Damon Hill (GBR)
Mit dem Tod von Graham Hill (ein Flugzeugabsturz) beginnt die Geschichte von Damon Hill. Trotz seiner zwei WM-Titel hinterließ Hill seiner Familie einen Berg von Schulden, unter anderem weil die Maschine, mit der er abstürzte, nicht versichert war. Damon Hill musste daher als Motorrad-Kurier arbeiten – und hier entdeckte er sein Benzin im Blut, seine Rennsportgene, die er von Vater Graham geerbt hat.
1981 begann er seine Karriere konsequenterweise mit dem Motorrad, erst Mitte der 80er Jahre stieg er auch in den Formel-Sport um. Als Hill 1992 in die Formel-1 kam, war er schon über 30 Jahre alt! Deswegen umfasste seine GP-Karriere auch nur acht Jahre, oder anders ausgedrückt: 115 WM-Rennen, wovon er 22 gewann und 20 vom ersten Startplatz begann. Außerdem drehte er 19 Mal die Schnellste Rennrunde und sammelte 360 Punkte.
Aber wie sind diese Zahlen zu bewerten? Das sorgt noch heute in Motorsport-Foren für große Diskussionen. Anders gefragt: Wie gut war Damon Hill wirklich? Bei Williams hatte er das beste Auto zur Verfügung. Noch heute sind sich viele Experten sicher: Hätte Ayrton Senna den Imola-GP überlebt, er hätte im Williams Renault den WM-Titel eingefahren. Hill verlor den Titel gegen Benetton-Pilot Michael Schumacher – allerdings durch einen sehr zweifelhaften Rennverlauf.
Schumacher machte im Eifer des Gefechts einen Fahrfehler und touchierte die Mauer. Er fuhr zwar noch weiter, das Rennen hatte er aber eigentlich schon verloren. Als Hill heranstürmte, sah er Schumacher vor sich, stach ins Loch – und die Kollision war perfekt. Beide schieden aus, Schumacher wurde mit einem Punkt Vorsprung Champion. Hill gestand hinterher den Fehler, nicht länger gewartet zu haben, andererseits: Verursacht hat wohl Schumacher den Zusammenstoß, in dem er die Lücke zumachte, in die Hill hineinstach. Die Rennkommissare bewerteten den Crash als Rennunfall.
Es war nicht die einzige Kollision der beiden Dauerrivalen. 1995 in Silverstone folgte schon die nächste unsanfte Begegnung. Gerade in Deutschland war Hill durch die oft auch in den Medien ausgetragenen Kämpfe mit Schumacher nicht gerade beliebt. Anders in Großbritannien, wo er vor allem wegen seiner Bodenständigkeit und seinem einfachen Lebensstil geschätzt wurde.
Rein objektiv betrachtet hätte Hill 1994 und ’95 auch Weltmeister werden können. Andererseits: So überlegen wie 1992, ’93 und dann wieder ’96 war Williams in den beiden Schumacher-WM-Jahren nicht. Daher täuscht das auch etwas. Benetton war mit Williams zumindest gleichauf.
Kritiker von Hill sehen in den Ergebnissen vor der Formel-1 und nach dem WM-Titel die Bestätigung für ihre Argumentation. Freilich hat der heute 54-Jährige in der Formel-3000 kein Rennen gewonnen, aber er hatte dort meistens auch schlechtes Material und großes Pech. Nach seinem Abgang bei Williams – angeblich verlangte er zu viel Geld von Frank Williams – war er nur noch bei Arrows und Jordan, also zwei Mittelklasse-Teams.
Für Arrows hätte er fast den Ungarn-GP 1997 gewonnen, bis in der letzten Runde eine Dichtung im Hydrauliksystem platzte und Jacques Villeneuve noch an Hill vorbeikam. Für Jordan gewann er 1998 den chaotischen Belgien-GP. Beinahe wäre er 1998 übrigens nochmal in ein konkurrenzfähiges Team gekommen: Mit McLaren gab es Verhandlungen, die offenbar Hill abbrach im Glauben, McLaren würde Mika Häkkinen wie einen Nummer-1-Fahrer behandeln. Nachdem er 1999 bei Jordan gegen Heinz-Harald Frentzen (bei Williams sein Nachfolger) blamabel unterging, beendete er motivationslos seine F1-Laufbahn.
Damit ist die Karriere von Damon Hill eigentlich schon erklärt. Aber wie ist der Mensch Damon Hill? Er ist wie bereits erwähnt bodenständig, musste ja auch schon einige Schicksalsschläge verkraften, wie den frühen Tod seines Vaters, aber auch die Tatsache, dass sein erster Sohn Oliver mit dem Down-Syndrom auf die Welt gekommen ist. Heute engagiert sich Hill in verschiedenen Stiftungen für Menschen mit dieser Behinderung.
Sein zweiter Sohn Joshua Hill trat als Rennfahrer in seine Fußstapfen. Er war schon in der F3-Europameisterschaft angekommen, als er 2013 den Rücktritt erklärte um sich der Musik zu widmen. Auch die musikalische Ader hat er vom Vater geerbt: Damon Hill war selbst Musiker, zu Schulzeiten hatte er eine Punkband namens „Sex, Hitler and the Harmones“.
Nach seinem Karriereende sah man Hill an der Seite seines Sohnes noch bei vielen Rennen. Von 2006 bis ’11 war er darüber hinaus auch Präsident des englischen Fahrerclubs BRDC, dem Besitzer der F1-Piste in Silverstone. In einer anderen Rennserie fuhr Hill nicht mehr, sieht man von einem Gaststart 2012 im VW-Scirocco-Cup ab. Beim 24-Stundenrennen von Le Mans war er 1989 in einem Porsche von Richard Lloyd Racing gemeinsam mit Steven Andskär und David Hobbs am Start, schied aber aus. Das IndyCar-Team Newman Haas lockte Hill 1996 mit einem Sechs-Millionen-Dollar-Angebot, aber nach dem F1-Ende 1999 kam auch kein Angebot mehr nach