AJ Foyt (USA)
Mit drei WM-Rennen wird AJ Foyt heute in den WM-Statistiken geführt, mit einem zehnten Rang als beste Platzierung. Wenn man jetzt noch das Rennen und das Jahr benennt, vielleicht noch das Fahrzeug, dann könnte man diesen Fahrer eigentlich schon wieder zu den Akten legen. Aber es würde der großartigen Karriere von AJ Foyt nicht gerecht werden. Der Texaner ist Amerikas erfolgreichster Rennfahrer aller Zeiten!
Zu seinen WM-Rennen kam Foyt, als das Indy-500 noch zur Weltmeisterschaft gerechnet wurde. Wir schreiben also die 50er Jahre. An der Formel-1 an sich hatte der heute 80-Jährige nie Interesse: „Dort fährt der eine dem anderen nach. Da hast du zwei Teamfahrer und plötzlich, wenn der eine mehr Punkte hat, darf der ihn der andere nicht mehr überholen. Ich scheiß mich um niemand, egal, ob es einer ist, der mein zweites Auto fährt, oder ob’s der Herrgott persönlich ist. Wenn ich im Rennauto sitze, dann gibt’s nur eines – Überholen.“
Klare Meinungen, noch klarere Aussagen, manchmal auch unter der Gürtellinie – das war AJ Foyt. Er hatte einen rauen Charakter, solange man nicht zu seinen Freunden zählte. Dann aber durfte man auch die menschliche Seite von AJ Foyt kennen lernen. Seinen Enkelsohn Larry Foyt adoptierte er kurzerhand, als seine Tochter in die Scheidung schlitterte. Noch heute besteht ein enges Band zwischen AJ und Larry Foyt: Den IndyCar-Rennstall Foyt lenken beide gemeinsam, Larry momentan mehr als AJ. Der erholt sich noch immer von einer Operation im Winter.
Manche Experten wollen auch in Abrede stellen, dass Foyt in der Formel-1 ganz groß geworden wäre. Die meisten IndyCar-Rennen fanden damals auf Ovalkursen statt. Rundstreckenrennen fuhr Foyt natürlich auch, das waren aber speziell Langstreckenrennen, wo natürlich mit etwas gedämpften Schaum gefahren wird, als in der Formel-1. Trotzdem ist seine Bilanz auch hier sehr stark: Gleich beim ersten und einzigen Auftritt beim legendären 24-Stundenrennen von Le Mans gewann Foyt. Er pilotierte gemeinsam mit Dan Gurney, noch so einer amerikanischen Rennlegende, einen Ford GT. Auch gehörte in der IndyCar Mario Andretti zu Foyts ärgsten Gegnern – und der wurde immerhin F1-Weltmeister. Vielleicht hätte Foyt das auch gekonnt.
Er hat es nicht darauf angelegt. Stattdessen fuhr er Midgets, NASCAR, Sportwagen und vor allem IndyCar. Sieben Mal wurde er IndyCar-Meister, oftmals auch mit zwei verschiedenen Fahrzeugen in einem Jahr. Die Saison 1964 dominierte er derart, dass er zehn von 13 Rennen für sich entscheiden konnte. Vier Mal gewann er auch das Indy-500 – das gelang ansonsten bisher nur Al Unser und Rick Mears. Foyt gewann auch so viele IndyCar-Rennen wie kein anderer: 67 in der Zahl! Noch 1982 gewann er Rennen, noch 1992 fuhr er Rennen. Dann widmete er sich seinem eigenen Rennstall, der 1996 mit Scott Sharp und 1998 mit Kenny Bräck auch den Meister stellte.
AJ Foyt – er lebt die amerikanische Freiheit wie kein anderer. Eine Anekdote wird erzählt, als Foyt von einem Sheriff wegen Tempoüberschreitung angehalten wurde: „Officer, das Girl hat mir gerade ein Angebot gemacht. Ich war daher in Eile.“ Er packte die Brüste seiner in diesem Bereich äußerst gut gebauten Beifahrerin aus und sagte: „Ehrlich, haben Sie schon einmal solche Titten gesehen.“ Foyt durfte weiterfahren.
Schlecht war Foyt im Verlieren. „Aber das macht nichts. Ich fahre keine Rennen, um zu verlieren.“ Viel öfter siegte er. Die meisten seiner Siege kamen aber, nachdem er 1965 von einem Rennarzt nach einem NASCAR-Unfall für tot erklärt wurde. Sein Rennfahrerkollege Parnelli Jones rettete ihm damals sein Leben.
Noch ein Wort zu Foyts Familie: Sein Vater Tony baute Rennwagen auf, so kam AJ zum Rennsport. Seine beiden Enkel Larry und AJ Foyt IV fuhren selbst IndyCar-Rennen. AJ Foyt IV ist inzwischen Talentscout beim Football-Team von Indianapolis. Foyt ist auch der Patenonkel von John Andretti.