grand Prix zu gewinnen. Doch weil Teambesitzer Eddie Jordan den Sieg nicht durch einen unnötigen teaminternen Kampf verschenken wollte, pfiff der ehemalige Rennfahrer Schumacher zurück. Wären die beiden kollidiert, hätte Jean Alesi, der 3. wurde, gewonnen. Der Franzose fuhr damals für Sauber, also dem Vorgängerteam von BMW Sauber. Ganz ohne ist die Geschichte des Sauber-Teams nämlich nicht, auch wenn Kanada 2008 der erste F1-Sieg der schweizerischen Truppe war. Fast 50 Siege hat Sauber bereits auf dem Konto, den letzten Sieg gab es durch Michael Schumacher und Karl Wendlinger 1991 in Autopolis bei einem Sportwagen-WM-Lauf. Der letzte Doppelsieg ist noch etwas länger her: Beim WM-Lauf in Donington 1990 gewannen Mauro Baldi und Jean Louis Schlesser im Mercedes Benz C11 von Sauber, vor den Teamkollegen Jochen Mass und Heinz-Harald Frentzen.

Wer glaubt, der Sieg in Kanada war der erste Sieg von BMW, der irrte. Oder doch nicht? Tatsächlich feierte der bayrische Motorenhersteller den ersten GP-Sieg in Kanada, allerdings bereits 1982. Damals gewann Nelson Piquet in einem Brabham, der von einem BMW-Motor angetrieben wurde. Dieter Stappert war damals bei Brabham involviert und erinnerte sich in einer Kolumne gegenüber "Motorsport aktuell online": „Ums Haar wären wir in Montreal gar nicht mehr gefahren. Die Ehe Brabham – BMW stand wieder einmal auf der Kippe. Brabham-Konstrukteur Gordon Murray wollte für Piquet statt 2 Brabham BMW einen Brabham BMW und einen Brabham Ford vorbereiten. Mir war klar, dass wir das nicht zulassen durften, denn: Beim ersten Aussetzer (und die gabs damals bei uns halt öfter bei uns) würde Nelson in einen Ford umsteigen. Wenn ich diesen Vertragsbruch zulassen würde, würde der Vorstand daheim mir die Haut bei lebendigem Leid abziehen. Und das Projekt wäre am Ende. Herbie Blash, damals Teammanager, jetzt einer der Renndirektoren, und ich stimmten Gordon um.“ Der Grand Prix damals wurde vom tödlichen Startunfall von Osella-Pilot Riccardo Paletti überschattet. Stappert führt aus: „Was danach passierte, kann ich heute noch nicht richtig begreifen. Nelson Piquet hat mit dem BMW-Turbo im Rücken alles in Grund und Boden gefahren. Wer ist an Alain Prosts Renault vorbei, hat René Arnoux niedergekämpft, und lag ab Runde 8 in Führung. Ungefähr zur selben Zeit erreichte uns die Nachricht, dass Paletti seinen Verletzungen erlegen war. Für die ersten Gedanken, die mir damals durch den Kopf schossen, schäme ich mich noch heute. *böses Wort*, hab ich gedacht,. Morgen schreiben wieder alle über den Toten und nirgends wird stehen, dass wir das Rennen angeführt haben. Die einzige Erklärung für meine ersten Gedanken damals, und das ist keine Entschuldigung: „Die Ehe Brabham – BMW stand seit den Anfangstagen 1980 oft auf der Kippe. Sie war im eigenen Hause mehr als nur umstritten. Denn die Nichtqualifikation eine Woche zuvor. Da beginnt man als Verantwortlich ziemlich eingleisig zu denken.“ Stappert entschuldigte sich in Gedanken. Tatsache aber war, dass Piquet und Brabham, und natürlich BMW ein Rennen anführten. „Und nicht durch Ausfälle, das war schon was“, erzählt er weiter. „Nach 30 von 70 Runden führten wir immer noch. Nach 40 ebenso. Keiner dachte auch nur im Traum daran, dass der Brabham BMW durchhalten würde. Aber nach 50 Runden führten wir immer noch mit so 15 Sekunden. Es war der Zeitpunkt, an dem mir Bernie Ecclestone (damals Teamchef bei Brabham) die Stoppuhr in die Hand drückte (Abstände zwischen den Fahrern wurde damals noch per Hand gemessen), die Kopfhörer aufsaß und sagte: „Dieter, Stopp du jetzt Abstände, ich muss zum Flughafen.“ Ich dachte, mich trifft der Schlag. Nicht, dass ich das nicht fertig gebracht hätte. Aber jetzt abhauen? Unmöglich! „Aber Bernie, womöglich gewinnen wir noch dieses Rennen!“ Darauf Bernie, der ewige Romantiker: „Na und? Ich hab schon so viele Rennen in meinem Leben gewonnen.“ Die Nacht ist über Montreal hereingebrochen und der Brabham BMW ist gelaufen, gelaufen und gelaufen, es war der Wahnsinn. Es war der 13. Juni 1982. Jetzt gibt’s wieder einen ersten BMW-Sieg. Glückwunsch an alle. Aber wir waren ganz die ersten.“ Insgesamt hat BMW in der Formel-1 nun 20 Siege. Zuletzt gewann man vor Kanada 2008 in Brasilien 2004. Damals gewann Juan Pablo Montoya in einem BMW Williams. 10 Siege fuhr BMW zusammen mit Williams heraus, 8 mit Brabham, je einen mit Benetton und Sauber. In Kanada gewann BMW nun bereits zum 4. Mal, zuletzt 2003 mit Ralf Schumacher im BMW Williams.

Quelle: Motorsport-aktuell, Motorsport-total.com, TNF

Beitrag Donnerstag, 12. Juni 2008

Beiträge: 3303
Das mit dem Hans Stuck und Warschau ist ja immer ne schöne Quitzfrage aber daraus gleich Stucks Wurzeln nach Polen zu verlegen finde ich schon etwas übertrieben .

Der gute Hans wurde in Warschau gebohren weil sein Vater in Warschau eine Vertretung der Stuckschen Firma hatte ( Globalisierung anno 1900 ) und Mama den Papa alleine nicht zu den polnischen Damen lassen wollte . Nur da halt vor 100 Jahren die
Gyn noch nicht ganz so weit war und die Berechnung des Geburtstermins auf irgendwann zwischen Weihnachten und Ostern festgelegt war .
Scheinbar war die polinische Gans zu Weihnachten dann aber doch zu fett und so kam der Hans direkt nach Weihnachten in Warschau auf die Welt .
Ausser das er da den ersten Kreischer gemacht hat ,dürfte ihn nicht so viel mit Warschau verbunden haben .

Beitrag Freitag, 13. Juni 2008

Beiträge: 72
Danke, sehr interessant. Habe was dazu gelernt.


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