Gérard Larrousse (FRA)
Würde man nur auf die Statistik schauen, ist eigentlich alles schnell erzählt: 1974 bestritt er mit einem Brabham-Ford-Cosworth den Großen Preis von Belgien, schied dabei aber aus. In Frankreich versuchte er das noch einmal, scheiterte dabei aber schon an der Qualifikation. Doch hinter diesen Fakten und hinter diesem Namen steckt eine Galionsfigur des französischen Motorsports.
Fahrerisch hatte Larrousse das Talent für eine bessere F1-Statisik: Zu dem Zeitpunkt war er nämlich gerade am Zenit seiner Karriere, gewann gemeinsam mit Henri Pescarolo 1973 und '74 auf einem Matra das 24-Stundenrennen von Le Mans. Zuvor gewann er bereits große Rennen als Porsche-Werksfahrer. Auch bei Ford stand er unter Vertrag, für Tourenwagen-Fahrer. Er war ein absoluter Allrounder: Seine ersten Rennen mit einem Renault fuhr er bei nationalen Rallyes.
Noch beeindruckender sind die Errungenschaften des heute 75-Jährigen auf der anderen Seite der Boxenmauer. 1975 stampfte er seinen eigenen F2-Rennstall aus dem Boden, mit dem Jean-Pierre Jabouille 1976 den Titel holte. Sein Team fungierte 1977 als Basis für das Renault-Werksteam in der Formel-1. Larrousse wurde Sportchef für die Franzosen. Unter seiner Regie gewann Renault 1978 das 24-Stundenrennen von Le Mans mit Didier Pironi und Jean-Pierre Jaussaud und 1981 die Rallye-Monte Carlo mit Jean Rignotti. In der Formel-1 machte sich Renault als Turbo-Pionier einen Namen und gewann bis 1985 insgesamt 15 Grand Prix, Alain Prost scheiterte 1982 nur knapp am Gewinn der Weltmeisterschaft.
Weil der Durchbruch in der Formel-1 ausblieb, gingen Renault und Larrousse bald getrennte Wege. Er heuerte stattdessen als Sportchef bei Ligier an. Nach einem Jahr überwarf er sich mit Teambesitzer Guy Ligier und Larrousse gründete sein eigenes F1-Team. Das Larrousse-Team fuhr von 1987 bis '94 in der Formel-1. 1990 wurde man WM-Sechster und kletterte mit Aguri Suzuki beim Japan-GP auf das Treppchen. Damals spannte Larrousse mit Lamborghini zusammen. Die Geschichte des Larrousse-Teams ist geprägt von zwielichtigen Teilhabern: Larrousses ursprünglicher Partner war Didier Calmes, ein ehemaliger Amateur-Rennfahrer, der 1989 aber seine Frau erschoss und dann vergeblich versuchte, sich das Leben zu nehmen. 1992 dockte Rainer Walldorf an, der eigentlich Klaus Walz hieß und wegen Vierfach-Mord in vielen Ländern gesucht wurde. Auch der Verkauf von 65% der Teamanteile an den Sportwagenhersteller Venturi, der aktuell auch ein Formel-E-Team einsetzt, brachte nicht den Erfolg, weil diese Zusammenarbeit schon nach einem Jahr wieder änderte. Ex-F1-Pilot Patrick Tambay kaufte sich 1994 ins Team ein, konnte den finanziellen Ruin aber auch nicht mehr abwenden. Nachdem eine Fusion mit dem DAMS-Team scheiterte, sperrte Larrousse Ende 1994 zu.
Larrousse fuhr danach selber wieder Rennen, wurde 2000 nochmal französischer GT-Meister in einem Porsche. Noch 2014 war er bei historischen Rennen am Start.