Ich mach mal weiter mit Coloni:
Coloni FC187: 1987 fuhr Coloni das erste F1-WM-Rennen in Spanien, nachdem man sich zuvor erfolglos versucht hat, beim Heimrennen in Monza zu qualifizieren. Für den GP-Einstieg beauftragte Coloni den erst 25-jährigen Roberto Ori zur Konstruktion des Chassis. Ori lernte sein Handwerk zuvor bei Gianpaolo Dallara, dem Gründer der Chassisschmiede Dallara. Ins Chassis baute Coloni wenig überraschend die Basis-Zutaten, die für Privatteams erschwinglich zu erwerben waren, also einen Ford-Cosworth-Motoren und ein Getriebe von Hewland. An diesem Paket hat sich übrigens bis heute nichts geändert: Auch die drei neuen Teams verwenden heute Cosworth-Motoren und Hewland-Getriebe. Coloni überarbeitete die Getriebe von Hewland noch etwas. Die Motoren wurden von Novamotor vorbereitet und gewartet. Damit war der erste Coloni-Rennwagen fertig. Der Respekt vor der Königsklasse des Motorsports zeigte sich auch im Boliden selbst: Es war ein schlichter Rennwagen, ohne originelle Ideen, Verschnörkelungen oder Besonderheiten. Einen Blumentop konnte Coloni damit auch nicht gewinnen. Die Bilanz: 1 Qualifikation, 0 Zielankünfte.
Coloni FC188: Obschon der Coloni Ford FV187 ausbaufähig war, war der FC188 ein kaum verbessertes Auto. Lediglich im Bereich der Motorenabdeckung gab es Veränderungen, der Unterboden wurde repariert und leicht verändert. Die Bilanz: Sieben Rennen (ein achter Platz von Gabriele Tarquini beim Kanada GP als bestes Resultat), drei Zielankünfte. Ursachen der Defekte: 2 Mal Aufhängung, einmal Gaszug, einmal die Lenkung.
Coloni FC188B: Coloni wollte die Situation verbessern. Tatsächlich gelang es ihm noch 1988 neben Teammanager Frédéric Dhainaut, von AGS auch zwei Techniker abzuwerben: Designer Christian Vanderpleyn und Entwicklungsingenieur Michel Costa. Doch obschon man für das Heimrennen in Italien 1988 eine überarbeitete Version an den Start brachte, waren darin die neuen Techniker noch nicht involviert. Der Coloni Ford Cosworth FC188B zeigte vor allem ein verändertes Flügelwerk. Zum Einstand des neuen Fahrzeugs konnte sich Tarquini vor heimischem Publikum nicht qualifizieren. Ein Umstand, der sich für Coloni noch oft wiederholte. Und Coloni musste den FC188B auch noch länger einsetzen, als es dem Team lieb war: Weil 1989 erstmals zwei Fahrzeuge pro Team vorgeschrieben waren, schaffte Coloni die Fertigstellung des Fahrzeugs für 1989 nicht rechtzeitig. Bis zum USA GP fuhr Coloni mit zwei 188B, wobei der Coloni von 1987 erst noch auf den Stand gebracht werden musste. Das kostete Zeit, Kapazitäten und für das nicht in Rosen gebettete Team auch Geld. Die Bilanz: Drei Rennen, eine Zielankunft (Platz elf durch Gabriele Tarquini beim Portugal GP 1988), zwei Getriebeschäden.
Coloni C3: Die Konstruktion des Coloni C3 wurde also aus mehreren Gründen verzögert: Die neue Regel, wonach künftig zwei Chassis eingesetzt werden mussten, trug ihres dazu bei. Aber Coloni stellte sich auch eigens ein Bein: Über den Winter war lange Zeit nicht klar, welchen Motor man in den C3 bauen würde. Der italienische Geschäftsmann Ernesto Vita wollte Coloni einen neuen Motor von Franco Rocchi schmackhaft machen. Coloni sagte nein, Vita machte 1990 sein eigens Team auf, das Life-Team. Stattdessen vertraute Coloni also weiterhin auf die Ford-Cosworth-Motoren, die Heini Mader vorbereitete. Der Coloni Ford Cosworth C3 trug erstmals die Handschrift von Vanderpleyn und unterschied sich damit vom Vorgängermodell deutlich: Das Auto wirkte durch kompaktere Seitenkästen, einer spitzeren Nase, einer geschwungenen Motorenabdeckung und einer erhöhten Lufthutze wesentlich moderner. Die Bilanz: Drei Rennen, 0 Zielankünfte, zwei Getriebeschäden, ein Elektrikschaden.
Coloni C3B: Aufgrund der anhaltenden finanziellen Probleme verkaufte Coloni einen Großteil des Teams an den japanischen Autohersteller Subaru. Damit gab Enzo Coloni auch einen Großteil der Verantwortung in die Hände von Toshio Takaoka, aber auch auf der technischen Seite änderte sich viel: Subaru beauftragte schon Monate zuvor bei Motori Moderni den Bau eines F1-Triebwerks. Über den Winter mussten die Coloni-Techniker, nun unter Paul Burgees, den Coloni C3 an die neuen Motoren anpassen, das verhinderte den Bau eines komplett neuen Chassis. Denn die Veränderungen durch den vor allem sehr viel schwereren Motor, waren enorm: Der Antriebsstrang musste verändert werden, die Seitenkästen bedurften einer Verlängerung. Ferner kaufte man sich das Chassis von Minardi, denn die entwickelten ein eigenes Getriebe für den Subaru-Motor, als Minardi das Triebwerk 1989 getestet hat. Nach dem Großbritannien GP war die Allianz mit Subaru nach keiner einzigen Qualifikation wieder beendet!
Coloni C3C: Nachdem Subaru das Coloni-Team wieder an Enzo Coloni zurückverkauft hat, zog Subaru auch die Motoren ab. Coloni wechselte wieder zurück zu Ford-Cosworth-Motoren und nutzte das, um gleich ein paar weitere Neuerungen an den Boliden zu schrauben. Die Basis war aber noch immer ein C3, deswegen bekam er den Namen C3C. Das Modell war nicht von Erfolg gekrönt: Es schaffte nie die Quali für das Rennen!
Coloni C4: Für die Saison 1991 bekam der Coloni Ford Cosworth einen neuen Namen, tatsächlich aber war es der alte Rennwagen. Weil die finanzielle Situation im Team immer bedrohlicher wurde, hatte Coloni nur noch eine Notmannschaft hinter sich, teilweise waren die Mechaniker an einer Hand abzuzählen. Trotzdem fand Coloni eine Idee, wie man zumindest ein paar kleinere Neuerungen an den Boliden brachte: Man spannte in einem Projekt mit der Universität von Perugia zusammen, die Weiterentwicklungen wurden also von Studenten erdacht! Seit einigen Jahren gibt es auch die Formel-Student, wo Rennautos gegeneinander antreten, die von Universitäten und Fachhochschulen entwickelt werden – auch diese Serie zeigt: Die Studenten haben in diesem Bereich echt was drauf. Das Renault-Team führt deshalb auch einen Technik-Wettbewerb an Unis durch, der Sieger darf ein sechsmonatiges Praktikum im F1-Team absolviert. Doch die Studenten konnten die Performance nicht steigern, genauso wenig wie Brian Hart, der sich 1991 um das Motorentuning bei Coloni kümmerte: Das Team überstand bei keinem Rennen auch nur die Vorqualifikation. Ein unrühmliches Ende der F1-Karriere von Coloni.
Coloni C4B: Enzo Coloni verkaufte seine Chassis an den Italiener Andrea Sassetti, der für die Saison 1992 sein eigenes F1-Team gründete. Neuerungen am Auto gab es kaum welche, auch wenn sich die Studenten in Perugia wieder austoben durften. Die wichtigsten Änderungen gab es durch den Umstieg auf andere Zusatzteile: Von der Scuderia Italia kaufte man nämlich die Judd-Motoren, sowie das Getriebe und den Antriebsstrang – das alles musste in die Coloni-Renner integriert werden. Zum Südafrika GP reiste man mit dem Coloni Judd C4B an, wurde vom Automobilweltverband FIA dann aber nicht zugelassen, weil die FIA den Verkauf der Autos von Coloni an Andrea Moda nicht gelten ließ. Andrea Moda setzte danach auf Boliden, die von Simtek ein Jahr zuvor für BMW entwickelt worden waren – damit hat sich das F1-Kapitel von Coloni bis heute geschlossen.
FTS 392: Nach der F1-Laufbahn backte Coloni wieder kleinere Brötchen: Man ging zurück in die italienische Formel-3. Dieses Mal baute man aber selbst die Chassis, wieder in Zusammenarbeit mit der Uni in Perugia. Die Chassis trugen aber nicht den Namen Coloni, sondern den Namen des Sponsors, FTS, Angetrieben wurde der FTS 392 mal von einem Mugen-Honda-Motor, mal von einem Alfa-Romeo-Aggregat. Enzo Colonis Sohn Paolo Coloni fuhr damit sechs Rennen und holte immerhin einen Punkt.
FTS 923: Coloni selbst setzte zwar 1993 wieder auf Dallara-Chassis, doch die FTS-Renner wurden verkauft. Und obwohl sie in FTS 923 umbenannt wurden, waren die Veränderungen des Chassis kaum zu merken, denn Coloni hatte freilich kein Interesse mehr daran, das Auto weiterzuentwickeln. Eingesetzt wurden die von Mugen Honda angetriebenen Boliden vom Apex-Team, das Franco Fraquelli gehörte.
FTS 933: Auch 1994 kamen die Boliden in der italienischen Formel-3 noch einmal zum Einsatz: Davide Amaduzzi stellte als Privatfahrer eine kleine Mannschaft namens GPSR zusammen und wollte die FTS Mugen Honda mehrmals einsetzen, fuhr damit aber letztlich keine Rennen. 1995 griff er auf alte 392er FTS zurück, die leicht verändert wurden. Er fuhr damit tatsächlich 14 Rennen, konnte aber keine Punkte sammeln. Noch 2009 fuhr Amaduzzi, heute 37 Jahre alt, in der italienischen Formel-2000, erst 2010 entstieg er aus dem Formel-Sport und fährt jetzt GT-Supercars.
Fortuna Coloni CN1/98: 1998 machte sich Coloni wieder an die Konstruktion eines Chassis: Nachdem die spanische Formel-Renault beendet wurde, hatte Enzo Coloni die Idee, eine neue Serie in Spanien aus dem Boden zu stampfen: Die Formula-World-Series-by-Nissan war gegründet. Die Serie existiert noch heute als Formel-World-Series-by-Renault, seit 2002 werden Dallara-Chassis eingesetzt, aber von 1998 bis 2002 kamen die von Enrique Scalabroni, der auch einige F1-Boliden entworfen hat, gezeichneten Coloni-Chassis zum Einsatz, mit einem Nissan-Motor bestückt. Weil Coloni damals als einziger Hersteller Chassis lieferte, gewann Coloni damals alle Rennen und Meisterschaften. Die Meister mit Coloni-Chassis: 1998 Marc Gené (Campos), 1999 Fernando Alonso (Campos), 2000 Antonio García (Campos) und 2001 Franck Montagny (Vergani).