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Harry Schell

Das Formel 1 Forum früherer Tage...
Beitrag Montag, 18. Dezember 2006

Beiträge: 0
Wie versprochen hier eine kurze Biographie über Harry O'Reilly Schell: :wink:

Geboren in Paris am 29.Juni 1921 als Harry O’Reilly Schell, Sohn von Laury Schell – Direktor der Rennstalls Ecurie Bleu, dessen Fahrer auf Delahayes und Talbots in den 30er Jahren Rennen bestritten.
Seine Mutter starb bei einem Verkehrsunfall.
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges beschließt er, seine Rennfahrerkarriere im Rennen der „F1“ in Frankreich im Jahre 1946 auf Maserati zu Beginnen.
Im folgenden Jahr nimmt er an Rennen der F2 teil, und sein neuer Rennwagen ist ein Cisitalia D46.
Im Jahre 1948 wird er 3. in Stockholm, nach wie vor in der F2. Im folgenden Jahr fährt er Rennen in der „F1“ auf Talbot Lago und beendet die Meisterschaft.
Im daraufkommenden Jahr ensteht die F1-Weltmeisterschaft. Er fährt zum ersten Mal in einer Meisterschaft im Fürstentum am Steuer eines Cooper-JAP, den er außerdem während des Jahres in verschiedenen Rennen der F2 fahren wird. Dieser Tag endet für zahlreiche Piloten in einem massencrash, der von Giuseppe Farina verursacht wurde. Er fährt ein zweites Rennen in der Schweiz und beendet es als 8.. In Aix-les-Bains führt er vor einem Ferrari, aber muß kurz vor dem Ende des Rennens aufgeben.
Im Jahre 1951 wird er von Enrico Plate verpflichtet und fährt erneut auf Maserati und wird 4. bei einer Rennen außerhalb der Meisterschaft in San Remo. Er fährt zwei Rennen der Meisterschaft, ohne Erfolg. Schließlich in der F2 bei seinem einzigen Rennen der Saison, auf HWM in Neapel beendet er als Zweiter.
Im Jahre 1952 nach einem 4. Platz in einem Rennen (das ich nicht genauer kenne), geht er zu Gordini und beendet ein Rennen in Cadours als Zweiter.
Im Jahre 1953 kann er schließlich seine erste ganze Saison am Steuer des Modells T16 fahren, aber er schafft es dennoch nicht, in die Punkte zufahren. Andererseits klettert er immer öfter auf dem Podest bei weniger wichtiger Rennen in Frankreich, er wird 3. in Pau und in Cadours wird er Zweiter.
Im Jahre 1954 beschließt er, einen privaten Maserati zu fahren. bei Rennen außerhalb der Meisterschaft beendet er das Rennen in Buenos Aires als 4., in Rom wird er Zweiter und Dritter in Pescara. Er führt beim letzten Rennen der Saison in Spanien, bevor er durch Fangio auf Mercedes überholt wird, und wegen eines Antriebsschaden aufgeben muss.
Im Jahre 1955 steuert er einen Maserati und einen Ferrari, bevor er bei Vanwall überkommt, wo er zwei britische Rennen – außerhalb der WM - Redex Trophy und Avon Trophy gewinnt.
Im Jahre 1956, nachdem er die 1000 km Nürburgring auf Maserati gewonnen hat, kann er schließlich seine ersten Punkte in der Formel 1 - Meisterschaft erringen, 4. in Belgien. Ein guter rennbeginn in frankreich endet in einen Motorschaden. Am Ende der Saison wird er offizieller Pilot von Maserati, und mit einem 250F gewinnt er den GP von Caen.
Am Steuer eines wettbewerbsfähigen Wagens erringt Harry einen zweiten Platz im, nicht zur WM gehörenden, GP von Pau einen Zweiten Platz. In der Meisterschaft wird er 4. in Argentinien, 5. in Frankreich und erringt sein erstes Podest auf dem langen Kurs von Pescara, bevor er erneut in den Punkten in Monza landet.
Im Jahre 1958 geht er zu B.R.M., er klassifiziert sich des öfteren in den Punkten (5. in Belgien; GB; Monaco; 2. Platz in NL), und wird am Ende der Saison 5. der Meisterschaft.
Im Jahre 1959 verläuft die Saison weniger gut, obwohl er 4. in Großbritannien und 5. in Portugal wird. Er fährt für einen beim Saisonfinale und beim Saisonstart 1960.
Am 13. Mai 1960, Harry Schell bestreitet das training zur International Trophy inn Silverstone. Die Straße ist naß, und ein Abflug wird sich für den amerikanischen Piloten als verhängnisvoll erweisen.
Er wurde nur 38 Jahre alt.

Er fuhr 56 GP in der Formel 1 in 11 Saisons.
Bei 33 fiel er aus.
Er hatte 28 Teamkollegen bei 7 Teams.
Er errang 2 Podestplätze und holte 32 WM-Punkte.
Mit 4 sechsten Plätzen fuhr er nur knapp an den Punkten vorbei.
Sein bestes Qualifying – Resultat war ein Zweiter und 3 Dritte Plätze.

Beitrag Montag, 18. Dezember 2006

Beiträge: 45703
Vielen Dank! Muss mir das alles nochmal durchlesen, hab leider keine Zeit mehr, aber da hab ich ja schon eine Lektüre für heute Abend!

Beitrag Mittwoch, 20. Dezember 2006

Beiträge: 226
Laurie Schell, der Vater, nicht die Mutter, verunglückte im Herbst 39 bei einem Verkehrsunfall tödlich. Lucy Schell führte den Rennstall weiter. So meldete sie noch für die Mille Miglia 1940 Luigi Chinetti/Piero Taruffi auf Delahaye zur Mille Miglia an. Das Team fiel aus, Chinetti sprach sogar von Sabotage durch die Faschisten. Noch vor dem einmarsch deutscher Truppen hatte sich die Ecurie Schell auf den Weg in die USA gemacht um am Indy 500 teilzunehem. Als Fahrer sollten Rene Dreyfus, der von der Armee freigestellt wurde und Rene LeBegué verpflichtet. Gefahren wurde mit zwei Maserati 8CLT. Dreyfus konnte seinen Wagen nicht qualifizieren, und wechselte sich mit LeBegué ab. gemeinsam belegten sie den 10. Platz.
Nach dem Krieg fuhr Harry Schell dann die Wagen der Ecurie Schell, unter anderem auch den Offset Lago Talbot mit dem er 1949 der Preis des Saarlandes gewann.
Den Cooper fuhr zu beginn der 50ziger Jahre auch sein Bruder Philippe teilweise setzten sie gemeinsam einen zweiten Wagen ein.
Schell ist auch Wegbereiter der beiden englischen Teams Vanwall und BRM in der F1. 1955 und 56 ist er regelmäßiger Pilot bei Vanwell und der erste Pilot der mit Vanwell ein F1 Rennen (Redex Trophy, Snetterton 13.8.55) gewinnt, zwar keinen GP aber immerhin gegen Moss und Salvadori die beide auf Maserati 250 F am Start waren.
Für BRM bildete er mit Jean Behra 1958 das Werksteam.

Beitrag Mittwoch, 20. Dezember 2006

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Danke für dioe weiteren Informationen. :wink:

Beitrag Mittwoch, 20. Dezember 2006

Beiträge: 8060
Ippe hat geschrieben:
Für BRM bildete er mit Jean Behra 1958 das Werksteam.

Schell und Behra sollen nicht unbedingt Freunde gewesen sein. Behra kam mit dem englischen Team (obwohl er der deutlich schnellere Pilot war) nicht so gut zurecht wie Schell und schnitt nicht sehr gut ab. Er jammerte oft herum dass man Schell bevorzuge. Ich weiss jetzt nicht ob es (wie so oft) handgreiflich wurde - aber auszuschließen wäre es nicht...

Beitrag Mittwoch, 20. Dezember 2006

Beiträge: 8060
@Ippe; übrigens - stark Dein Wissen über den doch recht unbekannten Harry Schell (das erspart mir - beinahe - meine Kommentare...) :D)

Beitrag Mittwoch, 20. Dezember 2006

Beiträge: 226
Harry Schell war gefürchtet für seine Scherze und Streiche. Hier ist er allerdings selbst das Opfer
Bild
Foto by Bernhard Cahier

Beitrag Mittwoch, 20. Dezember 2006

Beiträge: 8060
Ja, Harry Schell war (das soll nicht abwertend sein) noch einer aus der alten Zeit... :lol: :lol:

Zum Behra/Schell-Konflikt noch mal: In irgendeinem Rennen (Spa?) kam es zum Eklat zwischen Behra und Schell - wobei ich eher glaube dass es zwischen den beiden ein Problem des Charakters war. @Ippe; vielleicht kannst Du mir auf die Sprünge helfen.

Beitrag Mittwoch, 20. Dezember 2006

Beiträge: 226
Das müsste beim Französichen GP gewesen sein Reims 58. Behra wollte kurz vor ende des Trainings den Wagen von Schll, der der und auch Team-Direktor/Konstrukteur Berthon nicht hergeen wollte. Behra hat dann die ganze Nacht rumargumentiert und mit Startverzicht gedroht. Am nächstem Morgen bat Berthon Schell auf den Wagen zu verzichten. Schell akzeptierte, beschwerte sich aber per Brief bei Mr.Owen !

Beitrag Mittwoch, 20. Dezember 2006

Beiträge: 8060
Ja, an diesen Brief erinnere ich mich - das stand mal bei TNF.

Apropos Behra: Der war aber auch wirklich zum Schießen! Ich erinnere mich an folgende Story (wahrscheinlich auch von Berthon): Behra und seine Frau (oder Lebensgefährtln) hatten einen Hund, den sie überall mit nahmen. In Monza 1958 ließen sie ihn mit Futter und Wasser in ihrem offenen Wagen - und als Behra zurück kam war der Hund weg! Er war außer sich. Lautsprechermeldungen führten zu keinem Erfolg - alle Wagen wurden beim Verlassen der Rennstrecke vergebens durchsucht. Schließlich ließ er über Radio und Fernsehen ein SOS vorlesen - und wie durch ein Wunder wurde der Hund am selben Abend bei der Polizei abgegeben. Erst dann war es wieder möglich mit Behra zu reden. Wahrscheinlich hätte er ohne den Hund am nächsten Tag überhaupt nicht fahren können! Er war ein netter Kerl, aber furchtbar emotionell...


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