Michele Alboreto
Seine Leidenschaft trieb Michele Alboreto in den Tod. 2001 bei Testfahrten im Audi-Sportwagen erlitt der 44-Jährige einen Reifenschaden, der Wagen brach aus, hob ab, überschlug sich mehrmals. Alboreto verstarb noch an der Unfallstelle.
Dabei war er nur noch bei Sportwagen-Rennen aktiv, um seine Karriere ausklingen zu lassen. Sie hatte in den 70er Jahren in der Formel-Monza begonnen. Ganz klein, als Bastler. Denn gemeinsam mit Freunden wie dem ehemaligen F2-Fahrer Giovanni Scalvati baute Alboreto den Rennwagen selbst, den CRM. Vorbilder hatte Alboreto etwa in Ronnie Peterson, an dessen Helmdesign jenes von Alboreto angelehnt ist. Zu seinen Freunden zählten viele, denn der Italiener galt stets als sympathisch und beliebt. Einer der engsten Freunde war ein Konkurrent auf der Strecke: Elio de Angelis.
Alboreto, dessen Mutter aus Libyen stammt, stieg von der Formel-Monza in die Formel-3 auf. 1980 holte er sich in einem March Toyota von Euroracing, das später mit Alfa Romeo und Walter Brun in die Formel-1 aufstieg, den Europameister-Titel. Parallel dazu fuhr er auch erste Sportwagenrennen für Lancia, darunter auch beim 24-Stundenrennen von Le Mans.
1981 stieg Alboreto in die Formel-2 auf, steuerte einen Minardi BMW und gewann den Lauf in Misano. Es war der einzige des Minardi-Teams, erst als Minardi in die Formel-1 aufstieg und an Red Bull verkauft wurde, gab es einen Nachfolger: Sebastian Vettel 2008 in Monza.
Formel-2 und Sportwagen, das war aber noch nicht das ganze Programm für Alboreto in der Saison 1981: Denn er kam beim Imola GP auch zum F1-Debüt. Ken Tyrrell, der in Sachen Talentspäher ein gutes Händchen hatte, holte Alboreto anstelle des weniger überzeugenden Ricardo Zunino ins Tyrrell-Team. Und Alboreto war für den Rennstall ein historischer Fahrer, denn als er 1983 in Detroit gewonnen hat, war das der letzte Sieg für das Tyrrell-Team. Erst als Tyrrell verkauft wurde, gab es wieder Siege (den nächsten durch Jenson Button 2006 in Budapest im Honda).
Den ersten Sieg holte sich Alboreto schon im Jahr zuvor in Las Vegas auf dem Parkplatz-Kurs vor dem berühmten Casino Cesars Palace. Die starken Leistungen von Alboreto machten den Italiener auch für Topteams interessant. Für Williams testete er zwar, aber nicht wirklich für das Williams-Team, sondern in einem von Count Vittorio Zanon gekauften Williams Ford. Dessen Cousin Gughi Zanon hatte eine ordentliche Rennwagensammlung und unterstützte viele Rennfahrer, darunter etwa die Rennlady Lella Lombardi.
Alboreto kam dafür in ein anderes Topteam: Ferrari. Bis 1988 blieb er im Traditionsteam, mit dem sich alle F1 interessierte Italiener irgendwie identifizieren. Von 1984 bis 1988 fuhr Alboreto so viele Rennen für Ferrari wie keiner zuvor. Erst Gerhard Berger ein paar Jahre später brach den Rekord. Alboreto war außerdem der erste Italiener bei Ferrari seit Arturo Merzario 1973. Und auch der erste seit Ludovico Scarfiotti (Italien GP 1966), der für Ferrari einen Grand Prix gewann (Belgien 1984). Alboreto hätte auch schon früher zu Ferrari kommen können, denn nach dem Tod von Gilles Villeneuve 1982 in Belgien galt er als einer der Ersatzkandidaten.
Die Tifosi, wie die italienischen Fans genannt werden, steckten natürlich viele Erwartungen in Alboreto. Je nach Erfolg und Niederlage ging Alboreto durch ein Wechselbad der Gefühle. Den Titel holte er nicht nach Italien, 1985 unterlag er als Vizemeister aber nur McLaren-Pilot Alain Prost.
Mit Ferrari auf dem Gipfel der Karriere angelangt, ging es danach in einem Rausch der Geschwindigkeit nach ganz unten. Für 1989 war Alboreto bei Williams im Gespräch, wo er noch einmal vorne hätte mitfahren können. Aber der Deal scheiterte genauso wie ein Wechsel zu Benetton. Damit musste sich Alboreto mit mittelprächtigen Teams wie Tyrrell, Larrousse, Arrows, Scuderia Italia und Minardi herumschlagen. 1990 beendete er die Saison für Arrows auf Rang 30 der Fahrerwertung! Bei Larrousse hatte er zuvor erstmals die Vorqualifikation verpasst, musste also schon am Freitag abdampfen – denn allen, die sich nicht qualifiziert haben, wurden sogar die Akkreditierungen entzogen, sie kamen also nicht einmal ins Fahrerlager!
Hoffnungen machte man sich 1991 bei Arrows, als ein Vertrag mit Porsche unterzeichnet wurde. Aber die Hoffnungen zerschlugen sich schnell: Der Motor war zu schwer, Alboreto mit dem Footwork Porsche einfach zu langsam. Nach der Saison 1994, die er für Minardi bestritt nachdem er zuvor auch für das spätere Weltmeisterteam Benetton im Gespräch war, hörte er mit einer Bilanz von fünf Siegen aus 194 WM-Rennen mit der Formel-1 auf.
Alboreto fuhr danach DTM und IndyCar, wollte bei den Sportwagen seine Karriere ausklingen lassen. Er kehrte auf die Siegesstraße zurück: Gemeinsam mit seinem ehemaligen Ferrari- und Footwork-Teamkollegen Stefan Johansson, sowie mit Le-Mans-Rekordsieger Tom Kristensen gewann Alboreto 1997 im Joest Porsche das 24-Stundenrennen von Le Mans. Vier Jahre später verstarb er dem Unfalltod.