Wenn einen Tag vor dem historischen 9/11 der 10. September anbricht, dann werden sich einige Motorsportfans noch an das Datum erinnern, an den Tag, als mit dem Tod des deutschen Rennfahrers Wolfgang Graf Berghe von Trips im Jahre 1961 –unglaubliche 50 Jahre ist das her- die Hoffnung auf den ersten deutschen Weltmeister im Motorsport starb.
Was einer nachfolgenden deutschen Rennfahrergeneration in der 60ern und 70ern Jahren mit Fahrern wie Gerhard Mitter, Rolf Stommelen, Jochen Maas oder Hans-Joachim Stuck nicht vergönnt war, mit Stefan Bellof und Manfred Winkelhock 1986 tödlich und tragisch endete, erreichte erst die Generation der Schumachers, Vettels & Co.: Deutsche GP-Triumphe und Weltmeisterschaften in Serie zu gewinnen.
Kaum vermag man sich vorzustellen, dass der Motorsport der 50er bis in die 70er Jahre ein Sport war, der jedes Jahr einen hohen Blutzoll erforderte, dem Spitzenpiloten wie Nachwuchspiloten zum Opfer fielen. Brennende oder zerbrechende Rennwagen, die Bilder sind wohl jedem Rennfan im Gedächtnis, der sich nicht erst seit den 90er-Jahren für den Motorsport und hier speziell für den Monoposto-Sport interessiert.
Motorsport der späten 50er-Jahre, der Zeit als Graf Trips (WGBvT) seine Karriere, zuerst auf dem Motorrad, begann, war auch die Zeit der Amateure und Bastler, die Zeit der Privatteams, die am Wochenende ihre Renner auf Transportern zu den europäischen Kursen brachten, um sich im Kampf Mann gegen Mann erbitterte, aber sportlich faire Kämpfe um WM-Punkte und überlebenswichtige Prämien zu liefern.
Trips startete zuerst mit einem privaten Porsche 356 (mit 1.300 Kubikzentimeter-Motor) bei Rennen in Deutschland sowie der Mille Miglia in Italien. Aufgrund einiger bemerkenswerter Auftritte wurde Mercedes-Rennleiter Alfred Neubauer auf ihn aufmerksam und ermöglichte ihm Starts auf Mercedes-Sportwagen. Nach dem Rückzug von Mercedes startete Trips, der auch immer wieder kleinere Formel Junior-Rennen bestritt, auf Porsche, bevor der legendäre Enzo Ferrari auf ihn aufmerksam wurde und ihm einen F1-Ferrari bei einigen Formel 1 Rennen ab 1956 zur Verfügung stellte.
1961 schien Trips am Zenit angekommen. Er gewann die Targa Florio auf Ferrari, war der erste Deutsche der einen Grand Prix gewinnen konnte und kam als WM-Spitzenreiter zum Grand Prix von Italien, der damals auf der kombinierten Strecke mit berüchtigtem Steilwandoval gefahren wurde. WGBvT erzielte die schnellste Trainingszeit und der Gewinn der Weltmeisterschaft schien sicher, als sich in der 2. Runde sein Ferrari und der Lotus von Jim Clark berührten. Bei diesem Unfall wurde Graf Trips sowie 15 Zuschauer, die dicht gedrängt hinter einem Maschendrahtzaun standen, getötet.
Wenn man heute die Karrieren der Schumacher und Co. betrachtet, dann denkt man vielleicht auch daran, dass Graf Trips es war, der um 1960 die Karts (damals noch „Go Kart“) nach Deutschland brachte und der sich bereits in jungen Jahren seiner Karriere Gedanken um die Zukunft des Rennsports sowie der Sicherheit des Straßenverkehrs machte und mit dem Bau und Vertrieb eines eigenen Formel Junior-Rennwagens, dem TCA, helfen wollte, jungen, hoffnungsvollen Rennfahrern einen Karriereschub zu verschaffen.
Hätte es den 10. September 1961 und seine Folgen nicht gegeben, wer weiß, vielleicht wäre Graf Trips der erste deutsche F1-Weltmeister geworden. Würde er heute noch leben, hätte sein Namen sicherlich eine Strahlkraft, wie sie Fritz Walter oder Franz Beckenbauer für den Fußball oder beispielsweise Max Schmeling für den Boxsport in Deutschland haben und gehabt haben.
Infos über Graf Trips finden Interessierte im Internet (bewegte Bilder in youtube), Bücher gibt es beispielsweise von Födisch oder Louis über Internet oder im Handel zu erwerben. Wer mehr wissen möchte, dem empfehle ich einen Besuch der „Villa Trips“, direkt neben der Burg Hemmersbach in Kerpen-Horrem, dem Stammsitz der Familie Trips (nur sonntags nachmittags geöffnet). Die Villa Trips ist ein kleines Rennsportmuseum mit einigen seiner Rennwagen, sowie weiteren Exponaten aus seinem Leben, Filme, Tondokumente und eine sehr große Motorsport-Bibliothek, die zum Schmökern einlädt.