MichaelZ hat geschrieben:
Rudolf Caracciola (GER)
Die Zeit der 30er Jahre wird im GP-Sport gerne als die „Goldene Ära“ bezeichnet. Dabei wird nicht an die Dominanz der deutschen Teams Mercedes Benz und Auto Union angespielt, denn sonst müsste sie ja auch eher „silberne Ära“ heißen. Es geht viel eher darum, dass die Rennwagen für den Stand der damaligen Technik unglaublich leistungsstark waren. Das ist kein Zufall: Die Teams zumindest in Deutschland und Italien wurden auch von den Regierungen finanziell unterstützt. Der Rennsport wurde als Prestige verstanden – und es sollen sogar Kriegstechnologien getestet worden sein.
Zwar sind die Gelder, die von den Regimen in die Rennkassen flossen, kleiner als man denken könnte, trotzdem bleibt die Tatsache, dass die Boliden schnell und mächtig waren – zu schnell für die damaligen Sicherheitsstandard unter anderem an den Rennstrecken. Schwere Unfälle gehörten damals zur Tagesordnung und liest man sich die Biografien der damals aktiven Rennfahrer durch, dann geizt man nicht mit Respekt – oder erklärt sie als verrückt.
Beispiel Rudolf Caracciola: Beim Monaco GP 1933 verunfallte der Deutsche so schwer, dass die Ärzte seine Karriere schon für beendet erklärten. Kein Wunder: Caracciolas Oberschenkel war zertrümmert, die Gelenkkugel zersplittert, sämtliche andere Knochen gebrochen. Doch die Ärzte machten die Rechnung ohne Caracciola. Er kämpfte sich zurück, beim Italien GP 1934 stand er erstmals wieder am Start, doch aufgrund unaushaltbaren Schmerzen übergab er seinen Mercedes Benz an Luigi Fagioli.
Seine erfolgreichste Zeit hatte Caracciola da noch vor sich: Von 1935 bis ‘38 holte er dreimal die Europameisterschaft des GP-Sports, vergleichbar mit der heutigen Weltmeisterschaft. Nur 1936 kämpfte Caracciola mit dem zu kurzen Radstand seines Mercedes-Benz-Rennwagens. Natürlich konnte Caracciola auch auf die Stärke seines Wagens setzen, aber seine Erfolge sind noch umso beeindruckender, wenn man sich vor Augen hält, dass er nach seinem Monaco-Crash mit einem verkürzten rechten Bein (je nach Quelle war das Bein zwischen fünf und zehn Zentimeter kürzer) und einem Hüftschaden fuhr!
Trotzdem gewann er 22 GP-Rennen und besonders im Regen konnte ihm so leicht keiner das Wasser reichen. 1901 kam Caracciola als Sohn eines Hotelbesitzers auf die Welt, bereits mit 15 Jahren machte er dank einer Ausnahmegenehmigung seinen Führerschein. 1922 fuhr er seine ersten Rennen, noch auf Marken wie Fafnir. Die meisten seiner Rennen bestritt er aber mit der Sternen-Marke. Seinen ersten herausragenden Sieg feierte er – natürlich im Regen – 1926 beim Deutschland GP. Mercedes schickte seine B-Mannschaft zum Rennen, darunter war eben auch Caracciola. Zum Einsatz kamen die GP-Rennwagen von 1924. Im Regen konnte keiner Caracciola die Stirn bieten.
In den folgenden Jahren gewann Caracciola mehrere Berg- und Sportwagenrennen, unter anderem als erster Nicht-Italiener die Mille Maglia. Daher rührten wohl auch die Kontakte zu Alfa Romeo. Zu den Italienern wechselte er 1932, 1933 fuhr er dann in Form einer Renngemeinschaft mit Louis Chiton private Alfa Romeos. In Monaco folgte dann ja der Crash. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gewann er fast alle wichtigen Große Preise, unter anderem in Deutschland, Italien, Frankreich und Monaco.
Nach dem Krieg wollte er mit der schweizer Staatsbürgerschaft Beim Indy-500 1946 an den Start gehen. Mit einem Thorne-Special crashte er aber heftig. Über den Unfall ranken sich Mythen, da ist von Sabotage die Rede, ja sogar davon, dass er von einem Patriot angeschossen worden sein soll. Am wahrscheinlichsten dürfte die Variante sein, dass er von einem Vogel im Gesicht getroffen worden ist. Erst in den 50er Jahren kehrte er wieder ans Lenkrad zurück, als Mercedes das große Comeback plante. Zu GP-Rennen kam es aber nicht, weil er sich 1952 in Bern neuerlich einen schweren Rennunfall zuzog.
Caracciola zog sich vom Rennsport und vom öffentlichen Leben zurück. 1959 starb er an Häpatitis, die er sich wohl durch Trinkwasser bei einem Rennen in Tripolis in den 30er Jahren zugezogen haben dürfte.
Da hast seine Ambitionen im 2.Weltkrieg für die Mercedes Rennwagen vergessen und seinen Plan mit den Mercedes in Indy zu fahren .