Die Geschichte des Japan GP
Alles begann mit den Fuji Rennen
Es ist ja schon seit ein paar Monaten klar, dass der Japan GP 2007 in Fuji stattfindet und nicht mehr in Suzuka, wo 2005 eines der besten GP Rennen aller Zeiten stattfand. Hier deshalb mal etwas genaueres zu Fuji: Der Fuji International Speedway ist Japans schönst gelegene Rennstrecke. Bei klarer Sicht scheint der Mount Fuji, ein Vulkan, in seiner vollen Größe vor den Toren der Rennstrecke zu stehen, eine überwältigende Perspektive. Die Rennstrecke liegt in Zentral-Japan, auf der Insel Honshul rund 100 Kilometer südwestlich von Tokio entfernt. Es gibt immer wieder Orte, Personen, Autos, usw., die existieren im Gedächtnis der Formel 1 nur wegen einer einzigen Sache - und hier haben wir dafür ein gutes Beispiel: Der Kurs von Fuji hat sich in das Gedächtnis der F1-Fans eingegraben wegen des dramatischen Finals der Saison 1976, als Niki Lauda das Rennen aufgab und James Hunt den Titel schenkte. Fuji steht heute klar im Schatten von Suzuka - auch wenn mittlerweile an Suzuka auch deutlich der Zahn der Zeit nagt. Die Strecke nimmt eine durchaus wichtige Rolle im japanischen Motorsport ein: Der Fuji International Speedway (kurz FISCO - nicht FISiCO!) war der erste japanische Kurs, auf dem die Formel-1 in Asien Station machte.
Die Piste bietet eine der längsten Geraden, auf der jemals Formel-1 je unterwegs waren. Der folgen eine ganze Reihe von schnellen Kurven. Dies war allerdings nicht immer so. Die ersten Pläne aus dem Jahr 1965 sahen den Bau von 2 Steilkurven vor, von denen allerdings am Ende wegen fehlender Finanzen nur eine gebaut wurde. Eröffnet wurde der Kurs 1965, 1966 fand das erste große internationale Rennen statt, ein Einladungsrennen zwischen den Formel-1- und ChampCar -Stars, wobei man (wegen der verwendeten Steilpiste) mit den dafür geeigneteren ChampCars fuhr. Mit knapp 40.000 Dollar Preisgeld war das Rennen relativ bescheiden bedacht - verglichen mit Indy 500 (das damals an die 700.000 Dollar Preisgeld hatte), aber auch mit den meisten anderen ChampCar Rennen. Darüber hinaus zählte das Rennen auch nicht zur ChampCar oder Formel-1 Meisterschaft. Trotzdem waren einige der US-Stars wie Bobby & Al Unser und Mario Andretti anwesend - im Großen und Ganzen fehlte aber viele U.S.-Spitzenleute. Die Formel-1 war durch Jackie Stewart, Graham Hill, Chris Amon und Jim Clark vertreten - wobei Clark, Andretti und Al Unser nach Problemen im Training leider nicht antraten. Der Sieg ging ziemlich eindeutig an die F1, es gewann Jackie Stewart auf einem John Mecom Lola (mit dem er auch in Indy angetreten war). Hinter Stewart kamen Bobby Unser, Arnie Knepper, Gary Congdon, Graham Hill, Larry Dickson und weitere 16 Fahrer ins Ziel. Die richtig große Stunde des Kurses schlug allerdings noch.
Im Jahre 1974 wurde die verbliebene Steilkurve aus Sicherheitsgründen umgebaut, so dass danach die erste Kurve nach Start und Ziel quasi eine Haarnadel wurde. Hier - an der Stelle an der es früher in die Steilpassage ging - überschlug sich Gilles Villeneuve 1977. Bei dem Unfall von Gilles Villeneuve kamen 2 Menschen ums Leben, zum einen der Fotograf Kazuhiro Ohashi und zum anderen der Marshall Kengo Yiasa, der versuchte eine Gruppe von Leuten, die vor den Fangzäunen stand, weg zu schicken.1976 gab es dann das erste der beiden F1-Rennen. Die Piste war sehr rau damals, die Reifen verschlissen unheimlich schnell. Gewaltige Regenschauer stellten das Rennen an jenem berühmten 24. Oktober 1976 sogar kurzfristig in Frage. In einem winzigen Wohnwagen drängten sich die Grand-Prix-Stars zusammen, um über die trostlos erscheinende Situation zu beraten. Draußen stand das Wasser auf der Piste, Nebel war eingefallen. Die Fahrer waren sich uneinig. Unter dem Druck von 70.000 Zuschauern wurde das Rennen gestartet. In der zweiten Runde war es immer dunkler geworden und wegen der Gischtfontänen konnte niemand mehr etwas sehen, da rang sich Niki Lauda (Ferrari) den Entschluss ab, aufzugeben. Seine Entscheidung war der freiwillige Verzicht auf den WM-Titel, bei Ferrari war man betroffen. Mario Andretti (Lotus Ford) gewann den ersten Japan Grand Prix, James Hunt (McLaren Ford) wurde dank seines dritten Ranges Weltmeister 1976 - mit einem Punkt Vorsprung auf Lauda.
Ein Jahr später erreichte Hunt hier den letzten Sieg seiner Karriere, der allerdings durch einen Unfall bereits erwähnten Unfall von Gilles Villeneuve (Ferrari) überschattet wurde - danach war mit der F1 Schluss. Der Kurs fand nicht unbedingt die Zustimmung der F1. In den 80er Jahren waren die Sportwagen der Gruppe C hier zu Gast - erst als 6-Stunden Rennen, dann als die 1000 km von Fuji. 1985 gelang dem japanischen Piloten Kazuyoshi Hoshino ein historischer Sieg über die europäischen Teams - das Rennen musste leider aufgrund eines Erdbebens mit anschließendem Taifun auf ca. 270 km gekürzt werden. Ab 1988 werden hier keine internationalen Wettbewerbe mehr ausgetragen. Umbauten gab es wenig: 1986 begann man mit den Bau von Schikanen - erst die Dunlop Schikane, 1993 folgte die Suntory-Schikane. 1977 kam Takashi Yoyama bei einem nationalen Formel-3 Rennen hier ums Leben, 1990 starb Eki Muramatsu bei Testfahrten mit einem F3000. Kris Nissen hatte in Fuji seinen fürchterlichen Feuerunfall im Juli 1988, als sein Kremer-Porsche 962 ohne Bremswirkung am Ende der langen Geraden eingeschlagen ist und Paolo Barilla ihm das Leben rettete. Nissen saß rund 3 Minuten im Feuer!
Was vielleicht die wenigsten wissen: Ende November 1974 gab es bereits ein F1-Rennen in Fuji! Allerdings wurde da nicht ernst gemacht, es war eine Art Schaulaufen (oder Einladungsrennen). Dabei waren Emerson Fittipaldi (McLaren Ford), Ronnie Peterson (Lotus Ford), Carlos Reutemann (Brabham Ford), James Hunt (Hesketh Ford) und Patrick Depailler (Tyrrell Ford). Surtees wollte auch ein Auto schicken, zog dann aber kurz vor dem Rennen zurück. Peterson war der schnellste. Reutemann hatte vor dem Rennen einen saudummen Unfall als er von einem Motorrad fiel und sich verletzte - er nahm dann aber doch teil. Noch kurz zum Mount Fuji: Der Berg ist mit mehr als 3370 Metern Japans höchster Berg. Gefahr, dass der Vulkan während eines Formel-1 Rennens ausbricht, besteht nicht: Er gilt als schlafender Vulkan und brach letztmals 1708 aus. Zudem ist er ein Stratovulkan, das heißt ein Vulkan, dessen Lava zählflüssig ist und so meist keine Bedrohung da stellt.
Die Sportlichen Dramen in Suzuka
1987: Williams Renault Pilot Nelson Piquet führt mit 12 Punkten vor seinem Teamkollegen Nigel Mansell. Es stehen nur noch 2 Rennen aus. Im Freitagstraining verunglückt Mansell schwer und kann wegen starker Prellungen nicht starten. Der Brasilianer Piquet ist damit vorzeitig Weltmeister.
1988: Der Franzose Alain Prost führt mit 84:79 Punkten vor seinem McLaren-Teamkollegen Ayrton Senna. Wieder ist Suzuka der vorletzte WM-Lauf der Saison. Senna verpatzt auf der Pole Position des Trainingsschnellsten den Start und fällt auf Rang 14 zurück. Dennoch gewinnt der Brasilianer den Grand Prix. Wegen der damals üblichen Streichresultate steht Senna vorzeitig als Weltmeister fest.
1989: Suzuka erlebt die nächste Runde im Duell zwischen Senna und Prost. Der Franzose führt mit 16 Zählern und legt es an einem langsamen Streckenabschnitt bewusst auf eine Kollision mit seinem McLaren-Teamkollegen an. Senna kann zwar weiterfahren, wird jedoch nachträglich wegen Abkürzens der Schikane disqualifiziert. Prost ist vorzeitig Champion.
1990: Prost und Senna setzen ihren Privatkrieg auf der Piste fort. Diesmal hat Senna 11 Punkte Vorsprung und macht unmittelbar nach dem Start kurzen Prozess mit Prost, der jetzt im Ferrari sitzt. Noch vor Durchfahren der ersten Kurve nimmt der Brasilianer einen Crash in Kauf, als der Franzose ihm die Tür zumacht. Senna feiert seine Rache und den zweiten WM-Titel.
1991: Wieder kämpft Senna um den Titel in Suzuka. Statt Prost ist diesmal Nigel Mansell sein Gegner. Der Brasilianer hat vor dem Rennen 85 WM-Punkte auf dem Konto, Mansell 69. Schon in der 10. Runde ist alles entschieden: Mansell scheidet mit Bremsproblemen am Williams Renault aus. Senna steht zum 3. Mal als Weltmeister fest. Kurz vor dem Ziel bremst der Brasilianer und überlässt seinem McLaren-Teamkollegen Gerhard Berger den Sieg.
1996: Die beiden Williams Renault Teamkollegen Damon Hill und Jacques Villeneuve machen den WM-Titel unter sich aus. Der Brite führt 9 WM-Punkte vor dem Kanadier. Villeneuve steht auf dem 1. Startplatz. Auf Rang 4 fahrend verliert der Kanadier plötzlich das rechte Hinterrad und rast ins Kiesbett - Ende der WM-Träume. Für den souverän führenden Hill ist der Weg damit endgültig frei. Der Engländer siegt und ist zum ersten Mal Weltmeister.
1998: McLaren Mercedes Pilot Mika Häkkinen führt mit 4 Punkten vor Ferrari-Star Michael Schumacher. Der Deutsche würgt beim Start den Motor ab und wird von der Pole Position auf den letzten Platz versetzt. An 3. Stelle liegend scheidet Schumacher schließlich aus. Häkkinen gewinnt und ist zum 1. Mal Weltmeister.
1999: Wieder fällt die Entscheidung in Suzuka. Diesmal führt Ferrari-Pilot Eddie Irvine mit 4 Punkten vor Mika Häkkinen im McLaren (70:66). Der Finne gewinnt jedoch und ist zum zweiten Mal Weltmeister.
2000: Michael Schumacher hat in Suzuka seinen ersten Matchball zum Titelgewinn, der Kerpener führt in der Gesamtwertung mit 88:80 Punkten vor Weltmeister Mika Häkkinen. Schumacher gewinnt in Japan vor Häkkinen und steht vor dem Saisonfinale 2 Wochen später in Malaysia als Weltmeister fest. Der Deutsche beendet beim vorletzten Saisonlauf auch die längste Durststrecke von Ferrari und beschert der Scuderia die erste Fahrerkrone seit dem Südafrikaner Jody Scheckter 1979.
2003: Michael Schumacher fehlt nur noch ein einziger WM-Punkt zu seinem sechsten Titelgewinn. Der Ferrari-Star belegt den dafür erforderlichen 8. Platz. Sein einziger Rivale Kimi Räikkönen fährt im McLaren Mercedes als 2. hinter Schumachers Teamkollege Rubens Barrichello aus Brasilien ins Ziel. Der Finne hätte das Saisonfinale in Suzuka gewinnen und dann hoffen müssen, dass Michael Schumacher bestenfalls 9. wird.