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Gilles Villeneuve "contra" Didier Pironi

Das Formel 1 Forum früherer Tage...

Beitrag Mittwoch, 11. April 2001
Tom Tom

Beiträge: 2713
Hi,

bezugnehmend auf die Kritik (per Mail und Anfrage aus einer weiteren Mail)
eines Mitarbeiters dieser Seite, will ich hier zu meinem History - Report
"Didier Pironi - Der wahre Weltmeister 1982 ?" Stellung nehmen.

>....dabei hat mir der Titel "Didier Pironi - der wahre Weltmeister 1982"
absolut nicht gefallen....

Ursprünglich sollte der History - Report den Titel "Didier Pironi - Das
Pokerface" tragen, nur war Pironi (meiner Meinung) einer der größten Fahrer
"seiner Zeit" und hätte sein großes Ziel, den Weltmeister - Titel um
Haaresbreite erreicht. Bei seiner beeindruckenden Saison 1980 im "Team
Laffite" führte er in mehreren GPs, siegte in Zolder und holte sich die
Aufmerksamkeit von Enzo Ferrari. So war der Titel einer (der einzigen
deutschsprachigen und hervorragenden) Pironi - Homepage und seine
Leistungen als Teamkapitän 1982 für mich ausschlaggebend, die Frage
(wiederhole: Frage)
"Didier Pironi - Der wahre Weltmeister 1982 ?" in den Raum zu stellen.


>.......aber dass Didier Pironi der wahre Weltmeister ist, das möchte ich
mal stark bezweifeln........

Der Report bringt eine Meinung zum Ausdruck, dies soll aber keineswegs die
Leistung eines Keke Rosberg schmälern, der sich regelrecht durch seine
ersten Formel 1 - Jahre kämpfen mußte, ehe er 1982 bei Williams unterkam.
Durch konstante Fahrt holte sich Keke (ohne Turbo) 1982 die meisten Punkte
und wurde damit Weltmeister.
In Imola "setzte Pironi ein Zeichen" (durch Nichtbeachtung der Teamorder)
und zeigte nach dem tragischem Tod von Teamkollege Villeneuve als Nummer 1 -
Pilot (das erste Mal in seiner Karriere) sein wahres Potential. Bei
"normalem Saisonausklang" wäre Didier wohl der erste Turboweltmeister
geworden und an diese Zeilen sollte der Titel erinnern.

Durchschnittspunkte "der großen Drei" pro GP im Jahre 1982:

Rosberg 2,9
Pironi 3,9
Watson 2,6


>.......es ist ja wohl ganz klar, dass Gilles Villeneuve der wahre
Weltmeister ist, oder etwa nicht ?

Jetzt wird es hoch interessant:
Die Zeit nach Imola (GP) und vor Zolder (Training) hat viel zwischen den
beiden Ferrari - Piloten verändert (wirft viele Fragen auf: z.B. wie wäre
Gilles damit klar gekommen ?) und ist
wohl der "Schlüssel" zum Weltmeisterschaftsausgang 1982 ............!
Vielleicht kann uns Hans hierzu eine Diskussionsvorlage (u.a. Journalist Nigel Roebuck von Autosport)
geben ?

Gilles Villeneuve war ehrlich, mutig, sowie ein sehr spektakulärer und
geradliniger Fahrer. Ein "Vollblutracer", der den Kampf "Mann gegen Mann"
liebte. Es hat keinen Fahrer gegeben, der mich mehr begeisterte, als den
kleinen Kanadier.


>.........ich weiß zwar, dass Jody Scheckter kein würdiger Weltmeister ist,
weil sein
jeweiliger Teamkollege oft zurückgepfiffen wurde, um ihm die Punkte zu
überlassen.........


Warum, Jody war zweimal Dritter, einmal Zweiter, dann Weltmeister. Er war
also ein
würdiger Weltmeister !!!
Beispiel: Jody holte in seiner ersten Formel 1 - Saison auf Tyrrell - Ford
zwei Siege und hatte vor dem vorletzten GP nur einen Punkt Rückstand auf
WM - Leader Regazzoni.
Schade allerdings nur das Jahr: 1979, hätte Gilles den Titel
gegönnt.........

Teamkollegen:

1974-76 Depailler
In Anderstorp (Schweden) 1974 gab es einen Doppelsieg, wäre wohl die einzige
Möglichkeit gewesen, also wo wurde der erfahrene Depailler zurückgefiffen
?

1977-78 alleine
Bei Walter Wolf wird Jody zum Hauptgegner für Niki Lauda und holt sich den
Vizetitel.

1979-80 Villeneuve
Jody kam zu Ferrari um endlich Weltmeister zu werden, ob er mit besseren Material versorgt wurde (z.B. Motor) bleibt spekulativ.
Gilles startete Furios in die Saison (Siege in Südafrika, Long Beach und war
WM - Leader), die Saison wurde in zwei Hälften geteilt und 3 Nullen zum
Abschluß der "Halbserie" brachten (den teilweise ungestümen) Villeneuve ins
Hintertreffen und so schaffte ein mächtig aufholender Jody den Grundstein
für den Titel.
(30-20 gegenüber Villeneuve). Teil 2 der Saison: Seriensieger Jones (4 Siege
spielte nach verpatzten Auftakt (4 Punkte) keine Rolle mehr. Gilles und
Laffite machten Jagd auf Jody. Die Situation vor Monza: Gewinnt Scheckter
und Laffite wird nicht Zweiter, ist der Titel sicher bei Ferrari. und so
wurde eine "Marschroute" ausgelegt. Der im Training hinter Jody
qualifizierte Gilles sollte "Manndecker" spielen. Die Rechnung ging auf:
Ferrari hatte den Titel und Gilles zeigte wahre Größe, indem er sich an
Abmachungen und (erfahrene ?) Rangordnung im Team hielt.
Kurioserweise wäre bei umgekehrten Rennausgang oder anderer Aufteilung der Hälften(aufgrund der
Streichresultate 51-47, die Punkte von Gilles zweiten Platz im 8.GP in Dijon wurden gestrichen)
Gilles Weltmeister geworden...........aber das wußte in Monza noch keiner.

1979 in Monza war der einzige GP, in dem ein Teamkollege von Scheckter
zurückgefiffen wurde, aber auch der wichtigste...............


Tja, unbelohnte Helden (sie werden in unseren Herzen weiterleben) hat es
viele in der Formel 1 gegeben (z.B. Sterling Moss, Carlos Reutemann usw),
aber hätte, wenn und aber zählt in diesem Sport leider
nichts................

aber (!) diese Motorsportfrage beschäftigt mich am meisten:
Wie hätte sich die Formel 1 Weltmeisterschaft 1982 nach Imola (ohne der Tragödie von Zolder) mit Gilles und
Didier weiterentwickelt ???

Bin gespannt auf Eure Antworten !












[br]----------------[br]Gruß

Tom
Herzliche Grüße

Tom

Beitrag Freitag, 13. April 2001

Beiträge: 3551
Hi,

ich bin auch ganz Sebastians Meinung. Ich hab mich einigermaßen mit der Zeit beschäftigt und denke Pironi hatte nie die Art von Speed, wie sie Villeneuve hatte.
Gilles wäre sicher Weltmeister geworden....
[br]----------------[br]Der unwissende Steffen :rolleyes:
Gruß Steffen

Beitrag Samstag, 05. Mai 2001
Tom Tom

Beiträge: 2713
Hi Sebastian, Steffen und Co,

hätte es einen "fairen Kampf" ohne schwerere Unfälle um die WM - Krone 1982 gegeben, wäre wohl Gilles im teaminternen Duell als Sieger hervorgegangen.
Es ist richtig, Didier hatte nie "die Art von Speed" wie Gilles, hat aber in Imola "ein Zeichen" gesetzt (auch im Team ?) und seinen Teamkollegen damit verunsichert.
Gilles, der sich in seiner Karriere immer fair verhielt, auch im Kampf Mann gegen Mann, fühlte sich schwer betrogen und verletzt.
War Zolder eine "Nachwirkung von Imola" oder "nur ein Missverständnis" mit Maas oder ganz einfach Schicksal ???
Wie hätte sich die Formel 1 Weltmeisterschaft 1982 nach Imola (ohne der Tragödie von Zolder) mit Gilles und
Didier weiterentwickelt ???


[br]----------------[br]Gruß

Tom
Herzliche Grüße

Tom

Beitrag Sonntag, 17. Juni 2001

Beiträge: 580
Ich finde es müsig, darüber zu diskutieren, wer der wahre Weltmeister des Jahres 1982 ist. Keke Rosberg wurde Weltmeister ob verdient oder nicht, darüber kann man sicher streiten.
Unbestritten ist auch, daß durch den tragischen Tod von Gilles Villeneuve ein sehr sehr spannendes Duell ausgeblieben ist. Wir hätten sicher (ok ich nicht, weil ich noch zu jung war) noch einige spannende und beinharte Rennen á la Imola erlebt.

Sowohl Villeneuve als auch Pironi wären ohne Zweifel würdige Weltmeister gewesen. [br]----------------[br]Gruß

Stefan alias Apocolocyntosis

Beitrag Sonntag, 17. Juni 2001

Beiträge: 1076
Servus Stefan,

Würde und Didier Pironi bringe ich leider nicht so recht auf die Reihe (Imola und seinen Betrug an Gilles kann ich eben nicht vergessen), aber sonst stimme ich Dir zu, auch was Keke betrifft.

Mehr zur Gilles/Pironi-Fehde (hoffentlich) demnächst in YESTERDAY !

Viele Grüße Hans

Beitrag Mittwoch, 07. April 2004

Beiträge: 588
Vom Speed her war Gilles klar besser als Didier.
Allerdings bezweifle ich sehr stark, daß er in der WM-Endabrechnung vor Pironi gewesen wäre. Villeneuve sah jedes Rennen für sich und konnte gar nicht taktisch fahren.
Daher hätte er ganz sicher mehr Ausfälle als Pironi verbucht. Dieser wäre ohne seinen Hockenheim-Unfall auf jeden Fall Weltmeister 1982 geworden. Ob Villeneuve ohne seinen Zolder-Unfall Weltmeister geworden wäre, ist mehr als fraglich.

Was sich ohne die beiden Unfälle geändert hätte: Ferrari hätte auf jeden Fall die Weltmeisterschaften 1982 und 1983 gewonnen.

Beitrag Donnerstag, 08. April 2004

Beiträge: 8060
Lauda nannte ihn DER GIGANT. Wobei man sagen muss; Villeneuve baslelte schon sehr gerne an seiner eigenen Legende und schwamm gerne gegen den Strom. Ich zweifle etwas an seiner 'Ernsthaftigkeit' im Bezug auf sein Rennfahrer-Dasein.

Beitrag Dienstag, 13. April 2004
Tom Tom

Beiträge: 2713
@mikel, Alonso und Co,
herzlich willkommen im Forum Yesterday !

Das Thema ist seit Erscheinen des lange überfälligen Buches "Didier - Dreams and Nightmares" wieder brandaktuell. Es enthält viele interessante Hintergründe über die Beziehung zu Gilles (z.B. Imola 82), die wir zum Teil noch hier veröffentlichen werden.

Bestellung auf unserer (Redaktion Yesterday) Partnerseite:
www.didierpironi.com


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