Hier also eine kurze, (vielleicht etwas) technische Zusammenfassung des legendären Novi - mit einigen (hoffentlich eindrucksvollen) Bildern unterlegt. Aber Einstieg in die langen und bunten Indy-Geschichte, die bei jedem Rennen reichlich Stoff für Jahrbücher und ganze Romane liefert, eignet sich vielleicht wirklich am besten das Novi-Kapitel. Freilich interessieren uns hier weder Frontantrieb (das zu Beginntypisch für den Novi war) noch die späteren Vierrad-Ferguson (wie z.B. in meinem letzten Bild von Greg Welds '66er Novi), sondern allein der super-starke Motor, den Novi, ein Teilelieferant für Ford, 1940 in Auftrag gab - bei Fred Offenhauser und Leo Goossen. Der 3-l-Kompressor-V-8 leistete auf Anhieb 450 PS bei 8000 U/min, und zwar mit 2 atü Ladedruck und 6,2 facher Verdichtung. Unter vier obenliegenden Nockenwellen bildeten die Ventile, über 80-mm-Bohrungen 38 und 36,5 mm groß, einen Winkel von 84 Grad. Die mit 180 Grad-Kröpfungen gestaltete (flache) Kurbelwelle lief in drei 60-mm-Hauptlagern, während die Lager der runden, ausgebohrten Pleuel 59 mm maßen. Nach vielen verschiedenen Defekten verminderte Novi 1950 in eigener Regie den Hub auf 72 mm, wobei die Bohrungen auf 81 mm und die Einlaßventile auf 41,3 mm wuchsen. Außerdem erhielten die Pleuel das übliche Doppel-T-Profil. Mit einem neuen Flugmotorenvergaser und der Verdichtung 9:1 stellten sich 550 PS bei 7800 U/min ein. Das Schleudergebläse erzeugte mit einem 25 cm großen Laufrad und (wiederum) 5,3 facher Kurbelwellendrehzahl Luftgeschwindigkeiten bis zu 1,7 Mach - über ein Drittel mehr als die Zentrifuge des zeitgenössischen BRM-16-Zylinders. Aber die Motoren, allezeit die stärksten und schnellsten, blieben anfällig gegen Schäden am Gebläseantrieb und anderen Organen. Für die '57er Formel verkürzte man den Kolbenhub auf 66,7mm, wonach die Drehzahl auf 8200 U/min kletterte. Eine Doppelzündung mit dem für den Mercedes-Benz entwickelten Bosch-Magneten brachte keine höhere Spitze, aber eine bessere Drehmomentkurve und Zündkerzen-Haltbarkeit. Zwei Jahre später funktionierte die Hilborn-Einspritzung auf dem Prüfstand einwandfrei, verursachte jedoch bei Probefahrten fatale Explosionen im Einlaßsystem und Gebläse. Dies verhinderten 1960 ein neuer Flugmotoren-Einspritzvergaser, aber auf Kosten durchgebrannter Kolbenböden und gebrochener Ringe. Offenbar war das Maß der Enttäuschungen nach 20 Jahre voll, denn der Novi-Besitzer Lew Weich verkaufte beide Wagen mit allem Zubehör an einen Mitinhaber der Kompressorenfabrik Paxton - Andy Granatelli mit Namen, der gleichzeitig die (damals zum Studebaker-Konzern zählende) Chemieproduktion STP leitete. Die erneut überarbeiteten Motoren entfalteten binnen zwei Jahren über 750 PS, u.a. mit Schlepphebeln statt Stößeln und auf fast 210 kg abgemagert. Das reichte 1964 einmal mehr für die schnellste Qualifikation, aber im Rennen geriet der Wagen kurz nach dem Start in eine Massenkarambolage - und schied auch 1965, mit dem bekannten Bobby Unser am Steuer, infolge hohem Ölveriust aus. Er leistete weit über 800 PS bei 9600 U/min -vermutlich 100 zuviel; denn 1966 teilten sich 24 Ford- und 9 Offenhauser-Motoren die Startplätze vor dem übriggebliebenen meterbreiten Ziegelsteinstreifen, der die Ziellinie des Speedway markiert.
Hier noch ein paar Bilder.
Der Ur-Novi - gefahren von Palph Hepburn 1941.
Der superstarke Novi forderte auch seineOpfer. Veteran & Novi-Profi Hepburn musste z.B. 1948 dran glauben.
1953 war es Chet Miller, der im Novi zu Tode kam.
Der Novi gegen Ende seiner Karriere 1964/1965: saustark, eindrucksvoll, spektakulär - aber ohne eche Chance, weil einfach zuanfällig