MichaelZ hat geschrieben:
Nigel Mansell (GBR)
Wäre Nigel Mansell kein Rennfahrer geworden, hätte er es als Schauspieler versuchen sollen. Seine theatralischen Auftritte gehörten zu ihm genauso wie sein unverwechselbarer Schnauzbart. Was inszeniert war und was nicht, wer weiß das schon so genau und vor allem: Wen interessiert es denn überhaupt? Nigel Mansell wäre nicht Nigel Mansell, wenn es die nicht gegeben hätte.
Von welchen Inszenierungen reden wir denn zum Beispiel? In Dallas 1984 ging ihm kurz vor Rennende der Sprit aus, der heute 61-Jährige sprang aus dem Wagen und schob ihn über die Ziellinie. Kurz darauf brach er zusammen. Oder 1987 in Belgien, als er mit Ayrton Senna kollidierte und hinterher ein Handgemenge mit dem Brasilianer startete.
Seine F1-Karriere begann schon abenteuerlich. Oder sagen wir eher, es endete schmerzhaft, nämlich mit einem verbrannten Hintern. Beim Österreich-GP 1980 gab ihm Lotus-Teamchef Colin Chapman eine Chance, nachdem ihm sein Kampfgeist in der Formel-3 aufgefallen ist. Nur riss ein Benzinschlauch und tränkte das Cockpit mit Benzin. Hinterher hatte Mansell Verbrennungen zweiten und dritten Grades am Hintern.
Aber erzählen wir dazu noch die Vorgeschichte, denn auch die hatte es in sich. Um überhaupt in die Formel-3 zu kommen, mussten Nigel und seine Frau Rosanne ihr Haus verkaufen. Mansell kam aus einer Arbeiterfamilie, sein Aufstieg in die Königsklasse des Rennsports war nicht einfach, vor allem finanziell. Dass er es geschafft hat gepaart mit seinem risikobereiten Einsatzwillen im Zweikampf brachte Mansell später den Spitznamen „Löwe“ ein.
Dass Frau Rosanne das ganze Spiel mitspielte, zeigte wie sehr sie ihn liebte. Liebenswert war er auf jeden Fall. Und was bekam sie als Dank? 1987 im teaminternen Zweikampf der beiden Williams-Fahrer Nigel Mansell und Nelson Piquet polterte Piquet öffentlich über die Optik von Rosanne. Weil Mansell sich im Japan-Quali verletzte und die letzten beiden Rennen auslassen musste, konnte er Piquet nicht mal die Retourkutsche verpassen in Form des WM-Titels. Bis dato sah es nämlich sehr gut aus, Mansell gewann sechs, Piquet nur drei Rennen.
Schon 1986 verlor Mansell den Titel, dieses Mal sogar erst im Finale, durch einen Reifenschaden. Er war schon 39 Jahre alt, hatte eigentlich schon seinen Rücktritt verkündet, als es 1992 doch nochmal mit dem WM-Titel klappte. Und wie! Neun Saisonsiege, 14 Pole-Positions – Mansell dominierte die Saison nach Belieben und setzte bis dato nicht gekannte Rekordmarken.
Aber mal chronologisch der Reihe nach: In den ersten Jahren sah Mansell gar nicht so überzeugend aus. Bei Lotus hatte er gegen Elio de Angelis in drei von vier gemeinsamen, vollen Jahren das Nachsehen, zum Teil recht deutlich. Das Lotus-Duell, es wurde von Sportdirektor Peter Warr noch weiter angeheizt und die Fahrer gegeneinander aufgestachelt. 1985 kam der Wechsel zum Williams-Team, die zwei verpatzten WM-Jahre und das schlechte Abschneiden 1988 ließen ihn zu Ferrari flüchten. 1990 war er dort jedoch neben Alain Prost nur noch die zweite Geige, Mansell erklärte seinen Rücktritt, aber Williams überzeugte ihm zur Rückkehr in die Mannschaft. Dort platzte endlich der Knoten.
Nach dem WM-Titel waren die Gehaltsforderungen offenbar zu hoch, außerdem war Mansell der Gedanke, bei Williams neben Prost fahren zu müssen, nicht geheuer. Es kam zu keiner Vertragsverlängerung und als amtierender Champion wechselte er in die IndyCar-Meisterschaft zu Newman Haas. Es war wohl die erfolgreichste Zeit des amerikanischen F1-Pendants, das in den Augen einiger Fans schon die bessere Alternative zur Formel-1 war. Mansell mischte Amerika auch so richtig auf, gewann gleich das Debütrennen im australischen Surfers Paradise und wurde am Ende auch Meister.
1994 kam die Rückkehr in die Formel-1, zumindest für vier Rennen bei Williams als Ersatz für den tödlich verunglückten Starfahrer Ayrton Senna. Wie es zum Comeback kam, wurde nie so wirklich offiziell. Drahtzieher war wohl F1-Zampano Bernie Ecclestone, der seine Stars gerne wieder zurück aus der IndyCar haben wollte. Mansells IndyCar-Teamchef Carl Haas verkaufte wohl seinen Vertrag an Williams, ohne dem Wissen von Mansell – laut eigenen Mansell-Angaben zumindest. Das F1-Saisonfinale in Adelaide gewann er jedenfalls.
1995 kam der Wechsel zu McLaren, aber dort war das Cockpit zu eng für Mansell. Er musste die ersten zwei Rennen noch aussetzen, dann fuhr er zwei eher dürftige Grand Prix und McLaren trennte sich von ihm. 1996 war er noch Jordan-Testfahrer, dann aber war seine F1-Karriere beendet. Die Bilanz: 187 Rennen, 31 Siege, 32 Pole-Positions, 30 Schnellste Rennrunden und 480 WM-Punkte. Seine 31 GP-Siege wurden erst 2014 beim USA-GP von Lewis Hamilton übertroffen, bis dato war Mansell der erfolgreichste britische F1-Fahrer nach Siegen.
Gemeinsam mit seinen beiden Söhnen Greg und Leo Mansell bestritt er das 24-Stundenrennen von Le Mans, schied aber schon sehr früh im Rennen nach einem Crash aus in Folge eines Reifenschadens aus.
Zu Inszenierungen fällt mir bei Nigel auch der GP Monaco 1992 ein. In der unglaublich dramatischen Schlussphase lieferte er sich ein Rad-an-Rad Duell mit Senna, kam aber nicht vorbei.
Bei der Siegerehrung liess er sich von einem Mechaniker stützen und gab sich völlig ausgepumpt, das wirkte aber sehr gestellt.
Er hat im übrigen ja immer wieder betont, nie offiziell zurückgetreten zu sein.