Alan Jones (AUS)
Wer genau hinschaut, die sieht heute noch das Strahlen in den Augen von Frank Williams, wenn von Alan Jones die Rede ist. Irgendwie auch nachvollziehbar, immerhin war er 1980 der erste Fahrer, der für das Traditionsteam den WM-Titel an Land ziehen konnte. Und mit Jones erlebte Williams auch die Wende, denn als der Australier 1978 bei Williams andockte, lebte Frank und sein Team noch von Hand in den Mund. Bis dahin waren Gläubiger Stammgäste und so einige Freunde, Familienangehörige und Konkurrenten mussten Frank ein ums andere Mal aus der Patsche helfen. 1978 dann die Wende: Arabische Geldgeber sorgten dafür, dass man sich finanziell keine Sorgen mehr machen musste – und statt dem Kampf ums Überleben folgte bald der Fight um Siege.
Als Jones 1978 zu Williams ging, war das für ihn nur eine Notlösung. Eigentlich wollte er zu Ferrari – und seine Leistungen hätten diesen Schritt auch gerechtfertigt. Doch Ferrari entschied sich in letzter Sekunde doch für Gilles Villeneuve und gab Jones einen Korb – von der Enttäuschung erholte er sich nie wieder und Ferrari-Angebote in den folgenden Jahren schlug er ein ums andere Mal in den Wind.
Alan Jones wurde das Rennfahrergen in die Wiege gelegt. Sein Vater Stan Jones fuhr in Australien F1-Rennen, denn damals gab es auch eine eigene F1-Meisterschaft. Mit dem Maserati 250F, der auch in der F1-WM oft eingesetzt wurde, gewann Jones Senior 1959 den Australien-GP und 1958 die australische F1-Meisterschaft. Von BRM und Ferrari bekam Jones auch das Angebot, nach Europa zu kommen, das er aber ablehnte. Stattdessen führte er auch seinen Sohn Alan Jones an den Rennsport heran.
Nebenbei hatte Stan Jones einen Holden-Handel. Von der australischen Rezession war auch er betroffen: Er ging pleite, was den Aufstieg für Alan Jones erschwerte. Auch damals brauchte man schon Geld, um Rennsport betreiben zu können. Jones kam trotzdem nach Europa und brachte es 1975 bei Hesketh auch in die Formel-1. Noch im selben Jahr wechselte er als Ersatz des verunglückten Rolf Elastomeren ins Hill-Team. 1976 nahm ihn Surtees unter die Fittiche. Für Aufregung sorgte das Team damals, weil es mit Durex einen Kondomhersteller als Sponsor hatte für die andere Art von Verkehrssicherheit prominent auf den F1-Boliden warb – damals noch ein No-Go! Jones konnte aber auch mit seinem Talent aufhorchen und doch trennte sich Surtees am Ende von Jones, weil man mit den Auftritten in der US-amerikanischen Formel-5000, die Jones für Theodore bestritt, nicht einverstanden war.
Aber Theodore-Chef Teddy Yip war ein großer Mäzen. Er wollte Jones 1977 auch in sein F1-Team Ensign holen, aber Jones bevorzugte Shadow – und die Rechnung ging auf. In Österreich siegte er erstmals bei einem F1-Lauf – und schon nahm er Verhandlungen mit Ferrari auf. Es begann der Aufstieg mit Williams, der aber 1981 im freien Fall endete. Carlos Reutemann war bei Williams die Nummer zwei, gab sich damit aber nicht zufrieden. Eine erbitterte Rivalität zwischen den beiden Stallgefährten sorgte dafür, dass Nelson Piquet Weltmeister wurde und Jones die Lust an der Rennerei verlor.
1983 das F1-Comeback: Er testete mit McLaren und war auch als Fahrer im Gespräch. Doch McLaren entschied sich gegen Jones und warum, das wurde dann in Long Beach deutlich, als er einen einmaligen Auftritt im Arrows-Ford hatte. Zwar qualifizierte er sich auf einem ordentlichen zwölften Startplatz, aber im Rennen musste er erschöpft vorzeitig die Segel streichen. Ein zweites F1-Comeback gab es 1985 für zwei Haare im neuen Haas-Team. Zur Vorbereitung absolvierte er auch ein IndyCar-Rennen für das Haas-Team, das er auf Platz drei beendete. Die Kontakte zu Haas waren alt: 1978 gewann Jones für Carl Haas die CanAm-Meisterschaft. Jones war auch Sportwagenpilot, 1984 fuhr er in einem Kremer Porsche gemeinsam mit Vern Schuppan und Jean-Pierre Jarier auf Rang sechs beim 24-Stundenrennen von Le Mans.
Das F1-Projekt Haas war nicht besonders erfolgreich. Nachdem er 1986 sein letztes von 116 WM-Rennen (zwölf Siege, sechs Pole-Positions, 13 Schnellste Rennrunden und 206 Punkte) bestritt, ging er zurück nach Amerika, fuhr dort Tourenwagenrennen. 1993 wurde er australischer Vizemeister, 2002 fuhr er sein letztes Rennen. Dazwischen hatte er auch einen eigenen Rennstall in der Rennserie und ab 2005 leitete er das australische A1GP-Team. Einer der Fahrer der PS starken Formel-Rennwagen war dabei sein Adoptivsohn Christian Jones, der inzwischen aber auch keine Rennen mehr fährt. Den größten Erfolg des A1GP-Teams Australien erzielte Will Power in Brands Hatch 2005 mit dem zweiten Platz. Im selben Jahr wurde auch die GP-Masters-Serie für Ex-F1-Rennwagen auf Kiel gelegt. Wegen Nackenproblemen sagte Jones, heute 69 Jahre alt, seine Teilnahme aber ab. Inoffiziell hatte er einfach nicht mehr die Fitness dafür.