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Geteilte Platzierungen

Das Formel 1 Forum früherer Tage...

Beitrag Dienstag, 16. Januar 2001

Beiträge: 159
Hi fans!
Was mich schon lange an den Ergebnislisten der Formel 1 fasziniert, sind die Rennen der '50er und '60er Jahre, in denen sich zwei (zum Teil sogar drei!) Piloten in einem Lauf das Cockpit eines Boliden geteilt haben!
Wie ging so ein Tausch vonstatten? Entschieden sich die Fahrer schon vor dem Rennen dafür und überlegten sich zusammen mit dem Teamkollegen und Teamchef eine Strategie oder fuhren sie (wie beim extrem heissen Argentinien-GP 1955) bis zur völligen Erschöpfung und baten dann an der Box um Auswechslung? War diese Teilung eine Möglichkeit junge, unerfahrene Nachwuchsfahrer unter Rennbedingungen zu testen??
In einigen Rennen wurden doch auch einfach nur die Nummer-2-Piloten an die Box beordert, um dem Toppiloten des Teams, der ausgefallen war, die Möglichkeit zu geben noch in die Punkte zu fahren (soviel dazu, dass es von Ferrari unsportlich ist noch heute den Nummer-2-Fahrer-Status aufrecht zu erhalten!!!) ;)
Kann mir irgendjemand erklären, warum es noch nach der Abschaffung dieser Regelung im Jahre 1958 in einigen Fällen (ITA 1958 und ARG 1960) zum Fahrertausch kam, obwohl die Fahrer anschliessend disqualifiziert wurden? War etwa einigen Teams die neue Regelung nicht bekannt (2 Jahre nach deren Einführung???)

Ich harre eurer Antwort
bis die Tage
Olli 8)

Beitrag Freitag, 19. Januar 2001

Beiträge: 1076
Servus Olli,

Deine ersten Vermutungen, was Erschöpfung o.Ä. betrifft, sind die Hauptursache für die Cockpitwechsel in den Fünfzigern.
Wenn Du dazu noch bedenkst, daß in den damaligen Zeiten die Teams ihre Etats in erster Linie durch Start- und Preisgelder decken mußten (der erste branchenfremde Sponsor kam ja erst 1968 mit Gold Leaf zu Lotus; auch von TV-Rechten und damit verbundenen Einnahmen konnte noch niemand träumen), waren die Teamchefs sehr wohl darauf erpicht, ihre Wagen so weit vorne wie möglich ins Ziel zu bringen, auch wenn es dafür keine WM-Punkte gab.
Ein weiterer Vorteil lag darin, daß man dem Gegner auf diese Weise auch Punkte wegnehmen konnte, da diese ja nicht vergeben wurden und niemand im Klassement nachrückte.

Nun aber zu Deinen angesprochenen GPs: in Italien 1958 übernahm der Amerikaner Carroll Shelby (übrigens später wegen seiner AC Cobras zu Berühmtheit gelangt) den Maserati seines Landsmanns Masten Gregory (mit Jochen Rindt Le Mans-Sieger 1965), da dieser noch an den Folgen einer kurz zuvor bei einem Trainingsunfall in Silverstone erlittenen Schulterverletzung litt. Da Shelby für das Team Centro-Sud Maserati gestartet war (Gregory für Temple Buell), verlor die "Paarung" zunächst ihren 4. Platz, wurde aber nach einem erfolgreichen Protest doch gewertet (natürlich nicht für die WM).
In Argentinien "erlöste" der mit gebrochener hinterer Aufhängung ausgefallene Stirling Moss den erschöpften Teamkollegen Maurice Trintignant und übernahm dessen Cooper-Climax, mit dem er schließlich als Dritter ins Ziel kam. Auch dafür gab's natürlich keine WM-Punkte.

Von den vier angesprochenen Fahrern traf die Regelung Shelby am härtesten, da dies seine einzige Platzierung bei einer seiner neun Grand Prix-Teilnahmen in den Punkten war; leider bekam er sie nicht und taucht somit auch nicht in den WM-Punkte-Statistiken auf.

Viele Grüße Hans

Beitrag Montag, 22. Januar 2001

Beiträge: 159
Hallo Hans!
Danke für Deine ausführliche Antwort! Da bin ich wieder ein Stückchen schlauer. Du musst eine Menge Formel 1-Literatur besitzen, da Deine Beiträge immer sehr umfangreich und gründlich recherchiert sind. Oder hast Du etwa alle diese Daten im Kopf???
Dann verdienst Du meinen tiefen Respekt!
Nochmals danke!

bis die Tage
Olli 8)

Beitrag Sonntag, 28. Februar 2010

Beiträge: 45834
Was ich nicht verstehe: Wie kommen so Punkte wie 1,235 oder sowas zustande, gibts ja auch, nicht nur halbierte Punkte...

Beitrag Sonntag, 28. Februar 2010
CMR CMR

Beiträge: 4496
MichaelZ hat geschrieben:
Was ich nicht verstehe: Wie kommen so Punkte wie 1,235 oder sowas zustande, gibts ja auch, nicht nur halbierte Punkte...

Vielleicht von der schnellsten Rennrunde? Da gabs früher auch Punkte und wenn dann mehrere die gleiche Zeit haben, wurde der Punkt eben geteilt. Da die Zeitmessung nicht so genau war, so meist zehntelgenau, und noch per Hand gestoppt wurde, kann es durchaus vorkommen, daß mehrere Fahrer die gleiche Zeit haben.

Beitrag Sonntag, 28. Februar 2010

Beiträge: 45834
Job das könnte die Erklärung sein, danke!

Beitrag Sonntag, 28. Februar 2010
AWE AWE

Beiträge: 13287
MichaelZ hat geschrieben:
Job das könnte die Erklärung sein, danke!




Schau dir die beiden GPs England 1954 und Argentinien 1955 an .
Das sind die beiden GPs die für diese Zahlen ausserhalb der Komma 5 bzw. vollen Punktesätze verantwortlich sind .

Beitrag Sonntag, 28. Februar 2010
0ph 0ph

Beiträge: 1358
England '54: 7 Fahrer mit der schnellsten Rennrunde: 1.50.000

Aber an Argentinien '55 fällt mir nichts auf :roteyes:

Beitrag Sonntag, 28. Februar 2010
AWE AWE

Beiträge: 13287
0ph hat geschrieben:
England '54: 7 Fahrer mit der schnellsten Rennrunde: 1.50.000

Aber an Argentinien '55 fällt mir nichts auf :roteyes:



Argentinien 1955war bei Ferrari die große Swinger Party ,jeder durfte mal mit jedem :-)

Auf Platz 2 wurden gewertet

Gonzales 60 Runden
Farina 20 Runden
Trintignant 16 Runden

Auf Platz 2 wurden gewertet

Farina 50 Runden
Maglioli 22 Runden
Trintignant 22 Runden


Im Endergebnis bekam

Trintignant 3.33 Pkt.
Farina 3.33 Pkt.
Magioli 1.33 Pkt.

Beitrag Dienstag, 02. März 2010

Beiträge: 945
Habe Jose-Froilan Gonzalez als Beispiel genommen und seine WM-Rennen mal hinsichtlich Wagenwechsel betrachtet:

1951:
Beim Frankreich GP in Reims übernahm Ascari nach Getriebeschaden an seinem Ferrari den Wagen von Gonzalez und beide wurden Zweite. Es gab halbe Punkte.

1953:
In Zandvoort schied er mit Achsschaden aus und übernahm den Wagen von Felice Bonetto; auch hier gab´s halbe Punkte für beide.
In Silverstone fuhr er die gleiche schnellste Runde wie Ascari, daher für beide nur ein halber WM-Punkt

1954:
In Spa nach einer Runde Motorschaden, später den Wagen von Hawthorn übernommen und Vierter geworden; Punkte geteilt
Auf dem Nürburgring war´s umgekehrt. Hawthorn nach drei Runden mit Achsbruch raus. Er übernahm Gonzalez Wagen und beide wurden Zweite hinter Fangio; wieder halbe Punkte.
In Monza viel Gonzalez nach 16 Runden mit Getriebeschaden aus, übernahm den Wagen von Umberto Maglioli und beide wurden Dritte; Punkte geteilt.
In Silverstone war er einer von 7 Fahrern mit der schnellsten Runde (Ascari, Behra, Fangio, Hawthorn, Marimon und Moss); der eine Punkt wurde somit gesiebtelt!

1955:
In Buenos Aires bei mörderischer Hitze gab Gonzalez wegen Erschöpfung auf. Giuseppe Farina übernahm seinen Wagen. Nachdem auch Trintignant wegen Getriebeschaden aufgeben mußte übernahm dieser wiederum den Wagen von Farina; Punkte gedrittelt.

1957:
In Argentinien übergab Gonzalez in der 41. Runde den Wagen an Alfonso de Portago; am Ende Rang 5, es blieb ein Pünktchen übrig.


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