Foren-Übersicht / Formel 1 / Historisches

Ginther ?!

Das Formel 1 Forum früherer Tage...

Beitrag Montag, 26. März 2001

Beiträge: 1873
Hallo,

ich habe eben den Namen "Ginther" gelesen. Dieser Fahrer hat auf Honda einen GP gewinnen können. Mehr weiß ich aber nicht über ihn.

Könnte mir einer von euch einige Fakten zu Ginther geben ?

danke :)[br]----------------[br]mit freundlichen Grüssen

Daniel "Grovi" Grosvarlet
Chefredakteur F1Welt.com
mit freundlichen Grüßen

Daniel Grosvarlet

Beitrag Montag, 26. März 2001

Beiträge: 1076
Servus Daniel,

Deine Frage bezieht sich auf einen Fahrer, der mit seinem einzigen Grand Prix Sieg (1965 in Mexico) gleich für mehrere Meilensteine in den Statistiken gesorgt hat : Richie Ginther ist der erste Name in den jeweils imposanten Siegerlisten sowohl von Honda als auch Goodyear !

Nebenbei wurde er durch diesen Triumph auch der letzte Sieger in der 1,5 Liter F1 (ab 1966 fuhr man mit 3000ccm Hubraum).

Aber der Reihe nach: der 1930 in Hollywood geborene Amerikaner bestritt 21jährig auf einem MG seine ersten Rennen, bevor es zwei Jahre später ernst wurde, als er zusammen mit Phil Hill auf Ferrari bei der Carrera Panamericana antrat, wegen Unfall aber ausschied. 1954 hielt er sich mit einem zweiten Platz im selben Rennen schadlos.
Die nächsten paar Jahre blieb er Ferrari treu und machte durch einen weiteren zweiten Platz (mit Wolfgang von Trips) bei den 1000 km von Buenos Aires so auf sich aufmerksam, dass er einen Werksvertrag bekam. Dabei beeindruckte er 1960 in seinen ersten drei GPs mit jeweils 6. Plätzen in Monaco und Holland, sowie als Zweiter in Monza. Ferrari erkannte seine technischen Fähigkeiten und machte ihn zum Haupt-Testfahrer für 1961, als sie die F1 dominierten. Seinen besten Grand Prix in diesem Jahr beendete Richie als Zweiter in Monaco.
Überraschenderweise wurde sein Vertrag für 1962 nicht verlängert, worauf er für drei Jahre zu BRM wechselte. Dort fuhr er 1963 seine beste Saison, als er punktgleich mit seinem Teamkollegen (Titelverteidiger Graham Hill) hinter dem neuen Champion Jim Clark Vizeweltmeister wurde. Auch 1964 bewies er seinen materialschonenden Fahrstil, indem er jeden GP beendete (wenn auch nicht in den Punkten) und guter Vierter im Endklassement wurde.
Für 1965 heuerte ihn Honda wegen seiner Erfahrung an; dies führte im letzten Saisonrennen zum schon angesprochenen ersten Sieg. Die ersten Rennen 1966 startete Ginther auf Cooper, da Honda nach dem Wechsel des Motorenreglements erst zum Ende des Jahres bereit war. In Monza hatte er wegen eines Reifendefekts einen Riesenunfall, und schloß sich daraufhin für 1967 dem Eagle-Rennstall von Dan Gurney an. Im nicht zur WM zählenden Race of Champions lag er bis zum Ausfall an 2. Stelle, um sich darauf zum Monaco GP nicht qualifizieren zu können. Während des folgenden Trainings für das Indy 500 erklärte er seinen Rücktritt vom Rennsport.
Kurzzeitig widmete er sich noch Manageraufgaben, bevor er im wahrsten Sinn des Wortes ausstieg und einige Jahre in einem Wohnwagen in der Wüste lebte.
Als er 1989 die 40-Jahr-Feiern von BRM besuchte, schien er sehr krank zu sein. Nur wenige Tage später erlag er während eines Urlaubs in Frankreich einem Herzinfarkt.

Obwohl es für Richie Ginther nicht ganz für die absolute Topklasse reichte, war er die perfekte Nr. 2, was er bei 52 GP-Starts mit 1 Sieg, 3 schnellsten Runden und 107 WM-Punkten unterstrich.

Viele Grüße Hans

Beitrag Montag, 26. März 2001

Beiträge: 3551
Wahnsinn, ich bin überzeugt davon das F1Welt.com das Beste Yesterday Team überhaupt hat. :)
Riesen Kompliment...
[br]----------------[br]Der unwissende Steffen :rolleyes:
Gruß Steffen

Beitrag Dienstag, 27. März 2001

Beiträge: 1873
Hallo,

vielen vielen Dank :) Ihr seit einfach Genial !!!

Was haltet ihr von einem Auftritt bei Wetten Dass ? :) :)[br]----------------[br]mit freundlichen Grüssen

Daniel "Grovi" Grosvarlet
Chefredakteur F1Welt.com
mit freundlichen Grüßen

Daniel Grosvarlet

Beitrag Freitag, 30. März 2001

Beiträge: 1918
Phantastisch!
Was ich so bewundere ist nicht nur Euer enormes Fachwissen, sondern auch die gnadenlose Reaktionsschnelligkeit...
3 Stunden nach GROVI's Frage stand die Antwort parat...
Ihr seid echt immer am Ball...
Klasse!!![br]----------------[br]...milde Grüße von der Bleiche ohne Chlor
Bild
... milde Grüße von der Bleiche ohne Chlor :bounce:

Beitrag Sonntag, 04. April 2010

Beiträge: 45812
Ginther war also 1961 Testfahrer bei Ferrari. Aus welchen Gründen waren Fahrer damals Testfahrer, ich mein Ginther war Rennfahrer und wollte sicherlich Rennen fahren und nicht testen...
Die Tests damals sind mit den heutigen ja kaum vergleichbar...

Beitrag Sonntag, 04. April 2010

Beiträge: 4399
Die Rennen lagen meistens weiter ausseinander da konnte m an einiges Versuchen. Damals war Ferrari regelmässiger Gast auf dem Flugplatz von Modena. Man wählte den der die genauesten Aussagen machen konnte, ausser der Rundenzeit hatte man damals ja keine anderer Informations möglichkeit. Ich glaube aber das dies bei einigen Teams in England ebenfalls gemacht wurde. So hatte z.B. Lotus als Sie nach Ethel zogen und direkt vor der Türe auf dem Flugplatz testen konnte.

Versuche wurden bei Ferrari übrigens auch auf den Strassen in der Gegend der Fabrik gefahren, wenn auch bedeutend häuffiger mit den Sportwagen.

Später gingen diese Aufgaben immer mehr an Ingenieure über, möglichst solche die auch fähig waren an Rennen teilzunehmen.

Dies dauerte bis man immer mehr mit Elektronik alles aufzeichnen konnte, da kehrten die reinen Fahrer zurück.

.

Beitrag Sonntag, 04. April 2010
AWE AWE

Beiträge: 13287
MichaelZ hat geschrieben:
Ginther war also 1961 Testfahrer bei Ferrari. Aus welchen Gründen waren Fahrer damals Testfahrer, ich mein Ginther war Rennfahrer und wollte sicherlich Rennen fahren und nicht testen...
Die Tests damals sind mit den heutigen ja kaum vergleichbar...



Ginther fuhr ja schon ein paar Jahre bei Ferrari im Sportwagenbereich und 1960 auch als Lückenfüller in der F1 .Dabei fuhr er teilweise sogar F2 Autos .
Er hatte bei Ferrari den Ruf des ausgezeichneten Technikers und das machte sich Ferrari einfach zu nutze.
Ausserdem war es ja nicht so das Ginther 1961 zum Testfahrer verdonnert gewesen wäre sondern er fuhr ja auch als dritter Stammfahrer die Grand Prix´s mit und das nicht so erfolglos .
Da aber Hill und Trips bei Ferrari die gesetzten Fahrer waren hat sich Ginther bereits Mitte 1960 mit Owen Racing Org. für 1962 geeinigt so das der Unfall von Trips in Monza seine Zukunft nicht mehr beeinflussen konnte .

Beitrag Sonntag, 04. April 2010

Beiträge: 266
Ich weiß nicht, woher der Begriff Testfahrer für Ginther in der 1961er-Saison kommt. Ich glaube sogar, dass die Bezeichnung in diesem Zusammenhang falsch ist.

Ginther war 1961 Fahrer Nr. 3 im Ferrari-Team und startete bei allen GPs der Saison.

Später in der Saison kamen Willy Mairesse, Giancarlo Baghetti und Ricardo Rodriguez im Ferrari zum Einsatz, teilweise in "Leih"-Ferraris. War Baghettis Ferrari beim GP in Belgien in Spa nicht sogar in Gelb lackiert?

Egal, Ginther war kein Test- und Ersatzfahrer im heutigen Sinne, sondern eine echte Nr. 3, das sich auch bei der Nummern-Vergabe zu einem GP äußerte. Oftmals in dieser Saison startete Ferrari mit den Nummern 2, 3 und 4.

Gruß, gavamar

Beitrag Montag, 05. April 2010
AWE AWE

Beiträge: 13287
gavamar hat geschrieben:
Ich weiß nicht, woher der Begriff Testfahrer für Ginther in der 1961er-Saison kommt. Ich glaube sogar, dass die Bezeichnung in diesem Zusammenhang falsch ist.

Ginther war 1961 Fahrer Nr. 3 im Ferrari-Team und startete bei allen GPs der Saison.

Später in der Saison kamen Willy Mairesse, Giancarlo Baghetti und Ricardo Rodriguez im Ferrari zum Einsatz, teilweise in "Leih"-Ferraris. War Baghettis Ferrari beim GP in Belgien in Spa nicht sogar in Gelb lackiert?

Egal, Ginther war kein Test- und Ersatzfahrer im heutigen Sinne, sondern eine echte Nr. 3, das sich auch bei der Nummern-Vergabe zu einem GP äußerte. Oftmals in dieser Saison startete Ferrari mit den Nummern 2, 3 und 4.

Gruß, gavamar



Gelb war der 156 von Gendebien in Belgien 1961
Der Baghetti 156 war kein Ferrari der von der Scuderia Ferrari eingesetzt wurde sondern in Frankreich vom Team ( oder sollte man eher sagen Interessengemeinschaft ) FISA und dann später von einem der Initiatoren ,der Scuderia Sant Ambroeus und der Wagen war meines Wissens rot .

Beitrag Montag, 05. April 2010

Beiträge: 4399
Nun dritter Fahrer oder nicht Tatsache ist das die meisten Tests in Modena von Ginter gefahren wurden und damals nicht Testfahrer genannt wurde, eine Bezeichnung die damals nur die erhielten welche die Serienwagenabnahme fuhren.
Da hatte übrigens Ferrari einen, erinnere mich nicht an den Namen, der manchmal auch die F1 testete vor allem bei der ersten ausfahrt der konnte es mit den Meisten Fahrern die in der F1 eingesetzt wurden durchaus aufnehmen.

.

Beitrag Montag, 05. April 2010

Beiträge: 4406
Hier ein Bild von Ginther im Ferrari 1961
Bild
Foto: Internt

Im Honda 1965
Bild
Foto: Rottensteiner
Bin nicht weg ... aber auch nicht da.

Beitrag Montag, 05. April 2010

Beiträge: 45812
Danke für die Infos!

Beitrag Montag, 05. April 2010

Beiträge: 317
Die vermutlich beste Episode aus Ginthers Ferrari-Tagen stammt von Testfahrten, die in Monza unter Einbeziehung der überhöhten Hochgeschwindigkeitskurven stattfanden. Als Ginther nach weniger Runden als geplant an die Boxen kam und die Mechaniker ihm vorhielten, er sei zu früh, sagte Ginther: „Moment, der Motor macht es nicht mehr lange, ich spüre Vibrationen.“ Also drehten die Mechaniker den Motor in den Boxen hoch und meinten, alles sei in Ordnung. Ginther wollte trotzdem nicht wieder fahren und erklärte, ein Motorschaden im Oval sei nicht so angenehm; der Motor würde nur noch 12 Runden halten, wobei er diese Zahl natürlich schlicht ins Blaue hinein genannt hatte.
Als man jedoch Willy Mairesse in den Ferrari setzte und der Motor nach genau 12 Runden hoch ging, galt Ginther wegen seiner präzisen Vorhersage fortan bei den Ferrari-Mechanikern als „Magier“.
(Quelle: Alan Henry „Ferrari – The Grand Prix Cars“, 1984, S. 152)
bschenker hat geschrieben:
Da hatte übrigens Ferrari einen, erinnere mich nicht an den Namen, der manchmal auch die F1 testete vor allem bei der ersten ausfahrt der konnte es mit den Meisten Fahrern die in der F1 eingesetzt wurden durchaus aufnehmen..
Martino Severi?

Beitrag Montag, 05. April 2010

Beiträge: 45812
Interessante Geschichte, danke!


Zurück zu Historisches

cron