MichaelZ hat geschrieben:
Chris Amon
1970 wechselte Amon zu March, 1971 zu Matra. Doch richtig Glanzpunkte konnte er nicht mehr setzen. Also lief er Gefahr, 1974 auf dem Transfermarkt zwischen Stuhl und Bank zu fallen. Kurzerhand gründete er sein eigenes Team. Experimentierfreudig war Amon ja, wie das eben so ist mit den Fahrern aus der Region, schließlich haben auch Jack Brabham und Bruce McLaren eigene Teams gegründet. Amon wollte beim Italien GP 1968 einen Brabham BRM privat einsetzen, scheiterte aber an der Qualifikation. 1972 gründete er gemeinsam mit dem ehemaligen BRM-Manager und -Ingenieur eine Firma, die Rennmotoren für die Formel-2 bauen sollte. Für Amon war das ein finanzielles Verlustgeschäft.
Eigentlich hätte er daraus seine Lehren ziehen sollen, stattdessen gründete er 1974 sein eigenes Team, gemeinsam mit seinem Finanzier John Dalton. Doch der wollte natürlich nicht endlos Geld ins Projekt pumpen und so bauten beide einen Business-Plan auf: Sie wollten einen Rennwagen für die Formel-5000 bauen, die aerodynamisch den F1-Boliden quasi glichen, manche F1-Rennwagen wurden auch in die Formel-5000 geschickt. Die F5000-Rennwagen, die von einem Repco-Motor angetrieben werden sollten, sollten verkauft und mit diesem Geld das F1-Projekt finanziert werden. Aber der F5000-Amon wurde nie fertig.
Und auch der F1-Rennwagen, designed vom noch sehr unerfahrenen Gordon Fowell, hinkte dem Zeitplan hinterher. Der Wagen war aerodynamisch schwierig zu fahren, vor allem sehr unzuverlässig. Amon erinnerte sich vor einigen Jahren: „Ich musste mich nur ins Auto setzen, schon fiel irgendetwas ab.“ Drei Nichtqualifikationen, nur in Spanien dabei – aber nicht bis zum Rennende. Das war die Amon-Teambilanz. Noch im selben Jahr hörte er auf und ging zu BRM. Es folgten noch zwei F1-Jahre für Ensign und Wolf aber an alte Erfolge (auch wenn die ganz großen eben ausblieben) konnte Amon nicht mehr anknüpfen.
Das Jahr mit Tecno wäre sicher auch noch erwähnenswert gewesen. Dort hatte Amon ja schon für Fowell ein gutes Wort eingelegt, so dass dieser mit dem Goral-Tecno ein teaminternes Konkurrenzmodell entwickeln konnte, das aber auch nur skurriler aber nicht wirklich besser gewesen ist als das eigentliche "Werksauto". Und trotzdem hat sich Amon dann von Fowell das Auto fürs eigene Team konstruieren lassen...
Für die Zeit bei Ensign kann man dagegen sagen, daß er für das Team unterm Strich ein ziemlicher Glücksfall gewesen ist. Außer vielleicht Regazzoni hat es sonst keiner geschafft, mit den Autos dieses Teams immer wieder so in die vorderen Positionen vorzudringn, auch wenn er dann meistens an der Unzuverlässigkeit der Technik gescheitert ist, weil das Team ständig nur von der Hand in den Mund gelebt hat. Wäre sicherlich interessant gewesen, wie die Kombination Mo Nunn als Konstrukteur und Amon als Fahrer in einem Team mit solider Finanzierung abgeschnitten hätte. Leider kam es dann nach einer Serie von Unfällen aufgrund technischer Defekte zum Bruch zwischen den beiden, weil sich Amon nach dem Lauda-Unfall geweigert hat, wieder ins Auto zu steigen. Und nach dem erneuten Trainingsunfall in Kanada mit dem Wolf-Williams hat er dann wohl endgültig von der Formel 1 genug gehabt.